troglodytische Stadt bildeten. Ani war im 5. Jahrh. noch ein kleines
Fort, ward dann 961
Residenz der
Bagratiden, als solche
erweitert, befestigt und mit
Palästen und
Kirchen geziert und gehörte bald zu den prächtigsten Herrschersitzen
Vorderasiens.
Nach der
Sage zählte es 100,000
Häuser und 1001
Kirchen. Nachdem die Stadt schon 1040 von den
Byzantinern
erobert worden, fiel sie später den
Seldschukken, dann den kurdischen
Beni Schedda in die
Hände und wurde von 1125 bis 1209 fünfmal
von den
Georgiern erobert. Durch solche
Stürme bereits um ihren
Glanz gebracht, wurde sie 1319 durch ein
Erdbeben
[* 2] völlig verwüstet.
Ihre vormalige
Größe bezeugen jetzt nur noch ihre
Ruinen, welche einen
Raum von 5,5 km im Umkreis bedecken
und von russischen Archäologen genauer untersucht worden sind.
Vgl.
Brosset, Les ruines d'A. (Petersb. 1860-61, 2 Bde.).
(spr. -ssä-burschŏa),Auguste, franz. Theaterdichter, geb. zu
Paris,
[* 3] genoß als der Sohn
armer Eltern eine sehr dürftige
Erziehung und trat 1821 als
Schreiber bei einem
PariserSachwalter ein.
Nachdem er in dieser
Stellung 1825, kaum 19 Jahre alt, sein erstes
Stück, das
Melodrama
»Gustave, ou le
Néapolitain«, mit Erfolg
auf die
Bühne gebracht, widmete er sich ganz der Bühnenschriftstellerei. Er schrieb Volksstücke im gröbernStil,
Lustspiele,
Vaudevilles,
Texte zu komischen
Opern, ernste
Dramen und
Tragödien, im ganzen etwa 200 Werke, allerdings nicht ohne
Beihilfe von Mitarbeitern, unter denen vorzüglich Ducange,
Lockroy,
Villeneuve und
Brisebarre Erwähnung verdienen, während
umgekehrt mehrere der besten
Stücke, welche den
Namen Alex.
Dumas' tragen (z. B. »Térésa«, »Angèle«
und »Catherine
Howard«),
Anicet-Bourgeois zum Verfasser haben.
In den letzten
Jahren seines
Lebens schrieb Anicet-Bourgeois fast nur
noch
Feerien oder vielmehr den
Text zu glänzend hergerichteten
Ausstattungs- und Paradestücken. Er starb in
Pau.
[* 4] Von seinen
Stücken haben sich bis in die letzte Zeit auf dem
Repertoire erhalten: »J'enlève
ma femme«
»Passé
minuit«, »La joie de la maison«, »Les
trois épiciers«, »Le
[* 5] maître d'école«, »La
petite Fadette«, »La fiole de
Cagliostro«,
»Pascal et
Chambord«, »Cotillon III« etc.;
ferner die
Dramen: »La pauvre fille«, »Le
docteur noir«, »Atar-Gull«,
»Madeleine«, »Les fugitifs«, »Les
pirates de la savane«, »La fille des chiffonniers«,
»Latude« und »Médecin des enfants«, welche
alle mehr als 100 Aufführungen erlebten.
Unter ihm begann zwischen der morgen- und abendländischen
Kirche der Streit über die
Feier des
Osterfestes, welches erstere zugleich mit den
Juden feierte. Anicetus hatte auch viel mit der
gnostischen
Sekte der Valentinianer zu kämpfen.
Peter, der erste Kartenzeichner von
Tirol,
[* 6] geb. zu Oberperfuß bei
Innsbruck,
[* 7] trieb bis in sein 28. Jahr
Landwirtschaft und Drechslerei, ging aber 1751 zu den
Jesuiten nach
Innsbruck, wo er
Mathematik,
Astronomie
[* 8] und
Mechanik studierte
und sich zu einem geschickten Kartenzeichner und praktischen
Mechaniker ausbildete. Im J. 1756 vollendete
er eine Himmelskugel von 3
FußDurchmesser und 1759 einen gleichgroßen Erdglobus, die allgemeine Bewunderung erregten und
sich jetzt im Ferdinandeum zu
Innsbruck befinden. Er erhielt darauf von der
Regierung den Auftrag zur Herstellung einer
Karte
von
Tirol, begann die Vermessungsarbeiten 1760 und hatte im Frühjahr 1763 schon mehr als zwei Drittel
von Nordtirol kartiert. Kränklichkeit nötigte ihn, 1765 in dem gleichfalls aus Oberperfuß stammenden
Bauerssohn
BlasiusHüber (geb. 1735, gest. 1814) sich einen
Gehilfen heranzubilden, der dann nach Anichs plötzlichem
Tod das gemeinsame
Werk zu Ende führte. Dasselbe erschien 1774 in 21 Blättern, von denen etwa der dritte Teil, besonders
Südtirol,
Hübers Werk ist.
Diese
»Benzole« des
Handels liefern bei Einwirkung von
Salpetersäure ein Gemisch von
Nitrobenzol und
Nitrotoluol, und aus diesem
wird durch
Reduktion unter dem
Namen Anilinöl ein
Produkt erhalten, welches aus Anilin und
Toluidin besteht. Unter dem
NamenToluol
bergen sich aber zwei isomere
Kohlenwasserstoffe, die entsprechend zwei isomere
Toluidine liefern, und
somit ist das Anilinöl ein Gemisch von drei
Körpern. Neben demselben kommt für manche
Zwecke ein sogen. reines Anilin im
Handel
vor, welches nur sehr wenig
Toluidin enthält, und außerdem ein sogen. reines
Toluidin mit sehr geringem Anilingehalt.
Das chemisch reine Anilin ist ein farbloses
Öl vom spez. Gew. 1,036, riecht aromatisch, honigähnlich,
erstarrt bei -8°, löst sich in 31 Teilen
Wasser, mischt sich mit
Alkohol,
Äther und
Ölen, verflüchtigt sich bei gewöhnlicher
Temperatur, siedet bei 184°, brennt mit leuchtender, rußender
Flamme
[* 13] und bildet mit
Säuren farb- und geruchlose, gut kristallisierende
Salze (daher
Kristallin), welche in
Wasser und
Alkohol löslich sind, Fichtenholz
gelb färben (so daß man
sie zur Nachweisung von
Holzstoff
[* 14] in
Papier benutzen kann) und mit
Chlorkalk
[* 15] eine violette Färbung liefern.
Eisenchlorür. Es entsteht salzsaures Anilin, und wenn man nun gelöschten Kalk zusetzt und gespannten Wasserdampf in den Cylinder
leitet, so destilliert das Anilin über, welches zur Reinigung rektifiziert wird.
Die Anilinöle geben bei der Behandlung mit oxydierenden Substanzen verschiedene Farbstoffe, welche man unter dem NamenAnilinfarben
zusammenfaßt. Bei der Einwirkung von Arsensäure auf Anilin (als Nebenprodukt der Fuchsindarstellung) entsteht
Violanilin C12H15N3 , eine Base, welche mit Säuren violette Salze bildet. Wirkt Arsensäure auf
salzsaures Anilin, so entsteht ein Gemisch von Violanilin mit Triphenylendiaminblau, welches durch Behandeln mit konzentrierter
Schwefelsäure
[* 20] in die entsprechenden Sulfosäuren übergeführt wird.
Diese dienen als Bleu Coupier in der Seiden- und Wollfärberei. Im Violanilin kann man Wasserstoffatome
durch Alkoholradikale ersetzen. Aus dem auf solche Weise erhaltenen Trimethylviolanilin und Triphenylviolanilin bereitet man
Sulfosäuren, die in der Färberei und zu Tintenpulvern benutzt werden. Bei Einwirkung von Salzsäure auf Violanilin entsteht
Triphenylendiaminblau C18H12N2 , dessen Sulfoderivat als Marineblau zur Woll-
und Seidenfärberei dient. Bei der Fuchsindarstellung durch Behandeln von Nitrobenzol mit Anilin entsteht Azodiphenylblau, welches
wahrscheinlich mit Violanilin identisch ist.
Als Nebenprodukte der Fuchsinbereitung gewinnt man gelbes Phosphin (Granat,
[* 22] Xanthin, gelbes Fuchsin), Kastanienbraun (Marron),
Mauvanilin, Chrysanilin und die oben schon genannten Farbstoffe. Die arsenhaltigen Rückstände bieten große Schwierigkeiten
dar und müssen aufgearbeitet werden, da sie nicht leicht in unschädlicher Weise zu beseitigen sind. Man versetzt sie
z. B. mit Manganchlorür, fällt mit Kalkmilch arsenigsauren Kalk, mischt diesen mit allerlei arsenhaltigen harzigen Rückständen
von der Fuchsinbereitung, mit Kohle, Sägemehl, Teer und verbrennt ihn in besonders konstruierten Öfen,
[* 23] mit welchen Giftkammern
verbunden sind. In diesen sammelt sich arsenige Säure, die wieder in Arsensäure verwandelt wird.
Nach Coupiers
Verfahren wird die Arsensäure ganz vermieden. Man erhitzt in einem mit Rührwerk versehenen
Kessel Anilinöl, welches zu zwei Dritteln mit Salzsäure neutralisiert ist, mit Nitrobenzol und etwas Eisen, löst die Schmelze
in Wasser, setzt Kalk hinzu, um noch vorhandenes salzsaures Anilin zu zersetzen, destilliert das frei gewordene Anilin ab
und reinigt das ausgeschiedene salzsaure Rosanilin durch Umkristallisieren. Bei diesem Prozeß wird das
Eisen zunächst in Eisenchlorür verwandelt, und dies oxydiert sich durch Einwirkung des Sauerstoffs des Nitrobenzols zu Eisenchlorid,
welches wieder durch das Anilin reduziert wird etc. Die harzigen Rückstände von dieser
Methode werden der trocknen Destillation unterworfen, wobei man Ammoniakwasser und basische Öle
[* 24] erhält,
aus denen wieder Anilin, Toluidin, Naphthylamin und Diphenylamin gewonnen werden.
Das Rosanilin ist farblos, kristallinisch, in Wasser wenig, in Alkohol etwas leichter löslich, bildet mit 1 MolekülSäure sehr
beständige Salze, welche im durchfallenden Lichte dunkelrot sind, im auffallenden Licht
[* 25] wie die grünen Flügeldecken mancher
Käfer
[* 26] metallisch schimmern und sich meist in Wasser und Alkohol mit dunkelroter Farbe lösen. Die zweisäurigen
Salze sind blau und geben eine violette Lösung, die dreisäurigen sind gelbbraun, sehr unbeständig und werden schon durch
Wasser zersetzt.
Das salzsaure Rosanilin ist wenig löslich in Wasser, leichter in Alkohol, nicht in Äther, färbt 100 Mill.
Teile Wasser deutlich rot, und 1 Teil genügt zum Färben von 200 Teilen Wolle. Auch das essigsaure Rosanilin wird, namentlich
in England, als Fuchsin benutzt. Rubin ist arsenfreies Fuchsin, Cerise eine geringere Sorte. In neuerer Zeit stellt man Sulfosäuren
des Rosanilins dar, deren Salze den Farbton des ursprünglichen Farbstoffs behalten, aber sich in Wasser,
bez. in Alkali lösen, weniger lichtempfindlich sind als die Rosanilinsalze und in der Färberei und Druckerei im Verein mit
sauren Beizen angewandt werden können.