des
Gehirns durch narkotische und
anästhetische Mittel. Trotz der Unempfindlichkeit eines Teils gegen Berührung können heftige
Schmerzen in dem gelähmten
Glied
[* 2] vorhanden sein (Anaesthesia dolorosa), indem Reizungen des gelähmten Nervs oberhalb der
Lähmungsursache, z. B. durch
Druck, stattfinden und die durch den
Druck hervorgebrachten
Empfindungen in die peripherischen
Teile, d. h. in die Nervenendigungen, verlegt werden. Je nach den
Ursachen ist die Anästhesie ein schnell oder
langsam vorübergehender, oft aber auch ein bleibender und unheilbarer Zustand. Die Anästhesie ist als begleitende
Erscheinung bei den verschiedenen
oben angeführten Krankheitszuständen selbstverständlich für sich niemals Gegenstand ärztlicher
Behandlung. Nur in
Fällen, wo infolge vonQuetschung eines Nervenstammes das
Gefühl eines Teils nur langsam
zurückkehrt, sind leicht reizende
Mittel, vor allen die Anwendung des
Galvanismus,
[* 3] oft von gutem Erfolg.
Mineral aus der
Ordnung der
Anhydride, besteht, wie
Rutil
[* 4] und
Brookit (s. d.), aus Titansäureanhydrid TiO2
, unterscheidet sich aber von jenen durch seine Kristallformen, die dem tetragonalen
System angehören, ohne doch
auf diejenigen des im gleichen
System kristallisierenden
Rutils zurückführbar zu sein. Anatas findet sich
in kleinen, pyramidalen, säulen- oder dick tafelförmigen
Kristallen, aufgewachsen oder lose, er ist indigblau ins
Schwarze,
auch
braun, rot, gelb mit metallartigem Diamantglanz, halbdurchsichtig bis undurchsichtig, spez. Gew.
3,83-3,93,
Härte 5,5-6. Er kommt auf
Klüften im
Granit,
Glimmerschiefer,
Gneis,
Diorit zwar sparsam vor, ist aber von
den Westalpen bis zu den
Tauern durch die Zentralzone der
Alpen
[* 5] verbreitet und findet sich namentlich in der
Dauphiné, in Tessin,
Graubünden
sowie
auch im
Ural, zu
Arendal auf Erzlagern, lose im diamantführenden
Sand von
Itabira in
Brasilien.
[* 6]
(griech.) bezeichnet im
NeuenTestament (Gal. 1, 8. u. 9;
1. Kor. 16, 22;.
Röm.
9, 3. etc.) etwas, was dem
Untergang geweiht und für immer von der
Erde vertilgt sein soll. In der hiermit
zusammenhängenden Beziehung aus einen dem göttlichen Zorngericht anheimzugebenden, der
Kirchengemeinschaft verlustigen
Menschen
kommt das
WortAnathema seit dem 4. Jahrh. als Verwünschungs-,
Fluch- und Bannformel vor, weshalb auch der größere
Bann (s. d.) selbst häufig diesen
Namen führte. - Anathematigieren, etwas mit dem Bannfluch belegen.
Anatolier, Anhänger
der
Lehre,
[* 9] daß das Menschengeschlechter im
Orient entstanden sei, im
Gegensatz zu den Ökumeniern, welche
die Möglichkeit einer Entstehung desselben auch an andern
Punkten der
Erde annehmen.
die
Lehre von Form und
Bau der organisierten
Körper und ihrer einzelnen Teile (theoretische Anatomie oder Zergliederungskunde), dann
die Untersuchung des organischen
Körpers selbst in Bezug auf Form und
Bau (praktische Anatomie oder Zergliederungskunst)
und endlich der
Ort, wo dergleichen Untersuchungen vorgenommen
werden und
Unterricht darin erteilt wird
(anatomisches Theater).
Gewöhnlich braucht man Anatomie
nur für Zergliederung des menschlichen
Körpers
(Anthropotomie), während man die Zergliederung
der
TiereZootomie, die der
PflanzenPhytotomie nennt. Die theoretische Anatomie zerfällt in die allgemeine und
spezielle Anatomie. Die spezielle oder deskriptive Anatomie hat die
Darstellung der einzelnen Teile und
Organe zum Gegenstand. Mit Bezug
hierauf zerlegt man die menschliche in sechs
Abschnitte, nämlich in
Die allgemeine Anatomie beschäftigt sich nicht mit der Form der einzelnen
Organe des
Körpers, sondern mit den
Eigenschaften des
Materials, aus welchem sich jene aufbauen. Die oberflächlichste Betrachtung lehrt, daß in verschiedenen Teilen des
tierischen
OrganismusStoffe von gleichen
Eigenschaften, wie
Knochen,
Muskeln,
[* 11]
Sehnen,
Nerven
[* 12] etc., wiederkehren.
Über die
Struktur dieser Elementarteile gibt nun die allgemeine Anatomie Aufschluß und man ist daher sehr oft genötigt,
zur Ermittelung des feinern
Baues der
Gewebe
[* 13] das
Mikroskop
[* 14] zu
Hilfe zu nehmen.
Ein besonderer
Zweig ist daher die mikroskopische Anatomie oder
Gewebelehre
(Histologie). Eine andre Behandlungsweise der Anatomie unterscheidet
am
Körper größere oder kleinere Abteilungen
(Regionen) und beschreibt die in jeder derselben vorkommenden
Abschnitte der
oben genannten
Systeme, wobei sie zugleich auf zuweilen vorhandene
Abweichungen der gewöhnlichen Lagenverhältnisse,
die sogen. anatomischen
Varietäten, Rücksicht nimmt. Sie wird topographische Anatomie oder, da ihre Kenntnis besonders für den
operierenden Chirurgen wichtig ist, chirurgische Anatomie genannt.
Zum Teil mit dieser zusammen fällt die Anatomie für bildende
Künstler, die neben der äußern Form des
Körpers auch die Veränderungen,
welche sich bei den
Bewegungen desselben ergeben und durch das
Spiel der
Knochen und
Muskeln bedingt sind, beschreibt und daher
die Betrachtung des lebenden
Körpers zuHilfe nehmen muß (s. Litteratur). Die bisher genannten
Disziplinen
befassen sich sämtlich mit dem gesunden menschlichen
Körper und werden daher zusammen auch als normale Anatomie bezeichnet im
Gegensatz zur pathologischen Anatomie oder der
Lehre vom
Bau des kranken
Körpers.
Letztere wird stets getrennt abgehandelt und hat nicht nur die Unterschiede der kranken Teile von
den gesunden zu verfolgen und die gegenseitigen Beziehungen derselben zu ermitteln, sondern auch die
Symptome der
Krankheiten,
welche sich am lebenden
Körper zeigen, aus den ihnen zu
Grunde liegenden anatomischen Veränderungen zu erklären. Die Grundlage
der pathologischen Anatomie ist selbstverständlich die normale in ihrem ganzenUmfang (vgl.
Pathologie); daher
zerfällt auch sie in einen speziellen und allgemeinen Teil, hat ihre gesonderte
Gewebelehre etc.
Eine ganz besondere
Stellung nimmt die vergleichende Anatomie ein, die es mit der Vergleichung der gesamten Tierwelt mit Einschluß
des
Menschen zu
¶
mehr
thun hat. Ursprünglich aus dem Bestreben hervorgegangen, für die Kenntnis des menschlichen Körpers Vergleichspunkte bei
den ihm nahestehenden übrigen Säugetieren zu finden, hat sie sich namentlich in der Neuzeit über das ganze Tierreich erstreckt
und ist so zu einem Teil der Zoologie (s. d.) im weitern Sinn geworden. Sie beschäftigt sich jedoch nur
mit den ausgebildeten Formen, über Entstehung und Wachstum derselben verbreitet sich die Entwickelungsgeschichte;
[* 16] beide zusammen
aber behandeln den Bau des tierischen Körpers zu jeder Zeit seiner Existenz und werden daher als Morphologie bezeichnet.
In der anatomischen Technik, die sich aus der praktischen Anatomie entwickelte, unterscheidet man gewöhnlich, namentlich
mit Bezug auf den Menschen, die Sektionen und das Präparieren. Unter Sektion (s. d.) versteht man die kunstgerechte Öffnung
der drei großen Höhlen des menschlichen Körpers, verbunden mit der Untersuchung der in ihnen befindlichen Eingeweide
[* 17] und
Organe. Das Präparieren besteht in der kunstgerechten Trennung der einzelnen Teile voneinander, so daß sie
ihrer Gestalt und Lage nach deutlich unterschieden werden können; man erhält so anatomische Präparate (s. d.) und stellt
sie in den anatomischen Sammlungen oder Museen auf, bildet sie auch wohl in Wachs, Gips
[* 18] etc. nach sowie auf den anatomischen
Tafeln ab.
Die geschichtliche Entwickelung der Anatomie weist die leichtverständliche Thatsache auf, daß zuerst fast nur
die Priester und Ärzte sich mit anatomischen Arbeiten befaßten. Bei den alten Griechen wurden nur Tierzergliederungen zu wissenschaftlichen
Zwecken in größerer Ausdehnung
[* 19] vorgenommen, und so hat auch Aristoteles in seiner »Naturgeschichte des Tierreichs« zahlreiche
genaue Angaben über Tieranatomie niedergelegt. In der menschlichen Anatomie dagegen waren die
alten Griechen und Römer
[* 20] schlecht bewandert.
Nichtsdestoweniger standen seine anatomischen Schriften das ganze Mittelalter hindurch im höchsten Ansehen. Erst mit Mondini,
Professor zu Bologna, begann ein Aufschwung der Anatomie. Er zergliederte (1306) zuerst wieder zwei menschliche
Leichen, und sein anatomisches Werk blieb gegen 200 Jahre lang fast ausschließlich im Gebrauch, zumal PapstBonifacius VIII.
diejenigen mit dem Kirchenbann belegte, die es wagten, einen Menschen zu zergliedern oder seine Gebeine auszukochen.
Eine neue Epoche der Anatomie beginnt im 16. Jahrh. mit dem berühmten
AndreasVesalius (geb. 1514; sein Werk »De corporis humani fabrica« erschien 1543),
dem sich Fallopia (mit seinen »Observatione
anatomicae«) und Eustachio würdig anreihten. Von größter Wichtigkeit war die Entdeckung des Kreislaufs desBluts durch den
EngländerWilliamHarvey (1578-1657); allmählich wurden auch die einzelnen Organe des menschlichen Körpers
genauer bekannt und erhielten nicht selten Beinamen von den Forschern, welche sie auffanden (z. B.
pancreas Aselli capsula Glissonii, ductus Stenonianus, nervus accessorius Willisii). Der erste, welcher das Vergrößerungsglas
zum Zweck anatomischer Untersuchungen anwendete und
so zum Schöpfer der mikroskopischen Anatomie wurde, ist MarcelloMalpighi
(1628-94). Die beiden Niederländer Leeuwenhoek (gest. 1723) und Swammerdam (gest. 1680) machten auf dem nämlichen Gebiet
mannigfache Entdeckungen.