nur durch sein
Wasser werden die reichen
Ernten dieses
Landes erzielt. Mit
Dampfern wurde der
Fluß befahren von der Mündung 450 km
aufwärts bis Koscha
Sali. Durch den erfolgreichen Frühjahrsfeldzug gegen
Chiwa 1873 sind die
RussenHerren des untern Amu Darja geworden
und haben in
Petro-Alexandrowsk, am rechten
Ufer, einen Hauptstützpunkt angelegt. Nach
Durchführung der
Grenzregulierung gegen
Afghanistan
[* 2] erhält sicher auch ein
Ort an der Nordwestbiegung des
Flusses (bei Kodscha Saleh) eine russische
Besatzung.
Darja-Distrikt, russ. Gebiet in
Zentralasien,
[* 3] 103,535 qkm (1880 QM.) groß mit (1880) 222,200
Einw., wurde durch den am mit
Chiwa (s. d.) abgeschlossenen Friedenstraktat an Rußland
abgetreten und dem Generalgouvernement
Turkistan (s. d.) einverleibt.
(v. arab. hamalet, Anhängsel),
Schutz- oder Verwahrungsmittel gegen
Zauberei,
Krankheiten und andre Übel, welches
am
Halsoder an andern Teilen des
Körpers getragen wird.
Schon die alten Ägypter und noch mehr die alten
Chaldäer gebrauchten Amulette, teils aus Metallplatten oder Gußfiguren mit magischen Zeichen und
Inschriften, teils aus
geschnitzten
Halbedelsteinen in Form von beschriebenen
Cylindern,
Götter- und Dämonenbildern, heiligen
Tieren
(Skarabäen)
[* 4] etc.
bestehend.
Die
Juden trugen als Amulette mit magischenFormeln beschriebene
Edelsteine,
[* 5]
Gold- und Silberplatten um den
Halsoder an den
Ohren, ferner gleich den Chaldäern beschriebene
Bänder und
Zettel (s. Phylakterien), die Griechen eiserne,
sogen. »samothrakische
Ringe«, die
Römer
[* 6]
Halsbänder,
Armbänder und
Diademe
[* 7] von
Metall,
Edelsteinen und besonders aus der schwarzen
Koralle (Gorgonia antipathes). Auch
Kräuter- und Wurzelstückchen, sauber in
Gold
[* 8] gefaßte prähistorische
Kieselsteinwaffen (Pfeilspitzen) und andre
Dinge trug man als Amulette, die namentlich in der spätern Kaiserzeit der
Aberglaube
von den verschiedensten Völkern entlehnte.
Aus dem
Heiden- und
Judentum kam der
Gebrauch der Amulette auch in die
christliche Kirche. Wie schnell derselbe sich hier weiter
verbreitete, geht daraus hervor, daß die
Synode zu
Laodikeia im 4. Jahrh. das Tragen der Amulette den
Geistlichen bei
Strafe der Absetzung untersagen mußte. Allgemein wurde es erst 721 zu
Rom
[* 9] von
Gregor II., dann zu
Konstantinopel
[* 10] und unter
Karl d. Gr. zu
Tours
[* 11] verdammt. Dennoch ist dieser
Aberglaube nie ganz ausgerottet, sondern später
in der römischen
Kirche durch die Gotteslämmer (s.
Agnus Dei), Marienmedaillen etc. noch genährt worden.
Aus dem
Mittelalter gehören namentlich die
PassauerZettel (s.
Passauer Kunst) hierher.
Noch heute sind Amulette unter dem großen
Haufen Gegenstand vielseitigen
Aberglaubens, was die mannigfachen am
Daumen, am
Hals, auf der
Brust angebrachten sympathetischen
Mittel (die zur Erleichterung des
Zahnens den
Kindern umgehangenen
Dinge, die
Korallen,
[* 12] die gegen den
Blutsturz, die Elentiersklauen,
die gegen die
fallende Sucht wirksam sein sollen, die Abrakadabrazettel, gewisse noch in neuester Zeit bei der
Cholera ausgegebene
Medaillen, Henkelmünzen mit
Heiligenbildern etc.) beweisen. In
Italien
[* 13] hängt man den
Kindern noch heute
wie im
Altertum kleine Bildwerke gegen den »bösen
Blick« (s. d.) um den
Hals. Am meisten stehen aber bei den Mohammedanern
Amulette in Ansehen; fast alle Gläubigen tragen dergleichen, bald
Steine, bald
Ringe,
bald Papierstückchen und sonstige Gegenstände,
welche mit Zauberformeln, den 99
EigenschaftenGottes, besonders aber mit
Sprüchen aus dem
Koran beschrieben
sind und von
Derwischen verkauft werden.
Bei den Persern und Arabern heißen sie auch
Talismane (s. d.). Doch versteht man hierunter auch
Hausgötter und an Baulichkeiten
angebrachte magische Zeichen etc.
PrähistorischeAmulette sind in verschiedenen Materialien
(Stein,
Thon,
Knochen,
[* 14]
Bein und
Bronze)
[* 15] gefunden worden. Sie haben meistScheiben- oder Radform, auch
Hammer- und Beilform oder sind auch mit Tierornamenten
(Vogel- und Stierfiguren) geschmückt. In manchen lassen sich auch menschliche
Figuren erkennen. Sehr häufig dienten einfach
durchbohrte
Knochen oder
Zähne
[* 16] als solche. Meist wurden sie als
Halsbänder getragen.
(Sachalin),
Fluß in
Sibirien, entsteht aus der Vereinigung der
Schilka, welche in den
Ausläufern
des Jablonowoigebirges entspringt, und des
Argun, der bis dahin die
Grenze zwischen
Sibirien und der
Mandschurei bildet. Der
Zusammenfluß, der beim Dorf
Ust Strjelka stattfindet, ist kaum zu erkennen, da der
Argun durch eine dicht bewaldete
Insel verbarrikadiert
ist, um die sich der
Fluß in zwei
Armen schlingt. Der Amur strömt zuerst in östlicher
Richtung, wendet
sich bei
Chabarowka, nach Vereinigung mit dem
Ussuri, beinahe rechtwinkelig nach N. und mündet nach einem
Laufe von 4400 km
bei
Nikolajewsk in das
Ochotskische Meer.
Sein Stromgebiet wird auf mehr als 2 Mill. qkm berechnet. Der Amur bildet in seinem Mittellauf
die
Grenze gegen
China;
[* 18] die
Ufer auf chinesischer Seite sind noch mit dichtem Baumwuchs bedeckt, auf russischer Seite ist der
Waldbestand dagegen vielfach niedergeschlagen oder niedergebrannt. Das
Bassin des untern Amur wird im W. durch das Burejagebirge
begrenzt, während im
O. der Küstenhöhenzug von
Sichota-Alin dieGrenze bildet. Ostwärts von der mongolisch-daurischen
Ebene beginnt das
Stufen- und Tiefland des Amurstroms, das eigentliche Amurland, in welchem sich die
Russen schon sehr früh
zu zeigen begannen, bis der
Traktat von
Nertschinsk 1689 ihren
Unternehmungen ein Ende bereitete.
Gleichwohl hörten diese nie ganz auf, und selbst die schweren
Strafen, welche der 1728 vom
Grafen Ragusinski
mit
China abgeschlossene
Vertrag auf das Überschreiten der russisch-chinesischen
Grenzen
[* 19] setzte, konnten das letztere nicht
hindern. Pelzjäger, Kaufleute,
Kosaken, Abenteurer und Ausreißer aller Art, durch die
Hoffnung auf
Beute an kostbarem
Pelzwerk,
[* 20] Metallen u. dgl. angelockt, fanden sich stets
auf der
Strecke vom
Argun und der
Schilka bis zum Ochotskischen
Meer ein und allmählich faßten die
Russen
immer festern
Fuß. Der
Traktat von
Aigun 1858 regelte diese Beziehungen endlich, indem der größte Teil des Amurlandes faktisch
in russischen
Besitz überging und der Amur als
Grenze zwischen
China und Rußland anerkannt wurde. Der Amur ist sechs
Monate im Jahr mit
Eis
[* 21] bedeckt; im
Sommer tritt er meilenweit aus seinen
Ufern, welche dagegen im
Winter bei gewöhnlichem Wasserstand
den
Fluß hoch überragen. Stellenweise ist der Amur 100 m breit. Seine Hauptzuflüsse sind rechts:
¶
mehr
Sungari und Ussuri, links: Seja, Bureja, Sawitaja, Kur, Girin und Amgun. Da die Mündung versandet und die Schiffahrt durch den
Tatarensund wegen der Untiefen gefahrvoll ist, so verlassen die Waren den Fluß etwas oberhalb seiner Mündung bei Mariinsk,
um von da zu Lande nach Alexandrowsk an der Castriesbai gebracht zu werden, von wo die Schiffe
[* 23] im Sund südwärts
gehen. Der Amur mit seinen Nebenflüssen ist für den Verkehr der Mandschurei von großer Bedeutung. Gegenwärtig wird der von 50 Dampfern
befahren, von denen jeder oft 4-5 beladene Boote schleppt.
Auf der Schilka beginnt die Dampfschiffahrt bei Nertschinsk; der Ussuri und Sungari sind gleichfalls schiffbar,
letzterer Fluß ist schon von Dampfern bis Tsitsikar befahren worden. Den Namen Amur führte der Strom anfangs nur in seinem untern
Laufe, von der Mündung des Ussuri ab, oberhalb hieß er Schingal. Als Tomskische Kosaken 1639 an der Mündung des Udjaflusses
in das Ochotskische Meer überwinterten, erfuhren sie durch Tungusen, daß Mamur der Name eines Flusses sei,
an welchem »Golde« wohnten, die ihnen ihre Zobel gegen Silber, Glaskorallen etc. abnähmen, die sie selbst von einem andern Volk
(den Mandschu) bezögen. Das Wort Amur ist mithin tungusischen Ursprunges.