Holzkohlen, Eisenerz und Schafwolle. - Die Gründung des Freistaats wird Karl d. Gr. zugeschrieben, der ihn unter den Schutz des
Bischofs von Urgel gestellt haben soll. Später (1278) erhielt der Graf von Foix das Recht der Souveränität über diese Thäler
unbeschadet der Rechte der Bischöfe von Urgel, und als die Grafen von Foix Grafen von Béarn und Könige von
Navarra wurden, führten diese auch den Titel »Souveräne Fürsten par indivis des Thals von Andorra«. Mit Heinrich IV. fiel sodann das
Oberlehnsrecht an die Könige von Frankreich unter Gewährleistung der republikanischen Freiheiten, und so steht heute Andorra als
neutrales Gebiet unter dem gemeinschaftlichen Protektorat Frankreichs und des Bischofs von Urgel, bez. des
Papstes.
Die Republik wird durch einen Generalrat von 24 Mitgliedern regiert, welche auf vier Jahre durch vier Familienchefs einer jeden
Gemeinde erwählt werden. Präsident des Rats ist ein Erster Syndikus, der, wie auch ein Zweiter, der jenem beigegeben ist, von
den Räten selbst auf vier Jahre erwählt wird. Mit der Exekutive ist der Erste Syndikus betraut; die Justizverwaltung ruht in
den Händen zweier Viguiers (Vikare, Statthalter) und eines Zivilrichters. Frankreich und der Bischof von Urgel ernennen je einen
der Viguiers, den Zivilrichter ernennen beide abwechselnd.
Drei Deputierte leisten einen Eid in die Hände des Präfekten der Ostpyrenäen. Seit 1882 vertritt ein beständiger
Delegierter Frankreich den einheimischen Autoritäten gegenüber und in den Beziehungen zum Bischof von Urgel. Alle Jahre bezahlt
die Republik an Frankreich 960 Frank und an den Bischof von Urgel 425 Fr. nebst einigen Naturalien. Sitz der Regierung ist
Andorra la Vieja, mit 600 (nach Rodriguez 2000) Einw. und einem interessanten alten Rathaus (Palais). San Julian hat 500 (3000)
Einw.
Vgl. Dalmau de Baquer, Historia de la republica de Andorra (Barcelona 1849);
Bladé, Études géographiques sur la Vallée
d'Andorre (Par. 1875);
1) Stadt in Hampshire (England), 20 km nordwestlich von Winchester, mit (1881) 5653 Einw.;
dabei Reste einer römischen Villa und viele Verschanzungen. Im benachbarten Dorf Weyhill besuchte Schaf- und Hopfenmärkte.
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2) Stadt im amerikan. Staat Massachusetts, Grafschaft Essex, 35 km nördlich von Boston, hat eine altberühmte Akademie (Phillips
Academy, bereits 1778 gegründet), ein theologisches Seminar (seit 1808), ein Seminar für Lehrerinnen und
(1880) 5169 Einw.
eSilva, José Bonifacio de, brasil. Staatsmann, geb. zu Santos in der brasilischen
Provinz São Paulo, studierte zu Coimbra in Portugal die Rechte und Naturwissenschaften, bildete sich dann auf mehrjährigen Reisen
im Ausland, auch unter Werner in Freiberg, zum Bergbeamten aus, erhielt nach seiner Rückkehr den Lehrstuhl der Geognosie zu Coimbra
und ward zum Generalintendanten des portugiesischen Bergwesens ernannt. Nachdem er zur Zeit der französischen
Invasion in den Reihen der portugiesischen Patrioten gefochten, siedelte er 1819 nach Brasilien über.
Hier stellte er sich 1821 an die Spitze der Bewegung in São Paulo, ward Vizepräsident und überreichte an der Spitze
einer Deputation die von ihm verfaßte Adresse, welche den Prinzen Dom Pedro aufforderte, in Brasilien zu bleiben.
Darauf trat er 16. Jan. als Minister
des Innern an die Spitze der Verwaltung, geriet aber bei Beratung der neuen Grundverfassung
in Kampf mit der republikanischen Partei und reichte infolgedessen mit seinen Kollegen 25. Okt. seine Entlassung ein.
Schon 30. Okt. nach einer Manifestation des Volks zu seinen gunsten wieder ins Ministerium berufen, erhielt
er 1823 auch in den versammelten Ständen Sitz und Stimme und setzte es hier durch, daß die geheimen Gesellschaften verboten
und strenge Maßregeln gegen die republikanischen Parteigänger ergriffen wurden. Von seinen Gegnern genötigt, abermals
zurückzutreten, bekämpfte er in den Kammern das neue Ministerium und protestierte gegen die gewaltsame
Auflösung der Generalversammlung 12. Nov. Er wurde deshalb mit seinen Brüdern verhaftet und nach Europa eingeschifft.
Während erstere nach Bordeaux gingen und bis zu ihrer spätern Rückkehr daselbst den Wissenschaften lebten, gewann er von
neuem das Vertrauen des Kaisers, so daß ihn dieser, als er zu gunsten seines Sohns Dom Pedro II.
auf den Thron Brasiliens verzichtete, zum Vormund des letztern ernannte. Im J. 1834 infolge eines Volkstumults durch die Regentschaft
der Vormundschaft enthoben, zog sich Andrada e Silva ins Privatleben zurück. Er starb in
Rio de Janeiro.-
Sein jüngerer Bruder, Antonio Carlo de Andrada e Silva, bekleidete erst ein obrigkeitliches Amt zu Olinda bei Pernambuco, geriet, in die Revolution
von 1817 verwickelt, in Haft, ward nach seiner Freilassung 1820 in die Cortes zu Lissabon gewählt und sprach sich hier entschieden
für die Unabhängigkeit Brasiliens aus. Nach dem Ausbruch der brasilischen Revolution begab er sich heimlich
nach Rio de Janeiro und ward hier in die Konstituierende Versammlung gewählt. Im J. 1840 fungierte er als Finanzminister,
während der dritte Bruder, Martim Francisco de Andrada e Silva, Minister des Innern war. Letzterer starb in Santos. -
Die beiden Söhne des letztern, José Bonifacio de Andrada e Silva und Martim Francisco de Andrada e Silva, haben sich als Dichter bekannt gemacht,
ersterer durch »Rosas e goivos« (São Paulo 1849),
letzterer durch »Lagrimas e sorrisos« (Rio de Jan. 1847) und ein Drama: »Januario
Garcia« (das. 1849).
(spr. angdrall), Gabriel, Mediziner, geb. zu Paris, erhielt 1827 den Lehrstuhl der
Hygieine und 1830 den der innern Pathologie an der Pariser Universität und ward 1839 Professor der allgemeinen Pathologie und Therapie.
Er starb Seinen wissenschaftlichen und schriftstellerischen Ruf begründete er durch seine »Clinique médicale«
(Par. 1824, 3 Bde.; 4. Aufl.
1840, 5 Bde.; deutsch von Flies, Quedlinb. 1842-45, 5 Bde.),
in welchem Werk er zum erstenmal das gesamte Gebiet der innern Medizin in analytisch-induktiver Methode und klassischer Weise
zur Darstellung brachte. Sein »Précis d'anatomie pathologique« (Par. 1829, 3 Bde.;
deutsch von Becker, Leipz. 1829-30, 2 Tle.) war die erste allgemeine pathologische Anatomie, welche überhaupt
erschien und die krankhaften Störungen der Organe, wie noch nie zuvor, unter allgemeine Gesichtspunkte brachte. In seinem »Essai
d'hématologie pathologique« (Par. 1843; deutsch von Herzog, Leipz. 1844) suchte er durch experimentellen Nachweis pathogenetischer
Veränderungen im Blute der Humoralpathologie eine neue Gestalt zu geben. Außerdem schrieb er: »Cours de
pathologie interne« (2. Aufl., Par. 1848; deutsch von Unger, Berl. 1836-38, 3 Bde.);
»Recherches sur les modifications de proportion de quelques principes du
mehr
sang« (mit Gavarret und Delafond; deutsch von Walther, Nördling. 1842).