Thal
[* 11] (Höllensteinthal), südliches Seitenthal des
Pusterthals in
Tirol,
[* 12] umfaßt das obere Rienzthal,
den aus demselben in das Boitathal führenden niedrigen Gebirgssattel und den Anfang des
Thals der Boita. Es ist von der 1830 angelegten,
sowohl militärischen als kommerziellen
Zwecken (namentlich dem Holzhandel nach
Italien) dienenden Ampezzaner
Straße durchzogen
und wird wegen der das
Thal umschließenden
Dolomiten seit neuerer Zeit mit besonderer Vorliebe von
Fremden
ausgesucht.
SchönePunkte in diesem
Thal und seiner Umgebung sind der
ToblacherSee, die
Orte Landro
(Höllenstein) und Schluderbach, der
Dürren-
und der Misurinasee, der aussichtsreiche
MontePiano (2296 m), endlich der Hauptort des
Thals, Cortina d'Ampezzo, in weitem,
von Dolomitbergen
(Monte Cristallo 2929 m, Tofana 3269 m, Antelao 3253 m, Sorapiß 3291 m) umrahmtem Thalkessel, 1140 m ü. M.
an der Boita reizend gelegen, mit schöner
Kirche in byzantinischem
Stil mit
Holzschnitzereien und frei stehendem Glockenturm,
Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit einer
Fachschule für
Holzschnitzerei, Tischlerei und Silberfiligranarbeit,
welche Industriezweige nebst Holzhandel hier betrieben werden, und (1880) 811 Einw.
(griech.), beid-, beidseitig-, herum-, in vielen
Zusammensetzungen. ^[= (Komposition), in der Grammatik: die Vereinigung zweier oder mehrerer verschieden- oder gleichartige ...]
in der griech.
Mythologie ein berühmter
Seher aus
Argos, Sohn des Oikles (oder des
Apollon)
[* 15] und der
Hypermnestra,
war bei der kalydonischen
Jagd und beim Argonautenzug. Am
Krieg der
Sieben gegen Theben weigerte er sich
anfangs teilzunehmen, da
er den unglücklichen
Ausgang desselben und seinen
Tod vorhersah, ließ sich aber schließlich durch
seine von den Genossen bestochene Gemahlin
Eriphyle dazu bereden und verrichtete große Heldenthaten (s.
Alkmäon). Als die
Belagerer
Thebens zurückgeschlagen wurden, entrückte ihn
Zeus
[* 16] seinen Verfolgern, indem die
Erde sich öffnete
und Amphiaraos samt seinem
Streitwagen
[* 17] verschlang. Er ward unter die Unsterblichen versetzt und von den Griechen göttlich verehrt.
An der
Stelle seines Verschwindens, in der
Nähe von
Oropos, erhob sich nachmals das Amphiareion, ein Heiligtum mit berühmtem
Traumorakel. Auch anderwärts, z. B. in
Theben, gab es Heiligtümer des Amphiaraos.
(Amphibia, griech., »doppellebige
Tiere«) oder
Lurche,
[* 18]
Klasse der
Wirbeltiere, lange Zeit hindurch fälschlich mit den
Reptilien vereinigt (s.
Wirbeltiere). Was
ihnen zu ihrem
Namen verholfen hat, ist der eigentümliche
Wechsel des
Lebens, welches sie in der
Jugend fast ausnahmslos im
Wasser, im erwachsenen Zustand meist auf dem Land führen, und das im
Einklang mit der frühern
Atmung durch
Kiemen und der spätern durch
Lungen steht. Dies bringt sie in nähere genetische Berührung mit den
Fischen, namentlich mit
den
Lurchfischen (s.
Fische),
[* 19] und trennt sie scharf von den
Reptilien, die auch in der
Jugend stets durch
Lungen atmen.
Die Amphibien sind meist langgestreckt.
Gliedmaßen fehlen entweder vollständig
(Blindwühler), oder sind rudimentär oder auch gut
entwickelt, namentlich bei den
Fröschen. Ihrem
Bau nach weichen sie von der für die höhern
Wirbeltiere geltenden Form nur
wenig ab, dienen jedoch nur bei den
Fröschen zum
Laufen,
Springen und Klettern, sonst bloß zum Vorwärtsschieben
und
Stützen des
Rumpfes. Wichtig für die
Bewegung ist der
Schwanz, welcher in der
Jugend bei allen Amphibien vorhanden ist und nur
bei den
Fröschen später schwindet.
Die
Haut
[* 20] ist nackt, glatt und schlüpfrig (nur die
Blindwühler besitzen
Schuppen) und voll zahlreicher
Drüsen, welche
Schleim oder ätzende, stark riechende, auf kleinere
Tiere wohl giftig wirkende
Flüssigkeiten absondern.
Ferner
liegen in ihr besondere Pigmentzellen (s.
Chromatophoren), durch deren
Ausdehnung
[* 21] oder Zusammenziehung ein
Farbenwechsel zu
stande kommt. Bei einigen
Formen ändert die
Haut der Männchen zur Zeit der
Begattung nicht nur die
Farbe, sondern auch die
Form, so daß z. B. besondere
Kämme auf dem
Rücken erscheinen (sogen.
Hochzeitskleid). Bei
Gesunden wird
die ganze
Haut alle
Monate einmal abgestoßen, indem sie sich am
Kopf spaltet und über den ganzen
Körper allmählich hinabgezogen
wird; diese periodische
Häutung geht weniger oft vor sich oder unterbleibt ganz, wenn die Lebensbedingungen nicht die
normalen sind, namentlich wenn es an
Feuchtigkeit fehlt. Das
Skelett
[* 22] ist meist verknöchert, doch
¶
mehr
erhalten sich am Schädel noch viele Reste des ursprünglichen Knorpels. Die Zahl der Wirbel ist gewöhnlich sehr bedeutend
(bei den Fröschen aber nur zehn); die Rippen verbinden sich nicht mit dem stets knorpelig bleibenden Brustbein und fehlen den
Fröschen ganz. Brustbein und Becken können gleichfalls fehlen. Der Schädel ruht auf der Wirbelsäule mit
zwei Gelenkköpfen, gleich dem der Säugetiere. Das Gehirn
[* 24] bleibt klein. Augen sind stets vorhanden, jedoch manchmal unter der
Haut versteckt (Proteus);
dagegen fehlen die Lider entweder gänzlich, oder sind aus dem obern und untern Lid oder dem obern
und einer sogen. Nickhaut (s. d.) gebildet;
Thränendrüsen fehlen. Im Ohr
[* 25] ist die Schnecke kaum angedeutet;
Die Nase
[* 26] ist immer paarig und steht in Verbindung mit der Mundhöhle.
[* 27] Auf der Zunge finden sich Geschmackspapillen. Besondere Tastorgane sind nur selten vorhanden. Die Zähne
[* 28] dienen meist nur zum
Festhalten der Beute, nicht zum Kauen, fehlen auch bei einigen Kröten gänzlich. Auch die Zunge kann fehlen.
Der Darm
[* 29] ist gewöhnlich sehr kurz, nur bei den pflanzenfressenden Larven der Frösche
[* 30] und Salamander bedeutend länger als der
Körper. Speicheldrüsen fehlen. Als Atmungsorgane dienen in der Jugend 2-3 PaarKiemen, die ursprünglich als gefiederte Hautanhänge
frei am Hals herabhängen, später aber gewöhnlich durch andre, innerhalb einer Kiemenhöhle gelegene
und an den Kiemenbogen festgewachsene Kiemen ersetzt werden.
Aber auch diese fallen bei weiterer Entwickelung fort; zugleich schließen sich die Kiemenspalten, welche den Mundraum mit
dem Wasser, in welchem die Tiere leben, in Verbindung setzen, und an Stelle dieses Apparats treten alsdann
die Lungen auf. Zeitlebens bestehen die Kiemen nur bei der Gruppe der Kiemenlurche oder Perennibranchiaten und sind hier zugleich
mit den Lungen thätig. Letztere stellen zwei geräumige Säcke dar; an der kurzen und weiten Luftröhre existiert nur bei den
Fröschen ein Stimmorgan.
Das Gefäßsystem richtet sich in seiner Ausbildung ganz nach dem Zustand der Atmungswerkzeuge; der Kreislauf
[* 31] ist daher bei ausschließlicher Kiemenatmung ähnlich dem der Fische, wird dagegen beim Auftreten der Lunge
[* 32] ein komplizierterer.
Aber auch in diesem Fall besitzt das Herz neben zwei Vorkammern für das arterielle und venöse Blut nur eine Herzkammer und enthält
also in ihr stets gemischtes Blut. Die Lymphgefäße sind gut entwickelt. Die Nieren liegen zu beiden Seiten
der Wirbelsäule oft weit bis nach vorn hin; die Harnleiter münden in die Kloake; der Harn sammelt sich in einer sackförmigen
Ausbuchtung der Kloakenwand als in einer Harnblase an. Die Geschlechtsorgane stehen in sehr enger Verbindung
mit den Nieren oder den Harnleitern.
Beim Männchen gelangt das Sperma durch den vordern Teil der Niere hindurch in den Harnleiter; beim Weibchen fallen die reifen
Eier
[* 33] erst in die Bauchhöhle, werden von dem mit weiter, trichterförmiger Mündung beginnenden Eileiter aufgenommen und ebenfalls
dem Harnleiter zur Beförderung in die Kloake (und von dort nach außen) überliefert. Begattungsorgane
fehlen fast überall, und so werden die Eier meist gleich beim Austritt aus dem Körper befruchtet. Nur bei den Salamandern kommt
es zu einer wirklichen Begattung und vielfach auch zu einer Entwickelung der Eier innerhalb der Mutter, mithin zu einem Lebendiggebären.
Werden die Eier abgelegt, so geschieht dies gewöhnlich in Laichform; meist werden sie sich selbst überlassen,
indessen sorgt in einzelnen
Fällen das Weibchen oder auch das Männchen durch besondere Vorkehrungen für ihr weiteres Schicksal.
Die Entwickelung geschieht, wie bei den Fischen, stets ohne Embryonalhäute (Allantois und Amnion). In den meisten Fällen
müssen die aus dem Ei
[* 34] in Fischform ausgeschlüpften Larven eine Metamorphose durchlaufen, ehe sie den Erwachsenen ähnlich werden
(s. Frösche).
Der Aufenthaltsort der Amphibien ist ein sehr verschiedener, jedoch stets ein feuchter. Die Nahrung ist bei den Erwachsenen animalischer
(Insekten,
[* 35] Würmer),
[* 36] bei den Larven vielfach vegetabilischer Natur. Hunger wird lange ertragen, auch ist das
Atembedürfnis ein sehr geringes. In den gemäßigten Zonen verfallen die Amphibien gewöhnlich während der Kälte in einen Winterschlaf.
Die Lebenszähigkeit ist überhaupt sehr groß; selbst wichtige Organe können ohne Schaden verstümmelt werden und sind dann
gewöhnlich bald durch neue ersetzt.
Hierher Coecilla. C. Schwanzlurche
[* 38] (Urodela oder Caudata), zeitlebens mit Schwanz und meist auch mit vier
kurzen Beinen; zwei Unterordnungen:
1) Fischlurche (Ichthyoidea), mit schwachen Extremitäten, kleinen, von der durchsichtigen Körperhaut überzogenen Augen und
meist mit bleibenden Kiemen: a) Kiemenlurche (Perennibranchiata), zeitlebens mit Kiemen; hierher Olm (s. d., Proteus anguineus)
und Armmolch (Siren lacertina), und b) Derotrema, erwachsen ohne Kiemen, aber fast immer noch mit einer
Kiemenspalte am Hals; hierher unter andern Riesensalamander (s. d., Cryptobranchus) sowie der fossile Andrias (s. d.) oder Sündflutmensch;
2) Molche (Salamandrina, s. d.), erwachsen ohne Kiemen und Kiemenloch. D. Frösche (Batrachia) oder schwanzlose Lurche (Anura,
s. Frösche). S. Tafel »Lurche«.
Vgl. Lacépède, Histoire naturelle des quadrupèdes ovipares et des serpents (Par. 1788-89, 2 Bde.);