die schöne und kluge, aber ausschweifende Gemahlin des oström.
FeldherrnBelisar, die
Tochter eines Wagenwettrenners und einer
Hetäre, Genossin und
Vertraute der
KaiserinTheodora, bahnte durch diese ihrem Gemahl
den Weg zu seiner hohen
Stellung im
Heer, teilte mit ihm alle
Gefahren mutig, verbitterte ihm aber durch Buhlerei und
Untreue
das
Leben. Ihr eigner Sohn Photius aus erster
Ehe, der
Belisar zur
Ergreifung strenger Maßregeln gegen eine
Liebschaft der schon alternden
Mutter aufgereizt hatte, ward mit mehreren andern das
Opfer ihrer
Rache. Im J. 562 trafen auch
sie die
Folgen der schmählichen
Anklage ihres hochverdienten
Gatten; nach dem
Tode desselben (565) stiftete von dem ihr zugefallenen
Vermögen ein
Kloster.
Säulen
[* 6] (Antoniussäulen), zwei Ehrensäulen, welche den beiden Antoninen in
Rom
[* 7] errichtet wurden, und
von denen die noch erhaltene zu den schönsten
Denkmälern des römischen
Altertums gehört. Die eine wurde nach dem
Tode des
AntoninusPius diesem zu
Ehren von seinen beiden Adoptivsöhnen
Marcus Aurelius und
LuciusVerus auf dem
Forum
[* 8] Antonini
(PiazzaColonna) aufgerichtet und 1705 im
Garten
[* 9] der
Casa della
Missione, im alten
Marsfeld, ausgegraben, aber, weil allzu beschädigt,
wieder zersägt,
da man einen großen Teil derselben zur Ergänzung des unter
Pius VI. errichteten
Obelisken verwenden wollte.
Daß er dem
Hadrian nach seinem
Tod beim
Senat göttliche Verehrung erwirkte, erwarb ihm den Beinamen
Pius. Er regierte von 138 bis 161. Er
hatte schon vor Antritt der
Regierung zahlreiche
Beweise seiner
Weisheit und
Milde gegeben, und so war auch seine ganze
Regierung
eine
Kette vonBeweisen gleicher Art. Er sorgte überall für Aufrechterhaltung der
Ordnung und
Gesetze,
wählte die
Statthalter der
Provinzen mit Einsicht und der sorgfältigsten Rücksicht auf deren
Wohl, unterstützte mit
Freigebigkeit
die von Unfällen betroffenen
Städte und
Landschaften, erweiterte in
Rom die
Stiftung Trajans für arme
Kinder durch
Gründung
neuer
Stellen für Mädchen, die er nach seiner Gemahlin
Faustina benannte, bewies auch den
Christen eine
wohlwollende Duldung und versäumte dabei nichts, was der
Glanz des
Reichs erforderte. Er vollendete das
MausoleumHadrians,
stellte das
Amphitheater, den
Tempel
[* 13] des
Agrippa, die Häfen in
Terracina und
Cajeta, den
Leuchtturm auf der
InselPharos wieder
her, schmückte
Lanuvium mit mehreren
Tempeln u. dgl. m.
Dieselben vortrefflichen
Eigenschaften, welche die innere Wohlfahrt des
Reichs förderten, gewannen ihm auch nach außen das
größte allgemeine Ansehen. Es wird berichtet, daß
Fürsten, die um den
Thron
[* 14] stritten, ihn zum
Schiedsrichter machten, daß
Völker Gesandtschaften an ihn schickten, um sich den König von ihm zu erbitten, und daß seine
Briefe ausreichten, um fremde
Fürsten von Einfällen in das römische Gebiet abzuhalten.
Infolge davon war auch seine
Regierung eine fast durchaus friedliche; nur in
Britannien wurde gegen die
Briganten ein glücklicher
Krieg geführt, außerdem bedurfte es nur zur Unterdrückung kleiner vereinzelterAufstände der Anwendung
der
Waffen.
[* 15] Er starb 161, nach 23jähriger
Regierung, 74 Jahre alt. Nach seinem
Tod wurden ihm vom
Senat alle
Ehren zuerkannt,
welche je einem
Kaiser erwiesen worden waren, und die nachfolgendenKaiser, bis auf Elagabal, ehrten ihn dadurch, daß sie
sich alle den Beinamen Antoninus beilegten.
Sein würdiges und achtunggebietendes Äußere stellt sich uns noch
in den zahlreich erhaltenen
Büsten und
Münzen
[* 16] dar.
Vgl. Bossart und
Müller, Zur Geschichte des
Kaisers Antoninus (Leipz. 1868).
2)
Marcus Aurelius Antoninus, geb. 26. April 121
n. Chr., ein Verwandter
Hadrians und des Antoninus
Pius, stammte aus einer vornehmen
FamilieSpaniens, wurde aber in
Rom erzogen und gewann schon in seiner
Jugend durch seine vortrefflichen
Eigenschaften
die
Gunst sowohl
Hadrians als des Antoninus
Pius. Er hieß eigentlich Annius
Verus, wurde aber noch auf
AnordnungHadrians von
Antoninus
Pius adoptiert und nannte sich nun
Marcus AureliusVerus Antoninus, wozu bei den Alten häufig noch der
Zuname Philosophus gefügt wird. Nach seinem Regierungsantritt wurde er von Antoninus
Pius zum
Cäsar ernannt und lebte nun
mit seinem
¶
mehr
Adoptivvater, der ihm auch seine Tochter Faustina zur Gemahlin gab, in vertrautester Freundschaft, hauptsächlich mit seinen
Studien beschäftigt, aber auch an den Regierungsgeschäften thätigen Anteil nehmend. In seinen frühern Jahren widmete er
sich unter der Leitung des CorneliusFronto mit dem größten Eifer den rhetorischen Übungen, wie sie damals betrieben
zu werden pflegten; von seinem 25. Lebensjahr an gab er sich aber ganz dem stoischen PhilosophenJunius Rusticus hin, der ihn
völlig für sich und seine Philosophie gewann. So war er also auch als Kaiser (161-180) durchaus stoischer Philosoph, aber
im besten Sinn, indem er sein Leben nach den strengen sittlichen Grundsätzen dieser philosophischen Schule
einrichtete und die ihm durch seine Stellung auferlegten Pflichten auf das vollkommenste erfüllte.
Gleichwohl war seine Regierung nicht so glücklich, wie es seine Gerechtigkeit, seine Milde und seine unermüdliche Thätigkeit
verdienten. Zwar in den ersten Jahren (161-165) wurden nicht nur die Einfälle der feindlichen Nachbarn
in Britannien und am Rhein von den dahin gesandten Feldherren abgewehrt, sondern es wurde auch gegen den Partherkönig Vologäses
III. ein Krieg mit dem glänzendsten Erfolg geführt, durch den Armenien wieder der römischen Schutzherrschaft unterworfen,
Mesopotamien zur römischen Provinz gemacht und sogar Seleukia und Ktesiphon erobert wurden.
Allein das aus dem Osten zurückkehrende Heer brachte von dort eine furchtbare Pest mit, welche von nun
an die ganze Regierungszeit Mark Aurels hindurch das römische Reich verheerte, und 167 begannen die sich immer wieder erneuernden
Einfälle der Quaden, Markomannen, Jazygen und andrer germanischer und sarmatischer Völker am Rhein und an der Donau,
die den Kaiser fast ununterbrochen in Anspruch nahmen. Zunächst dauerten diese Kriege bis 175, wo ihn ein Aufstand des AvidiusCassius nach Asien rief und ihn nötigte, ein Abkommen mit den Feinden zu treffen. Es werden aus dieser Zeit mehrere Siege der
Römer
[* 18] berichtet, unter denen einer besonders erwähnenswert ist, weil sich an ihn eine oft erwähnte
christliche Legende knüpft. Es wird nämlich erzählt, das römische Heer sei 174 in der Zeit des heißesten Sommers in einem
engen Thal
[* 19] von den Quaden eingeschlossen und nahe daran gewesen, vor Hitze und Durst umzukommen; da habe der Gott der Christen
auf das Gebet einer aus lauter Christen bestehenden Legion (die deshalb den Namen der Fulminata bekommen
haben soll) für die Römer einen erquickenden und stärkenden Regen, für die Feinde aber Hagel und Blitz und Donner geschickt,
und nun seien die Feinde mutig angegriffen und völlig geschlagen worden.
Trotz aller Siege indes war jenes Abkommen zwar nicht unrühmlich, aber doch nicht derart, daß der Krieg
dadurch beendigt worden wäre. Nachdem daher der Aufstand des AvidiusCassius durch den Tod des Urhebers von selbst erloschen
war, wurde der Kaiser schon 178 genötigt, den Kampf von neuem aufzunehmen, den er zwar nicht unglücklich, aber doch
ohne eine völlige Entscheidung bis zu seinem am 17. März 180 erfolgendenTod fortführte. Aus der innern Geschichte seiner Regierung
werden uns nur Handlungen der Milde und des Wohlwollens berichtet. Er erweiterte die Stiftung Trajans für arme Kinder und gab
ihr eine feste Einrichtung, er ordnete das Vormundschaftswesen, milderte die durch Pest und Hungersnot
entstehende Bedrängnis des Volks durch freigebige Spenden und durch den Erlaß rückständiger Abgaben und traf auch sonst
mehrfache wohlthätige Anordnungen und Einrichtungen.
Und
eine gleiche Milde bewies er auch gegen seinen Adoptivbruder LuciusVerus, den er aus Pietät gegen Antoninus Pius, der auch
ihn adoptiert hatte, zu seinem Mitkaiser ernannte (er starb 169), und dessen Fehler und Ausschweifungen
er sorgfältig zu verhüllen und unschädlich zu machen suchte. Nur gegen die Christen zeigte er sich abgeneigt, so daß dieselben,
vielleicht ohne sein Wissen und Zuthun, hier und da Verfolgungen erfuhren, in denen z. B. die berühmten KirchenväterJustin
und Polykarp den Märtyrertod erlitten (166). Wie aber in seiner Regierung, so drückt sich sein vortrefflicher Charakter namentlich
auch in einer Schrift aus, die wir noch von ihm besitzen, in den zwölf Büchern seiner (griechisch geschriebenen) »Selbstbetrachtungen«,
in denen sich seine reine und edle Sinnesweise aufs klarste abspiegelt. Er wurde deshalb nicht nur von
seinen Zeitgenossen, die ihm unter andern Ehren die noch auf dem Kapitol vorhandene vortreffliche Reiterstatue widmeten, sondern
auch von der Nachwelt allgemein verehrt und gepriesen. Seine »Selbstbetrachtungen«
sind zuerst herausgegeben von Guil. Xylander (Zür. 1558); bessere Ausgaben sind die von Casaubonus (Lond. 1643), Gataker
(Cambridge 1652), J. M. ^[JohannMatthias] Schultz (Schlesw. 1802) und Korais (Par. 1816). Übersetzungen
erschienen in fast allen europäischen Sprachen; neuere deutsche von Schneider (3. Aufl., Bresl. 1875) und Cleß (Stuttg. 1866).
Außerdem hat man von Antoninus einige lateinische Briefe an Fronto, die sich in den von Angelo Mai (Rom 1823) und
von Naber (Leipz. 1867) herausgegebenen SchriftenFrontos befinden.