Derselbe,
Volumetrische Analyse, (Hamb. 1883). - III.
Gerichtliche Analyse,: Duflos,
Prüfung chemischer
Gifte (Bresl. 1867);
Derselbe, Handbuch der
angewandten gerichtlichen chemischen der chemischen
Gifte das. 1873);
Dragendorff, Gerichtlich-chemische
Ermittelung von
Giften (2. Aufl., Petersb. 1876);
Otto, Anleitung zur Ausmittelung der
Gifte und zur Erkennung der
Blutflecke
(6. Aufl., Braunschw. 1882).
»Zeitschr. für analytische
Chemie«, hrsg. von
Fresenius
(Wiesbad., seit 1864);
»Repertorium für
analytische
Chemie«, redigiert von Skalweit (Hamb., seit 1881).
(griech.), ein
Ausdruck, der in der
Mathematik in verschiedener Bedeutung angewandt wird. Zunächst bedeutet
er eine geometrische
Methode (geometrische Analysis), deren
ErfindungPlaton zugeschrieben wird, und die den
Gegensatz zur
Synthesis
bildet. Während diese von dem Gegebenen und Bekannten ausgeht und zu dem
Unbekannten undGesuchten gelangt,
nimmt die Analysis das
Gesuchte als gegeben an, zergliedert dasselbe und untersucht seine
Bedingungen, bis sie zu Bekanntem gelangt,
von dem aus nun die
Synthesis den umgekehrten Weg gehen kann.
Ganz verschieden von der geometrischen Analysis ist die analytische
Geometrie (vgl.
Geometrie). Unter Analysis versteht man ferner die
gesamte
Lehre
[* 5] von den veränderlichen
Größen, zu ihr rechnet man auch die analytische
Geometrie; außerdem
aber zerfällt sie in die niedere oder algebraische Analysis, auch die Analysis endlicher
Größen genannt, und in die höhere Analysis oder
die Analysis unendlicher
Größen, welche die
Differential-,
Integral- und
Variationsrechnung umfaßt. Ziemlich unbestimmt begrenzt
ist das Gebiet der algebraischen Analysis, die sich in der Hauptsache mit der
Darstellung derFunktionen in Form
unendlicher
Reihen, unendlicher
Produkte oder
Kettenbrüche beschäftigt, also mit Aufgaben, die auch in der höhern Analysis behandelt
werden; nur bedient sie sich nicht des
Algorithmus der letztern, sondern elementarer Betrachtungen. Von Lehrbüchern dieser
Disziplin sind zu nennen: Euler, Introductio in analysin infinitorum
(Laus. 1748; deutsch von
Maser,
Berl. 1884);
Cauchy,
Cours
d'Analyse (Par. 1821; deutsch von Huzler: »Lehrbuch der
algebraischen Analysis«, Königsb. 1828);
Sprachen nennt man seit Analytische W.
Schlegel solche
Sprachen, die, wie die meisten modernen im
Gegensatz zu den
ältern synthetischen
Sprachen, anstatt der alten Flexionsformen vorherrschend zusammengesetzte
Ausdrücke
gebrauchen. So sagt man im
Französischen in drei Wörtern j'ai
été für das lateinische fui;
ein unter franz. Protektorat stehendes Kaiserreich auf der Ostküste von
Hinterindien
[* 9] (s.
Karte
»Hinterindien«). DieGrenzen
[* 10] sind nur nach dem
Meer zu und in gewissem
Maß gegen das französische
Kochinchina hin fest bestimmt. Ganz unsicher ist die Nordgrenze, welche zwischen 21½ und 23⅓° nördl.
Br. nur aus rohen chinesischen
Karten bekannt ist; vollkommen unbekannt ist aber die Westgrenze, welche man im nördlichen
Teil auf die gleichfalls unbekannte
Wasserscheide zwischen dem
Mekhong und dem
Meer verlegt, weiter südlich
aber so weit westwärts hinausschiebt, daß sie dem 106½.° östl. L. v. Gr.
folgt.
Das
Areal läßt sich bei so unsichern
Grenzen nur schätzen und zwar nach neuern Angaben auf 440,500 qkm (8000 QM.), wovon
auf Kochinchina nebst Laostaaten 275,300 qkm (5000 QM.) und auf
Tongking
[* 11] 165,200 qkm (3000 QM.) entfallen.
Das
Reich Anam umfaßt in diesem
Umfang Kochinchina mit Ausschluß der 1862 und 1867 an
Frankreich abgetretenen sechs
Provinzen
von Niederkochinchina, das 1802 eroberte, 1883 von
Frankreich besetzte
Tongking im N. und Tschampa im S., wozu noch die tributären
Laostaaten und das Gebiet der unabhängigen Moistämme kommen. Da die
Wasserscheide im größern südlichen
Teil des
Landes sich unweit der
Küste hinzieht, so können hier keine
Flüsse
[* 12] von Bedeutung sein.
Die dem
Mekhong westwärts zufließenden Gewässer sind fast völlig unbekannt, ebenso der aus
Jünnan kommende, bei seiner
Mündung (bei Vinh) in den
Golf von
Tongking ziemlich ansehnliche Suong-Ka. Der Hauptfluß
Tongkings ist
der
Songka oder
RoteFluß, der gleichfalls aus
Jünnan kommt, den
Schwarzen und den
KlarenFluß aufnimmt und dann ein großartiges
Delta
[* 13] bildet, durch welches er mit dem nächstgroßen
Fluß des
Landes, dem Thaibinh oder Bakha, zusammenhängt. Anam liegt
ganz in der heißen
Zone; die Jahresisotherme von 23° C. durchschneidet es in seinem mittlern Teil von O. nach W. Der Südwestmonsun
bringt in Kochinchina im April die trockne
Jahreszeit, der von
NO. im
Oktober den
Regen; die höhern Gebirgsländer im N. mögen
hierin, wie in
Vorderindien, einigen Unterschied zeigen. An
Metallen
(Gold,
[* 14]
Silber,
Kupfer,
[* 15]
Quecksilber),
Kohlen
und
Edelsteinen ist der
Norden
[* 16] reich.
In denGebirgen hausen
Tiger,
Büffel, Rhinozerosse,
¶
Die Bewohner, deren Zahl sich auf ca. 21 Mill. belaufen soll, wovon 15 Mill. allein auf Tongking gerechnet werden, gehören
zu den Indochinesen und haben sich in ihrer ursprünglichen Reinheit nur noch in den Gebirgen erhalten, wo sie ziemlich unabhängig
leben. Diese Muong (Myong) oder Wilde genannten Bergbewohner sind hellfarbiger und schlanker, aber kräftiger
und mutiger als die durch Vermischung mit Chinesen (welche von Jünnan und über die Seegrenze einwandern) beeinflußten Anamiten.
Diese sind klein (im Mittel 1,6 m groß), aber gut proportioniert, selten dick, schwach, aber gewandt, mit breitem,
glattem Gesicht,
[* 23] niedriger Stirn, meist platter Nase,
[* 24] schräg stehenden, schwarzen Augen, die aber lebendig
sind, und schwarzem, dichtem Haupthaar, aber spärlichem Barte. Die Hautfarbe schwankt zwischen Schmutzigweiß und Schokoladenbraun.
Die Gesichtsform ist mehr rund, die Backenknochen sind weniger vorstehend als bei den Chinesen. Die Kleidung beider Geschlechter
ist die altchinesische Tracht: buntfarbige, weite Beinkleider, um den Gürtel
[* 25] mit einer Schärpe;
ein bis
auf die Waden reichender Rock von Baumwolle, mit sehr weiten Ärmeln, auf der rechten Seite am Hals eng zugeknöpft;
darüber
tragen die Frauen noch einen bis auf die Knöchel herabfallenden Rock und die Männer als Staatskleid einen ebensolchen seidenen,
buntfarbigen oder schwarzen, der je nach ihrem Rang mit verschiedenartigen Stickereien verziert ist.
Das
gemeine Volk kleidet sich in dunkelfarbige Baumwolle. Orange ist die Farbe des Königs, die Flagge aber weiß. Das Haar
[* 26] bleibt ungeschoren
und wird hinten aufgebunden; Kopfbedeckung ist ein Turban von blauem oder schwarzem Krepp, bei Ärmern ein großer
gefirnißter Strohhut. Die Wohnhäuser
[* 27] stehen in der Niederung auf Pfählen. Die anamitische Sprache
[* 28] ist eine einsilbige Wurzelsprache
wie die chinesische, der sie auch viele Wörter entlehnt hat. Sie besitzt sechs Accente, durch welche die Bedeutung der Wurzeln
verschiedentlich ausgedrückt werden kann; grammatische Beziehungen werden durch angehängte Hilfswurzeln (z. B.
das Geschlecht der Hauptwörter durch Beifügung von Wurzeln, die »Mann« und »Frau« bedeuten) oder bloß
durch die Wortstellung ausgedrückt. (Vgl. Aubaret, Grammaire de la langue annamite, Par. 1867.)
Die anamitische Schrift ist in einer frühen Epoche aus dem chinesischen Alphabet entstanden.
Langweilig genau ist der Anamit in der Wahl der Worte zur Bezeichnung der Grade von Respekt und Ehre, die
man dem Höhern schuldet; die Phrasen sind widerlich gedreht. Eine andre Litteratur als die chinesische gibt es nicht. Das
Volk ist heiter, schwatzhaft, voll Humor, verweichlicht, eitel; es hält sich für das erste Volk nach
den Chinesen. Durch den
Despotismus, der vom Herrscher an bis zum untersten Diener geltend gemacht wird, ist aber jedes bessere
Gefühl erstickt; die Beamten sind im höchsten Grad raubsüchtig.
Die Religion der großen Masse des Volks ist ein Kultus von Schutzgeistern, die Gebildeten sind meist Anhänger des Konfutse,
die übrigen sehr laue Buddhisten. Die dortigen katholischen Christen, vermischte Abkömmlinge der (1624)
aus Macao und Japan
[* 29] nach dem Christenmord im letztern Land eingewanderten sowie der aus Malakka vertriebenen Portugiesen, sollen
etwa 420,000 Köpfe zählen und stehen unter sechs Bischöfen, sind aber ohne politischen Einfluß. Die Gewerbserzeugnisse
sind gut in Lack- und feinern Metallwaren; Eisen
[* 30] zu stahlen, ist den Anamiten noch unbekannt.
Die der Entwickelung noch sehr fähige Seidenzucht und Seidenweberei steht derjenigen von China weit nach. Der Binnenhandel ist
nicht unbedeutend, und es fehlt nicht an Landstraßen mit schönen Brücken,
[* 31] wie auch die Kanäle und im N. der Songka bequeme
Wasserverbindungen gewähren. Am auswärtigen Handel beteiligen sich die Anamiten dagegen wenig; er ist
in den Händen der Chinesen. Die Kleinhändler sind meist Chinesen. Das Geld wird nach dem Gewicht benannt, ist aber gemünzt.
Die kleinste Münze ist das Sapek von Zinn mit dem Bilde des Kaisers, 60 = 1 Maß, 10 Maß = 1 Kwan, deren 1½ auf
den spanischen Piaster (zu 4 Mk.) gerechnet wird. Sapeks werden gewöhnlich zu 600 an ein Rohr gesteckt (= 1 Kwan) und so ausgegeben.
Auch Gold- und Silberklumpen sind in Umlauf.
Verfassung und Regierung in Anam sind denen von China nachgebildet, aber die Zustände sind ungleich trauriger. Der Kaiser ist
unumschränkter Herrscher; er beansprucht, als landesväterlich gesinnter Monarch betrachtet zu werden,
aber seine und seiner Beamten Herrschaft ist eine Schreckensregierung. Die Erbfolge geht auf den ältesten Sohn über, wenn
der Kaiser nicht anders verfügt. Nur eine Gemahlin ist Kaiserin, Frauen zweiten Ranges und Konkubinen gibt es aber in Menge.