mehr
vergebens, an der Küste von Guatemala [* 2] bis zur Landenge von Darien hinsegelnd, eine Durchfahrt nach dem Indischen Meer. 1507 betraten Pinzon und Diaz de Solis Yucatan; 1512 entdeckte Ponce de Leon Florida, und 1513 überschritt Nuñez de Balboa die Landenge von Panama [* 3] und erreichte das jenseitige Meer, welches er, weil er von N. kam, die »Südsee« nannte. 1515 kam Grijalva nach Mexiko, [* 4] das von 1519 an von Ferdinand Cortez erobert ward; 1520 durchsegelte Fernando Magelhaens die nach ihm benannte Straße, umschiffte zum erstenmal die Erde und zerstörte durch diese Reise den Irrtum, daß die bis dahin neuentdeckten Länder die Ostküste der Alten Welt seien.
Von nun an unterschied man zwischen Ost- und Westindien. [* 5] 1524 ward von dem Florentiner [* 6] Giovanni Verazzani im Auftrag Frankreichs die Ostküste Nordamerikas untersucht, und 1527 wurde Peru [* 7] durch Franz Pizarro, Paraguay [* 8] durch Cabot bekannt. 1529 landeten Bezerra und Grijalva, von Mexiko kommend, in Kalifornien, 1533 Welser in Venezuela, Jacques Cartier in Kanada, Diego de Almagro in Chile, Pedro de Mendoza am La Plata-Strom. Ein Jahr darauf lief Cartier in den St. Lorenzbusen ein. 1541 untersuchte Fr. Orellana den Amazonenstrom, [* 9] Fernando de Soto den Mississippi, Philipp v. Hutten das Innere Südamerikas. So war bereits 50 Jahre nach der Entdeckung des neuen Erdteils dessen ganzer Umfang mit Ausnahme der nördlichen und nordwestlichen Küstenstrecken in den Hauptzügen bekannt.
Während die Festlegung der Südspitze des Kontinents bereits 1616 gelang, in welchem Jahr die Holländer Le [* 10] Maire und Schouten das Kap Horn entdeckten und so den Nachweis führten, daß das Feuerland kein Teil des hypothetischen Australlandes sei, sondern ein zum amerikanischen Festland gehöriger Archipel, waren die Versuche, die Nordgestade des Kontinents zu erforschen, lange Zeit fruchtlos. Es beginnen diese Versuche mit der Fahrt des Engländers Frobisher, welcher 1577 eine der Einfahrten in die Hudsonsbai erreichte, während gleichzeitig Sir Walter Raleigh im Namen der Königin Elisabeth von England von den Ostländern Nordamerikas Besitz ergriff und sich in Virginia ansiedelte. Im J. 1585 befuhr John Davis die nach ihm benannte Straße, 1600 Hudson die Hudsonsstraße und -Bai, 1607-1615 Baffin, May, Botton und Bylot die Baffinsbai.
Auf der Westseite war bereits 1578 Franz Drake von der Magelhaensstraße bis unter 45° nördl. Br. vorgedrungen; aber erst 70 Jahre später (1648) gelang es dem Kosaken Deschnew, durch die Asien [* 11] und Amerika [* 12] trennende Straße hindurchzusegeln, welche dann 1725-28 von Veit Bering befahren und nach ihm benannt wurde. Eine ausgedehnte Reise in das Innere des nördlichen Kontinents unternahm 1682 Lasalle, indem er von Kanada aus bis zum Mississippi vordrang und diesen bis zu seiner Mündung hinab befuhr. In Südamerika [* 13] führte Condamine eine ähnliche Durchkreuzung des Kontinents aus. Er hatte 1736 in Peru mit Bouguer, Couplet, Godin, Jussieu und Ulloa die für die Newtonsche Erdauffassung so wichtigen Gradmessungen ausgeführt, befuhr dann den Amazonenstrom bis zu seiner Mündung und lieferte die erste Karte jener Gegenden.
In der Erforschung der nördlichsten Gebiete Amerikas war seit der Mitte des 16. Jahrh. eine lang dauernde Pause eingetreten, welche auch dann noch nicht sogleich beendet wurde, als 1746 das englische Parlament einen Preis von 20,000 Pfd. Sterl. auf die Entdeckung einer nordwestlichen Durchfahrt nach Ostindien [* 14] ausgesetzt hatte. Dagegen vermehrten die Reisen Burnabys, Hearnes und Hutchinsons (1747-1775) sowie die Red River Expedition des Franzosen de Pages (1767) in umfassender Weise die Kenntnisse des Innern von Nordamerika, [* 15] während Kalm und Löffling ^[richtig: Löfling (= Pehr Löfling, 1729-1756)] (1747 und 1751) die spanischen Besitzungen und John Byron Patagonien und die Falklandinseln durchforschten.
Erst Ende der 70er Jahre entschleierte dann Cook auf seiner dritten Reise die Westküsten Nordamerikas vom 45.° nördl. Br. an bis über die Beringsstraße hinaus gegen Kap Prinz von Wales, welches von Cook benannt wurde. Zehn Jahre später drang dann Mackenzie (1789) durch den seinen Namen führenden Strom in das Nördliche Polarmeer vor, während Lapérouse (1786) und J. ^[richtig: G. für George] Vancouver (1791) die Nordwestküste aufnahmen. Mit dem Ende des 18. Jahrh. beginnt sodann eine Reihe für die wissenschaftliche Erforschung der Neuen Welt besonders wichtiger und erfolgreicher Expeditionen.
In den Jahren 1799-1803 durchforschten Alexander v. Humboldt und Aimé Bonpland die Äquinoktialgegenden, 1804 Mac Kinneir das britische Westindien, Michaux die westlichen Alleghanies, 1804-1806 Lewis und Clarke die Gegenden am obern Missouri und am Columbiafluß. Im J. 1803 befuhr Krusenstern die Nordwestküste, 1815-17 besuchte Prinz Max von Neuwied Brasilien. [* 16] Spix, Martius, Natterer u. a. begleiteten 1817 die Erzherzogin Leopoldine nach Brasilien und gaben mit Eschwege die reichste Belehrung über dieses Land. Auch die Versuche, durch das Inselgewirr des Nördlichen Polarmeers eine Durchfahrt zu gewinnen, wurden mit erneutem Eifer durch die Engländer aufgenommen. Im J. 1818 befuhr die große britische Nordpolarexpedition unter J. ^[John] Roß die Küsten der Baffinsbai, und 1819-20 unternahm Parry seine erste See- und Franklin seine erste Landexpedition nach der Nordwestpassage.
Von 1821 bis 1827 wurden von Parry drei weitere Polarexpeditionen unternommen. Roß' zweite Expedition fiel in die Jahre 1829-33. Back unternahm seine erste Nordwestexpedition 1833-1835, seine zweite 1836. In den folgenden Jahren (1836-39) wurde durch Dease und Simpson die Aufnahme der Nordküste Amerikas vollendet. Mit Franklins letzter Reise (1845), von der er nicht wiederkehrte, beginnt nun die lange Reihe der Nordpolarexpeditionen (s. d.) in den 40er und 50er Jahren, denen die genauere Kenntnis der arktischen Küsten und Inseln zu verdanken ist.
Sie knüpfen sich besonders an die Namen Beechey, Rae (1846-47), Kellett (1848-52), Mac Clure (1848-54, Entdecker der nordwestlichen Durchfahrt), Belcher (1852-54), Kane (1853-55, Entdecker des Smithsunds), Mac Clintock (1857-59), Hayes (1860-61), Hall [* 17] (1860-1862, 1864-69-71). War es der letzten Expedition Halls bereits gelungen, bis 82° 16' nördl. Br. vorzudringen, so erreichte die englische Expedition unter Nares (1875-76) die höchste bis jetzt überhaupt erreichte Breite [* 18] unter 83° 20' nördl. Br. Auf der ihrer Eisverhältnisse wegen besonders schwierigen Ostküste Grönlands haben deutsche Polarexpeditionen ihre Forschungen in den Jahren 1868 und 1869-1870 bis unter 77° ausgedehnt. In die erste Zeit dieser Nordpolarexpeditionen fällt die Reise, welche die beiden Engländer Smyth und Lowe (1834-35) von Lima [* 19] aus über die Andes von Sarayacu auf dem Ucayali und Marañon hinab nach Pará machten, die große Wasserstraße für die Produkte der Kordilleren in das Atlantische Meer andeutend. Mit Forschungen beschäftigten sich die Gebrüder Schomburgk in Guayana, Codazzi in Venezuela. Große ¶
mehr
Verdienste um die Aufhellung der Geographie Nordamerikas erwarb sich auch Herzog Bernhard von Weimar, [* 21] während Pohls, Pöppigs, Charles Darwins, M. Wagners, Scherzers, d'Orbignys, Gillies', v. Tschudis, Philippis, Burmeisters u. a. Streben mehr auf Erforschung des Südens und seiner Erzeugnisse gerichtet war. Aus der neuesten Zeit sind Hauptsächlich die durch die Franzosen (bis 1806) angeregte Untersuchung Mexikos, die außerordentlich erfolgreiche Entdeckungsreise von Agassiz auf dem Amazonenstrom (1865-66), die Forschungen Whympers und Dalls in Alaska (1866-67), die Expedition des Generals Palmer durch das Gebiet des Rio Colorado [* 22] nach dem Stillen Ozean (1867-68), die Forschungen Whitneys im Felsengebirge (1869), die Auffindung und Untersuchung des »geologischen Wunderlands« am Yellowstonefluß im Territorium Wyoming durch Washburn (1870) und Hayden (1871), die Erforschung der Cañons des Green River und Colorado durch Major Powell (1869-71), die Untersuchung der Territorien Nevada und Arizona durch Wheeler (1871-72), die der Gegenden um den Nipigonsee durch R. Bell (1869) und Austin und Russell (1870), Habels ethnologische, meteorologische und zoologische Forschungen in Zentralamerika (1864-1871), die Untersuchung Patagoniens durch Musters (1869), die Erforschung der Nebenflüsse des Amazonenstroms durch Hartt (1870-71) und Chandleß (1862-71), die geologischen Aufnahmen Sir W. Logans und Murrays in Kanada, die Arbeiten des französischen Missionärs Abbé Petitot im Mackenziegebiet, die großartigen Forschungen der deutschen Reisenden Reiß und Stübel (1868-76) in Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivia zu erwähnen. Der ganze Erdteil liegt bis auf wenige Striche im Innern und im nördlichsten Teil vor uns aufgeschlossen.
[Litteratur.]
Epochemachend in der wissenschaftlichen Untersuchung des Naturcharakters Amerikas sind Amerika v. Humboldts und J. ^[Jabbo] Oltmanns Untersuchungen über die Geographie des neuen Kontinents (Par. 1810, 2 Bde.).
Außerdem sind von neuern, Amerika behandelnden Werken hervorzuheben: Malte-Brun, Gemälde von Amerika (deutsch von Greipel, Leipz. 1824);
Wappäus' Handbuch (das. 1855-71, 3 Bde.);
Long, Porter und Tucker, America and the West-Indies, geographically described (Lond. 1843);
Macgregor, The progress of America from the discovery of Columbus to the year 1846 (das. 1847, 2 Bde.);
Amerika v. Humboldt und Amerika Bonpland, Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent, fait en 1799-1804 (Par. 1815-31, 3 Bde. mit Atlas; [* 23] deutsch von Hauff, Stuttg. 1859-60, 4 Bde.);
Amerika v. Humboldt, Ansichten der Natur (3. Aufl., das. 1849, 2 Bde.);
Waterton, Wanderings in South America, the Northwest of the United States and the Antilles (Lond. 1825, neue Ausg. 1871);
Amerika v. Humboldt, Examen critique de l'histoire de la géographie du Nouveau Continent etc. (Par. 1836-39, 5 Bde.; deutsch von Ideler, neue Ausg., Berl. 1853, 3 Bde.);
Andree, Amerika (Braunschw. 1851);
Morton, American ethnography (Philad. 1839);
Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Bd. 3 u. 4 (Leipz. 1862-64);
v. Hellwald, Die amerikanische Völkerwanderung (Wien [* 24] 1866);
v. Martius, Beiträge zur Ethnographie [* 25] und Sprachenkunde Amerikas (Leipz. 1867, 2 Bde.);
Williams, History of the negro race in America (Bost. 1882, 2 Bde.);
Ratzel, Die Vereinigten Staaten [* 26] von Nordamerika (Münch. 1878-80, 2 Bde.);
Hellwald, Amerika (Leipz. 1884 ff., Prachtwerk).
Zur Entdeckungsgeschichte: Kunstmann, Die Entdeckung Amerikas, nach den ältesten Quellen dargestellt (Münch. 1859);
Kohl, Geschichte der Entdeckung von Amerika (Brem. 1861);
Handelmann, Geschichte der amerikanischen Kolonisation (Kiel [* 27] 1856, Bd. 1);
Peschel, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (2. Aufl., Stuttg. 1877);
Brinton, The myths of the New World (New York 1868);
De Costa, The Pre-Columbian discovery of America by the Northmen (Albany 1869);
Gravier, Découverte de l'Amérique par les Normands (Par. 1874);
F. v. Hellwald, Im ewigen Eis, [* 28] Geschichte der Nordpolarfahrten (Stuttg. 1881);
Weise, History of the discoveries of America to the year 1525 (New York 1884).
Bibliographisch verzeichnet die gesamte Amerika-Litteratur die »Bibliotheca americana« von Sabin (New York 1872 ff.).
Die besten neuesten Karten sind 1) für die polaren Gebiete: zahlreiche Detailkarten in »Petermanns Mitteilungen«, seit 1851;
2) für Britisch-Nordamerika: Grundemann, Missionsatlas (Gotha [* 29] 1871, Sekt. Nordamerika, Blatt [* 30] 3);
3) für die Vereinigten Staaten von Nordamerika: Petermann, Karte der Vereinigten Staaten (6 Blatt, das. 1880);
Walker, [* 31] Statistical atlas of the United States (72 Karten, 1876);
4) für Mexiko, Zentralamerika und Westindien: H. Kiepert, Karte des nördlichen tropischen Amerika (6 Blatt, 1858) und »Karte von Mittelamerika« (4 Blatt, 1858);
Petermann, Westindien und Zentralamerika (Stielers »Handatlas«, Blatt 79-82, 1884);
5) für Südamerika: Kiepert, Mittleres Südamerika (»Handatlas«, Blatt 40, 1874);
Petermann, Südamerika (Stielers »Handatlas«, Blatt 90-95, 1884).