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von leidenschaftlicher Liebe zu der schönen und anmutigen Hofdame ergriffen und entschloß sich, da kein andres Mittel ihm den ersehnten Besitz verschaffen konnte, ihr seine Hand [* 2] anzubieten. Als Anna dieser Verlockung nachgegeben, ward ihre Verlobung mit dem Sohn des Grafen von Northumberland aufgehoben, und Heinrich erklärte seine Ehe mit Katharina für aufgelöst, worauf den Thron [* 3] von England bestieg (1532). Sie benutzte ihre Stellung, um die Sache der kirchlichen Reformation zu fördern.
Aber
Heinrichs
Liebe zu Anna wich bald einer neuen
Leidenschaft, zumal da sie ihm statt des ersehnten Thronerben nur eine Tochter,
Elisabeth, geboren hatte (1533). Sie wurde beschuldigt, blutschänderischen
Umgang mit ihrem
Bruder gepf
logen,
ja sogar
Anschläge gegen das
Leben
Heinrichs gemacht zu haben, in den
Tower geworfen und peinlich angeklagt. Obwohl sie selbst
bis zum letzten
Augenblick ihre Unschuld beteuerte, wurde sie auf
Grund sehr belastender Zeugenaussagen verurteilt und im
Tower enthauptet.
Vgl. Benger, Memoirs of Anne Boleyn (Lond. 1821, 2 Bde.);
Dixon, History of two queens: Anne Boleyn etc. (1873);
Friedmann, Anne Boleyn, a chapter in English history (1884).
2) von Kleve, vierte Gemahlin Heinrichs VIII. von England, war die Tochter des Herzogs Johann III. von Kleve. Auf den Rat Thomas Cromwells, der durch diese Verbindung die Sache des Protestantismus in England zu stärken suchte, warb Heinrich, der sie nur durch ein von Holbein [* 4] gemaltes anziehendes Porträt kannte, um ihre Hand. Der König reiste ihr, als sie nach England kam, bis Rochester entgegen, war aber bald enttäuscht, da sie weder äußern Liebreiz noch jene feine französische Bildung besaß, die Heinrich hochschätzte. Cromwell bewog ihn zwar die Ehe wirklich zu vollziehen; aber bald darauf stürzte Heinrich ihn, ließ ihn enthaupten und sich von Anna scheiden, die im Ausland von einem ihr bewilligten Jahrgehalt bis 1557 lebte.
3) Anna Stuart, Königin von Großbritannien [* 5] und Irland, Tochter Jakobs II. von England aus dessen erster Ehe mit Anna Hyde, der Tochter Lord Clarendons, geb. wurde nach den Grundsätzen der anglikanischen Kirche erzogen und 1683 mit dem Prinzen Georg, jüngerm Sohn Friedrichs III. von Dänemark, [* 6] vermählt. Als ihr Schwager Wilhelm von Oranien zur Eroberung des britischen Throns 1688 in England landete, erklärte sie sich, von Lord Churchill, nachmaligem Herzog von Marlborough, beeinflußt, für denselben und gegen ihren Vater, dessen Lieblingstochter sie gewesen.
Als König Wilhelms III. erklärte Nachfolgerin bestieg sie nach dessen Tod den Thron, während ihr Gemahl den Titel Prinz behielt. Der Herzog von Marlborough spielte unter ihren Ratgebern die Hauptrolle, und seine schöne, aber leidenschaftliche und hochmütige Gattin war in alle Geheimnisse des Staats eingeweiht. Auf Antrieb Marlboroughs hielt Anna an der Allianz gegen Frankreich fest; auch ward 1707 die Union Englands und Schottlands zu einem Reiche »Großbritannien« bewerkstelligt und dabei gegen die geheimen Wünsche der ihren Stiefbruder, den Thronprätendenten Jakob III., begünstigenden Königin festgesetzt, daß, wenn Anna ohne Erben stürbe, die Krone an die protestantische Linie der Nachkommenschaft des Hauses Stuart, mithin an die Prinzessin Sophie, verwitwete Kurfürstin von Hannover, [* 7] Jakobs I. Tochterkind, fallen solle.
Jakob III., hierdurch gänzlich von der
Erbfolge ausgeschlossen, versuchte 1708 vergebens eine
Landung in
Schottland,
doch wurden
seine Anhänger durch Vermittelung der
Königin mit
Schonung behandelt. Nach
Marlboroughs
Sturz ward der
Krieg gegen
Frankreich
nur schwach fortgeführt und durch den
Utrechter
Frieden beendigt. Die spätern Regierungsjahre Annas
vergingen unter verdrießlichen
Händeln zwischen den kämpf
enden
Parteien. Dem
Wunsch der
Whigs, daß der anerkannte Thronerbe
aus dem
Haus
Braunschweig
[* 8] zur Wahrung seines
Rechts von
Hannover nach
England berufen werde, trat Anna zwar entgegen, mußte aber nach
langem
Widerstand in die
Ächtung ihres Stiefbruders
Jakob III. einwilligen und für den
Fall einer
Landung
im britischen
Reich einen
Preis von 5000 Pfd.
Sterl. auf seinen
Kopf setzen. Sie starb bald darauf, Ihr Privatleben
war tadellos; als
Königin war sie schwach, doch gütig und gerecht und Freundin der
Wissenschaften und
Künste, auch dem
Protestantismus
eifrig ergeben.
Vgl. Stanhope, History of England, comprising the reign of Queen Anne (4. Aufl., Lond. 1873, 2 Bde.);
Wyon, History of Great Britain during the reign of Queen Anne (das. 1875, 2 Bde.);
Burton, History of the reign of Queen Anne (Edinb. 1880, 3 Bde.).
[Frankreich.]
4) von Bretagne, Gemahlin Karls VIII. und nach dessen Tod Ludwigs XII. von Frankreich, Tochter Franz' II., letzten Herzogs von Bretagne, geb. zu Nantes, [* 9] erbte 1488 die Bretagne und ließ sich 1491 durch Prokuration dem deutschen Kaiser Maximilian I. antrauen. Karl VIII. von Frankreich bot jedoch, während Maximilian in Ungarn [* 10] beschäftigt war, alles auf, die reiche Erbin selbst heimzuführen, und als er mit einem Heer vor Rennes, wo Anna residierte, erschien, drangen ihre Ratgeber und Stände so lange in sie, bis sie ihre Zustimmung gab.
Sie ward zu Longevais mit Karl vermählt, der seine am französischen Hof [* 11] erzogene Braut, Maximilians Tochter Margarete, heimsandte, ihre Mitgift, Artois, Charolais u. a., aber behielt. Ausgezeichnet durch Schönheit und Geist, regierte Anna während des italienischen Feldzugs ihres Gemahls Frankreich und vermählte sich nach dessen frühem Tod (1498) mit König Ludwig XII., der, um die Anwartschaft auf die Bretagne zu behaupten, sich von seiner ersten Gemahlin, Johanna, scheiden ließ. Zum zweitenmal wurde Anna 1512 Witwe. Nach ihrem Tod wurde die Bretagne, deren Selbständigkeit sie eifersüchtig gewahrt hatte, für immer mit Frankreich vereinigt.
5) Anna Maria Mauritia, gewöhnlich von Österreich [* 12] genannt, Königin von Frankreich, geb. älteste Tochter Philipps III. von Spanien, [* 13] wurde 1615 mit Ludwig XIII. vermählt und zeichnete sich durch Schönheit und Geist aus, ward jedoch von Maria von Medici niedergehalten und durch Richelieu ihrem Gemahl entfremdet, der sie 1637 sogar beschuldigte, sie habe ihn entthronen und den Herzog von Orléans [* 14] heiraten wollen. Später gestaltete sich das Verhältnis zwischen den Gatten freundlicher. Anna gebar erst einen Prinzen (Ludwig XIV.) und den Herzog Philipp von Orléans und ward nach Ludwigs XIII. Tode, dem letzten Willen desselben zuwider, durch Parlamentsbeschluß vom zur unumschränkten Regentin für den fünfjährigen Prinzen erklärt. Sie schenkte ihr ganzes Vertrauen Mazarin und überließ ihm die eigentliche Regierung. Sie mußte es zwar geschehen lassen, daß derselbe auf Andringen der Großen, der Frondeurs und des Parlaments aus Frankreich verbannt wurde; als aber ¶
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Ludwig XIV., für mündig erklärt, ihr noch eine Zeitlang die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten überließ, rief sie den Minister zurück, worüber es zum Volksaufstand und in der Pariser Vorstadt St.-Antoine zu einem blutigen Kampf kam, der Mazarins abermalige Entlassung zur Folge hatte. Noch einmal kehrte der Unentbehrliche 1653 zurück und blieb nun bis an seinen Tod (1661) an der Spitze der Geschäfte. Nach demselben legte Anna die Regentschaft nieder, um sich in dem von ihr gestifteten Kloster Val de Grâce frommen Übungen zu widmen. Sie starb
Vgl. Freere, Regency of Anne of Austria (Lond. 1866, 2 Bde.).
[Oströmisches Reich.]
6) Anna Komnena, Tochter des oström. Kaisers Alexios I., geb. erhielt eine gelehrte Bildung und spielte in den Hofintrigen eine bedeutende Rolle. An Nikephoros Bryennios vermählt, suchte sie denselben vergeblich anzureizen, mit ihrem Bruder Johannes Komnenos (1118-43) um den Thron zu ringen, und zettelte zu diesem Zweck selbst eine Verschwörung an, die aber an der Indolenz ihres Gemahls scheiterte. Nach dessen Tod 1137 widmete sie sich in einem Kloster wissenschaftlicher Beschäftigung und starb 1148. Die von ihr unter dem Titel: »Annae Comnenae Alexiadis libri XIX« (Bd. 1, hrsg. von Schopen, Bonn [* 16] 1839; Bd. 2 von Reifferscheid, 1878) verfaßte Geschichte ihres Vaters gehört zu den besten historischen Werken der Byzantiner, wenn sie auch von Lobrednerei nicht frei ist und die Selbstgefälligkeit der Verfasserin allzusehr hervortreten läßt. Eine Übersetzung davon findet sich in den von Schiller herausgegebenen »Historischen Memoiren«.
Vgl. Oster, Anna Komnena (Rastatt [* 17] u. Tübing. 1868-71, 3 Bde.).
[Rußland.]
7) Anna Iwanowna, Kaiserin von Rußland, zweite Tochter des Zaren Iwan Alexejewitsch, des ältern Halbbruders Peters d. Gr., geb. zu Moskau, [* 18] ward, beim Tod ihres Vaters zwei Jahre alt, unter Leitung ihrer Mutter bis zu ihrem 16. Jahr erzogen und mit dem Herzog von Kurland, [* 19] Friedrich Wilhelm, vermählt. Aber schon auf der Rückreise nach Kurland starb der Herzog (1711), und die junge Witwe verlebte nun eine Reihe von Jahren in Mitau. [* 20] Als mit dem Tod Peters II. die männliche Linie des Hauses Romanow erlosch, ward sie auf Betrieb einiger Großen, insbesondere der mächtigen Fürsten Dolgorukij und Gallizyn, vom Geheimen Konseil für die Thronerbin erklärt, obgleich Peters I. Tochter Elisabeth ebenfalls Ansprüche an den Thron hatte.
Sie mußte aber urkundlich versprechen, auf die absolute Zarengewalt verzichten und nichts ohne Mitwirken des aus den vornehmsten Mitgliedern des russischen Adels bestehenden Reichsrats unternehmen zu wollen. Trotzdem kündigte sie sich nach ihrer Thronbesteigung als Selbstherrscherin an; ein Staatsstreich machte dem Versuch der Oligarchen, Rußland in eine Adelsrepublik nach dem Muster der polnischen oder schwedischen zu verwandeln, ein schnelles Ende; unter ihrem Namen herrschte Biron, mit welchem die Kaiserin ein näheres Verhältnis unterhielt, mit blutiger Gewalt. Die Führer der widerspenstigen Aristokratie bestiegen das Schafott, und Tausende wurden nach Sibirien verbannt. Anna starb nachdem sie den Enkel ihrer ältesten Schwester Katharina, Iwan, zu ihrem Nachfolger und Biron zum Regenten während dessen Minderjährigkeit ernannt hatte. Die Geschichte ihrer Thronbesteigung beschrieb (russisch) in einer gründlichen Monographie Korssakow (Kasan [* 21] 1880).
8) Anna Leopoldowna, fälschlich Anna Karlowna, eigentlich Elisabeth Katharina Christine, Großfürstin und Regentin von Rußland, Tochter des Herzogs Karl Leopold von Mecklenburg [* 22] und der Katharina Iwanowna, Nichte der vorigen, geb. zu Rostock, [* 23] erhielt 1732 bei ihrem Übertritt zur griechischen Kirche den Namen Anna und wurde 1739 an den Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg-Bevern vermählt. Sie gebar demselben 1740 den Prinzen Iwan, der von der Kaiserin Anna auf Birons Betrieb, der sich dadurch die Regentschaft zu sichern suchte, zu ihrem Nachfolger ernannt wurde.
Biron wurde jedoch 19. Nov. durch den Feldmarschall Münnich im Einverständnis mit der Mutter des jungen Kaisers gestürzt, und Anna erklärte sich nun zur Großfürstin und Regentin während ihres Sohns Minderjährigkeit. Sie ernannte den Feldmarschall Münnich zum Premierminister, zerfiel aber bald mit ihm, infolgedessen er seine Stelle niederlegte, Die Regentin zeigte sich ihrer Stellung nicht gewachsen, beschäftigte sich nur wenig mit den Staatsangelegenheiten und unterhielt ein Liebesverhältnis mit dem sächsischen Diplomaten Lynar, welcher die Freundin Annas, Julie v. Mengden, heiraten sollte. Es bildete sich daher eine Verschwörung, welche der Tochter Peters d. Gr., Elisabeth, den russischen Thron verschaffen sollte.
Dieselbe kam in der Nacht vom 5. auf den zum Ausbruch, und Anna wurde mit Anton Ulrich von Braunschweig und ihren Kindern, dem ehemaligen Kaiser Iwan und der Prinzessin Katharina, zuerst nach Riga [* 24] gebracht, dann nach mehrfachem Wechsel der Gefängnisse zu Cholmogory an der Dwina interniert, wo sie starb, nachdem sie ihrem Gemahl noch drei Kinder geboren hatte. Der unglückliche Thronfolger Prinz Iwan wurde 1756 nach Schlüsselburg gebracht und daselbst 1764 ermordet.
Vgl. Brückner, Die Familie Braunschweig in Rußland (Petersb. 1876).
9) Anna Petrowna, zweite Tochter Peters d. Gr. und Katharinas I., geb. 1708, Gemahlin des Herzogs Friedrich Karl von Holstein, mit welchem sie in der letzten Zeit der Regierung Peters verlobt wurde. Während der Regierung Katharinas I. hatte das Ehepaar von Menschikows Ränken zu leiden und mußte sogleich nach dem Tode der Kaiserin, welche mit Übergehung ihrer Töchter Elisabeth und Anna den Sohn des Zarewitsch Alexei, Peter (II.), zum Nachfolger ernannt hatte, Rußland verlassen. Sogleich nach der Geburt ihres Sohns, welcher 1762 als Peter III. den russischen Thron bestieg, starb Anna 1728.
[Sachsen]
10) Gemahlin des Kurfürsten August I. von Sachsen, Tochter Christians III. von Dänemark, geb. 1531, ward mit August vermählt, als eifrige Lutheranerin 1574 eine Haupturheberin des Sturzes der Calvinisten, schaltete im Einverständnis mit dem Gatten als kluge und sparsame Wirtschafterin, so daß sie auf dem Ostravorwerk bei Dresden [* 25] sogar eigenhändig butterte, daher vom Volk »Mutter Anna« genannt. Sie schrieb ein »Erzneibüchlein«, erfand mehrere ihrer Zeit vielgebrauchte Medikamente und stiftete die Hofapotheke in Dresden (1581). Wiewohl sie äußerst sparsam lebte, so sorgte sie doch überaus eifrig für die Armen und Kranken. Sie gebar in 37jähriger Ehe 15 Kinder, von denen aber nur ein Sohn und drei Töchter die Eltern überlebten. Anna starb an einer epidemischen Krankheit.
Vgl. v. Weber, Anna, Kurfürstin zu Sachsen [* 26] (Leipz. 1865).