zur Beherrschung der Seine erbaut hat. Andelys hat zwei schöne Kirchen aus dem 13. Jahrh., ein Denkmal des hier gebornen Malers
Nic. Poussin, eine schwefelhaltige Mineralquelle, Fabriken in Tuch, Leder etc., ansehnlichen Handel und (1881) 3883 Einw.
(spr. angdan), Stadt in der belg. Provinz und Arrondissement Namur, nahe der Maas und an der
Eisenbahn Lüttich-Namur, hat eine höhere Knabenschule, Papier-, Fayence- und Thonpfeifenfabriken, Brennereien feuerfester Backsteine,
Steinkohlengruben, Export von Thonpfeifenerde (nach Holland) und (1883) 7503 Einw.
Aloys, Tenorist, geb. zu Liebititz in Böhmen, ward 1845 durch Vermittelung des
Sängers Wild an der Wiener Hofbühne engagiert, wo er zuerst in der Rolle des Stradella, die Wild ihm einstudiert hatte, mit durchschlagendem
Erfolg auftrat. Er war seitdem der Liebling des Publikums und ist auch der Kaiserstadt treu geblieben trotz lockender Engagementsanträge,
die infolge seiner Gastspielreisen an ihn ergingen. Er starb in Bad Wartenberg, in letzter Zeit
von Geistesstörung befallen. Anders Gesang zeichnete sich weniger durch heroische Kraft und scharfe Charakteristik des Ausdrucks
als durch Poesie, Innigkeit und künstlerischen Ernst aus, welcher seinen dramatischen Gestaltungen einen eigentümlichen Reiz
verlieh.
Fabrikort in der belg. Provinz Brabant, Vorort von Brüssel, mit Woll- und Baumwollweberei,
Baumwollspinnerei und Färberei, Brauereien, Butterhandel und (1883) 24,939 Einw. Merkwürdig
die Wallfahrt zu Pferde, welche hier stattfindet.
Antonius, General der Jesuiten, geb. zu Brieg im Kanton Wallis,
also ein deutscher Schweizer, trat 1838 in den Jesuitenorden
ein und studierte Philosophie sowie Theologie in Rom und Freiburg.
Als nach Besiegung des Sonderbundes 1847 der Jesuitenorden
auch aus Freiburg
vertrieben wurde, begab sich Anderledy nach Piemont und 1848, als auch hier der Jesuitenorden verboten ward, nach Nordamerika,
wo er Pfarrer in Green Bay wurde. Im J. 1851 kehrte er nach Deutschland zurück und leitete zwei Jahre lang
Jesuitenmissionen in Bayern, im Ermeland und am Niederrhein, bis er 1853 Rektor der theologischen Studienanstalt der Gesellschaft Jesu
in Köln wurde.
Sodann ward er 1856 als Rektor an das theologische Kollegium zu Paderborn berufen, 1859 Provinzial, 1865 Professor der Moraltheologie
in Maria-Laach, 1859 Rektor von Maria-Laach und 1870 Assistent des Jesuitengenerals P. Beckx in Rom. Nachdem
er dies wichtige Amt 13 Jahre bekleidet und sowohl Charakterfestigkeit als hohe Geistesgaben dabei bewährt hatte, wurde er
von der zu Florenz versammelten Generalkongregation des Jesuitenordens, allerdings erst nach längern Verhandlungen und nicht
ohne Widerstand seitens der romanischen Ordensmitglieder, 1883 zum Generalvikar erwählt und folgte, als
Pater Beckx wegen hohen Alters zurücktrat, diesem 1884 als General der Gesellschaft Jesu.
1) Faustino, ital. Kupferstecher, geb. 1766 bei
Brescia, lebte zu Pavia, ist besonders bekannt durch seine Stiche für wissenschaftliche Werke, z. B. in Scopolis »Deliciae florae
et faunae insubricae« (1786-88). In Mailand arbeitete er nach Guido Reni (die Himmelfahrt), Raffael, Correggio
u. a. Die Führung seines Stichels zeichnet sich durch Kraft und Klarheit aus. Anderloni starb 1847.
2) Pietro, ital.
Kupferstecher, Bruder des vorigen, geb. 1784 zu Sant' Eufemia im Brescianischen, war Schüler seines Bruders
und Longhis und übernahm 1831 an dessen Stelle die Leitung der Kupferstecherschule zu Mailand. Er starb auf
seinem Landgut Cabiate bei Mailand. Anderlonis Vorzüge im Stich beruhen besonders darauf, daß er in alle Eigentümlichkeiten
der Malerwerke genau einzugehen und sie in echt malerischer Weise wiederzugeben vermochte. Das Ausgezeichnetste leistete er in
der Reproduktion von Bildern Tizians und Raffaels.
Kirchdorf im schweizer. Kanton Uri,
das Haupt des Urserenthals, an der St. Gotthardstraße, 1440 m ü. M., mit einem
Kapuzinerhospiz und (1880) 722 Einw., die meist vom Fremdenzug der
Hochalpenpässe Oberalp, St. Gotthard und Furka leben. Andermatt lag im Mittelalter am Fuß der Kirchbergs, wo es
durch eine Lawine gänzlich zerstört wurde.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Mayen, links am Rhein, unweit der Einmündung der Nette und
an der Linie Köln-Bingerbrück (von hier Zweigbahn nach Mayen) der Preußischen Staatsbahn, eine der ältesten Rheinstädte
mit basteiartigen Mauern, ist unregelmäßig und winkelig gebaut. Zu den Merkwürdigkeiten der Stadt gehören:
die prachtvolle kath. Pfarrkirche (St. Genoveva), eine gewölbte spätromanische Pfeilerbasilika mit vier Türmen, im Unterbau
des nordöstlichen Turms mutmaßlich in die karolingische Zeit zurückreichend, während Chor (seit 1856 restauriert) und Schiff
dem 12. und 13. Jahrh. angehören;
ferner die Ruine der großartigen ehemaligen Burg der Kölner Erzbischöfe
(von Friedrich I. 1109 erbaut, 1688 zerstört);
der gewaltige, architektonisch und historisch merkwürdige Wachtturm (1448-52
erbaut);
das Rheinthor, angeblich aus den Zeiten der Merowinger, mit dem alten Wahrzeichen der Stadt (zwei lebensgroße Steinfiguren);
der Rheinkran (1554 erbaut);
endlich das Judenbad, große und tiefe Gewölbe unter dem Rathaus. Andernach hat
ein Amtsgericht, Progymnasium, eine Provinzialirrenanstalt, eine Irrenbewahranstalt (St. Thomas), Hospital, Fabriken für Zigarren,
Chemikalien, Malz und Parfümerien, Bierbrauerei, Schiffahrt, Handel mit Mühlsteinen und Traß und (1880) 5668 Einw. (544 Evangelische
und 99 Juden).
In der Nähe der Stadt, am Kirchberg, hat man römische Grabmäler gefunden, und fast überall stößt man
beim Fundamentieren neuer Häuser auf Aschenkrüge, Vasen, verrostete Waffen u. dgl. -
Andernach (Antunnacum), der Hauptort des alten sagenhaften Mayenfeldes, ist das römische Castellum ante Nacum (»vor
der Nette«),
das von Drusus 13 oder 9 v. Chr. gegründet und nach den Verheerungen durch die Alemannen 359 von Julian wiederhergestellt
wurde. Im J. 876 erlitt bei Andernach Karl der Kahle durch Ludwig II., Sohn Ludwigs des Deutschen, und 939 die aufständischen
Herzöge Eberhard und Giselbert durch die von König Otto I. gesandten Truppen eine Niederlage; ebenso wurde hier 1114 Kaiser Heinrich
V. von den mit dem Erzbischof von Köln vereinigten Sachsen besiegt. Um 1109 erhielt Andernach, das damals unmittelbar
dem Reiche gehörte, Mauern und wurde dadurch Stadt, kam 1167 an Kurköln, trat 1253 dem Rheinischen Städtebund bei und suchte
sich dann der Herrschaft des Erzbischofs zu entziehen. Erst 1496 hat die Stadt auf ihren Anspruch der Reichsfreiheit verzichtet.
Hier ward zwischen Kaiser Friedrich III., den vier rheinischen Kurfürsten und Frankreich ein
Bund abgeschlossen. Im J. 1632 wurde von den Schweden genommen, 1646 dagegen von Turenne vergeblich
mehr
belagert. Darauf 1688 von den Franzosen, 1712 von den Hessen erobert und verheert, kam die Stadt 1794 an Frankreich, 1815 aber
mit dem linken Rheinufer an Preußen.