Tode des Kaisers erklärte er, daß derselbe nicht am Magenkrebs, sondern an einem auf der Insel herrschenden Fieber gestorben
sei, und weigerte sich, das Obduktionsprotokoll zu unterzeichnen. Er kehrte dann über England nach Italien zurück und wandte
sich, von der Erzherzogin Marie Luise zu Parma kalt empfangen, nach Paris, wo er das Werk »Les derniers moments
de Napoléon« (Par. 1823, 2 Bde.,
neue Ausg. 1852; deutsch, Stuttg. 1825) herausgab. Während der polnischen
Revolution übernahm er zu Warschau die Leitung der ärztlichen Anstalten, kehrte jedoch bald nach Paris zurück und ging Ende 1831 nach
Italien. Später begab er sich nach Westindien. Er starb in San Antonio auf der Insel Cuba.
(Abkürzung des röm. Namens Antonius, franz. Antoine), Name einiger bemerkenswerter Fürsten:
1) von Bourbon, seit 1555 Titularkönig von Navarra, ältester Sohn des Herzogs Karl von Vendôme, geb. vermählt 1548 mit
Johanna d'Albret, der Tochter und Erbin Heinrichs II. von Navarra, Vater Heinrichs IV. von Frankreich, war
mit seinem Bruder Ludwig von Condé das Haupt der hugenottisch-bourbonischen Verbindung gegen die Guisen, wurde aber verhaftet
und erst nach Franz' II. Tod befreit und von den Häuptern des Katholizismus zum Abfall von seinen
Glaubensgenossen bewogen. Anton ward hierauf Generalstatthalter des Reichs, schloß sich dem katholischen Triumvirat des Herzogs
Franz von Guise, des Connetable von Montmorency und des Marschalls von Saint-André an, kämpfte gegen die Hugenotten, nahm Bourges
ein und belagerte 1562 Rouen. An den Folgen einer hier erhaltenen Wunde starb er in Andelys.
2) Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, dritter Sohn des Herzogs August und der Prinzessin Dorothea von Anhalt-Zerbst,
geb. zu Hitzacker, war 1685-1702 Mitregent seines Bruders Rudolf August; nach des letztern Tode durch den Kaiser entsetzt,
folgte er 1704 als alleiniger Regent und trat 1710 in Bamberg öffentlich zur katholischen Kirche über.
Er war mit der Prinzessin Elisabeth Juliane von Holstein-Norburg vermählt, welche ihm 13 Kinder gebar. Anton starb Ein
eifriger Pfleger der Wissenschaften und Künste und Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, dichtete er außer einigen für
Hoffeste bestimmten Singspielen 61 geistliche Lieder, die unter dem Titel: »Christfürstliches Davids Harpffenspiel«
(Nürnb. 1667, Wolfenb. 1670) erschienen und, von Wendebourg (Halle 1856) in Auswahl herausgegeben, zum Teil auch in Gesangbüchern
Aufnahme fanden;
außerdem zwei Romane: »Die durchlauchtige Syrerin Aramena« (Nürnb.
1669-73, 5 Bde.; kürzer bearbeitet von S. A[lbrecht]., Berl. 1782, 3 Bde.)
und die »Römische Octavia« (Nürnb. 1685-1707, 7 Bde.;
Braunschw. 1712).
Obwohl letzterer Roman im 1. Jahrh. n. Chr. spielt, sind darin in einer Episode: »Geschichte der Prinzessin
Solane«, die Schicksale der sogen. Prinzessin von Ahlden, Sophie Dorothea (s. Sophie), behandelt worden.
Vgl. Hoeck, Anton Ulrich und
Elisabeth Christine von Braunschweig (Wolfenb. 1845);
Cholevius, Die bedeutendsten deutschen Romane des 17. Jahrhunderts
(Leipz. 1866).
3) Anton Ulrich, Prinz von Braunschweig, zweiter Sohn Ferdinand Alberts, Herzogs von Braunschweig-Bevern, Bruder des berühmten preußischen
Generals Herzogs Ferdinand, geb. kam 1733 auf Wunsch der Kaiserin Anna, die ihn zum Gemahl für ihre Nichte Anna Leopoldowna
(s. Anna
8) bestimmt hatte, nach Rußland. Seine Vermählung mit Anna fand erst 1739 statt. Der aus dieser
Ehe hervorgegangene Iwan wurde von der Kaiserin zu ihrem künftigen Nachfolger ernannt, bis zu dessen Volljährigkeit Biron die
Regentschaft führen sollte. Anton aber ward nebst seiner Gemahlin von allen Regierungsgeschäften fern gehalten.
Als er bald nach dem Tode der Kaiserin Anna bei Gelegenheit einer gegen Biron gerichteten Verschwörung kompromittiert
erschien, überhäufte ihn der Regent mit Schmähungen, nötigte ihn, allen seinen militärischen Ämtern zu entsagen, und
drohte ihn aus Rußland zu entfernen. Nach Birons Sturz wurde der Prinz von seiner Gemahlin, der Regentin Anna, zum
Generalissimus erhoben. Anna wurde jedoch entthront und nebst ihrem Gemahl und ihren Kindern in die Citadelle von Riga
eingesperrt, später nach Dünamünde und endlich nach Cholmogory im Gouvernement Archangelsk geschleppt, wo die entthronte
Fürstin im Elend und unter Entbehrungen 1746 starb.
Katharina II. ließ bald nach ihrer Thronbesteigung den Vorschlag machen, für seine Person Rußland zu
verlassen; seine Kinder aber sollten zurückbleiben, da man ihnen aus politischen Gründen nicht die Freiheit geben könne. Allein
der Vater zog die Gefangenschaft mit seinen Kindern der Freiheit ohne dieselben vor und starb, in der letzten Zeit fast völlig
erblindet, erst Sein Sohn Iwan wurde 1764 in Schlüsselburg ermordet (s. Iwan). Seine übrigen
vier Kinder ließ man endlich 1780 frei, Katharina II. verwilligte ihnen einen Jahrgehalt und schickte sie nach Horsens in Jütland,
wo sie in stiller Zurückgezogenheit ihr Leben beschlossen.
Vgl. Brückner, Die Familie Braunschweig in Rußland
im 18. Jahrhundert (Petersb. 1876).
4) Anton Klemens Theodor, König von Sachsen, zweiter Sohn des Kurfürsten Friedrich Christian von Sachsen und der Marie Antonie von
Bayern, geb. lebte, ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, bis zu seinem 72. Jahr in großer Zurückgezogenheit,
meist auf dem Schloß Wesenstein, der Musik, genealogischen Studien und Andachtsübungen sich widmend. Er
vermählte sich 1781 mit Marie Karoline Antonie von Sardinien und, nachdem diese schon im folgenden Jahr kinderlos gestorben, 1787 mit
Maria Theresia von Toscana, der Tochter des Kaisers Leopold II., welche ihm vier Kinder gebar, die aber frühzeitig starben. Am in
seinem 72. Lebensjahr durch den Tod seines Bruders Friedrich August I. auf den sächsischen Thron berufen, erklärte er, daß
er im Geist seines verstorbenen Bruders regieren werde, konnte aber hierdurch die Wünsche nach einer Reform der sächsischen
Zustände ebensowenig zufriedenstellen als durch Verordnungen, die einigen, aber nicht den wesentlichsten
Übelständen abhalfen.
Die Begünstigung des Katholizismus, die Übergriffe der Hofgeistlichkeit und die von dem Kabinettsminister v. Einsiedel begünstigte
scheinheilige Orthodoxie vermehrten die Unzufriedenheit, welche 1830 offen ausbrach. Anton nahm den Prinzen Friedrich August, den
Sohn seines Bruders Maximilian, nach des letztern Entsagung als präsumtiven Thronerben zum Mitregenten
an. Er verlebte den Rest seines Lebens ohne rege Teilnahme an den Staatsangelegenheiten und starb in Pillnitz.
5) Anton Ulrich, Herzog von Sachsen-Meiningen, jüngster Sohn Herzog Bernhards I., geb. 1687, kämpfte während des spanischen Erbfolgekriegs
als pfalz-neuburgischer Offizier in den Niederlanden.
mehr
Im J. 1711 vermählte er sich mit Philippine Elisabeth Cäsar, der Tochter eines hessen-kasselschen Hauptmanns, welche von Kaiser
Karl VI. in den Reichsfürstenstand erhoben wurde; doch erklärte Kaiser Franz I. infolge des Widerspruchs, den die fürstlichen
Verwandten gegen die Successionsfähigkeit der Kinder aus dieser Ehe erhoben, diese Standeserhöhung 1747 für ungültig.
Im J. 1724 nötigte er seinen Bruder Friedrich Wilhelm, die von diesem eingeführte Primogenitur auf seine eignen Söhne zu beschränken
und ihm Anteil an der Regierung einzuräumen.
Der fortdauernde Zwist mit seinen Verwandten war die Veranlassung, daß Anton meist außer Landes, bald in Wien, bald in Frankfurt
a. M., lebte, bis er, seit 1744 Witwer, durch den Tod seiner Brüder und Neffen 1746 alleiniger Regent wurde.
Die Verhaftung des Oberlandjägermeisters v. Gleichen und dessen intriganter Gemahlin führte, da Anton die vom Kaiser gebotene
Freilassung verweigerte, 1747 im Einrücken sachsen-gothaischer Exekutionstruppen in das Meiningische (Wasunger Krieg), und
erst nach einem Jahr ward die Sache friedlich geschlichtet.
Bald darauf entstand aber eine neue Fehde mit Sachsen-Saalfeld, in deren Folge 1752 kurfürstlich sächsische und brandenburg-ansbachische
Exekutionstruppen in das Herzogtum einrückten. Auch dieser Zwist ward 1753 durch einen Vergleich beendet. Unter solchen Wirren
konnte das Wohl des Volks nicht gedeihen; dennoch ist Anton dadurch, daß er viele gewerbliche Keime im Land
pflanzte, die später Tausende von Händen beschäftigten, ein Wohlthäter seines Landes geworden. Er vermählte sich 1750 mit
Charlotte Amalie, Prinzessin von Hessen-Philippsthal, die ihm noch vier Töchter und vier Söhne gebar. Anton starb in
Frankfurt a. M.