sich in dem kältern Teil des Apparats als farblose, kristallinische, butterartige Masse (Spießglanzbutter, Butyrum Antimonii)
ab. Sie raucht an der Luft, zieht Feuchtigkeit an und zerfließt, schmilzt bei 72° zu einer öligen Flüssigkeit, siedet bei
223°, wirkt höchst ätzend, löst sich in Alkohol, wird aber durch Wasser zersetzt, wobei sich Antimonoxychlorid
von schwankender Zusammensetzung als weißes Pulver ausscheidet. Dies war als Algarotpulver offizinell, löst sich in Salzsäure
und gibt beim Kochen mit viel Wasser zuletzt Antimonoxyd.
Eine Lösung der Spießglanzbutter, welche man durch Behandeln von Grauspießglanz (Schwefelantimon) mit Salzsäure, Filtrieren
und Verdampfen bis zum spez. Gew. 1,34-1,36
erhält, war als Liquor stibii chlorati (Cauterium antimoniale) offizinell und dient zur Bereitung von
Ätzpasten, zum Brünieren von Eisenwaren (daher Bronziersalz), zur Beize auf Silber, zur Darstellung von Antimonzinnober und
Lackfarben, indem man sie in Farbstofflösungen gießt, aus denen das sich abscheidende Algarotpulver den Farbstoff an sich reißt.
Behandelt man Antimontrichlorid mit Chlor, oder läßt man auf Antimon überschüssiges Chlor wirken, so
erhält man Antimonpentachlorid (Antimonsuperchlorid) SbCl5 als farblose, an der Luft stark rauchende, höchst
ätzend wirkende Flüssigkeit, welche beim Erhitzen Chlor verliert und beim Verdünnen mit Wasser Antimonsäure abscheidet.
(Antimonit, Grauspießglanzerz), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert
rhombisch, meist lang säulen- oder nadelförmig, findet sich derb und eingesprengt in stängeligen, faserigen, auch dichten
Aggregaten, ist bleigrau und auf den Spaltungsflächen stark metallisch glänzend, Härte 2, spez. Gew. 4,6-4,7,
von der Härte des Gipses, besteht aus Schwefelantimon Sb2S3 mit 71,76 Proz. Antimon, enthält meist Arsen,
oft Eisen, Blei, Kupfer und bisweilen Gold, bricht auf Lagern und Gängen, im kristallinischen Schiefer- und
Übergangsgebirge, im Erz- und Fichtelgebirge, bei Wolfsberg am Harz, Arnsberg in Westfalen, Přibram, Kremnitz, Schemnitz, Felsöbanya,
Goldkronach, in Frankreich, Spanien, Toscana, Corsica, England, Nord- und Südamerika und auf Borneo. Der Antimonglanz, das wichtigste Antimonerz,
ist sehr leicht schmelzbar, kann daher durch einen einfachen Ausseigerungsprozeß in Tiegeln, Röhren oder
Flammöfen verarbeitet werden und liefert das Spießglas (Spießglanz); s. Antimonsulfide. S. Tafel »Mineralien«, Fig. 4.
Verbindungen und Mischungen des Antimons mit andern Metallen. Das Antimon macht im allgemeinen die
Metalle glänzender, härter und spröder. Blei mit Antimon bildet das Antimonial- oder Hartblei, welches auch als Letternmetall
(s. d.) benutzt wird. Zinnantimonlegierungen, die oft auch Kupfer und Zink enthalten, bilden das Britanniametall,
ähnliche, zum Teil bleihaltige das Antifriktionsmetall (Weißguß) zu Zapfenlagern;
7 Teile Antimon geben mit 3 Teilen Eisen
die Réaumursche Legierung, welche beim Feilen Funken sprüht;
die Legierung aus 75 Kupfer und 25 Antimon ist spröde, blätterig
kristallinisch.,
politurfähig, ins Violette spielend;
bei 50 Proz. Antimongehalt verschwindet der violette
Ton, und später wird die Legierung glänzend weiß.
(Sb2O3 ) findet sich in der Natur als Antimonblüte, entsteht beim Verbrennen des Antimons
in einem schräg liegenden Tiegel bei hoher Temperatur, beim Behandeln von Antimon mit verdünnter Salpetersäure, beim Kochen
von Algarotpulver (Antimonoxychlorid) mit kohlensaurem Natron, beim Fällen von Brechweinstein (weinsteinsaurem
Antimonoxydkali) mit Ammoniak und unrein beim Rösten von Schwefelantimon (Grauspießglanz). Antimonoxyd bildet farblose, diamantglänzende
Kristalle, wird beim Erhitzen vorübergehend gelb, schmilzt bei hoher Temperatur und sublimiert und wird beim Erhitzen an der
Luft zu Antimontetroxyd oxydiert; Wasserstoff und Kohle reduzieren es leicht zu Antimon, in Wasser ist es
unlöslich, aber löslich in Salzsäure (zu Antimonchlorid) und in Alkalien (zu den unbeständigen antimonigsauren Salzen), indem
es starken Basen gegenüber die Rolle einer Säure spielt; es verbindet sich aber auch mit Säuren und bildet die Antimonoxydsalze,
von denen nur einige mit organischen Säuren beständig sind. Weinsaures Antimonoxydkali bildet den Brechweinstein.
Antimonoxyd ist giftig und wirkt, wie seine Verbindungen, brechenerregend. Es war früher offizinell (Flores antimonii) und dient zur
Darstellung von Brechweinstein und andern Antimonpräparaten.
entsteht beim Behandeln von Antimon mit überschüssiger starker Salpetersäure und Erhitzen des Produkts.
Dieses Präparat ist Antimonsäureanhydrid (Antimonpentoxyd) Sb2O5 und bildet ein
blaßgelbes, in Wasser und Säuren kaum lösliches Pulver, welches bei starkem Erhitzen unter Verlust von Sauerstoff in Antimontetroxyd
übergeht und bei der Lösung in Alkalien antimonsaure Salze bildet. Es war früher als Materia perlata offizinell und dient
in der Glas- und Porzellanmalerei als gelbe Farbe, zur Darstellung von Anilinfarben und zu Glasuren.
Die Salze der Antimonsäure sind bis auf das Kali- und Ammoniaksalz in Wasser unlöslich und werden leicht zersetzt. Antimonsaures Kali (Kaliumantimoniat)
H2K2Sb2O7 ist in Wasser ziemlich schwer löslich und dient als Reagens auf Natron. Antimonsaures
Bleioxyd (Bleiantimoniat) wird als weißer Niederschlag aus Bleilösungen gefällt und beim Erhitzen unter
Wasserverlust gelb. Diese gelbe Verbindung, durch Schmelzen von salpetersaurem Bleioxyd und Brechweinstein mit Kochsalz und Auslaugen
oder durch Rösten von Antimonoxyd mit Bleiglätte erhalten, bildet das Neapelgelb (Antimongelb), welches als beständige orangegelbe
Öl- und Schmelzfarbe benutzt wird.
(Spießglassilber, Diskrasit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert
rhombisch, findet sich meist derb und eingesprengt, ist silberweiß, gelblich oder schwärzlich angelaufen, Härte 3,5, spez. Gew.
9,4-10,0, besteht aus Antimon und Silber und enthält 63,9-84,2 Proz.
Silber. Es findet sich bei Andreasberg, Altwolfach in Baden, Allemont und Chãnarcillo in Chile und wird auf Silber verarbeitet.
(Schwefelantimon), Verbindungen des Antimons mit Schwefel. Dreifach-Schwefelantimon (Antimonsulfür) Sb2S3
findet sich in der Natur als Antimonglanz (Grauspießglanz) und wird aus dem Erz durch einen einfachen
mehr
Seigerungsprozeß in Tiegeln oder Flammöfen abgeschieden. Das Produkt kommt als Spießglanz (Spießglas, Antimonium crudum, Stibium
sulfuratum nigrum) in den Handel und bildet eine strahlig kristallinische, graphitfarbene, metallglänzende, abfärbende Masse
vom spez. Gew. 4,62, ist sehr leicht schmelzbar, flüchtig,
löst sich in Salzsäure unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff zu Antimonchlorid, verwandelt sich beim
Erhitzen an der Luft unter Entwickelung von schwefliger Säure in Antimonoxyd, verpufft mit Salpeter zu antimonsaurem Kali, explodiert
sehr heftig mit chlorsaurem Kali und liefert beim Erhitzen mit Eisen metallisches Antimon.
Man benutzt es zum Ausbringen des Goldes aus goldhaltigem Silber, zu Feuerwerkssätzen, Zündpillen für Patronen, in der Veterinärpraxis
und zur Darstellung von Antimonpräparaten. Im Orient benutzen es die Frauen seit dem Altertum zum Bemalen
der Augenbrauen. Antimonsulfür wird auch durch Zusammenschmelzen von Antimon mit Schwefel erhalten und aus Brechweinstein- oder
Antimonchloridlösung durch Schwefelwasserstoff als orangerotes Pulver gefällt; mit kohlensaurem Kali gekocht, bildet es ein
Schwefelsalz und antimonigsaures Kali, und aus dieser Flüssigkeit scheidet sich beim Erkalten der Mineralkermes
(Stibium sulfuratum rubeum), ein Gemisch von Schwefelantimon mit Antimonoxyd, ab, welches im vorigen Jahrhundert ein sehr beliebtes
Arzneimittel war und auch jetzt noch offizinell ist, namentlich aber zum Vulkanisieren des Kautschuks benutzt wird.
Fünffach - Schwefelantimon (Antimonpersulfid, Goldschwefel) Sb2S5 wird aus Fünffach-Chlorantimon
durch Schwefelwasserstoff gefällt und durch Zersetzung des sulfantimonsauren Natrons (Schlippeschen Salzes) Na3SbS4 + 9H2O
mit Säure dargestellt. Letzteres Salz entsteht beim Kochen von Antimonsulfür (Spießglanz) mit Natronlauge
und Schwefel und kristallisiert in großen, farblosen Kristallen; mit Schwefelsäure gibt es Goldschwefel, Schwefelwasserstoff
und schwefelsaures Natron. Der Goldschwefel (Stibium sulfuratum aurantiacum, Sulfur auratum antimonii, Sulfur
stibiatum aurantiacum) bildet ein geruch- und geschmackloses, in Wasser unlösliches, orangefarbenes Pulver, löst sich in
Schwefelalkalien, Alkalien und Ammoniak und dient als Expektorans bei Katarrh und kruppöser Pneumonie, auch zum Vulkanisieren
des Kautschuks.