in der Geschichte (Leipz. 1860, 3 Bde.),
Das Beständige in den
Menschenrassen
[* 2] etc. (Berl. 1868, Beiträge zur vergleichenden
Psychologie (das. 1868), Ethnologische Forschungen
(Jena
[* 3] 1871),
Geographische und ethnologische
Bilder (das. 1873);
(griech.), die
Vorstellung von etwas Übermenschlichem unter menschlicher Gestalt. Der eleatische
PhilosophXenophanes (s. d.) fand diese Vorstellungsweise so naheliegend,
daß, wenn
Tiere überhaupt eine
Vorstellung von etwas »Übertierischem« haben könnten,
Löwen
[* 17] ihre
Götter in
Löwen-,
Stiere
die ihrigen in Stiergestalt denken würden. Da das einzige äußere und innere
Wesen, welches der
Mensch aus eigner
Erfahrung
besser als jedes andre kennt, sein eignes, dieses aber zugleich infolge sehr natürlicher
Eigenliebe in
seinen
Augen auf
Erden wenigstens das vollkommenste ist, so ist es begreiflich, daß er das Vollkommnere, dessen
Gedanken er
faßt, nur unter der allerdings über das
Maß seiner
an sich erfahrenen Beschränktheit hinaus gesteigerten Form seiner selbst
vorzustellen vermag.
Statt zu lehren, der
Mensch sei nach
GottesEbenbild geschaffen, wäre es daher richtiger (mit
Schleiermacher)
zu sagen: der
Mensch schaffe Gott (d. h. seine
VorstellungGottes) nach dem seinigen. Je nach der verschiedenen
Vorstellung,
welche der
Mensch von sich selbst hat, muß seine
Vorstellung von Gott demnach verschieden ausfallen. Sieht er seine äußere
Erscheinung (den Menschenleib) als zu seinem
Wesen gehörig und davon unabtrennlich an, so wird er auch
seinen Gott nicht ohne dieselbe, nur in erhöhter, sei es ins
Kolossale und Ungeheuerliche vergrößerter (wie z. B. der
Inder),
sei es ins
Harmonische
[* 18] verschönerter, Form (wie z. B. der
Hellene) zu denken imstande sein.
Sieht er dagegen sein
Inneres, den geistigen und gemütlichen
Kern seiner
Natur, für das
Wesen, seinen menschlich
gestalteten Leib nur als dessen zufällige
Hülle an, so wird er Gott ohne die letztere als körperlosen, quantitativ und
qualitativ weit über die
Grenze des Menschtums hinaus gesteigerten, aber nichtsdestoweniger dem eignen
Geiste des
Menschen
ähnlichen
Geist vorstellen. Ersteres kann man den gröbern, weil das Übersinnliche in sinnlicher Gestalt
anschauenden, dieses muß man, obgleich einen verfeinerten, doch, weil das Unendliche nach dem Vorgang des
Endlichen vorgestellt
wird, immer noch Anthropomorphismus heißen.
Des erstgenannten kann die
Kunst, welche das Göttliche zu versinnlichen, des letztern auch die
Religion sich nicht entschlagen,
welche das
Bild des reinen Gottesgeistes von allen
Schlacken der
Sinnlichkeit zu reinigen sich bemüht.
Soll zwischen dem
Menschen und seinem Gott ein wirkliches
Verhältnis, sei es der
Furcht (vor dem
Richter) oder der
Hoffnung (auf
den
Vater), stattfinden, so muß zwischen beiden, alles
Abstandes zwischen dem
Endlichen und
Unendlichen ungeachtet,
eine gewisse
Verwandtschaft vorhanden sein.
Ein Gott, welcher weder (wie die
Götter der Griechen) nach seiner äußern
Erscheinung noch (wie der Gott der
Juden und der
Christen) nach seinem gemütlichen und geistigen
Sein etwas Menschenähnliches besäße, bliebe dem
Menschen völlig fremd und
unverständlich.
Daher finden sich nicht nur in allen der
Stufe der
Sinnlichkeit nahestehenden
Religionen
menschlich gestaltete
Götter, sondern auch in den in der Vergeistigung der Gottesidee am weitesten fortgeschrittenen kommen
Ausdrücke vor, welche bald der
GottheitAffekte,
Leidenschaften (sogar unsittliche:
Zorn, Rachsucht) beilegen, wie sie dem
Menschen
eigen (s.
Anthropopathismus), bald auf Verhältnisse hinweisen, wie sie nur bei
Menschen möglich sind,
z. B.
Vaterschaft, Kindschaft
Gottes, Sohn,
MutterGottes etc.
(griech.), diejenige Art des
Anthropomorphismus (s. d.), welche dem Übermenschlichen
Affekte (griech.
páthos),
Gefühle und sogar
Leidenschaften beilegt, wie sie nur dem
Menschen eigen sind. Obwohl nun derselbe
an sich ebenso
erklärlich ist wie jeder andre
Versuch desMenschen, das Göttliche mittels der vollkommensten ihm bekannten
Wesensnatur, seiner eignen, sich vorstellig zu machen, so findet doch hier insofern eine Beschränkung statt, als unter den
menschlichen
Affekten sich auch unsittliche (z. B.
Zorn,
Rach- und
Eifersucht u. a.) befinden, die mit einer gereinigten Auffassung
der Gottesidee im
Widerspruch stehen würden. Dagegen
¶
mehr
steht nichts im Weg, dergleichen mit über dem Menschen stehenden Wesen unverträgliche Gemütseigenschaften auf unter demselben
stehende, z. B. auf die Tiere, zu übertragen und denselben, ohne ihre äußere Gestalt aufzuheben, Fühlen und Sprache
[* 20] des
Menschen beizulegen, wie es im Tierepos (»Reineke Fuchs«) und in der Tierfabel (des Äsop) geschieht.