bedeutende litterarische Thätigkeit durch Abfassung von Abhandlungen für die Annalen mehrerer Akademien. Man hat von ihm
treffliche Beobachtungen über die Doppelsterne, die Jupitermonde, die Sonne, über den Kreislauf des Saftes in den Pflanzen,
über die Infusionstierchen, die Befruchtung der Pflanzen etc. Er starb in Florenz.
besonders das viereckige, weißleinene, auch Humerale genannte Tuch, welches der katholische
Priester seit dem 8. Jahrh. zur Celebration des Hochamts über Nacken und Schulter trug und vorn auf der
Brust mit Schnüren zusammenband, seit dem 11. Jahrh. am untern Saum gewöhnlich mit einem ornamentalen Zusatz versehen.
(lat.), Freund; Amicus certus in re incerta cernitur, lateinisches Sprichwort: »Einen
treuen Freund erkennt man im Unglück«. Amicus Plato, magis amica veritas, lateinisches Sprichwort: »Teuer ist
mir Platon, teurer die Wahrheit«. Amicus populi Romani, »Freund des römischen Volks«, Ehrentitel, welchen die Römer befreundeten
und um sie verdienten Fürsten (z. B. Dejotarus, Orgetorix, Ariovistus etc.) und ganzen Nationen beilegten. Amicus curiae, im englischen
Gerichtsverfahren ein Advokat, der, obschon bei dem geführten Prozeß nicht beteiligt, freiwillig auf
einen für die Sache wichtigen Umstand aufmerksam macht.
eine Klasse chem. Verbindungen, welche man als Ammoniak NH3 betrachten kann, in welchem ein oder
mehrere Wasserstoffatome durch Säureradikale ersetzt sind. Das Acetamid ist z. B. C2O3O.NH2
^[C2O3O.NH2]. Dieser Körper leitet sich ab von der Essigsäure C2H3O.OH ^[C2H3O.OH],
und man kann ihn betrachten als solche, in welcher die Hydroxylgruppe OH durch Amid NH2 ersetzt ist. Wird im
Ammoniak der Wasserstoff weiter substituiert, so entstehen sekundäre Amide oder Imide, z. B. Diacetamid (C2OH3O)2NH ^[(C2OH3O)2NH],
endlich tertiäre Amide, z. B. Triacetamid (C2H3O)3N ^[(C2H3O)3N].
Man kann das Acetamid auch betrachten als essigsaures Ammoniak C2H3O2.NH4 ^[C2H3O2.NH4]
weniger Wasser, wie es in der That bei trockner Destillation dieses Salzes entsteht und unter Wasseraufnahme wieder in dasselbe
übergeführt werden kann. Amide entstehen auch, wenn Ammoniak auf die Chlorüre der Säuren oder auf die zusammengesetzten Äther
wirkt. Die primären Amide verhalten sich wie schwache Basen und gleichzeitig wie schwache Säuren, die sekundären
Amide haben aber keine basischen Eigenschaften mehr, und die tertiären verhalten sich wie Säureanhydride. Werden in den zwei
basischen Säuren, welche, wie die Kohlensäure CO.OH.OH, zwei Hydroxylgruppen enthalten, beide durch NH2 ersetzt,
so entsteht ein Amid, aus Kohlensäure das Carbamid (Harnstoff) CO(NH2)2 ^[CO(NH2)2]; betrifft
die Substitution aber nur eine Hydroxylgruppe, so entsteht eine Aminsäure, z. B. die Carbaminsäure CO.OH.NH2 ^[CO.OH.NH2].
(spr. amiell), Henri Frédéric, französisch-schweizer. Schriftsteller, geb. zu
Genf,
studierte daselbst, bereiste dann im Verlauf von sieben Jahren die verschiedensten Teile
Europas und erhielt
nach seiner Rückkehr die Professur der Philosophie an der Genfer Akademie. Er starb 1881 daselbst. Außer fachwissenschaftlichen
Arbeiten, z. B. »Du mouvement littéraire dans la Suisse romane« (Genf
1849),
»Étude sur l'Akadémie de Genève« (1859),
ȃtude
sur Madame de Staël« (1878) etc., veröffentlichte er auch
poetische Versuche: »Grains de mil« (1854),
»Penseroso« (1858),
»La part du rêve« (1863),
»L'escalade de 1602« (1875),
»Charles
le téméraire« (1876) und »Jour à jour, poésies intimes« (1880),
deren Hauptstärke in der philosophisch-tendenziösen Färbung
liegt. Aufsehen erregten neuerdings die »Fragments d'un journal intime« (1884, Bd.
1).
[* ] (spr. amiäng), Hauptstadt des franz. Departements Somme, 36 m ü. M., 133 km nördlich von Paris, an der schiffbaren,
mehrfach geteilten Somme, welche hier die Celle aufnimmt, und an der Französischen Nordbahn gelegen, hat eine von Heinrich IV.
herrührende Citadelle, gerade, breite und wohlgepflasterte Straßen und mehrere große Plätze. Die alten
Wälle sind in schöne Boulevards umgewandelt worden. Unter den Gebäuden sind als die hervorragendsten zu nennen die 1220-88
erbaute Kathedrale mit zwei unvollendeten Türmen, prachtvoller Fassade und grandiosem Schiff und Chor, ein Meisterstück gotischer
Baukunst; ferner die Kirchen St.-Germain und St.-Remy (aus dem 15. Jahrh.), das Stadthaus, wo 1802 der Friede
(s. unten) geschlossen wurde, der Justizpalast und das Museum.
Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 67,874. Industrie und Handel sind von großer Wichtigkeit. Blühend ist besonders die
Fabrikation von Wollgeweben, namentlich der sogen. »Amiensartikel«:
Kamelott, Aleppozeuge (Alépines), Pikee, Plüsch, Utrechter und Baumwollsamt etc. Außerdem hat Amiens Baumwoll-,
Woll-, Flachs- und Seidenspinnereien, große Färbereien, Fabriken für Tapeten, Maschinen, Chemikalien, Zucker etc. und treibt ansehnlichen
Handel mit Rübenzucker, Wolle, Ölsaat, Getreide, Gemüsen aus den umliegenden ausgedehnten Gartenanlagen und Entenpasteten. Amiens hat
ein Lyceum, eine Lehrerbildungsanstalt, eine Vorbereitungsschule für Medizin, ein Museum für Kunst und Altertümer, eine öffentliche
Bibliothek von 50,000 Bänden, ein Archiv und einen botanischen Garten. Es ist Sitz des Generalkommandos des 2. Armeekorps,
des Präfekten, eines Bischofs und eines Appellhofs. - Amiens kommt schon im Altertum unter dem Namen Samarobriva als Hauptstadt
der Ambiani vor und war bereits vor Ankunft der Römer in Gallien ein mächtiger Ort. Das Gebiet, die ehemalige
Grafschaft Amienois, war bis 1185 Lehen der Bischöfe von Amiens; 1435 trat Karl VII. es an Herzog Philipp den Guten von Burgund ab,
und erst nach Karls des Kühnen Tod (1477) fiel es an Frankreich zurück.
Viel genannt ist Peter von der erste Kreuzzugsprediger. In neuerer Zeit wurde Amiens historisch wichtig durch
den am unterzeichneten Frieden von der die Streitigkeiten zwischen England, Frankreich, Spanien und der Batavischen Republik
schlichten sollte. England gab die eroberten spanischen und holländischen Kolonien bis auf die Inseln Ceylon und Trinidad wieder
heraus. Frankreich erhielt seine Kolonien zurück und gegen Brasilien in Guayana den Araguari zur Grenze.
Die Republik der sieben Ionischen Inseln ward anerkannt und Malta dem Johanniterorden zurückgegeben. Die Franzosen sollten Rom,
Neapel und Elba räumen; dem Haus Oranien ward Entschädigung verheißen. Der Pforte ward außer der Integrität aufs neue der Besitz
von Ägypten und zudem das Schutzrecht über die Ionischen
mehr
Inseln zugesichert. Da die getroffenen Bestimmungen jedoch den englischen Stolz verletzten, so lehnte sich die öffentliche
Meinung in England entschieden dagegen auf, und letzteres erklärte von neuem den Krieg. Bei Amiens gewann General v.
Manteuffel mit dem 8. und 1. Korps, welch letzteres bei Villers-Bretonneux einen schweren Kampf zu bestehen
hatte, einen entscheidenden Sieg über die etwa 30,000 Mann starke französische Nordarmee. Die Franzosen verloren 1500 Mann
an Toten und Verwundeten, 800 Gefangene, 9 Geschütze und 2 Fahnen, die Deutschen 74 Offiziere und 1300 Mann. Tags darauf wurde
vom General v. Goeben die Stadt ohne Kampf besetzt und viel Proviant erbeutet; am 30. Nov. ergab sich nach kurzem
Gefecht auch die Citadelle mit 400 Mann und 30 Geschützen.