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Meers, Reste von Mahlzeiten der Strandbewohner, zwischen denen sich Säugetier-, Vögel- und Fischknochen finden. Die meisten sind in Dänemark [* 2] an der Ostseeküste bekannt. Rohe Steinwaffen, Hirschhorngeräte, plumpe Topfscherben gestatten in Verbindung mit andern Funden den Schluß, daß jene Menschen sich von Jagd und Fischfang nährten und bereits den Hund als Haustier kannten (Steenstrup). Von großer Bedeutung sind die 1853 und 1854 von F. Keller im Züricher See entdeckten Pfahlbauten [* 3] (s. d.) oder Seesiedelungen.
Dieselben sind sehr reich an prähistorischen Funden, aus denen sich ein ziemlich vollständiges Bild der Lebensweise ihrer Bewohner ergibt. Immerhin bewegen wir uns aber hier wenigstens zum Teil auf bereits historischem Boden, wenn auch vielen Seedörfern ein sehr viel höheres Alter zukommt. Die Tier- und Pflanzenreste beweisen, daß die damalige Fauna und Flora der unsern ziemlich gleich war. Die »Pfahlbauern« besaßen bereits eine Anzahl von Haustieren: den Hund, das Rind, [* 4] das Schaf, [* 5] die Ziege, das Schwein; [* 6]
sie trieben Ackerbau, Jagd und Fischfang, kleideten sich in Felle und grobe Gewebe, [* 7] verstanden sich auf die Töpferkunst, die Korbflechterei und das Seilerhandwerk.
Über die somatischen Charaktere derselben ist nichts Sicheres festgestellt; sicher finden sich vielfach dolichokephale Schädelformen.
Auch die mannigfachen Gräberfunde sind von großer Bedeutung für die historische Anthropologie. Dieselbe hat namentlich nächst den menschlichen Überresten ihr Augenmerk auf die verschiedenen den Toten beigegebenen Geräte (Waffen, [* 8] Schmucksachen, [* 9] Gefäße, Münzen [* 10] etc.) zu richten. Je nach dem Material, aus dem erstere gefertigt, unterscheiden namentlich nordische Anthropologen ein Stein-, Bronze- und Eisenzeitalter, dessen Kulturträger jedesmal ein andres Volk gewesen sein soll, während von andrer, namentlich deutscher, Seite eine derartige strenge Sonderung der Epochen und Rassen zurückgewiesen wird.
Die Bestattungsarten wechselten in den verschiedenen Zeiten: im neolithischen Zeitalter, d. h. dem der polierten Steinwaffen, war die Beerdigung allgemein verbreitet;
während der Bronzezeit herrschte Leichenverbrennung. [* 11]
Jene geschah teils und ursprünglich
in
Höhlen, teils in künstlichen Grabkammern, die aus mächtigen rohen Steinplatten errichtet wurden
(sogen. megalithische Bauten:
Dolmen,
Cromlechs,
Menhirs, Ganggräber,
Hünengräber, Chulpas in
Amerika).
[* 12] Die große Verbreitung
der
Dolmen (vom bretonischen daul,
Tisch, und men,
Stein, nach v.
Bonstetten) in
Europa,
[* 13]
Indien und Nordafrika führte zur
Hypothese
eines vorarischen Urvolks, das dieselben auf seinen
Wander- und Eroberungszügen erbaut haben sollte,
während de Mortillet, Westropp und
Bastian die ethnologische
Einheit der Dolmen
erbauer mit guten
Gründen anzweifeln.
In der Neuen Welt spielen die sogen. Mounds [* 14] (Hügel) und deren Erbauer eine entsprechende Rolle. Es sind riesige, künstlich errichtete Hügel; ihr Inhalt besteht teils aus rohen, teils aus prächtig polierten Stein- sowie geschmiedeten Kupferwaffen (näheres s. Amerikanische Altertümer). Mit den Hügel- und Reihengräbern in Europa endlich gelangen wir in eine bereits historische Epoche. Letztere sind reihenweise in den Boden gesenkte Grabstätten ohne Hügelbau, die Gerippe liegen darin nach Osten orientiert, bald in freier Erde, bald in Stein- oder Holzbehältern.
Waffen, Schmuckgegenstände etc. finden sich als oft reiche Beigaben. Die Mehrzahl dieser Gräber, soweit sie sich in Süddeutschland finden, gehört der Zeit vom 5. bis 8. Jahrh. an, die überwiegende Schädelform ist die dolichokephale. Man schreibt sie den Franken und Alemannen, also Germanen, zu. Andre Gräber mit ebenfalls dolichokephalen Schädelfunden, die in den letzten Jahren in Nordostdeutschland, Polen etc. aufgedeckt wurden, gelten indes als slawolettischen Ursprunges, wofür auch die Beigabe des zweifellos slawischen Schläfenringes spricht (Gräberfund von Slabocěwo bei Mogilno).
Das Fazit der historischen in vorsichtiger Weise gezogen, ist vorerst kein für die darwinistische Theorie verwendbares: wir sind bisher noch auf keine sichern Spuren einer prähistorischen Rasse gestoßen, die den Übergang zu den zweifellos nächsten Verwandten des Menschen, den anthropoiden Affen [* 15] (Gorilla, Schimpanse, Orang), darstellt. »Der Proanthropos (oder Affenmensch) ist noch immer erst zu suchen.« (Kollmann.) Anderseits finden sich vielfach am menschlichen Skelett [* 16] gewisse Abweichungen von der Norm, die man als Kennzeichen einer niedern, bez. affenartigen Bildung aufzufassen berechtigt ist (z. B. die Stenokrotaphie).
Auch in dieser Beziehung ist eine erfreuliche Ernüchterung eingetreten, namentlich auch in der Frage der sogen. Mikrokephalen-, d. h. Idioten- oder Kretingehirne. Während K. Vogt darin einen Atavismus, einen wieder zum Durchbruch kommenden affenartigen Typus, sah, neigt die Mehrzahl der Anthropologen jetzt zur Auffassung hin, daß man es mit einer rein krankhaften Hemmungsbildung zu thun habe. Eine eigenartige Gestalt des Schienbeins, in einer auffallenden Abplattung desselben bestehend (sogen. Platyknemie), die sich sowohl bei den alten Höhlenbewohnern als bei manchen jetzt lebenden wilden Völkern, z. B. der Südsee, findet, ist, da sie bei keinem Affen vorkommt, keine pithekoide (affenartige) Bildung, sondern steht wahrscheinlich in Zusammenhang mit der Muskelentwickelung und -Wirkung.
Litteratur.
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Derselbe, Decades craniorum (das. 1790-1828).
Außerdem die Schriften von Sömmerring, P. Camper, K. G. Carus;
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Waitz, der Naturvölker (das. 1859-64, 4 Bde.; Bd. 5 u. 6 von Gerland, 1870-71; 2. Aufl. des 1. Bandes, von Demselben, 1876);
Burdach, Anthropologie für das gebildete Publikum (Stuttg. 1846);
Huxley, Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur (deutsch, Braunschw. 1863);
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mehr
in der Geschichte (Leipz. 1860, 3 Bde.), Das Beständige in den Menschenrassen [* 22] etc. (Berl. 1868, Beiträge zur vergleichenden Psychologie (das. 1868), Ethnologische Forschungen (Jena 1871), Geographische und ethnologische Bilder (das. 1873);
Häckel, Natürliche Schöpfungsgeschichte (7. Aufl., Berl. 1879);
Radenhausen, Isis [* 23] (2. Aufl., Hamb. 1872);
Darwin, Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl (deutsch, 4. Aufl., Stuttg. 1871);
F. Müller, Allgemeine Ethnographie (2. Aufl., Wien [* 24] 1879);
Peschel, Völkerkunde (5. Aufl., Leipz. 1881);
Gerland, Anthropologische Beiträge (Halle [* 25] 1875);
Dawkins, Die Höhlen und die Ureinwohner Europas (deutsch, Leipz. 1876);
Joly, Der Mensch vor der Zeit der Metalle (deutsch, das. 1880);
Le [* 26] Hon, L'homme fossil (2. Aufl., Par. 1868);
Lyell, Das Alter des Menschengeschlechts (deutsch, 2. Aufl., Leipz. 1873);
Tylor, Forschungen über die Urgeschichte der Menschheit (deutsch, das. 1866);
Derselbe, Die Anfänge der Kultur (deutsch, das. 1873, 2 Bde.);
Nilsson, Die Ureinwohner des skandinavischen Norden; [* 27]
das Bronzealter (2. Aufl., Hamb. 1866);
Derselbe, Das Steinalter etc. (deutsch, das. 1868);
Lubbock, Die vorgeschichtliche Zeit (deutsch, Jena 1874, 2 Bde.);
de Quatrefages, Das Menschengeschlecht (deutsch, Leipz. 1878, 2 Bde.);
Bagehot, Der Ursprung der Nationen (deutsch, das. 1874);
Tylor, Einleitung in das Studium der Anthropologie (deutsch, Braunschw. 1883);
Hovelaque ^[richtig: Hovelacque (= Alexandre Abel Hovelacque, 1843-1896)], Les races humaines (Par. 1882);
»Dictionnaire des sciences anthropologiques« (hrsg. von Bertillon, das. 1884 ff.).
Zeitschriften: »Archiv für Anthropologie«, redigiert von Ecker und Lindenschmit (Braunschw., seit 1866);
»Zeitschrift für Ethnologie«, von Virchow, Bastian und R. Hartmann (Berl., seit 1869);
»Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft«, herausgegeben von Lazarus und Steinthal (das., seit 1859);
»Korrespondenzblatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte«, redigiert von Kollmann (Braunschw., seit 1874);
»Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns«, redigiert von Ranke und Rüdinger (Münch., seit 1877);
»Mitteilungen der Anthropol. Gesellschaft in Wien« (seit 1878);
»Revue d'Anthropologie«, redigiert von Broca (seit 1871);
»Bulletins de la Société d'Anthropologie de Paris« [* 28] (seit 1866).
Vereinswesen. In Deutschland [* 29] und Österreich, [* 30] außer zahlreichen kleinern Lokalvereinen und Gruppen: die Gesellschaften für in Berlin, [* 31] in München [* 32] und in Wien. Seit 1870 besteht eine »Deutsche [* 33] Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte«, die alljährlich im August als Wanderversammlung tagt. Ihr Organ ist das oben genannte »Korrespondenzblatt«. Außerdem der »Congrès international d'Anthropologie et d'Archéologie préhistoriques«.