Sie variiert mit Blütenköpfchen ohne Strahlenblüten, schmeckt aromatisch bitter und enthält
ca. 0,5 Proz. gelbliches bis
bläuliches ätherisches
Öl, welches aus einem
Kamphen, wenig Angelikasäure und hauptsächlich aus dem
zu der letztern gehörenden
Aldehyd besteht. Man benutzt die
römische Kamille wie die gewöhnliche. Sie gelangte erst zu Ende
des
Mittelalters, wie es scheint, aus
Spanien nach
Deutschland. Einen gelben
Strahl hat Anthemis tinctoriaL.
(Färberkamille), deren
kammförmige, doppelt fiederspaltigeBlätter widerlich aromatisch riechen. Sie findet sich überall und
wurde früher als gelbe Färberpflanze bisweilen kultiviert. Einige
Arten findet man als
Zierpflanzen in
Gärten.
(griech.), Blütenmonat, der achte
Monat des attischen
Jahrs, die zweite Hälfte unsers
Februars und die
erste des März umfassend, so genannt von den Anthesterien, dem dreitägigen
Wein- und Trinkfest, welches zu
Ehren des
Dionysos
[* 11] jährlich vom 11. bis 13.
Tag des
Monats begangen ward.
(griech.), »Blumenschrift«,
Mitteilung mittels der
Blumensprache. ^[= (im Orient Selam), die Kunst, durch natürliche Blumen Gedanken und Empfindungen auszudrücken ...]
im allgemeinen eine Sammlung vorzüglicher Erzeugnisse der
Litteratur, namentlich der poetischen; insbesondere
Titel zweier großer Sammlungen aus den
Schätzen der griechischen und
der römischen
Dichtkunst (griechische und römische Anthologie). Sammlungen von Auf- oder
Inschriften, mehr zu historischen als zu
poetischen
Zwecken, waren bei den Griechen früh üblich. Nach einem allgemeinernPlan und zuerst in poetischem
Interesse faßte der Dichter
Meleagros
[* 13] aus
Gadara in
Syrien (um 60
v. Chr.) epigrammatische und erotische
Poesien von ihm selbst
und 46 andern Verfassern (darunter
Archilochos,
Alkäos,
Anakreon,
Simonides,
Sappho,
Erinna) in einen
»Kranz« zusammen. Zu dieser
Sammlung fügte Philippos aus Thessalonika, wahrscheinlich unter Trajan, noch eine Epigrammenauswahl
von etwa 13 neuen Dichtern.
Weitere Sammlungen veranstalteten bald nachher
Diogenianos aus Herakleia und
Straton aus
Sardes, dann im 6. Jahrh.
n. Chr.
Agathias
aus Myrina. Aus allen diesen jetzt verloren gegangenen Anthologien stellte im 10. Jahrh. Konstantinos
Kephalas zu
Konstantinopel eine neue, umfassende Anthologie her, in welche aus allen frühern Sammlungen
das
Beste aufgenommen und nach dem
Inhalt in 15
Abschnitte verteilt ward. Diese Sammlung brachte derMönchMaximusPlanudes im 14. Jahrh.
in einen
Auszug von 7
Büchern, der bis ins 17. Jahrh. von allen griechischen Anthologien allein bekannt war
und oft herausgegeben wurde (zuerst
Flor. 1494 vonJoh.
Laskaris; verbessert und vermehrt von H.
Stephanus,
Par. 1566, und noch oft wiederholt; meisterhafte lateinische Übersetzung von
HugoGrotius in der
Ausgabe von de
Bosch, Utr.
1795-1822). Im J. 1606 entdeckte
Salmasius in der pfälzischen
Bibliothek zu
Heidelberg
[* 14] eine
Handschrift der ganzen Anthologie des Konstantinos
Kephalas nebst einigen Anhängen und nahm von den noch nicht in der Planudischen Anthologie enthaltenen
StückenAbschrift.
Nach dieser
Abschrift des
Salmasius gab
Brunck die Sammlung zugleich mit andern epigrammatischen
Dichtungen sowie den Bruchstücken
der
Lyriker, den Bukolikern, den
Hymnen des
Kallimachos u. a. als »Analecta veterum poetarum«
(Straßb. 1772-76, 3 Bde.) heraus.
Das große
Verdienst dieser
Arbeit schmälerte die
Willkür in der Behandlung des wenig gesicherten
Textes.
Einen erneuerten
Abdruck (mit Ausschluß von Theokrit u. a.) besorgte
Fr.
Jacobs unter dem
Titel: »Anthologia graeca s. Poetarum
graec. lusus ex rec. Brunckii« (Leipz. 1794-1814, 13 Bde.)
unter Benutzung einer 1776 von Spaletti gefertigten, in Gotha
[* 15] befindlichen genauen
Abschrift der pfälzischen
Handschrift, die sich damals in der vatikanischen
Bibliothek zu
Rom befand.
Hierher war sie mit den übrigen
Schätzen der
HeidelbergerBibliothek 1623 übergeführt worden, um 1793 nach
Paris
[* 16] gebracht
zu werden und erst 1816 in ihre alte
Heimat zurückzukehren. Nach Spalettis
Abschrift gab dann
Jacobs mit
unveränderter
Ordnung die »Anthologia graeca ad fidem codicis olim Palatini etc.«
(Leipz. 1813-1817, 3 Bde.) heraus.
Eine spätere
Ausgabe lieferte
Dübner (Par. 1864-72, 2 Bde.).
Unter den
Auszügen aus der griechischen Anthologie sind die von Weichert
(Meiß. 1823),
Jacobs (Gotha 1826) und
Meineke (Berl. 1842)
zu nennen. Einen ergänzenden Nachtrag von 241 inschriftlich erhaltenen
Epigrammen brachte
Welcker: »Sylloge
epigrammatum graecorum«
(Bonn
[* 17] 1828-1829),
die neueste Sammlung der inschriftlichen Gedichte Kaibel:
»Epigrammata graeca ex
lapidibus
¶
mehr
conlecta« (Berl. 1878). Übersetzungen größerer Partien der Anthologie besitzen wir von Jacobs in »Leben und Kunst der Alten« (Gotha
1824, 2 Bde.) und von Herder in den »Zerstreuten Blättern« (Teil 1 u.
2). Trotz des sehr ungleichen Gehalts der einzelnen Beiträge, aus denen die Anthologie besteht (es haben mehr als 300 Dichter
beigesteuert), ist dieser Liederschatz sowohl in poetischer Rücksicht als in Beziehung auf Sprache,
[* 19] Geschichte und Sitte der
Hellenen in verschiedenen Perioden ein unschätzbares Kleinod, welches uns für den Verlust so vieler lyrischer, namentlich
elegischer, Dichter einigermaßen schadlos hält.
Die römische Litteratur besitzt eine im Altertum schon veranstaltete Anthologie nicht. Einzig dem Zufall haben
wir zu verdanken, was sich außer den Werken einzelner Epigrammatiker Schätzbares erhalten hat, und erst Neuere haben daraus
nach dem Vorbild der griechischen eine römische Anthologie zu gestalten begonnen. Den ersten Grund dazu legte Jos. Scaliger durch
seine »Catalecta veterum poetarum« (Leiden
[* 20] 1573, wiederholt 1595 und 1617). Auf ihn folgt P. Pithöus mit
»Epigrammata et poemata vetera e codicibus et lapidibus collecta« (Par. 1590; wiederholt,
Leiden 1596, Genf
[* 21] 1619). Eine höchst reichhaltige, aber durchaus unkritische Sammlung von 1544 Nummern, in 6 Büchern nach dem
Stoff geordnet, veranstaltete P. Burmann der jüngere in seiner »Anthologia latina«
(Amsterd. 1759 u. 1773, 2 Bde.).
Den Versuch, die verschiedenen ältern und neuern Bestandteile auszuscheiden und zu ordnen, machte Meyer in der »Anthologia
veterum latinorum epigrammatum et poematum« (Leipz. 1835, 2 Bde.),
mit einigen neuen Nachträgen zusammen 1704 Nummern enthaltend. Die erste wirklich kritische Sammlung bietet Anthologie Rieses »Anthologia
latina« (Leipz. 1869-1870), welche 942 in Handschriften erhaltene Gedichte (allein aus der im 7. Jahrh.
angelegten Sammlung des Codex Salmasianus in Paris 380) nach der handschriftlichen Überlieferung gesondert bietet und so erst ein
kritisches und litterarhistorisches Urteil gestattet. Der dichterische Wert dieser Sammlungen ist nach ihren einzelnen Teilen
natürlich sehr verschieden. Viele Gedichte sind vortrefflich und wahre Zierden der römischen Poesie,
die meisten Mittelgut, eine bedeutende Zahl ohne Geist und Form. Eine die neue Anthologie als zweiter Band
[* 22] ergänzende Sammlung der
metrischen Inschriften ist von Bücheler in Aussicht gestellt. - Unter den übrigen Litteraturen zeichnen sich die arabische,
persische und türkische durch ihren Reichtum an Anthologien aus; am bekanntesten ist die arabische Hamâsa
(s. d.). Von den alttestamentlichen Büchern wird man die Psalmensammlung auch für ein solches Werk halten müssen.