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aus Ureinwohnern, aus eingewanderten Europäern und Negern und aus Mischlingen (Mestizen von Weißen und Indianern, Mulatten von Weißen und Negern, Sambo von Negern und Indianern); in neuester Zeit sind auch Inder (auf den Antillen und in Guayana, ca. 200,000), Japaner und Chinesen (in Nordamerika, besonders in Kalifornien [1880: 106,000] und Westindien) eingewandert. Zu den Ureinwohnern Amerikas gehören die Eskimo und einige verwandte Volksstämme an der Polarküste, namentlich aber die zahlreichen unter dem Gesamtnamen Indianer (s. d.) zusammengefaßten Völker, welche mit ebensoviel Sprachen über den ganzen Erdteil verbreitet sind.
Während die erstern, die Eskimo, Alëuten, Koloschen und Vancouverstämme [* ] (Fig. 1-5), mit einigen nordostasiatischen Völkern eine eigne Gruppe, die der Beringsvölker, bilden, müssen die Hunderte von indianischen Nationen und Volksstämmen als Angehörige einer und derselben großen Rasse betrachtet werden, die man als die amerikanische bezeichnet. Allenthalben zeigen sie durch eine ihnen gemeinschaftliche Gesichtsbildung und Körperkonstitution, durch gleiche moralische und geistige Eigenschaften und durch den Bau ihrer Sprachen eine unbestreitbare Verwandtschaft. Für diese letztere zeugen ferner ihre Bauwerke und ihre Altertümer, an denen wir überall dasselbe konstruktive Talent, nur in verschiedenen Graden der Ausdehnung und Entwickelung finden. Allerorten trifft das Auge auf Überbleibsel derselben Erfindungen und Künste, die in einzelnen Fällen von einer hohen Stufe von Ausbildung und Kunstfertigkeit zeugen.
Die amerikanische Urbevölkerung zeichnet sich durch langes, straff herabhängendes, im Querschnitt walzenförmiges schwarzes Haar, stark vorstehende Backenknochen und spärlichen Bartwuchs aus. Die Augen sind schmal geschlitzt, liegen tief und stehen oft schräg einwärts. Die Nase ist meist hochrückig und gebogen, der Mund groß, die Lippen sind dick. Die niedrige, stark nach hinten gedrückte Stirn läßt den mittlern und untern Teil des Gesichts stärker hervortreten.
Die Hautfarbe schwankt beträchtlich, nämlich von leichter südeuropäischer Bräunung beiden Botokuden bis zum tiefsten Dunkel bei den Aymara und bis zum Kupferrot bei den nordamerikanischen Jägerstämmen. Das Klima hat nur eine sehr untergeordnete Einwirkung auf die Verschiedenheit der Hautfarbe. Die Puelchen und andre patagonische Stämme, welche in einem kühlen Himmelsstrich leben, sind bei weitem dunkler als die Abiponen und Mocobi in den Pampas oder die Botokuden unter dem südlichen Wendekreis oder die Anwohner des Orinoko.
Die Charrua, deren Haut beinahe schwarz ist, wohnen in der gemäßigten Zone und die ebenso dunkeln Kalifornier 30-40° nördlich vom Äquator. Diese Züge gelten im großen und allgemeinen, im einzelnen und besondern treten manche Modifikationen ein. Das Hervortreten zahlreicher mongolenähnlicher körperlicher Merkmale nicht allein, sondern auch das Vorhandensein einer Fülle von Erfindungen, Gebräuchen und Mythen, welche die Eingebornen Amerikas mit den nordasiatischen Völkern teilen, hat eine große Anzahl von Ethnographen und Geographen zu der Ansicht geführt, daß beide Völkergruppen einer einzigen Rasse (der der »mongolenähnlichen Völker« O. Peschels) angehören, und daß sich die amerikanische Urbevölkerung erst durch Wanderung aus Asien über die schmale Beringsstraße in ihre neuen Wohnsitze ausgebreitet und zu einem mehr selbständigen Zweige jener großen Rasse ausgebildet habe.
Im allgemeinen lassen sich sechs Hauptgruppen unterscheiden:
1) Die amerikanischen Beringsvölker, unter ihnen namentlich die Eskimo von Grönland, Labrador und dem Arktischen Archipel, ihrem körperlichen Bau nach unmittelbar verwandt mit den Völkern des nordöstlichen Asien, speziell den Tschuktschen, sprachlich aber in engerer Beziehung zu den amerikanischen Indianern stehend. Sie bilden das Übergangsglied zwischen den asiatischen und amerikanischen mongolenartigen Völkern; sie leben fast ausschließlich vom Seefischfang.
2) Die Jägerstämme Nordamerikas, in zahlreiche in beständigem Krieg miteinander lebende Stämme zerfallend [* ] (Fig. 6-16). Ruinen großer Bauwerke und Grabstätten beweisen, daß sie sich einst höherer Kultur erfreuten, oder daß sie hier ein altes Kulturvolk vertrieben oder vernichtet haben, ohne dessen Kultur anzunehmen.
3) Die brasilisch-guayanischen Völker [* ] (Fig. 18-24) in den Urwäldern des Amazonas und des Orinoko, vorwiegend Jägervölker, in eine beispiellos große Zahl von Stämmen und zum Teil winzigen Sprachgruppen zerfallend.
4) Die Andesvölker, darunter die tapfern Araukaner des südlichen Chile (Fig. 29, 32, 33). 5) Die Pampasvölker, meist Reiterstämme, darunter als südlichster Zweig die Patagonier [* ] (Fig. 28, 30, 31). 6) Die amerikanischen Kulturvölker auf den westlichen Gebirgserhebungen des Kontinents. Sie zerfallen in drei Gruppen: die Mayavölker auf der Hochebene von Anahuac bis zum Nicaraguasee, ihnen sich anschließend die von N. einwandernden Tolteken und Azteken;
ferner die Muyska auf der Hochebene von Bogotá;
endlich die Inkaperuaner um den Titicacasee, dazu die Aymara und die Quichua oder Inka (Fig. 17 u. 25-27).
Näheres über die amerikanische Urbevölkerung und ihre Kultur s. unter Amerikanische Altertümer und Indianer.
Ein großer Teil der Eingebornen liegt noch heute nur der Jagd ob; eigentliche Fischervölker finden wir nur im Feuerland und im nordwestlichen Teil von Amerika. Bei manchen Nationen ist die Jagd Hauptbeschäftigung der Männer, während die Weiber Getreide bauen. In den tropischen Tiefländern gewinnen die Indianer den Lebensunterhalt ohne alle Mühe, während auf den meist an Wald und Wild armen Hochebenen die Menschen auf den Ackerbau angewiesen sind. Nördlich vom Wendekreis traf man ackerbautreibende Völker nur in Neumexiko, teilweise am westlichen Colorado und an den Strömen, welche in den Kalifornischen Meerbusen münden.
Auf dem rechten Ufer des Mississippi ward im N. von 41° nördl. Br. und im W. von 97° westl. L. wenig oder gar kein Ackerbau getrieben; nur von den Saukie- und Fuchsindianern, einem Algonkinstamm, sowie von den Osagen und andern Stämmen der südlichen Sioux wurde der Boden bestellt. Auch lebten nördlicher, unter 46 und 47° nördl. Br., einige in festen Dörfern seßhafte Stämme am Missouri, nämlich die zu den Pani gehörenden Riccara, die Mandaner und Minetaren. Endlich bauten auch die Indianer am südlichen Red River und jene in Texas bis zum Nueces Mais, nicht aber die an der Küste wohnenden. Alle ackerbautreibenden Indianer kultivierten dieselben Gewächse: Mais, Bohnen (Frijoles) und eine Kürbisart. Die Stämme im W. des Mississippi, mit Einschluß der Pani und der südlichen Sioux, jagten den Büffel. Im NW. leben ganze Stämme von Lachsen und Wurzeln. Die armseligen Yamparica oder Wurzelfresser im O. des Großen Salzsees, die Indianer am Salmon Trout River und
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in der Kalifornischen Wüste nähren sich monatelang von Heuschrecken und andern Insekten, welche sie trocknen und, mit Sämereien vermischt, zu Kuchen verbacken. In Südamerika ist auf den Pampas das europäische Rind zum Teil verwildert; dort wandelten sich Indianerstämme und spanische Hirten (Gauchos) allmählich in Nomaden um. Mit wunderbarer Leichtigkeit haben die Indianer sich den Gebrauch der Rosse für Kriegs- und Raubzüge angeeignet; manche Stämme sind wahre Reitervölker geworden, so in Südamerika im Gran Chaco und in Paraguay, in Patagonien und Brasilien, ebenso in Nordamerika zwischen dem Mississippi und den Rocky Mountains, wo sich besonders die Apatschen und Komantschen durch ihre Keckheit und Gewandtheit zu Roß auszeichnen.
Diesen wilden Stämmen standen, wie schon erwähnt, auch indianische Kulturvölker und blühende Staaten gegenüber, wie die der Hochlande Mittelamerikas, die der Hochebenen von Bogotá und von Peru, Staaten mit einer zahlreichen ackerbautreibenden Bevölkerung, mit scharf ausgeprägten Regierungsformen und ausgebildeten religiösen Systemen, mit Rechtsbestimmungen, die von einem vielfach verschlungenen bürgerlichen Verkehr zeugten, mit Teilung der Arbeit und einem Gewerbfleiß, welche die Eroberer in Erstaunen versetzten.
Die Bewohner dieser Staaten kannten manchen Luxus, trugen fein gewebte und dauerhaft gefärbte Kleider aus einheimischer Baumwolle, hatten allgemein anerkannte Tauschmittel, verstanden sich auf die Bearbeitung der Metalle (das Eisen ausgenommen), hatten große, mit prachtvollen Tempeln und Palästen gezierte Städte, kannten eine sinnreiche Bilderschrift und waren mit den Erscheinungen des gestirnten Himmels keineswegs unbekannt. Diese Zivilisation Amerikas ist durch die europäischen Eroberer zu Grunde gerichtet, die Indianer wurden durch sie in ihrem innersten Leben gebrochen.
Von den alten Kulturstaaten sind längst nur noch steinerne Trümmer übrig; die Paläste im Reich der Inka sind in Schutt und Staub zerfallen, die Kaiserburgen der Azteken dem Boden gleich gemacht, die Teokallis (Tempel) haben christlichen Kirchen weichen müssen. Ebenso wie in Mexiko und Peru die Reiche der Azteken und der Inka, ist das merkwürdige Reich der Muysca auf dem Hochland von Bogotá zu Grunde gegangen, und kaum eine Sage deutet an, von wem einst die großen Prachtstädte in Chiapas und Yucatan erbaut wurden (vgl. Amerikanische Altertümer).
Die Nachkommen jener mehr oder weniger zivilisierten Völker Amerikas bewohnen vornehmlich die westlichen, den Südseeküsten benachbarten Teile der Neuen Welt, nämlich die Tafelländer und Gebirgslandschaften Mittel- und Südamerikas und die dazu gehörigen Küstenländer. Die Eroberung des Bodens änderte in den sozialen Zuständen dieser Völker verhältnismäßig wenig, indem der Wechsel ihrer Beherrscher und selbst die Einführung des Christentums keinen wesentlich umgestaltenden Einfluß auf ihre Sprache, Sitten, Lebensweise und bürgerlichen Zustände ausübten.
Auch ist ihnen die Berührung mit den Europäern bei weitem nicht so nachteilig gewesen wie den unzivilisierten Stämmen Nordamerikas. Sie sind durch spanische Härte und Grausamkeit nicht in dem Maß dezimiert worden, wie man gewöhnlich annimmt; vielmehr hat sich nach dem Ende der Eroberungskriege und seit Einführung der Negersklaverei, durch welche die Indianer zum Teil der zwangsweise auferlegten Grubenarbeiten enthoben wurden, die Zahl der Eingebornen von ungemischtem Blut in gleichem Grad vermehrt wie die der übrigen Einwohnerklassen, und es ist daher in Mexiko, Zentralamerika, Ecuador, Peru und Bolivia auf dem flachen Lande die indianische Bevölkerung über die meist auf die wenigen großen Städte beschränkte kreolische bei weitem überwiegend.
In den übrigen Ländern der Neuen Welt, in ganz Nordamerika, außer Mexiko, und in den Europa zugekehrten Ländern Südamerikas, fanden die Europäer jene sogen. Wilden vor, Nomaden und Jägervölker ohne staatliche Einrichtungen. In Nordamerika, wo diese Indianerstämme fast nur von dem Ertrag der Jagd lebten und daher zu ihrem Unterhalt weiterer Strecken Landes bedurften, brach sich die Herrschaft der Europäer zwar weit langsamer Bahn als unter der halbzivilisierten Bevölkerung; allein nach und nach machten sich jene durch Kauf, List und Gewalt zu ausschließlichen Eigentümern der schönsten Teile des nordamerikanischen Kontinents, während die eingeborne Rasse ihrer ergiebigsten Jagdreviere beraubt und immer weiter in die westlichern unwirtlichern Regionen zurückgedrängt ward. (Näheres über die Indianer Nordamerikas s. Indianer.) In Südamerika ist die Eroberung des Landes durch die Weißen den unzivilisierten Urbewohnern viel weniger nachteilig gewesen.
Der Grund davon liegt teils darin, daß im tropischen der Indianer keineswegs ausschließlich von der Jagd lebt, sondern Maniok und Pisang baut und daher nur eines kleinen Stücks Land zu seiner Ernährung bedarf, teils darin, daß hier verschiedene religiöse Gesellschaften, namentlich die Jesuiten, die Zivilisation der Eingebornen in die Hand nahmen und durch ihre Missionsthätigkeit dieselben nicht nur vor gänzlicher Unterdrückung schützten, sondern ihnen auch noch mehr Neigung zu ansässigem Leben und friedlicher Beschäftigung mit Ackerbau, später auch mit Industrie, beizubringen wußten.
Ein Teil dieser Indianer hat sich Sitten und Sprache der Weißen angeeignet, doch den Rassecharakter bewahrt (Indios reducidos). Infolge der Vertreibung der Jesuiten und der spätern christlichen Missionäre nach Verwandlung der ehemaligen spanischen Besitzungen in Republiken sanken jedoch zahlreiche halbzivilisierte Völkerstämme Südamerikas wieder völlig in den Zustand der Verwilderung zurück und leben jetzt zerstreut in den Wäldern (Indios bravos). Die Zahl der gesamten Urbevölkerung Amerikas zur Zeit der spanischen Eroberung schätzt man auf 100 Mill.; jetzt dürften davon wenig mehr als 10 Mill. übrig sein.
Was die indianischen oder amerikanischen Sprachen betrifft, deren man über 400 zählt, so weichen sie, wenn sich auch in dem häufig kunstvollen Bau derselben eine gewisse Verwandtschaft zeigt, doch in den Wurzeln außerordentlich voneinander ab und bieten auch mit den übrigen Sprachen der Erde nur sehr wenige Ähnlichkeiten dar. Ihrer vielfachen Zusammensetzungen wegen, in welchen übrigens die größte Regelmäßigkeit und Methode herrscht, bezeichnet man sie nicht unpassend als polysynthetische Sprachen. Es geht diese Synthesis so weit, daß oft einzelne Wörter einen ganzen Satz umfassen, und entsprechend erhalten die Biegungsformen in den Konjugationen und Deklinationen so viel Körper und Accent, daß durch sie sowohl negative, reflexive, kausative und andre Verba als auch Pronominalobjekte ausgedrückt werden. Bei dieser Wortanhäufung wird eine einfache Wortwurzel von dem, was vor und hinter ihr steht, oft völlig begraben, die Wörter verschmelzen nicht ineinander: das zusammengesetzte Wort gleicht einem Mosaik, die Verbindung ist lediglich mechanisch.
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Das Zeitwort ist der herrschende Redeteil, es nimmt Hauptwort, Fürwort und Beiwort in sich auf. Eigentliche Deklinationen sind in manchen Mundarten nicht vorhanden, dagegen aber die Verba stets regelmäßig, genau und vollständig ausgebildet. Die bei weitem größte Anzahl der Wurzelwörter ist, wenn man sie ihrer Zuthaten entledigt, nur ein- oder zweisilbig. Jede eingeschobene Zuthat wird, nach indianischem Ohr, dem Wohlklang angepaßt; man beseitigt davon, was diesen beeinträchtigt. Wo zwei Selbstlauter oder Mitlauter zusammenkommen, wird der eine weggeworfen.
Bei dieser Verkürzung der Silben und dem Einschieben neuer Wurzeln bleibt bei dem Kompositum oft nur ein einziger Buchstabe von dem eingeschobenen Wort, aber dieser eine Buchstabe ist ein ideographisches Zeichen und behält seine volle Bedeutung bei. Naturgemäß sind die Sprachen und Völkerschaften weit weniger zahlreich in den offenen Savannen des Mississippi, wo die Jäger ungehindert umherschweifen konnten, als in den undurchdringlichen Wäldern des Amazonenstroms und Orinoko, in welchen die Horden sich gleichsam verloren und, obgleich räumlich einander nahe, sich dennoch fremd blieben.
Die gebildetsten der amerikanischen Sprachen sind die der Azteken oder Mexikaner, die der Peruaner oder die Quichuasprache und die der Araukaner in Chile. Die aztekische und die Quichuasprache haben sich durch die Eroberungen der mexikanischen Fürsten und der Inkas weit verbreitet, jene über die ganze Hochebene von Anahuac und bis nach Guatemala, diese die Andes entlang. Das Araukanische wird in Chile und den patagonischen Andes gesprochen. Die größte Verschiedenheit der Sprachen herrscht in den Gebirgen von Guayana. Weiteres über die amerikanischen Sprachen s. Sprache und Sprachwissenschaft. Im übrigen bedient sich eine nicht geringe Zahl Eingeborner jetzt europäischer Sprachen.
Von den Einwanderern sind zunächst die Neger zu erwähnen. Die Zahl derselben beziffert sich in Amerika auf etwa 10-12 Millionen, wovon 1880 allein 6½ Millionen auf die Vereinigten Staaten entfielen. Sie sind durch den afrikanischen Sklavenhandel (seit 1510, lebhafter seit 1517 auf den Rat von Las Casas) zur Plantagenwirtschaft in den tropischen und subtropischen Gegenden eingeführt worden und haben hier der Hauptmasse nach bis in die neueste Zeit noch als Sklaven gelebt.
Nur ein kleiner Teil von ihnen nährte sich als Freigelassene (Emanzipierte) von Land- und Bergbau oder von Gewerben. Auf Haïti haben sie sich einen eignen Staat gebildet, der später in zwei zerfallen ist. Ein großer Teil der Neger wie auch fast alle Mischlinge sind getauft. Übrigens hat sich diese Rasse in den Vereinigten Staaten von 1789 bis 1860 (also während der Sklaverei) alle zehn Jahre um 28 Proz. (in dem Jahrzehnt von 1870 bis 1880 sogar um 35 Proz.) vermehrt und auf Haïti (also in der Freiheit) von 1793 bis 1868 sogar um etwas mehr, während die Urbevölkerung unter allen Verhältnissen an Zahl stets abgenommen hat. Seit dem Verbot des afrikanischen Sklavenhandels und der Aufhebung der Sklaverei in allen Staaten Amerikas scheint der schwarzen Rasse die Aufgabe vorbehalten zu sein, die Ackerbau treibende und Rohstoff erzeugende freie Bevölkerung des tropischen Amerika zu bilden.
Die mittelländische, weiße Rasse hat in Amerika nur die romanische und germanische Völkerfamilie zu Vertretern und zwar die erstere vorzugsweise in Zentral- und Südamerika, die letztere vorwiegend in Nordamerika (mit ca. 48 Mill.). Unter den Germanen sind die Angelsachsen überwiegend vertreten, nämlich mit mehr als ⅔ hinsichtlich der Abstammung und mit über ¾ hinsichtlich der Sprache. Die deutsch redende Bevölkerung schlägt man zu 7-8 Mill. an, sie ist infolge der massenhaften deutschen Einwanderung in stetem Steigen begriffen, obschon immer ein nicht unbedeutender Teil derselben (man rechnet ⅓) von der englisch redenden Bevölkerung absorbiert wird. Von den andern Staaten haben besonders Südbrasilien, die Argentinische Republik, Chile wie auch Kanada deutsche Niederlassungen. Ungünstigere Aussichten hat die romanische Bevölkerung Amerikas, welche sich wohl überall vermehrt, aber nirgends die durchschnittliche europäische Bevölkerungszunahme (1¼ Proz. jährlich) zeigt, sondern weit weniger.
Über die Zusammensetzung der Bevölkerung nach den einzelnen Rassen (in Millionen) gibt folgende Tabelle Auskunft:
Ländergruppen | Weiße | Amerikaner | Mischlinge beider | Neger, Mulatten etc. |
---|---|---|---|---|
1) Britisch-Nordamerika u. Vereinigte Staaten | 47¾ | ½ | ? | 6 ⅔ |
2) Mexiko und Zentralamerika | 1¾ | 6 | 4¼ | 1/10 |
3) Westindien, Venezuela, Guayana, Brasilien | 3 | 1 1/5 | 1 | 12½ |
4) Westküste Südamerikas u. La Plata-Staaten | 4¾ | 2 1/3 | 7¼ | ½ |
Zusammen rund: | 57 | 10 | 12½ | 20 |
Was die Religion betrifft, so ist jetzt (mit Ausnahme etwa des größtenteils noch von heidnischen Eskimo bewohnten Grönland etc.) in allen Ländern Amerikas das Christentum eingeführt. In ganz Nordamerika sowie in allen englischen und holländischen Kolonien ist der Protestantismus vorherrschend, während in Mexiko, in den französischen und spanischen Besitzungen die katholische Kirche vorwiegt, ja bis vor nicht langer Zeit die allein herrschende und allein erlaubte Religionsform war.
Durch Einführung der religiösen Toleranz und durch Einwanderung hat sich gegenwärtig auch in diesen Ländern ein nicht unbedeutendes nichtkatholisches Bevölkerungselement gebildet. Die jüdische Bevölkerung beschränkt sich fast allein auf die Vereinigten Staaten und die europäischen Kolonien; sie erreicht in ganz Amerika kaum 1 Mill. Die Indianer leben noch zum großen Teil in ihren ursprünglichen religiösen Anschauungen. (Vgl. die statistische Übersicht und Karte bei Art. [* ] »Bevölkerung«.)
Staatliche Einteilung.
Die selbständigen Staaten Amerikas sind bis auf eine einzige Monarchie (Brasilien) sämtlich Republiken. Was die Kolonien europäischer Staaten in Amerika betrifft, so hat Großbritannien den in jeder Hinsicht bedeutendsten Besitz daselbst. Ihm gehören im N. Ober- und Unterkanada, Neubraunschweig, Neuschottland, die Prinz Edward-Inseln, Neufundland, das Hudsonsbaigebiet, Britisch-Columbia und die Vancouverinsel, ferner die Bermudas, die Bahamainseln;
von den Kleinen Antillen: Trinidad, Tobago, Grenada, St. Vincent, Barbados, Santa Lucia, Dominica, Antigua, Barbuda, Anguilla, St. Christoph (St. Kitts), Nevis und Montserrat;
von den Jungferninseln: Virgingorda (Spanishtown), Tortola und Anegada;
die große Antilleninsel Jamaica, die Caymansinseln, die Turks- und Caicosinseln;
Honduras oder Belize auf der Halbinsel Yucatan;
ein Teil von Guayana (Demerara und Berbice) und die Falklandinseln.
England zunächt ^[richtig: zunächst] steht Spanien, das noch die Inseln Cuba und Puerto Rico besitzt, und
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Holland, im Besitz der Inseln Curassao, St. Martin, St. Eustache, Saba und eines Teils von Guayana (Surinam). Im Besitz Frankreichs sind die Antilleninseln Guadeloupe, Martinique, seit 1877 das früher schwedische St. Barthélemy und ein Teil von Guayana (Cayenne) sowie St. Pierre und Miquelon an der Südküste Neufundlands. Außerdem besitzt Dänemark, von seinen Niederlassungen in Grönland abgesehen, die Jungferninseln Ste. Croix, St. Thomas und St. John. - Größe und Bevölkerung der amerikanischen Staaten und Kolonien sind aus der folgenden Tabelle ersichtlich:
Jahr | QKilom. | Bewohner | Auf 1 QKil. | |
---|---|---|---|---|
1) Einheim. Staaten. | ||||
Verein. Staaten v. NA. | 1880 | 9212270 | 50445366 | 5.5 |
Brasilien | 1883 | 8337218 | 12002978 | 1.4 |
Argentinische Republik | 1882 | 2835970 | 2942000 | 1.0 |
Mexiko | 1883 | 1945723 | 9787629 | 5.0 |
Bolivia | 1884 | 1247040 | 2311000 | 1.8 |
Venezuela | 1882 | 1137615 | 2075245 | 1.8 |
Peru | 1884 | 1068440 | 3000000 | 2.8 |
Kolumbien | 1884 | 830700 | 3000000 | 3.6 |
Chile | 1882 | 665341 | 2271950 | 3.4 |
Ecuador | 1884 | 643295 | 1500000 | 2.1 |
Paraguay | 1879 | 238290 | 346048 | 1.4 |
Uruguay | 1880 | 186920 | 438245 | 2.3 |
Nicaragua | 1874 | 133800 | 275815 | 2.0 |
Guatemala | 1884 | 121140 | 1278311 | 10.5 |
Honduras | 1881 | 120480 | 351700 | 3.0 |
Dominikan. Republik | 1880 | 53343 | 300000 | 5.5 |
Costarica | 1874 | 51760 | 185000 | 3.6 |
Haïti | 1884 | 23911 | 550000 | 23.0 |
San Salvador | 1878 | 18720 | 553882 | 29.6 |
Zusammen: | 28871976 | 93615169 | 3.2 | |
2) Besitzungen europäischer Staaten. | ||||
Britische Besitzungen | 1881/82 | 8704148 | 6027067 | 0.7 |
Spanische Besitzungen | 1880 | 128148 | 2275997 | 17.7 |
Französische Besitz. | 1881 | 124506 | 400821 | 3.2 |
Niederländ. Besitzungen | 1882 | 120451 | 114919 | 0.9 |
Dänische Besitzungen | 1880 | 359 | 33763 | 94.0 |
Zusammen: | 9077612 | 8852567 | 0.9 |
Nähere Angaben über die Besitzungen enthält die statistische Übersicht beim Artikel »Kolonien«.
Entdeckungsgeschichte Amerikas.
Sagen von einer großen, im Westmeer außerhalb der Säulen des Herkules gelegenen Insel Atlantis bei Platon, dann Diodors Bericht, wonach Phöniker, vom Sturm verschlagen, weit im W. von Afrika ein fruchtbares, wohlbewässertes, waldreiches Eiland gefunden haben sollen, geben ebensowenig wie die Trümmer altamerikanischer Kunst, welche griechisch- oder phönikisch-ägyptisches Gepräge zutragen scheinen, der Annahme, daß der westliche Kontinent schon von Seefahrern des Altertums gefunden worden sei, eine Berechtigung.
Auf die Möglichkeit, daß von China aus mit Amerika über Kamtschatka und die Aleutischen Inseln schon im 5. Jahrh. n. Chr. Verbindungen stattgefunden haben können, hat bereits de Guignes (Verfasser der Geschichte der Mongolen) 1761 hingewiesen; er suchte zu zeigen, daß die Chinesen Amerika unter dem Namen Fusang gekannt hätten. Klaproth sprach sich (1831) dagegen aus und suchte Fusang in Japan. Neumann hat aber 1864 nachgewiesen, daß in jener Zeit wirklich Schiffahrt von China nach Fusang stattgefunden, daß die Beschreibung dieses Landes nur auf Mittelamerika paßt, und daß von buddhistischen Einrichtungen daselbst berichtet wird aus einer Zeit, wo der Buddhismus in Japan noch gar nicht bekannt war. Neuerdings (1870) suchte Bretschneider Fusang mit der Insel Sachalin zu identifizieren, doch hat diese Ansicht wenig für sich; es scheint vielmehr in der That wahrscheinlich, daß den Chinesen vor 1300 Jahren bereits bekannt war.
Von Europa aus haben, wenn wir von den sagenhaften Andeutungen der Alten absehen, zuerst die kühnen Normannen den Weg nach Amerika gefunden. Von der 863 entdeckten, seit 874 von zahlreichen aus der Heimat geflüchteten Norwegern besiedelten Insel Island setzte 982 Erik Raudi (Erich der Rote) nach Grönland über und gründete dort auf der Westküste eine Kolonie, welche später 2 Städte, 16 Kirchen, 2 Klöster und 100 Weiler umfaßte und unter einem eignen, in Garde residierenden Bischof stand.
Auf der Fahrt nach diesen Ansiedelungen von einem Sturm verschlagen, sah zuerst Bjarni Herjulfson 986 den neuen Erdteil. Eriks Sohn Leif entdeckte alsdann um 1000 Helluland (Stein- oder Felsenland), Markland (Waldland) und das an Reben reiche Vinland, worunter man jetzt allgemein das heutige Labrador, die Gegend um die Mündung des St. Lorenz und des Hudson, und vielleicht noch südlichere Striche versteht, was einzelne an der amerikanischen Ostküste sich vorfindende Runensteine altgermanischen Gepräges bestätigen.
Funde solcher Runensteine unter nahezu 73° nördl. Br. deuten ferner auf das weite Vordringen der grönländischen Normannen gegen N. hin. Die von denselben im Vinland gegründeten Kolonien hatten indessen infolge innerer Uneinigkeiten und aufreibender Kämpfe mit den Skrälingern, wie die Ansiedler die eingebornen Eskimo nannten, keinen langen Bestand. Nur zeitweise besuchten die Normannen noch von Grönland aus das Vin- und Markland, bis 1347 auch diese Besuche aufhörten und Ende des 15. Jahrh. selbst die blühende grönländische Kolonie durch die häufigen Überfälle der Eskimo und das Auftreten des »schwarzen Todes« zu Grunde ging und in Europa in Vergessenheit geriet.
Von einer in die Jahre 1388-1404 fallenden Entdeckungsfahrt, welche von den Faröern (Frisland) ausging und einige Strecken der Nordostküste Amerikas berührt haben soll, brachten zwei Venezianer, die Brüder Antonio und Nicola Zeni, Kunde nach Europa. Indessen haben die vielfach mit griechischen Fabeln durchwebten Bruchstücke ihrer Erzählungen eine befriedigende Erklärung noch nicht gefunden. Auch die Biscayer sollen nach den neuesten Ermittelungen lange vor Kolumbus auf ihren Fischerfahrten bis Neufundland gelangt sein.
Trotz dieser frühern Auffindung gebührt indessen der Ruhm der eigentlichen Entdeckung des Festlandes für die Neuzeit dem Genuesen Christoph Kolumbus (s. d.). Mit drei schlecht bemannten, ärmlich ausgerüsteten Fahrzeugen segelte er, um Ostindien und China auf einem kürzern Weg aufzusuchen, aus dem Hafen von Palos ab und betrat 12. Okt. die Küste der Bahamainsel Guanahani, der jetzigen Watlingsinsel. Noch in demselben Jahr entdeckte er Cuba und Hispaniola (Haïti), im folgenden Dominica, Marie Galante, Guadeloupe, Antigua, Puerto Rico, und schon nach wenig Jahren war die ganze später Westindien genannte Inselwelt bekannt geworden. Nachdem inzwischen Sebastian Cabot (1497) Neufundland und Labrador sowie die Küste des Festlandes bis nach Florida hin entdeckt hatte, gelangte Kolumbus 1498 an den Orinokostrom und an die Küste von Cumana und betrat damit auch das Festland der Neuen Welt. Im J. 1500 entdeckte der Portugiese Pedro Alvarez Cabral, auf der Fahrt zum Kap der Guten Hoffnung durch Sturm verschlagen, Brasilien. Kolumbus suchte 1502
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vergebens, an der Küste von Guatemala bis zur Landenge von Darien hinsegelnd, eine Durchfahrt nach dem Indischen Meer. 1507 betraten Pinzon und Diaz de Solis Yucatan; 1512 entdeckte Ponce de Leon Florida, und 1513 überschritt Nuñez de Balboa die Landenge von Panama und erreichte das jenseitige Meer, welches er, weil er von N. kam, die »Südsee« nannte. 1515 kam Grijalva nach Mexiko, das von 1519 an von Ferdinand Cortez erobert ward; 1520 durchsegelte Fernando Magelhaens die nach ihm benannte Straße, umschiffte zum erstenmal die Erde und zerstörte durch diese Reise den Irrtum, daß die bis dahin neuentdeckten Länder die Ostküste der Alten Welt seien.
Von nun an unterschied man zwischen Ost- und Westindien. 1524 ward von dem Florentiner Giovanni Verazzani im Auftrag Frankreichs die Ostküste Nordamerikas untersucht, und 1527 wurde Peru durch Franz Pizarro, Paraguay durch Cabot bekannt. 1529 landeten Bezerra und Grijalva, von Mexiko kommend, in Kalifornien, 1533 Welser in Venezuela, Jacques Cartier in Kanada, Diego de Almagro in Chile, Pedro de Mendoza am La Plata-Strom. Ein Jahr darauf lief Cartier in den St. Lorenzbusen ein. 1541 untersuchte Fr. Orellana den Amazonenstrom, Fernando de Soto den Mississippi, Philipp v. Hutten das Innere Südamerikas. So war bereits 50 Jahre nach der Entdeckung des neuen Erdteils dessen ganzer Umfang mit Ausnahme der nördlichen und nordwestlichen Küstenstrecken in den Hauptzügen bekannt.
Während die Festlegung der Südspitze des Kontinents bereits 1616 gelang, in welchem Jahr die Holländer Le Maire und Schouten das Kap Horn entdeckten und so den Nachweis führten, daß das Feuerland kein Teil des hypothetischen Australlandes sei, sondern ein zum amerikanischen Festland gehöriger Archipel, waren die Versuche, die Nordgestade des Kontinents zu erforschen, lange Zeit fruchtlos. Es beginnen diese Versuche mit der Fahrt des Engländers Frobisher, welcher 1577 eine der Einfahrten in die Hudsonsbai erreichte, während gleichzeitig Sir Walter Raleigh im Namen der Königin Elisabeth von England von den Ostländern Nordamerikas Besitz ergriff und sich in Virginia ansiedelte. Im J. 1585 befuhr John Davis die nach ihm benannte Straße, 1600 Hudson die Hudsonsstraße und -Bai, 1607-1615 Baffin, May, Botton und Bylot die Baffinsbai.
Auf der Westseite war bereits 1578 Franz Drake von der Magelhaensstraße bis unter 45° nördl. Br. vorgedrungen; aber erst 70 Jahre später (1648) gelang es dem Kosaken Deschnew, durch die Asien und Amerika trennende Straße hindurchzusegeln, welche dann 1725-28 von Veit Bering befahren und nach ihm benannt wurde. Eine ausgedehnte Reise in das Innere des nördlichen Kontinents unternahm 1682 Lasalle, indem er von Kanada aus bis zum Mississippi vordrang und diesen bis zu seiner Mündung hinab befuhr. In Südamerika führte Condamine eine ähnliche Durchkreuzung des Kontinents aus. Er hatte 1736 in Peru mit Bouguer, Couplet, Godin, Jussieu und Ulloa die für die Newtonsche Erdauffassung so wichtigen Gradmessungen ausgeführt, befuhr dann den Amazonenstrom bis zu seiner Mündung und lieferte die erste Karte jener Gegenden.
In der Erforschung der nördlichsten Gebiete Amerikas war seit der Mitte des 16. Jahrh. eine lang dauernde Pause eingetreten, welche auch dann noch nicht sogleich beendet wurde, als 1746 das englische Parlament einen Preis von 20,000 Pfd. Sterl. auf die Entdeckung einer nordwestlichen Durchfahrt nach Ostindien ausgesetzt hatte. Dagegen vermehrten die Reisen Burnabys, Hearnes und Hutchinsons (1747-1775) sowie die Red River Expedition des Franzosen de Pages (1767) in umfassender Weise die Kenntnisse des Innern von Nordamerika, während Kalm und Löffling ^[richtig: Löfling (= Pehr Löfling, 1729-1756)] (1747 und 1751) die spanischen Besitzungen und John Byron Patagonien und die Falklandinseln durchforschten.
Erst Ende der 70er Jahre entschleierte dann Cook auf seiner dritten Reise die Westküsten Nordamerikas vom 45.° nördl. Br. an bis über die Beringsstraße hinaus gegen Kap Prinz von Wales, welches von Cook benannt wurde. Zehn Jahre später drang dann Mackenzie (1789) durch den seinen Namen führenden Strom in das Nördliche Polarmeer vor, während Lapérouse (1786) und J. ^[richtig: G. für George] Vancouver (1791) die Nordwestküste aufnahmen. Mit dem Ende des 18. Jahrh. beginnt sodann eine Reihe für die wissenschaftliche Erforschung der Neuen Welt besonders wichtiger und erfolgreicher Expeditionen.
In den Jahren 1799-1803 durchforschten Alexander v. Humboldt und Aimé Bonpland die Äquinoktialgegenden, 1804 Mac Kinneir das britische Westindien, Michaux die westlichen Alleghanies, 1804-1806 Lewis und Clarke die Gegenden am obern Missouri und am Columbiafluß. Im J. 1803 befuhr Krusenstern die Nordwestküste, 1815-17 besuchte Prinz Max von Neuwied Brasilien. Spix, Martius, Natterer u. a. begleiteten 1817 die Erzherzogin Leopoldine nach Brasilien und gaben mit Eschwege die reichste Belehrung über dieses Land. Auch die Versuche, durch das Inselgewirr des Nördlichen Polarmeers eine Durchfahrt zu gewinnen, wurden mit erneutem Eifer durch die Engländer aufgenommen. Im J. 1818 befuhr die große britische Nordpolarexpedition unter J. ^[John] Roß die Küsten der Baffinsbai, und 1819-20 unternahm Parry seine erste See- und Franklin seine erste Landexpedition nach der Nordwestpassage.
Von 1821 bis 1827 wurden von Parry drei weitere Polarexpeditionen unternommen. Roß' zweite Expedition fiel in die Jahre 1829-33. Back unternahm seine erste Nordwestexpedition 1833-1835, seine zweite 1836. In den folgenden Jahren (1836-39) wurde durch Dease und Simpson die Aufnahme der Nordküste Amerikas vollendet. Mit Franklins letzter Reise (1845), von der er nicht wiederkehrte, beginnt nun die lange Reihe der Nordpolarexpeditionen (s. d.) in den 40er und 50er Jahren, denen die genauere Kenntnis der arktischen Küsten und Inseln zu verdanken ist.
Sie knüpfen sich besonders an die Namen Beechey, Rae (1846-47), Kellett (1848-52), Mac Clure (1848-54, Entdecker der nordwestlichen Durchfahrt), Belcher (1852-54), Kane (1853-55, Entdecker des Smithsunds), Mac Clintock (1857-59), Hayes (1860-61), Hall (1860-1862, 1864-69-71). War es der letzten Expedition Halls bereits gelungen, bis 82° 16' nördl. Br. vorzudringen, so erreichte die englische Expedition unter Nares (1875-76) die höchste bis jetzt überhaupt erreichte Breite unter 83° 20' nördl. Br. Auf der ihrer Eisverhältnisse wegen besonders schwierigen Ostküste Grönlands haben deutsche Polarexpeditionen ihre Forschungen in den Jahren 1868 und 1869-1870 bis unter 77° ausgedehnt. In die erste Zeit dieser Nordpolarexpeditionen fällt die Reise, welche die beiden Engländer Smyth und Lowe (1834-35) von Lima aus über die Andes von Sarayacu auf dem Ucayali und Marañon hinab nach Pará machten, die große Wasserstraße für die Produkte der Kordilleren in das Atlantische Meer andeutend. Mit Forschungen beschäftigten sich die Gebrüder Schomburgk in Guayana, Codazzi in Venezuela. Große
mehr
Verdienste um die Aufhellung der Geographie Nordamerikas erwarb sich auch Herzog Bernhard von Weimar, während Pohls, Pöppigs, Charles Darwins, M. Wagners, Scherzers, d'Orbignys, Gillies', v. Tschudis, Philippis, Burmeisters u. a. Streben mehr auf Erforschung des Südens und seiner Erzeugnisse gerichtet war. Aus der neuesten Zeit sind Hauptsächlich die durch die Franzosen (bis 1806) angeregte Untersuchung Mexikos, die außerordentlich erfolgreiche Entdeckungsreise von Agassiz auf dem Amazonenstrom (1865-66), die Forschungen Whympers und Dalls in Alaska (1866-67), die Expedition des Generals Palmer durch das Gebiet des Rio Colorado nach dem Stillen Ozean (1867-68), die Forschungen Whitneys im Felsengebirge (1869), die Auffindung und Untersuchung des »geologischen Wunderlands« am Yellowstonefluß im Territorium Wyoming durch Washburn (1870) und Hayden (1871), die Erforschung der Cañons des Green River und Colorado durch Major Powell (1869-71), die Untersuchung der Territorien Nevada und Arizona durch Wheeler (1871-72), die der Gegenden um den Nipigonsee durch R. Bell (1869) und Austin und Russell (1870), Habels ethnologische, meteorologische und zoologische Forschungen in Zentralamerika (1864-1871), die Untersuchung Patagoniens durch Musters (1869), die Erforschung der Nebenflüsse des Amazonenstroms durch Hartt (1870-71) und Chandleß (1862-71), die geologischen Aufnahmen Sir W. Logans und Murrays in Kanada, die Arbeiten des französischen Missionärs Abbé Petitot im Mackenziegebiet, die großartigen Forschungen der deutschen Reisenden Reiß und Stübel (1868-76) in Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivia zu erwähnen. Der ganze Erdteil liegt bis auf wenige Striche im Innern und im nördlichsten Teil vor uns aufgeschlossen.
[Litteratur.]
Epochemachend in der wissenschaftlichen Untersuchung des Naturcharakters Amerikas sind Amerika v. Humboldts und J. ^[Jabbo] Oltmanns Untersuchungen über die Geographie des neuen Kontinents (Par. 1810, 2 Bde.).
Außerdem sind von neuern, Amerika behandelnden Werken hervorzuheben: Malte-Brun, Gemälde von Amerika (deutsch von Greipel, Leipz. 1824);
Wappäus' Handbuch (das. 1855-71, 3 Bde.);
Long, Porter und Tucker, America and the West-Indies, geographically described (Lond. 1843);
Macgregor, The progress of America from the discovery of Columbus to the year 1846 (das. 1847, 2 Bde.);
Amerika v. Humboldt und Amerika Bonpland, Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent, fait en 1799-1804 (Par. 1815-31, 3 Bde. mit Atlas; deutsch von Hauff, Stuttg. 1859-60, 4 Bde.);
Amerika v. Humboldt, Ansichten der Natur (3. Aufl., das. 1849, 2 Bde.);
Waterton, Wanderings in South America, the Northwest of the United States and the Antilles (Lond. 1825, neue Ausg. 1871);
Amerika v. Humboldt, Examen critique de l'histoire de la géographie du Nouveau Continent etc. (Par. 1836-39, 5 Bde.; deutsch von Ideler, neue Ausg., Berl. 1853, 3 Bde.);
Andree, Amerika (Braunschw. 1851);
Morton, American ethnography (Philad. 1839);
Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Bd. 3 u. 4 (Leipz. 1862-64);
v. Hellwald, Die amerikanische Völkerwanderung (Wien 1866);
v. Martius, Beiträge zur Ethnographie und Sprachenkunde Amerikas (Leipz. 1867, 2 Bde.);
Williams, History of the negro race in America (Bost. 1882, 2 Bde.);
Ratzel, Die Vereinigten Staaten von Nordamerika (Münch. 1878-80, 2 Bde.);
Hellwald, Amerika (Leipz. 1884 ff., Prachtwerk).
Zur Entdeckungsgeschichte: Kunstmann, Die Entdeckung Amerikas, nach den ältesten Quellen dargestellt (Münch. 1859);
Kohl, Geschichte der Entdeckung von Amerika (Brem. 1861);
Handelmann, Geschichte der amerikanischen Kolonisation (Kiel 1856, Bd. 1);
Peschel, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (2. Aufl., Stuttg. 1877);
Brinton, The myths of the New World (New York 1868);
De Costa, The Pre-Columbian discovery of America by the Northmen (Albany 1869);
Gravier, Découverte de l'Amérique par les Normands (Par. 1874);
F. v. Hellwald, Im ewigen Eis, Geschichte der Nordpolarfahrten (Stuttg. 1881);
Weise, History of the discoveries of America to the year 1525 (New York 1884).
Bibliographisch verzeichnet die gesamte Amerika-Litteratur die »Bibliotheca americana« von Sabin (New York 1872 ff.).
Die besten neuesten Karten sind 1) für die polaren Gebiete: zahlreiche Detailkarten in »Petermanns Mitteilungen«, seit 1851;
2) für Britisch-Nordamerika: Grundemann, Missionsatlas (Gotha 1871, Sekt. Nordamerika, Blatt 3);
3) für die Vereinigten Staaten von Nordamerika: Petermann, Karte der Vereinigten Staaten (6 Blatt, das. 1880);
Walker, Statistical atlas of the United States (72 Karten, 1876);
4) für Mexiko, Zentralamerika und Westindien: H. Kiepert, Karte des nördlichen tropischen Amerika (6 Blatt, 1858) und »Karte von Mittelamerika« (4 Blatt, 1858);
Petermann, Westindien und Zentralamerika (Stielers »Handatlas«, Blatt 79-82, 1884);
5) für Südamerika: Kiepert, Mittleres Südamerika (»Handatlas«, Blatt 40, 1874);
Petermann, Südamerika (Stielers »Handatlas«, Blatt 90-95, 1884).