Epochemachend in der wissenschaftlichen Untersuchung des Naturcharakters
Amerikas sind Amerika
[* 8] v.
Humboldts und J.
^[Jabbo] Oltmanns Untersuchungen über die
Geographie des neuen
Kontinents (Par. 1810, 2 Bde.).
Außerdem sind von neuern, Amerika behandelnden Werken hervorzuheben: Malte-Brun, Gemälde von Amerika (deutsch von Greipel, Leipz.
1824);
Long,
Porter und Tucker, America and the
West-Indies, geographically described (Lond. 1843);
Macgregor, The progress of America
from the discovery of
Columbus to the year 1846 (das. 1847, 2 Bde.);
Amerika v.
Humboldt und Amerika
Bonpland,
Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent, fait en 1799-1804 (Par. 1815-31, 3 Bde.
mit
Atlas;
[* 9] deutsch von
Hauff, Stuttg. 1859-60, 4 Bde.);
Waterton, Wanderings in
South America, the Northwest of the
United States and the Antilles (Lond. 1825, neue Ausg. 1871);
Amerika v.
Humboldt,
Examen critique de l'histoire de la géographie du Nouveau Continent etc. (Par.
1836-39, 5 Bde.; deutsch von
Ideler, neue Ausg., Berl. 1853, 3 Bde.);
Einen weitern
Beweis für das hohe
Alter des
Menschen auf dem amerikanischen
Kontinent liefern die zahlreichen Muschelhaufen
(entsprechend unsern Kjökkenmöddings) an den verschiedensten
Punkten der amerikanischenKüsten. In
Nordamerika
finden wir solche Muschelberge (shell-mounds) längs der
Küsten des Atlantischen
Ozeans und des
Golfs von
Mexiko in einer
Länge
und
Breite
[* 25] von zuweilen mehr als 100
m und einer
Höhe von über 10 m. Ebenso
¶
mehr
häufig finden sich diese Kjökkenmöddings an der pazifischen KüsteNordamerikas, vermischt mit Knochenwerkzeugen, steinernen
Pfeilspitzen, Steinhämmern und zuweilen selbst menschlichen Knochenteilen. Ganz ähnliche Ablagerungen sind ferner in Nicaragua,
[* 27] im Mündungsgebiet des Orinoko, in Guayana, namentlich aber in Brasilien (Sambaqui) nachgewiesen sowie endlich auch an den Ufern
der größern Flußläufe und Binnenseen.
Sehr charakteristisch sind die Mounds,
[* 28] meist regelmäßig angelegte, aus Steinen und Erdreich errichtete Wälle oder Hügel von
kreisrunder, ovaler, viereckiger, zuweilen auch vieleckiger oder dreieckiger Gestalt. Sie finden sich bald unregelmäßig
zerstreut, bald reihenweise geordnet und besitzen eine Höhe von wenigen Zentimetern bis zu 30, in einzelnen Fällen sogar
bis nahezu 100 m bei einem Durchmesser bis zu 300 m. Ihre Hauptverbreitung finden die Mounds in den Thälern des obern Mississippi,
Missouri und Ohio bis hinab zu den Golfstaaten.
Besonders reich ausgestattet ist Ohio mit noch jetzt 10,000 Hügeln und 1500 ringförmig erbauten Erdwällen. In dem Grenzgebiet
von Iowa und Illinois finden sich, ganz abgesehen von den Ringwällen, mehr als 2500 Mounds. Die Verbreitung
derselben erstreckt sich aber auch weit über Utah, Arizona hin bis nach Kalifornien, nach Oregon und in das Washingtonterritorium
einerseits, anderseits nach S. bis gegen Guatemala
[* 29] und Honduras
[* 30] hin. Ohne nähere Kenntnis von der Rassenangehörigkeit
der Erbauer dieser Erdhügel hat man dieselben Moundbuilders genannt und wohl mit den nahuatlakischen Bewohnern Altmexikos
in Verbindung gebracht. Dagegen hat SamuelHavens die wohlbegründete Ansicht vertreten, daß die Vorfahren der jetzigen Indianer
die Urheber jener Bauten gewesen seien, wie denn auch noch 1800 über der Leiche eines Omahahäuptlings ein
solcher Mound errichtet wurde, und wie auch am obern Missouri noch frisch aufgeworfene Erdwerke nachgewiesen worden sind.
3) Die Tempelhügel (nach andern Wohnplätze der Häuptlinge); »rund, oval,
vieleckig oder quadratisch, erheben sie sich zuweilen in Stufen oder Terrassen, und gemeiniglich führt
eine Rampe auf ihren Gipfel«. Diese Hügel, von denen einige einen Umkreis von 300 m und eine Höhe bis zu 100 m besitzen und
auf ihrem Gipfel eine Plattform von mehr oder weniger großer Ausdehnung zeigen, finden sich namentlich
in Ohio, Kentucky, Missouri, Tennessee. Einer der bedeutendsten ist Monk'sMound bei Cahokia in Illinois gegenüber St. Louis. Inmitten
von 60 kleinern, 10-12 m hohen Erdhügeln erhebt sich derselbe in vier Terrassen bis zu 30 m Höhe, ist an der Basis 220 m lang, 170 m
breit und an der Plattform entsprechend
90 u. 40 m; er enthält 700,000 cbmErde.
4) Die Opferhügel (sacrificial mounds), in eckiger oder runder Form erbaut, umschließen aus Steinplatten oder Thon errichtete
kleine oder große altarähnliche Bauten. Diese Bauwerke hat man als Altäre aufgefaßt, weil dieselben ebenso wie in ihrer
Nähe gelegene Artefakte (Pfeilspitzen, Äxte, Pfeifen, Schmuckgegenstände, Geschirr, Knochennadeln u. dgl.)
die deutlichsten Spuren der Einwirkung des Feuers erkennen lassen. Möglicherweise indessen sind in diesen Hügeln nichts andres
als Stätten der Leichenverbrennung
[* 33] zu erkennen.
5) Grabhügel (burial mounds), besonders zahlreich vertreten, besitzen die Form unsrer Hünengräber. Man findet die Reste
der Leichen mit und ohne Totengaben, in liegender, gekrümmter oder hockender Lage, mit Steinen oder Erdreich
überdeckt, in Grabkammern oder Steinsärgen beigesetzt. Auch für den Brauch der Leichenverbrennung liegen mehrfach Beweise
vor. Als Beigaben dienten Gefäße, steinerne Pfeifen, Pfeilspitzen, Messer
[* 34] und sonstige Gerätschaften und Waffen
[* 35] sowie Schmucksachen
[* 36] aus Muschelschalen oder Kupfer.
[* 37] Die einzelnen Hügel umschließen zuweilen 500 und mehr Skelette. Eine besonders
merkwürdige Form dieser Erdaufwürfe ist diejenige der animal mounds, welche, oft nur wenige Zentimeter, selten mehr als 2 m
über die Umgebung hervorragend und aus erdumworfenen Steinmassen erbaut, die Gestalt von Tieren oder Menschen nachahmen. Dieselben
finden sich namentlich in Iowa, Ohio, Illinois, Missouri, Indiana, vor allem aber in Wisconsin.
Unter den Artefakten, welche sich in diesen Erdaufwürfen gefunden haben, sind zunächst vielfach kunstvoll gestaltete Gefäße
(Krüge
[* 38] und Flaschen, mit Hälsen versehene Gefäße, Henkeltöpfe, Schüsseln und Becken, Trinkbecher, nicht selten mit kunstvoller
Ornamentik) aus mit Sand oder Muschelsplittern vermischtem und verschieden gefärbtem Thon hervorzuheben.
Daneben finden sich Pfeifenköpfe, die Gestalt der verschiedensten Tiere nachahmend, aus Thon gebrannt oder aus Schiefer, Speckstein,
Marmor, Porphyr geschnitten.
Zahlreich vorgefundene Röhren
[* 39] aus gebranntem Thon oder aus Stein oder Kupfer hat man als zu jenen Köpfen gehörig angesehen.
Diese Skulpturen zeugen von aufmerksamer Beobachtung, und die Ausführung ist um so bewunderungswürdiger,
als jenen Bildschnitzern nur sehr mangelhafte Werkzeuge zur Verfügung standen. Von Metallen scheinen die Hügelbauer im wesentlichen
nur Kupfer und Silber und zwar letzteres nur in Form von dünnen Plättchen zur Plattierung des Kupfers bearbeitet zu haben.
Man hat Messer, Äxte, Meißel,
[* 40] Pfeil- und Lanzenspitzen von Kupfer, zum Teil von vortrefflicher Arbeit, gefunden;
daneben Armbänder, Halsbänder, runde Scheiben, Kugeln und andre Schmucksachen. Steinerne Waffen, Pfeilspitzen, Speerspitzen,
Messer und Äxte finden sich neben Gerätschaften aus Zähnen, Knochen, Muscheln
[* 41] sowie Schmuckgegenständen aus Steinen, Holz
[* 42] und
Knochen. Auffallend erscheinen Pfeilspitzen aus Obsidian, dessen Verbreitung auf die Gebirgsregionen des
Westens beschränkt ist. Außer dem Kupfer hat man in einigen Hügeln Bleierz vorgefunden, nie aber Gold
[* 43] oder Eisen.
[* 44] Grob gewebte
Gewänder, Bastgewebe, aus Tierhaaren verfertigte Stoffe sowie zusammengenähte Leder scheinen einigen Funden zufolge zur Bekleidung
gedient zu haben. Aus alledem ergibt sich, daß die Hügelbauer sehr zahlreich und ein Volk mit festen
Wohnsitzen waren, bei welchem in vielen wesentlichen Dingen eine völlige Übereinstimmung herrschte. Wann sie ihre
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