90 unabhängige
Gemeinden im
Ausland noch in einigem Zusammenhang mit der
Mutterkirche, welche ihnen bedeutende Unterstützungen
gewährt. Doch ist in keiner der
Kolonien die anglikanische Kirche Staatskirche und betreffs ihrer
Erhaltung fast lediglich auf die Beisteuer
der Gemeindemitglieder angewiesen.
Vgl.
Bailey, Jurisdiction and mission of the Anglican episcopate (Oxf. 1871);
ein 1875 gebildetes
Territorium (Kolonisationsgebiet) der südamerikan.
RepublikChile,
[* 5] erstreckt sich zwischen
der Cordillera
de losAndes und dem
Lauf desRio
[* 6] Rumachue (im W.) vom
Fluß Renaico im N. bis zum
Rio Cauten im
S. und umfaßt somit
einen Teil der
Landschaft Araucania, des Gebiets der zum Teil noch unabhängigen
Araukaner, und der bisherigen
ProvinzArauco. Es hat ein
Areal von 5500 qkm (100 QM.) mit (1882) 23,795 Einw.
Hauptort ist Angol, mit etwa 5000 Einw., Endpunkt der von
Santiago ausgehenden Südbahn.
Landschaft in Niederguinea an der afrikanischen Westküste, im weiternSinn die sämtlichen
portugiesischen Besitzungen in Südwestafrika umfassend, welche vom
Loge, der die Nordgrenze bildet und bei
Ambriz mündet,
bis
KapFrio reichen, nachdem 1857 bei einem mit den
Franzosen entstandenen Streite der
Congo mit dem
KapPadrone und später ein
Punkt unter 5° 12' als nördlichste
Grenze bezeichnet worden war (s.
Karte »Äquatorialafrika«
[* 7] beim Art.
»Congo«).
Nach dem Innern zu ist die Begrenzung ganz unbestimmt, doch nehmen die Portugiesen wenigstens für den mittlern Teil den
Coango als Ostgrenze an. Auf den dürren, sandigen Küstenstrich folgt ein durchschnittlich 800 m hohes
Hochland mit zahlreichen,
meist von N. nach S. verlaufendenGebirgsketten, die nach O. zu an
Höhe zunehmen. Unter diesen
Gebirgen
sind zu erwähnen: die
Serra de Chella, die
Serra de
Neve im südlichen Teil
(Mossamedes), die über 1000 m hohe
Serra de Talla
Magongo im O., gegen den Coango abfallend, mit den jähen, phantastisch erscheinenden und zeitweilig durch plötzlich auftretende
Flechten
[* 8] schwarz gefärbten Pungo-Adongofelsen, die zugleich den höchsten
Punkt der
Landschaft (1370 m) bilden; im N. endlich
treten mit durchschnittlicher
Erhebung von 800 m die
Serra de Canganza und die Qionguiaberge auf.
Das Land ist reich bewässert. Zahlreiche in der
Regenzeit anschwellende, in der trocknen Zeit sehr seicht werdende oder
teilweise versiegende
Ströme fließen vorherrschend in der
Richtung von O. nach W. dem Atlantischen
Ozean zu, zunächst im
N. der
Congo, dann im eigentlichen der
Coanza, im S. der
Cunene. Ein Längenthal bildet im
O. der nach N. strömende Coango,
der ein breites fruchtbares
Thal
[* 9] durchfließt. Schiffbar sind nur der
Cunene und der untere
Coanza, aber
auch diese nur zur
Regenzeit und für kleinere Fahrzeuge.
Der Küstenstrich ist unerträglich heiß und höchst ungesund, so daß die durchschnittliche
Lebensdauer der dort angesiedelten
wenigen Portugiesen auf nur acht Jahre berechnet wird, während die innern, höher gelegenen Gegenden sehr gesund sind und
sich vortrefflich zum Anbau der verschiedensten Kulturgewächse eignen. Die
Regenzeit dauert vom April bis Juli und vom
November
bis
Januar, doch nicht ununterbrochen. Während die Küstenstriche vergleichsweise arm an
Vegetation sind, nehmen nach dem
Innern hin die
Urwälder bedeutend zu, und der riesige
Affenbrotbaum findet sich hier in seinen gewaltigsten
Exemplaren. Im übrigen ist die
Vegetation die tropisch-afrikanische.
Yams,
Tabak,
[* 10]
Indigo,
[* 11]
Reis,
Baumwolle,
[* 12] im O.
Kaffee,
Zuckerrohr etc. werden gebaut, doch keineswegs in genügender
Menge und ohne
größere Bedeutung für die Ausfuhr, wie denn überhaupt der ganze Zustand der
Kolonie ein höchst verwahrloster ist. In
jüngster Zeit wird vielRinde von
Adansonia digitata exportiert. Von tierischen
Produkten kommen
Wachs,
Häute und
Elfenbein in den
Handel.
Portugiesische Handelsleute
(Pombeiros) durchziehen das Land und handeln von den Eingebornen
das
Elfenbein, das Kopalharz oder von den Pacasseiros (Büffeljägern)
Häute ein, welche sie, ebenso wie
Palmöl, nach der
Küste bringen. Da
Pferde
[* 13] undKamele
[* 14] nicht gedeihen, sind die Verkehrsverhältnisse Angolas die primitivsten:
der
Mensch tritt als
Träger
[* 15] und Lasttier auf, was natürlich den
Handel ungemein erschwert.
Der
Ochs wird als Reittier gebraucht. Auch haben die Trägerkarawanen viel durch
Räuber und die
Abgaben zu leiden, welche jeder
Häuptling, dessen Gebiet sie durchziehen, erhebt.
Reich ist das Land an mineralischen
Produkten. Es liefert
Salz
[* 16] aus verschiedenen
Lagunen; Eisenerzablagerungen kommen in großer
Menge vor und werden sowohl von den Eingebornen als den
Portugiesen ausgebeutet; auch sind einige
Kupfer-,
Blei- und Schwefelminen im Betrieb, und
Petroleum rieselt an verschiedenen
Stellen aus den
Bergen,
[* 17] wird aber nicht ausgebeutet.
Die eingeborne
Bevölkerung
[* 18] besteht aus sogen. Congonegern, die zu den
Bantu gehören. Sie zerfallen in
einzelne
Stämme, deren wichtigste, von N. nach S. zu aufgezählt, folgende sind: die Dembo, Kassimba,
Bangala, Bondo,
Kioko,
Tamba-Malemba, Kalukeme,
Bihe, Mukoroka, Bakankala und einige
Herero. Die oberste
Gewalt in jedem
Distrikt übt ein Häuptling
aus, der gelegentlich von den Portugiesen zu Tributzahlungen angehalten wird. Im 16. Jahrh.
hatten die
Jesuiten einen großen Teil der
Bevölkerung nominell zum
Christentum bekehrt, der aber wieder in das schwärzeste
Fetischwesen zurückverfiel.
Nur in den Küstenorten hat bei den
Schwarzen das
Christentum einigermaßen
Wurzel
[* 19] gefaßt. Die Zahl der
Weißen, fast
nur Portugiesen, beträgt
ca. 3000; doch reicht ihr Einfluß, durch
Presidios oder Militärposten unterstützt, bis 450 oder 520 km
ins
Innere. Solche
Presidios sind: Muxima, Massangano, Cucamba, Kassandschi und
Duke de
Braganza. Da die
Kolonie als Deportationsort
dient, so leben in den
Städten sehr viele deportierte Verbrecher (Degradados).
Mulatten gibt es 30,000.
Der Sitz der portugiesischen
Verwaltung ist in der Hauptstadt
São Paolo de Loanda, welche zugleich Hauptstadt des
Gouvernements
Angola im engern
Sinn ist, das sich vom
RioAmbriz (7° 50') im N. bis zum
KapSão Braz im S. erstreckt, und dessen
Ausdehnung
[* 20] (allein
kartographisch abgegrenzt) auf 78,470 km (1425 QM.) berechnet wurde.
Weitere
Gouvernements sind
¶
mehr
Benguela und Mossamedes im S. mit den gleichnamigen Hauptorten. Dieser ganze portugiesische Besitz in Westafrika umfaßt nach
sehr unsichern Berechnungen 809,400 qkm (14,600 QM.); die Bevölkerung wird auf 2 Mill. veranschlagt. Das Budget der Kolonie
zeigt fortdauernd Defizits; 1883/84 waren die Einnahmen auf 553,052, die Ausgaben auf 729,789 Milreïs veranschlagt.
Seit 1881 besteht ein Telegraph
[* 22] von Loanda über Dondo nach Cacullo (344 km), eine Eisenbahn von Loanda nach Ambaca (183 km) ist
konzessioniert.
Die Küste von Angola wurde 1486 durch den portugiesischen Seefahrer DiegoCad entdeckt. Bald darauf siedelten sich die Portugiesen
am Zaïre und auch südlich von diesem Fluß an; doch erst 1578 begründeten sie die Stadt Loanda (São Paolo de Loanda),
wo der Gouverneur seitdem residierte, und die früher vorzugsweise Congo genannte Landschaft erhielt seit jener Zeit den Namen
Angola. Im J. 1640 wurden die Portugiesen von den Holländern aus Loanda vertrieben, und letztere blieben bis 1648 Herren des
Platzes; hierauf fiel derselbe wieder an die Portugiesen zurück, die, einige kleine Kriege mit den Eingebornen abgerechnet,
nun im ungestörten Besitz des Landes blieben, das indessen unter ihrer schlaffen Regierung fortdauernd in einem nichts weniger
als blühenden Zustand sich befindet.
Durch die portugiesische Mißverwaltung wird das reiche Land am Emporkommen gehindert. Militär- und Zivilgewalt
liegen in denselben Händen; dadurch wird ein tyrannisches Erpressungssystem hervorgerufen, welches durch karge Besoldungen
noch unterstützt wird. Die Budgets der Kolonie (1883/84: Einnahmen 591,402, Ausgaben 672,339 Milreïs à 4 Mk. 45 Pf.) weisen
daher fortdauernd Defizits auf. Der Eintritt in die angolanische Armee wird durch die Besetzung der Offizierstellen,
die zugleich Zivilämter sind, mit Subalternen aus dem Mutterland zum Schaden für das Heer sehr erleichtert.
Der Hauptbestandteil der europäischen Bevölkerung der Kolonie setzt sich noch immer aus deportierten Verbrechern zusammen;
die schweren Zollabgaben drücken den Handel nieder und lassen ihn seine Wege außerhalb der Kolonie aufsuchen.
Da die europäische Presse
[* 23] bei der gesteigerten Bedeutung Westafrikas sich mehr mit Angola beschäftigte, so sah die portugiesische
Regierung sich endlich veranlaßt, Schritte zu thun, um den verrotteten Zuständen abzuhelfen. Vorarbeiten zu einer Eisenbahn
von der Hauptstadt São Paolo de Loanda nach Ambaka im Innern wurden begonnen und europäische Fachleute
ausgesandt, um die Hilfsquellen des Landes zu studieren, so der bayrische Geolog Heinrich v. Barth-Harmating (1877).
Vgl. Valdez,
Six years of a traveller's life in Western Africa (Lond. 1861, 2 Bde.);
Monteiro, Angola and the river Congo (New York 1875, 2 Bde.);