mehr
Holland, im Besitz der Inseln Curassao, St. Martin, St. Eustache, Saba und eines Teils von Guayana (Surinam). Im Besitz Frankreichs sind die Antilleninseln Guadeloupe, Martinique, seit 1877 das früher schwedische St. Barthélemy und ein Teil von Guayana (Cayenne) sowie St. Pierre und Miquelon an der Südküste Neufundlands. Außerdem besitzt Dänemark, [* 2] von seinen Niederlassungen in Grönland abgesehen, die Jungferninseln Ste. Croix, St. Thomas und St. John. - Größe und Bevölkerung [* 3] der amerikanischen Staaten und Kolonien sind aus der folgenden Tabelle ersichtlich:
Jahr | QKilom. | Bewohner | Auf 1 QKil. | |
---|---|---|---|---|
1) Einheim. Staaten. | ||||
Verein. Staaten v. NA. | 1880 | 9212270 | 50445366 | 5.5 |
Brasilien | 1883 | 8337218 | 12002978 | 1.4 |
Argentinische Republik | 1882 | 2835970 | 2942000 | 1.0 |
Mexiko | 1883 | 1945723 | 9787629 | 5.0 |
Bolivia | 1884 | 1247040 | 2311000 | 1.8 |
Venezuela | 1882 | 1137615 | 2075245 | 1.8 |
Peru | 1884 | 1068440 | 3000000 | 2.8 |
Kolumbien | 1884 | 830700 | 3000000 | 3.6 |
Chile | 1882 | 665341 | 2271950 | 3.4 |
Ecuador | 1884 | 643295 | 1500000 | 2.1 |
Paraguay | 1879 | 238290 | 346048 | 1.4 |
Uruguay | 1880 | 186920 | 438245 | 2.3 |
Nicaragua | 1874 | 133800 | 275815 | 2.0 |
Guatemala | 1884 | 121140 | 1278311 | 10.5 |
Honduras | 1881 | 120480 | 351700 | 3.0 |
Dominikan. Republik | 1880 | 53343 | 300000 | 5.5 |
Costarica | 1874 | 51760 | 185000 | 3.6 |
Haïti | 1884 | 23911 | 550000 | 23.0 |
San Salvador | 1878 | 18720 | 553882 | 29.6 |
Zusammen: | 28871976 | 93615169 | 3.2 | |
2) Besitzungen europäischer Staaten. | ||||
Britische Besitzungen | 1881/82 | 8704148 | 6027067 | 0.7 |
Spanische Besitzungen | 1880 | 128148 | 2275997 | 17.7 |
Französische Besitz. | 1881 | 124506 | 400821 | 3.2 |
Niederländ. Besitzungen | 1882 | 120451 | 114919 | 0.9 |
Dänische Besitzungen | 1880 | 359 | 33763 | 94.0 |
Zusammen: | 9077612 | 8852567 | 0.9 |
Nähere Angaben über die Besitzungen enthält die statistische Übersicht beim Artikel »Kolonien«.
Entdeckungsgeschichte Amerikas.
Sagen von einer großen, im Westmeer außerhalb der Säulen des [* 4] Herkules gelegenen Insel Atlantis bei Platon, dann Diodors Bericht, wonach Phöniker, vom Sturm verschlagen, weit im W. von Afrika [* 5] ein fruchtbares, wohlbewässertes, waldreiches Eiland gefunden haben sollen, geben ebensowenig wie die Trümmer altamerikanischer Kunst, welche griechisch- oder phönikisch-ägyptisches Gepräge zutragen scheinen, der Annahme, daß der westliche Kontinent schon von Seefahrern des Altertums gefunden worden sei, eine Berechtigung.
Auf die Möglichkeit, daß von China [* 6] aus mit Amerika [* 7] über Kamtschatka und die Aleutischen Inseln schon im 5. Jahrh. n. Chr. Verbindungen stattgefunden haben können, hat bereits de Guignes (Verfasser der Geschichte der Mongolen) 1761 hingewiesen; er suchte zu zeigen, daß die Chinesen Amerika unter dem Namen Fusang gekannt hätten. Klaproth sprach sich (1831) dagegen aus und suchte Fusang in Japan. Neumann hat aber 1864 nachgewiesen, daß in jener Zeit wirklich Schiffahrt von China nach Fusang stattgefunden, daß die Beschreibung dieses Landes nur auf Mittelamerika paßt, und daß von buddhistischen Einrichtungen daselbst berichtet wird aus einer Zeit, wo der Buddhismus in Japan noch gar nicht bekannt war. Neuerdings (1870) suchte Bretschneider Fusang mit der Insel Sachalin zu identifizieren, doch hat diese Ansicht wenig für sich; es scheint vielmehr in der That wahrscheinlich, daß den Chinesen vor 1300 Jahren bereits bekannt war.
Von Europa [* 8] aus haben, wenn wir von den sagenhaften Andeutungen der Alten absehen, zuerst die kühnen Normannen den Weg nach Amerika gefunden. Von der 863 entdeckten, seit 874 von zahlreichen aus der Heimat geflüchteten Norwegern besiedelten Insel Island [* 9] setzte 982 Erik Raudi (Erich der Rote) nach Grönland über und gründete dort auf der Westküste eine Kolonie, welche später 2 Städte, 16 Kirchen, 2 Klöster und 100 Weiler umfaßte und unter einem eignen, in Garde residierenden Bischof stand.
Auf der Fahrt nach diesen Ansiedelungen von einem Sturm verschlagen, sah zuerst Bjarni Herjulfson 986 den neuen Erdteil. Eriks Sohn Leif entdeckte alsdann um 1000 Helluland (Stein- oder Felsenland), Markland (Waldland) und das an Reben reiche Vinland, worunter man jetzt allgemein das heutige Labrador, die Gegend um die Mündung des St. Lorenz und des Hudson, und vielleicht noch südlichere Striche versteht, was einzelne an der amerikanischen Ostküste sich vorfindende Runensteine altgermanischen Gepräges bestätigen.
Funde solcher Runensteine unter nahezu 73° nördl. Br. deuten ferner auf das weite Vordringen der grönländischen Normannen gegen N. hin. Die von denselben im Vinland gegründeten Kolonien hatten indessen infolge innerer Uneinigkeiten und aufreibender Kämpfe mit den Skrälingern, wie die Ansiedler die eingebornen Eskimo nannten, keinen langen Bestand. Nur zeitweise besuchten die Normannen noch von Grönland aus das Vin- und Markland, bis 1347 auch diese Besuche aufhörten und Ende des 15. Jahrh. selbst die blühende grönländische Kolonie durch die häufigen Überfälle der Eskimo und das Auftreten des »schwarzen Todes« zu Grunde ging und in Europa in Vergessenheit geriet.
Von einer in die Jahre 1388-1404 fallenden Entdeckungsfahrt, welche von den Faröern (Frisland) ausging und einige Strecken der Nordostküste Amerikas berührt haben soll, brachten zwei Venezianer, die Brüder Antonio und Nicola Zeni, Kunde nach Europa. Indessen haben die vielfach mit griechischen Fabeln durchwebten Bruchstücke ihrer Erzählungen eine befriedigende Erklärung noch nicht gefunden. Auch die Biscayer sollen nach den neuesten Ermittelungen lange vor Kolumbus auf ihren Fischerfahrten bis Neufundland gelangt sein.
Trotz dieser frühern Auffindung gebührt indessen der Ruhm der eigentlichen Entdeckung des Festlandes für die Neuzeit dem Genuesen Christoph Kolumbus (s. d.). Mit drei schlecht bemannten, ärmlich ausgerüsteten Fahrzeugen segelte er, um Ostindien [* 10] und China auf einem kürzern Weg aufzusuchen, aus dem Hafen von Palos ab und betrat 12. Okt. die Küste der Bahamainsel Guanahani, der jetzigen Watlingsinsel. Noch in demselben Jahr entdeckte er Cuba und Hispaniola (Haïti), [* 11] im folgenden Dominica, Marie Galante, Guadeloupe, Antigua, Puerto Rico, und schon nach wenig Jahren war die ganze später Westindien [* 12] genannte Inselwelt bekannt geworden. Nachdem inzwischen Sebastian Cabot (1497) Neufundland und Labrador sowie die Küste des Festlandes bis nach Florida hin entdeckt hatte, gelangte Kolumbus 1498 an den Orinokostrom und an die Küste von Cumana und betrat damit auch das Festland der Neuen Welt. Im J. 1500 entdeckte der Portugiese Pedro Alvarez Cabral, auf der Fahrt zum Kap der Guten Hoffnung durch Sturm verschlagen, Brasilien. [* 13] Kolumbus suchte 1502 ¶
mehr
vergebens, an der Küste von Guatemala [* 15] bis zur Landenge von Darien hinsegelnd, eine Durchfahrt nach dem Indischen Meer. 1507 betraten Pinzon und Diaz de Solis Yucatan; 1512 entdeckte Ponce de Leon Florida, und 1513 überschritt Nuñez de Balboa die Landenge von Panama [* 16] und erreichte das jenseitige Meer, welches er, weil er von N. kam, die »Südsee« nannte. 1515 kam Grijalva nach Mexiko, [* 17] das von 1519 an von Ferdinand Cortez erobert ward; 1520 durchsegelte Fernando Magelhaens die nach ihm benannte Straße, umschiffte zum erstenmal die Erde und zerstörte durch diese Reise den Irrtum, daß die bis dahin neuentdeckten Länder die Ostküste der Alten Welt seien.
Von nun an unterschied man zwischen Ost- und Westindien. 1524 ward von dem Florentiner [* 18] Giovanni Verazzani im Auftrag Frankreichs die Ostküste Nordamerikas untersucht, und 1527 wurde Peru [* 19] durch Franz Pizarro, Paraguay [* 20] durch Cabot bekannt. 1529 landeten Bezerra und Grijalva, von Mexiko kommend, in Kalifornien, 1533 Welser in Venezuela, Jacques Cartier in Kanada, Diego de Almagro in Chile, Pedro de Mendoza am La Plata-Strom. Ein Jahr darauf lief Cartier in den St. Lorenzbusen ein. 1541 untersuchte Fr. Orellana den Amazonenstrom, [* 21] Fernando de Soto den Mississippi, Philipp v. Hutten das Innere Südamerikas. So war bereits 50 Jahre nach der Entdeckung des neuen Erdteils dessen ganzer Umfang mit Ausnahme der nördlichen und nordwestlichen Küstenstrecken in den Hauptzügen bekannt.
Während die Festlegung der Südspitze des Kontinents bereits 1616 gelang, in welchem Jahr die Holländer Le [* 22] Maire und Schouten das Kap Horn entdeckten und so den Nachweis führten, daß das Feuerland kein Teil des hypothetischen Australlandes sei, sondern ein zum amerikanischen Festland gehöriger Archipel, waren die Versuche, die Nordgestade des Kontinents zu erforschen, lange Zeit fruchtlos. Es beginnen diese Versuche mit der Fahrt des Engländers Frobisher, welcher 1577 eine der Einfahrten in die Hudsonsbai erreichte, während gleichzeitig Sir Walter Raleigh im Namen der Königin Elisabeth von England von den Ostländern Nordamerikas Besitz ergriff und sich in Virginia ansiedelte. Im J. 1585 befuhr John Davis die nach ihm benannte Straße, 1600 Hudson die Hudsonsstraße und -Bai, 1607-1615 Baffin, May, Botton und Bylot die Baffinsbai.
Auf der Westseite war bereits 1578 Franz Drake von der Magelhaensstraße bis unter 45° nördl. Br. vorgedrungen; aber erst 70 Jahre später (1648) gelang es dem Kosaken Deschnew, durch die Asien [* 23] und Amerika trennende Straße hindurchzusegeln, welche dann 1725-28 von Veit Bering befahren und nach ihm benannt wurde. Eine ausgedehnte Reise in das Innere des nördlichen Kontinents unternahm 1682 Lasalle, indem er von Kanada aus bis zum Mississippi vordrang und diesen bis zu seiner Mündung hinab befuhr. In Südamerika [* 24] führte Condamine eine ähnliche Durchkreuzung des Kontinents aus. Er hatte 1736 in Peru mit Bouguer, Couplet, Godin, Jussieu und Ulloa die für die Newtonsche Erdauffassung so wichtigen Gradmessungen ausgeführt, befuhr dann den Amazonenstrom bis zu seiner Mündung und lieferte die erste Karte jener Gegenden.
In der Erforschung der nördlichsten Gebiete Amerikas war seit der Mitte des 16. Jahrh. eine lang dauernde Pause eingetreten, welche auch dann noch nicht sogleich beendet wurde, als 1746 das englische Parlament einen Preis von 20,000 Pfd. Sterl. auf die Entdeckung einer nordwestlichen Durchfahrt nach Ostindien ausgesetzt hatte. Dagegen vermehrten die Reisen Burnabys, Hearnes und Hutchinsons (1747-1775) sowie die Red River Expedition des Franzosen de Pages (1767) in umfassender Weise die Kenntnisse des Innern von Nordamerika, [* 25] während Kalm und Löffling ^[richtig: Löfling (= Pehr Löfling, 1729-1756)] (1747 und 1751) die spanischen Besitzungen und John Byron Patagonien und die Falklandinseln durchforschten.
Erst Ende der 70er Jahre entschleierte dann Cook auf seiner dritten Reise die Westküsten Nordamerikas vom 45.° nördl. Br. an bis über die Beringsstraße hinaus gegen Kap Prinz von Wales, welches von Cook benannt wurde. Zehn Jahre später drang dann Mackenzie (1789) durch den seinen Namen führenden Strom in das Nördliche Polarmeer vor, während Lapérouse (1786) und J. ^[richtig: G. für George] Vancouver (1791) die Nordwestküste aufnahmen. Mit dem Ende des 18. Jahrh. beginnt sodann eine Reihe für die wissenschaftliche Erforschung der Neuen Welt besonders wichtiger und erfolgreicher Expeditionen.
In den Jahren 1799-1803 durchforschten Alexander v. Humboldt und Aimé Bonpland die Äquinoktialgegenden, 1804 Mac Kinneir das britische Westindien, Michaux die westlichen Alleghanies, 1804-1806 Lewis und Clarke die Gegenden am obern Missouri und am Columbiafluß. Im J. 1803 befuhr Krusenstern die Nordwestküste, 1815-17 besuchte Prinz Max von Neuwied Brasilien. Spix, Martius, Natterer u. a. begleiteten 1817 die Erzherzogin Leopoldine nach Brasilien und gaben mit Eschwege die reichste Belehrung über dieses Land. Auch die Versuche, durch das Inselgewirr des Nördlichen Polarmeers eine Durchfahrt zu gewinnen, wurden mit erneutem Eifer durch die Engländer aufgenommen. Im J. 1818 befuhr die große britische Nordpolarexpedition unter J. ^[John] Roß die Küsten der Baffinsbai, und 1819-20 unternahm Parry seine erste See- und Franklin seine erste Landexpedition nach der Nordwestpassage.
Von 1821 bis 1827 wurden von Parry drei weitere Polarexpeditionen unternommen. Roß' zweite Expedition fiel in die Jahre 1829-33. Back unternahm seine erste Nordwestexpedition 1833-1835, seine zweite 1836. In den folgenden Jahren (1836-39) wurde durch Dease und Simpson die Aufnahme der Nordküste Amerikas vollendet. Mit Franklins letzter Reise (1845), von der er nicht wiederkehrte, beginnt nun die lange Reihe der Nordpolarexpeditionen (s. d.) in den 40er und 50er Jahren, denen die genauere Kenntnis der arktischen Küsten und Inseln zu verdanken ist.
Sie knüpfen sich besonders an die Namen Beechey, Rae (1846-47), Kellett (1848-52), Mac Clure (1848-54, Entdecker der nordwestlichen Durchfahrt), Belcher (1852-54), Kane (1853-55, Entdecker des Smithsunds), Mac Clintock (1857-59), Hayes (1860-61), Hall [* 26] (1860-1862, 1864-69-71). War es der letzten Expedition Halls bereits gelungen, bis 82° 16' nördl. Br. vorzudringen, so erreichte die englische Expedition unter Nares (1875-76) die höchste bis jetzt überhaupt erreichte Breite [* 27] unter 83° 20' nördl. Br. Auf der ihrer Eisverhältnisse wegen besonders schwierigen Ostküste Grönlands haben deutsche Polarexpeditionen ihre Forschungen in den Jahren 1868 und 1869-1870 bis unter 77° ausgedehnt. In die erste Zeit dieser Nordpolarexpeditionen fällt die Reise, welche die beiden Engländer Smyth und Lowe (1834-35) von Lima [* 28] aus über die Andes von Sarayacu auf dem Ucayali und Marañon hinab nach Pará machten, die große Wasserstraße für die Produkte der Kordilleren in das Atlantische Meer andeutend. Mit Forschungen beschäftigten sich die Gebrüder Schomburgk in Guayana, Codazzi in Venezuela. Große ¶