mit allgemein politischer Beziehung auf die damalige Weltlage enthält. Der Dichter, wohl ein niederrheinischer
Geistlicher,
läßt eine
Einleitung von Erschaffung der
Welt,
Sündenfall,
Erlösung, Verbreitung der christlichen
Lehre
[* 2] vorausgehen und schildert
dann des
Heiligen weltliche und geistliche
Regierung und seinen
Kummer über die
Deutschen, die sich durch innere Zwietracht
selbst zu
Grunde richteten.
Da er dies nicht abzuändern vermag, will der deutsche Mann nicht länger leben
und stirbt aus
Gram über die Undankbarkeit seiner Zeitgenossen.
Das Annolied, welches teilweise mit der
»Kaiserchronik« auf die gleiche
Quelle
[* 3] zurückgeht, ist in seiner
Darstellung äußerst lebendig,
oft großartig. Zu
Breslau
[* 4] entdeckt, wurde das Gedicht, dessen
Handschrift verloren ist, zuerst herausgegeben
von M.
Opitz
(Danz. 1639), dann von Goldmann (mit Übersetzung, Leipz. 1816), kritischer von K.Roth
(Münch. 1847, mit Übersetzung
und
Erläuterung) und
Bezzenberger (Quedlinb. 1848). Die jüngste
Ausgabe von
Kehrein (Frankf. a. M. 1865) ist ein
Abdruck des
Opitzschen
Textes.
(franz., spr. -nóngß), öffentliche Benachrichtigung,
namentlich durch
Insertion in eine
Zeitung, durch
Anschläge an den Straßenecken,
Plakatsäulen, Gasthäusern
etc. Von besonderer Wichtigkeit ist die Geschäftsannonce, welche
Angebot und
Nachfrage in Bezug auf
Waren und Dienstleistungen
vermittelt und in neuerer Zeit überall, wo
Zeitungen erscheinen, zu einer großen Bedeutung gelangt ist. Die volkswirtschaftliche
Wichtigkeit dieser Art von
Anzeigen ist allerdings nicht zu leugnen: sie vermittelt den raschern
Absatz,
sie ist ein Haupthebel der
Konkurrenz, sie läßt den
Abschluß der
Geschäfte wie auf einem öffentlichen, von allen beaufsichtigten
Markt geschehen und dient daher zur Herstellung einer wohlthätigen Gleichförmigkeit der
Preise.
Anderseits ist nicht in Abrede zu stellen, daß die Annonce nicht selten in raffinierter, auf Überraschung und
Täuschung des
Publikums berechneter Form angewendet und zu schwindlerischen und unmoralischen
Zwecken mißbraucht wird (s.
Reklame). Im politischen
Leben dient die Annonce häufig dazu, zur Ausübung politischer
Rechte und
Pflichten anzuhalten;
im Familienleben dient sie dazu, Familienereignisse rasch mitzuteilen,
ja selbst
Familien zu begründen (Heiratsgesuche);
eine wichtige
Rolle spielt sie endlich in Bezug auf Vermietungen und die
Ordnung der städtischen Wohnungsverhältnisse.
Für die
Zeitungen selbst ist die Annonce ein unentbehrliches Lebensbedürfnis,
da die stetig wachsenden Betriebskosten derselben durch die billigen Abonnementspreise allein bei weitem
nicht gedeckt werden können.
ein kaufmännisches
Institut, welches den
Verkehr zwischen den
Zeitungen und dem inserierenden
Publikum
vermittelt. Für das letztere bietet das den Vorteil, daß derjenige, welcher eine
Annonce in verschiedene
Zeitungen einrücken
lassen will, der
Korrespondenz mit den
Zeitungen selbst überhoben ist. Die
Zeitungen gewähren zwar dem
Besitzer eines Annoncenbüreaus einen gewissen
Rabatt, haben aber auch den Vorteil der Erleichterung der
Abrechnung, zumal das
Annoncenbüreau für seine Aufträge die
Bürgschaft der
Zahlung übernimmt, und die Aussicht, durch die im eignen
Interesse der
Agenten eines
Annoncenbüreaus bedingte Rührigkeit eine größere Anzahl der zu ihrer
Existenz nötigen Inserate zu
gewinnen.
Wenn auch die Zeitungsbesitzer im allgemeinen eine Abneigung gegen die ihren
Gewinn schmälernden Annoncenbüreaus haben,
so ist der Thätigkeit der letztern doch der Aufschwung des Inseratenwesens in
Deutschland
[* 9] zu danken, welches sich freilich
noch nicht mit dem englischen, amerikanischen und französischen messen kann. Auch in
Deutschland hat
sich jedoch schon die Pachtung des Inseratenteils größerer
Zeitungen durch ein Annoncenbüreau ausgebildet, ohne daß dasselbe einen
Einfluß auf die politische
Haltung der
Zeitung gewinnt, wie es mit einem der ältesten
Institute dieser Art, dem von
Havas,
Laffitte,
Bullier u. Komp. in
Paris,
[* 10] der
Fall war und
noch ist. Die Annoncenbüreaus suchen freilich auch
in
Deutschland einen
Druck auf die
Zeitungen auszuüben, indem sie die gleichzeitige
Aufnahme von Reklameartikeln zur
Bedingung
für die Aufgabe ihrer Inserate machen, nachdem sie ihrerseits ihre Auftraggeber durch das
Versprechen einer
Empfehlung im
redaktionellen Teil gewonnen haben.
(lat.), eine zur Abtragung oder Verzinsung einer
Schuld vereinbarte jährliche
Zahlung für eine bestimmt
bemessene Zeitdauer
(Zeitrente, annuity of term, of years, Annuität im engern
Sinn) oder auf
Lebensdauer des Bezugsberechtigten (Lebensrente
als
Leibrente oder als Tontinenrente, annuity for life), auch als gleichbleibende Verzinsung eines unablöslichen
(eisernen)
Kapitals (immerwährende Annuität,
Rente). In
England sind Annuitäten (annuities) eine besondere Art von
Staatspapieren,
durch welche der
Staat die Verbindlichkeit übernimmt, dem Darleiher für sein geliehenes
Kapital eine
Jahresrente zu zahlen,
entweder nur auf eine bestimmte Zeit, meist 49 (kurze Annuität) oder 99 Jahre (lange Annuität), so
daß das
Kapital nach
Ablauf
[* 17] derselben nicht mehr zurückgezahlt zu werden braucht; oder als immerwährende
Rente, wobei es
dem Belieben des
Staats überlassen
¶
mehr
bleibt, das Kapital zurückzuzahlen. Die Finanzpolitik bedient sich zuweilen dieser Form der Anleihen, um die letztern beliebter
zu machen. Ist dieselbe auch finanziell berechtigt, so wirkt sie doch schädlich, wenn sie die Neigung, vorhandenes Vermögen
ganz oder zum Teil zum Unterhalt aufzubrauchen, befördert. Dagegen sind Anstalten, welche unkündbare Darlehen zu
langen Kredits bedürfenden Unternehmungen gewähren und sich diese durch Annuitäten verzinsen und amortisieren lassen, für
manche Wirtschaftszweige, wie z. B. die Landwirtschaft, von großem Vorteil. Die Tilgung der Schuld wird auf diesem Weg nicht
nur erleichtert, sondern praktisch oft überhaupt erst ermöglicht, während die Sammlung der kleinen Amortisationsquoten
nach einem bestimmten Plan Rückzahlungen an die Gläubiger gestattet, ohne daß denselben ihr Kapital zersplittert
zu werden braucht.