mehr
Ludwig XIV., für mündig erklärt, ihr noch eine Zeitlang
die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten überließ,
rief
sie den
Minister zurück, worüber es zum Volksaufstand
und in der
Pariser Vorstadt
St.-Antoine zu einem blutigen
Kampf kam, der
Mazarins abermalige Entlassung zur
Folge hatte.
Noch einmal kehrte der Unentbehrliche 1653 zurück
und blieb nun bis an
seinen
Tod (1661) an
der
Spitze der
Geschäfte. Nach demselben legte Anna
die
Regentschaft nieder, um sich
in dem von ihr gestifteten
Kloster
Val de
Grâce frommen Übungen zu widmen. Sie starb
Vgl. Freere, Regency of Anne of Austria (Lond. 1866, 2 Bde.).
[Oströmisches Reich.]
6) Anna
Komnena, Tochter des oström.
Kaisers
Alexios I., geb. erhielt eine gelehrte
Bildung und spielte in den Hofintrigen
eine bedeutende
Rolle. An
Nikephoros
Bryennios vermählt, suchte sie denselben vergeblich anzureizen, mit ihrem
Bruder
Johannes
Komnenos (1118-43) um den
Thron
[* 2] zu ringen, und zettelte zu diesem
Zweck selbst eine
Verschwörung an, die
aber an der
Indolenz ihres Gemahls scheiterte. Nach dessen
Tod 1137 widmete sie sich in einem
Kloster wissenschaftlicher Beschäftigung
und starb 1148. Die von ihr unter dem
Titel: »Annae Comnenae Alexiadis libri XIX« (Bd.
1, hrsg. von Schopen,
Bonn
[* 3] 1839; Bd. 2 von
Reifferscheid, 1878) verfaßte Geschichte ihres
Vaters gehört
zu den besten historischen Werken der
Byzantiner, wenn sie auch von Lobrednerei nicht frei ist und die Selbstgefälligkeit
der Verfasserin allzusehr hervortreten läßt. Eine Übersetzung davon findet sich in den von
Schiller herausgegebenen
»Historischen
Memoiren«.
Vgl. Oster, Anna Komnena (Rastatt [* 4] u. Tübing. 1868-71, 3 Bde.).
[Rußland.]
7) Anna Iwanowna, Kaiserin von Rußland, zweite Tochter des Zaren Iwan Alexejewitsch, des ältern Halbbruders Peters d. Gr., geb. zu Moskau, [* 5] ward, beim Tod ihres Vaters zwei Jahre alt, unter Leitung ihrer Mutter bis zu ihrem 16. Jahr erzogen und mit dem Herzog von Kurland, [* 6] Friedrich Wilhelm, vermählt. Aber schon auf der Rückreise nach Kurland starb der Herzog (1711), und die junge Witwe verlebte nun eine Reihe von Jahren in Mitau. [* 7] Als mit dem Tod Peters II. die männliche Linie des Hauses Romanow erlosch, ward sie auf Betrieb einiger Großen, insbesondere der mächtigen Fürsten Dolgorukij und Gallizyn, vom Geheimen Konseil für die Thronerbin erklärt, obgleich Peters I. Tochter Elisabeth ebenfalls Ansprüche an den Thron hatte.
Sie mußte aber urkundlich versprechen, auf die absolute Zarengewalt verzichten und nichts ohne Mitwirken des aus den vornehmsten Mitgliedern des russischen Adels bestehenden Reichsrats unternehmen zu wollen. Trotzdem kündigte sie sich nach ihrer Thronbesteigung als Selbstherrscherin an; ein Staatsstreich machte dem Versuch der Oligarchen, Rußland in eine Adelsrepublik nach dem Muster der polnischen oder schwedischen zu verwandeln, ein schnelles Ende; unter ihrem Namen herrschte Biron, mit welchem die Kaiserin ein näheres Verhältnis unterhielt, mit blutiger Gewalt. Die Führer der widerspenstigen Aristokratie bestiegen das Schafott, und Tausende wurden nach Sibirien verbannt. Anna starb nachdem sie den Enkel ihrer ältesten Schwester Katharina, Iwan, zu ihrem Nachfolger und Biron zum Regenten während dessen Minderjährigkeit ernannt hatte. Die Geschichte ihrer Thronbesteigung beschrieb (russisch) in einer gründlichen Monographie Korssakow (Kasan [* 8] 1880).
8) Anna Leopoldowna, fälschlich Anna Karlowna, eigentlich Elisabeth Katharina Christine, Großfürstin und Regentin von Rußland, Tochter des Herzogs Karl Leopold von Mecklenburg [* 9] und der Katharina Iwanowna, Nichte der vorigen, geb. zu Rostock, [* 10] erhielt 1732 bei ihrem Übertritt zur griechischen Kirche den Namen Anna und wurde 1739 an den Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg-Bevern vermählt. Sie gebar demselben 1740 den Prinzen Iwan, der von der Kaiserin Anna auf Birons Betrieb, der sich dadurch die Regentschaft zu sichern suchte, zu ihrem Nachfolger ernannt wurde.
Biron wurde jedoch 19. Nov. durch den Feldmarschall Münnich im Einverständnis mit der Mutter des jungen Kaisers gestürzt, und Anna erklärte sich nun zur Großfürstin und Regentin während ihres Sohns Minderjährigkeit. Sie ernannte den Feldmarschall Münnich zum Premierminister, zerfiel aber bald mit ihm, infolgedessen er seine Stelle niederlegte, Die Regentin zeigte sich ihrer Stellung nicht gewachsen, beschäftigte sich nur wenig mit den Staatsangelegenheiten und unterhielt ein Liebesverhältnis mit dem sächsischen Diplomaten Lynar, welcher die Freundin Annas, Julie v. Mengden, heiraten sollte. Es bildete sich daher eine Verschwörung, welche der Tochter Peters d. Gr., Elisabeth, den russischen Thron verschaffen sollte.
Dieselbe kam in der Nacht vom 5. auf den zum Ausbruch, und Anna wurde mit Anton Ulrich von Braunschweig [* 11] und ihren Kindern, dem ehemaligen Kaiser Iwan und der Prinzessin Katharina, zuerst nach Riga [* 12] gebracht, dann nach mehrfachem Wechsel der Gefängnisse zu Cholmogory an der Dwina interniert, wo sie starb, nachdem sie ihrem Gemahl noch drei Kinder geboren hatte. Der unglückliche Thronfolger Prinz Iwan wurde 1756 nach Schlüsselburg gebracht und daselbst 1764 ermordet.
Vgl. Brückner, Die Familie Braunschweig in Rußland (Petersb. 1876).
9) Anna Petrowna, zweite Tochter Peters d. Gr. und Katharinas I., geb. 1708, Gemahlin des Herzogs Friedrich Karl von Holstein, mit welchem sie in der letzten Zeit der Regierung Peters verlobt wurde. Während der Regierung Katharinas I. hatte das Ehepaar von Menschikows Ränken zu leiden und mußte sogleich nach dem Tode der Kaiserin, welche mit Übergehung ihrer Töchter Elisabeth und Anna den Sohn des Zarewitsch Alexei, Peter (II.), zum Nachfolger ernannt hatte, Rußland verlassen. Sogleich nach der Geburt ihres Sohns, welcher 1762 als Peter III. den russischen Thron bestieg, starb Anna 1728.
[Sachsen]
10) Gemahlin des Kurfürsten August I. von Sachsen, Tochter Christians III. von Dänemark, [* 13] geb. 1531, ward mit August vermählt, als eifrige Lutheranerin 1574 eine Haupturheberin des Sturzes der Calvinisten, schaltete im Einverständnis mit dem Gatten als kluge und sparsame Wirtschafterin, so daß sie auf dem Ostravorwerk bei Dresden [* 14] sogar eigenhändig butterte, daher vom Volk »Mutter Anna« genannt. Sie schrieb ein »Erzneibüchlein«, erfand mehrere ihrer Zeit vielgebrauchte Medikamente und stiftete die Hofapotheke in Dresden (1581). Wiewohl sie äußerst sparsam lebte, so sorgte sie doch überaus eifrig für die Armen und Kranken. Sie gebar in 37jähriger Ehe 15 Kinder, von denen aber nur ein Sohn und drei Töchter die Eltern überlebten. Anna starb an einer epidemischen Krankheit.
Vgl. v. Weber, Anna, Kurfürstin zu Sachsen [* 15] (Leipz. 1865).