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mittlern Breite von ungefähr 740 km bis an den Fuß der Rocky Mountains, nach dieser bei einer Breite im S. von 220-300, im N. von 590-670 km zu den Alleghanies hin. Bei der Höhe der Basis des Felsengebirges, die stellenweise bis über 1500 m hinausgeht, haben wir es im W. des Mississippi vorwiegend mit Hochebenen zu thun, die bei ihrem sehr allmählichen Abfall erst in unmittelbarer Nähe des Stroms zweifellosen Tieflandscharakter annehmen. Im allgemeinen sind Tiefländer im strengen Sinn des Worts im Innern Nordamerikas nur in zurücktretender Ausdehnung vorhanden; die Ebenen sind vielmehr weitaus vorwiegend Hochebenen von zum Teil bedeutender Erhebung.
Auch eine absolute Flachheit und Ebenheit des Terrains findet man fast nur längs der Flußläufe. Vielmehr herrscht in den Prärien, die den größten Teil namentlich des westlichen Innern einnehmen, eine wellige Bodenform vor, welche die Amerikaner treffend mit einer von der Bewegung des Meers hergenommenen Benennung »rolling« bezeichnen. Im S. der Alleghanyberge hängt die Mississippi-Ebene mit der niedrigen atlantischen Küstenebene zusammen, welche sich auf der Ostseite der Alleghanies bis zum Atlantischen Ozean erstreckt und hier ungefähr 275,300 qkm (5000 QM.) groß ist, während das Land südlich von jenem Gebirgszug mit dem Tiefland der Halbinsel Florida gegen 330,400 qkm (6000 QM.) enthält. Nur dieser atlantische Küstensaum von Long Island bis zur Rio Grande-Mündung sowie das eigentliche Mississippithal bis zur Missourimündung aufwärts repräsentieren ein eigentliches und charakteristisches Tiefland.
Die Ebene des Orinoko (s. d.) zerfällt in zwei Teile, einen nördlichen und einen südlichen. Jener begreift die von der Küste des Atlantischen Ozeans an zwischen dem Orinoko und dem Apure im S. und der Küstenkette im N. und NW. bis zum Fuß der östlichen Andes sich hinziehende Ebene von Venezuela, dieser die Ebenen des Meta und des Guaviare. Ihrem Vegetationscharakter nach sind zu unterscheiden bewaldete und steppenartige Ebenen. Letztere, die Llanos (s. d.), im allgemeinen baumlose, nur an den Flußufern von Gebüsch und Baumwuchs bedeckte, fast vollkommen ebene Flächen, erstrecken sich über die ganze nördliche und den westlichen Teil der südlichen Ebene; bewaldet sind die Strecken zu beiden Seiten des Guaviare bis über den untern Lauf des Rio Meta und zum Rio Arauca.
Die Oberfläche der bewaldeten Ebenen ist hier und da etwas hügelig, vornehmlich zwischen dem Guaviare und dem Rio Negro, wo selbst Felsen an 100 m hoch schroff emporragen. Im Durchschnitt liegen diese mit dichtem Urwald bedeckten Ebenen ungefähr 300 m ü. M. Das Becken des Amazonenstroms, das größte des ganzen westlichen Kontinents, hängt mit der Orinokoebene unmittelbar zusammen, wie denn auch der in den Amazonenstrom fallende Rio Negro durch den Cassiquiare in ununterbrochener Verbindung mit dem Orinoko steht. Es zerfällt in zwei Teile, von denen der eine von O. nach W. gerichtet, der andre südlich von diesem zwischen den Andes und dem Brasilischen Gebirgssystem nach S. bis zum Becken des Parana, 20° südl. Br., sich erstreckt.
Jener wird im N. durch den Südabfall des Berglands von Guayana und durch eine unbedeutende Erdanschwellung unter 2-3° nördl. Br. zwischen dem Guaviare und dem Guainia begrenzt, erstreckt sich westlich bis zur Mündung des Rio Huallaga und den Stromschnellen des Pongo von Manseriche und südlich bis zu den Katarakten, welche die südlichen Nebenflüsse des Amazonenstroms bei ihrem Abfluß aus dem höher gelegenen Land bilden. Seine Ausdehnung beträgt zu beiden Seiten des Amazonenstroms von dessen Mündung bis zum Pongo von Manseriche 2970 km bei einer Breite von 660-1300 km. Diese Ebene, die im W. am Fuß der Andes von Loxa nur ungefähr 380, im N. am Fuß der Berge von Guayana nur etwa 300 m ü. M. liegt, wird ihrer ganzen Länge nach von W. nach O. von dem Amazonenstrom (s. d.), dem größten Strom der Erde, durchflossen.
Der zweite, von N. nach S. gerichtete Teil des Beckens des Amazonenstroms begreift den mittlern und obern Teil der Becken der südwärts vom 10.° südl. Br. zwischen den Andes im W. und dem brasilischen Gebirgssystem im O. laufenden Nebenflüsse des Amazonenstroms und wird im S. durch eine in schräger Richtung von den Andes zum brasilischen Gebirgssystem laufende, kaum merkliche wasserscheidende Schwelle, die sich aus niedriger, sumpfiger Ebene erhebt, gegen die Zuflüsse des La Plata begrenzt, so daß eine ziemlich offene Verbindung zwischen dem Becken des Amazonenstroms und demjenigen des Rio de la Plata bestehen bleibt.
Von N., wo er in den von O. nach W. gerichteten Teil des Amazonenbeckens übergeht und nur etwa 260 m ü. M. liegt, steigt er sanft und stufenartig, wie sich aus den Stromschnellen der Flüsse ergibt, nach S. an, durch den gegen O. weit in die Ebene vordringenden Kordillerenzweig von Cochabamba mehr und mehr eingeengt. Der Hauptstrom dieses Beckens, der Rio Madera (s. d.), übertrifft sowohl an Länge des Laufs (3340 km) und Wasserreichtum als an Ausdehnung seines Gebiets die größten Ströme Europas.
Dieser südliche Teil des Amazonenstrombeckens besteht im O. und SO. durchgängig aus feuchtem Wiesen- und Sumpfland, während die übrigen Teile fast durchgängig von den dichtesten Urwäldern, den sogen. Selvas oder Bosques, bedeckt sind, die von den Flüssen periodisch weithin überschwemmt werden. Die Ebene des Rio de la Plata und von Patagonien wird gegen NO. durch das brasilische Gebirgssystem, gegen W. durch die Andes von Bolivia und Chile begrenzt, während sie sich gegen S. östlich von den Andes bis gegen die Südspitze des Erdteils ausdehnt.
Sie bietet hinsichtlich der Gestalt ihrer Oberfläche große Verschiedenheit dar. Ihre nördliche Region wird größtenteils von einem noch sehr wenig bekannten Landstrich, dem Gran Chaco (s. d.), eingenommen, worunter man die weite, nördlich bis an die bezeichnete Wasserscheide gegen den Amazonenstrom sich ausdehnende Ebene versteht. Andre Teile der Ebenen des Rio de la Plata-Beckens sind die Ebene von Tucuman im W. des Rio Salado, einer der schönsten und fruchtbarsten Landstriche, dann die Pampas (s. d.), in denen weite Grasfluren mit salzreichen, wüsten Strecken wechseln, welch letztere in den heißen Salzsteppen, Las Salinas, besonders entwickelt sind (s. Argentinische Republik).
Die Ebene von Patagonien, welche sich südlich vom Rio Negro zwischen den Andes und dem Atlantischen Ozean ausdehnt und gegen das Innere bis zu etwa 330 m ü. M. ansteigt, hat durchgängig eine felsige, steinige und sterile Oberfläche; nur in den Flußthälern, namentlich des Rio Negro, finden sich kleinere, mit Vegetation bedeckte Strecken (s. Patagonien). Die ungeheuern Ebenen östlich von den Andes zwischen dem Becken des Amazonenstroms und der patagonischen Ebene werden von einem Flußsystem eingenommen, das aus drei Strömen, dem Paraguay, dem Parana und dem
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Uruguay, zusammengesetzt ist, welche, im südwestlichen Teil des brasilischen Gebirgssystems entspringend und einander sehr nahe nach S. abfließend, zuletzt zu einem Strom, dem Rio de la Plata (s. La Plata), vereinigt dem Meer zuströmen. Diese zusammenhängenden niedrigen Ebenen von Südamerika, die sich von Patagonien bis zum Antillenmeer auf der Ostseite der Andes ausbreiten, haben zusammen einen Flächeninhalt von ungefähr 11,343,000 qkm (206,000 QM.), wovon etwa 7,115,000 auf die des Amazonenstroms, 3,310,000 auf die des Rio de la Plata und von Patagonien und 918,000 auf die des Orinoko kommen mögen. Die übrigen kleinern Ebenen, wie die von Guayana, die des Magdalenenstroms und die von Chile, Bolivia, Peru an der Westküste, nehmen zusammen einen Flächenraum von ungefähr 881,000 qkm (16,000 QM.) ein.
Geologische Übersicht.
Von keinem Teil der Erde ist die Kenntnis des geognostischen Baues des Landes ungleicher als von Amerika. Während große Landstriche noch von keines wissenschaftlichen Forschers Fuß betreten wurden, kennen wir viele Teile, namentlich der Vereinigten Staaten von Nordamerika, bis ins Detail. Weisen die tief eingeschnittenen, vorgebirgs- und halbinselreichen Küsten, die zahlreichen selbständigen Fluß- und Gebirgssysteme Europas auf einen sehr verwickelten Bau dieses Kontinents hin, so läßt sich aus der großartigen Einfachheit der Oberflächenverhältnisse Amerikas auf dessen weniger komplizierte geologische Zusammensetzung schließen.
Hier werden, wie Ratzel hervorhebt, die Beziehungen zwischen geologischem Aufbau, Bodengestalt und Umriß greifbar, und in der Aneinanderreihung der aufeinander folgenden Formationen tritt uns die Bildungsgeschichte, das allmähliche Hervor- und Zusammenwachsen namentlich des nordamerikanischen Festlands mit größter Deutlichkeit entgegen. Mit Recht sagt Dana: »Amerika hat die Einfachheit eines einfach entwickelten Resultats, während Europa eine world of complexities ist«.
In den getrennten Gebirgsgliedern des amerikanischen Ostens herrschen die kristallinischen Gesteine meist in Verbindung mit vorjurassischen, überwiegend paläozoischen Bildungen vor; Melaphyre und andre sogen. Trappgebilde sind die Eruptivbildungen dieser Gebiete, alle jüngere vulkanische Thätigkeit ist dem Osten des Festlands fremd. Ganz verschieden ist der Westen desselben gebildet; an der Bildung der Kordilleren nimmt nicht allein kristallinisches, paläozoisches und triassisches Gestein teil, sondern auch jüngere Sekundärbildungen aus der Jura- und insbesondere der Kreide- und Tertiärzeit bedecken große Flächen.
Die vulkanische Thätigkeit setzt sich bis in die gegenwärtige Zeit fort. Porphyreruptionen in der sekundären Zeit, trachytische und basaltische in der Tertiärzeit, mächtige vulkanische Auswurfsmassen und Laven der Jetztzeit nehmen den wesentlichsten Anteil an der Zusammensetzung der Kordilleren; ja, fast alle Hochgipfel des Erdteils, die sämtlich dem Westen angehören, sind Produkte dieser spätern Eruptionsthätigkeit, nicht wenige dieser Hochgipfel noch gegenwärtig thätige Feuerberge.
Die weiten Ebenen, welche die getrennten östlichen Gebirge Südamerikas von den Kordilleren trennen, bestehen aus Tertiär- und Diluvialbildungen, nur im Bereich der Küsten und der großen breiten Stromthäler aus jüngern Alluvionen, während in Nordamerika, wo im O. die paläozoischen Bildungen, im W. die kristallinischen Gebirgsmassen in großartigster Entwickelung auftreten, bloß ein relativ schmaler Strich mit mächtigen Entblößungen zerstückelter Kreide- und Tertiärbildungen den Osten und Westen des Landes, von den Prärien von Texas an bis zum Saskatschawan und vielleicht noch weiter nach N. fortsetzend, trennt. Im S. und N. des Kontinents erheben sich einzelne Gebirgs- und Berginseln, aus ältern kristallinischen und paläozoischen Gesteinen zusammengesetzt, aus den jüngern Ablagerungen der Ebenen, so die Sierren von Cordova und Tucuman aus den Ebenen des La Plata, die Sierra von Solano aus den Ebenen des Japure, die Sierra von San Saba in Texas, die Black Hills und Three Peaks im obern Missourigebiet.
Versuchen wir, uns in großen Zügen ein Bild von dem geologischen Bau und der Entwickelungsgeschichte zunächst Nordamerikas zu entwerfen (vgl. dazu die »Skizze eines idealen Durchschnitts durch Nordamerika« auf der Tafel bei »Geologische Systeme«). In großartiger Entwickelung treten zunächst die Bildungen urältester Sedimentgesteine der azoischen Formationsgruppe, laurentische Gneise und huronische Schiefer, auf. Die erstern sind repräsentiert durch die verschiedensten Gneisvarietäten und umschließen Lager von Granit, Syenit, von Glimmer- und Hornblendeschiefer, von Serpentin, kristallinischen Kalksteinen und Eisenerzen.
Die huronische Schieferformation ist durch Glimmer-, Thon-, Talk- und Chloritschiefer mit Einlagerungen von Itakolumit, Quarzit, Kalkstein und Konglomeraten vertreten. Die Urgesteine treten besonders in drei Hauptzonen auf. Zunächst bilden sie die Basis und gleichsam das Gerippe der beiden Haupterhebungssysteme des Kontinents im W. und O. Der östliche oder atlantische Zug der Urgesteine, welcher die ganze Gebirgsregion der östlichen Staaten beherrscht, zieht sich in der imposanten Hauptkette des appalachischen Systems in einer Länge von etwa 2100 km ununterbrochen, nur hier und da durch enge Querthäler eingekerbt, von dem bergigen Hügelland des nördlichen Georgia durch die beiden Carolinas und die übrigen atlantischen und neuenglischen Staaten.
Als Kern oder als Gerüst des Gebirges treten die Urgesteine weiter in der Kordillerenzone auf. Zwei Hauptzüge heben sich besonders hervor, ein östlicher, der dem Felsengebirge und seinen südlichen Ausläufern entspricht, und ein westlicher, der mit der Sierra Nevada und deren nördlicher Fortsetzung, dem Kaskadengebirge, zusammenfällt. Überall, wo diese Gebirge sich zu wirklichen Hochgebirgsgipfeln erheben, da treten auch jene Urgesteine auf. Zwischen den beiden Hauptzügen liegt ein wahrer Archipel von Gneis- und Granitinseln, welche aus der Decke der das »große Becken« des Kordillerenhochlands überkleidenden Tertiärschichten hervorragen.
Eine Verbindung gewissermaßen zwischen der atlantischen und pazifischen Urgesteinszone bildet die dritte nördliche. Die laurentisch-huronische Gesteinszone der Alleghanies steht mit dieser am untern Lauf des St. Lorenzstroms in fast direktem Zusammenhang. Dieselbe erstreckt sich von hier aus in westlicher Richtung bis über die Quellen des Mississippi und vereinigt sich mit den von N. nach S. streichenden Gneisen der nördlichen Rocky Mountains-Region. Dieser nordischen Urgesteinszone entspricht die Bodenerhebung, welche gegenwärtig die Wasserscheide zwischen dem Mississippisystem und den arktischen Strömen bildet. Die östliche und südliche Hälfte von Labrador, Kanada nördlich vom St. Lorenz, das Innere des britischen Dominiums bis zum Arktischen Meer hin, die Inseln nördlich der Hudsonsbai fallen in den Bereich dieser nördlichen Urgesteinszone. Sie repräsentiert nach den Anschauungen der amerikanischen Geologen den
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ältesten Teil des Festlands, den »Nucleus des Kontinents«, um welchen sich wie um einen Kristallisationskern die jüngern Formationen angelagert haben. Da auch die atlantische Urgesteinszone aller Wahrscheinlichkeit nach als Festland in jenen Zeiten über den Meeresspiegel emporragte, so waren am Schluß des azoischen Zeitalters der Erdgeschichte, beim Beginn also der silurischen Ära, in welcher das erste organische Leben in größerer Mannigfaltigkeit auftrat, die jetzigen Konturen des Ostens von Nordamerika durch zwei Zonen von Festland bereits angedeutet.
Innerhalb der tiefen Bucht, welche die kanadische und atlantische Urgesteinszone umschlossen, dehnte sich während der paläozoischen und teilweise auch während der jüngern geologischen Perioden gewissermaßen als eine nördliche Fortsetzung des Mexikanischen Golfs ein Meer aus, dessen Ufer aber im Lauf der Entwickelung unsers Erdballs immer mehr nach S. zurückgedrängt wurde, während sich das Festland durch allmähliche Hebung in gleichem Maß vergrößerte.
Der Ausdehnung des paläozoischen Meers entspricht die Verbreitung der in ihm zur Ausbildung gelangten silurischen, devonischen und karbonischen Schichtensysteme, welche, über den Meeresspiegel emporgehoben, nun gürtelförmig jene Urgesteinszonen in der genannten Bucht und an den Außenseiten (in Britisch-Amerika) umsäumen (vgl. H. Credner, Die Geognosie und der Mineralreichtum des Alleghanysystems, in »Petermanns Mitteilungen« 1871). Diese paläozoischen Formationen besitzen in Nordamerika eine außerordentliche Verbreitung.
Sie füllen zunächst die ganze Bucht zwischen der kanadischen und atlantischen Urgesteinszone gegen W. bis weit über den Mississippi hinüber aus, ziehen sich sodann westlich vom Obern See zwischen den Rocky Mountains und der britisch-amerikanischen Seezone gegen NW. bis an das Arktische Meer und in einer zweiten Zone von Neubraunschweig und Neuschottland am Westgestade der Hudsonsbai gegen N., wo der Arktische Archipel ebenfalls größtenteils aus Gesteinsmassen der paläozoischen Schichtensysteme aufgebaut zu sein scheint.
Das unterste Glied dieses paläozoischen Schichtensystems, die Silurformation, geht zunächst in einem dem Westabfall der atlantischen und dem Südabfall der kanadischen Urgesteinszone angelagerten Gürtel zu Tage aus, um sich durch Wisconsin und Minnesota nach dem noch wenig erforschten Nordwesten zu wenden. Außerdem treten silurische Areale in dem Flachland zwischen den Alleghanies und dem Mississippi, ferner in Kanada, in den übrigen englischen Besitzungen, in den arktischen Regionen und im Felsengebirge auf. Die Silurformation setzt sich in diesen Distrikten vorwiegend aus Kalksteinen, Sandsteinen und Schiefern zusammen und wird von J. ^[James] Hall und Dana in sieben Hauptgruppen gegliedert.
1) Untersilur: a) Primordialgruppe mit dem Potsdam-Sandstein, b) kanadische Gruppe, c) Trentongruppe mit den Utica- und Hudsonschiefern;
2) Obersilur: d) Niagaragruppe, e) Salinagruppe, f) untere Helderberg- und g) Oriskanygruppe. Von Eruptivgesteinen treten in dem Silur Amerikas Diorite und Melaphyre auf, letztere in Verbindung mit Melaphyrmandelsteinen namentlich auf der Keweenawhalbinsel am Lake Superior, wo sie neben verschiedenen seltenen Mineralien besonders gediegen Silber und Kupfer in bis zu 7-8000 kg schweren Massen umschließen. Auch die reichen Bleiglanzlagerstätten in dem Winkel zwischen Wisconsinfluß und Mississippi gehören der Silurformation an. Beim Eintritt des devonischen Zeitalters hat der Kontinent durch fortschreitende Hebung stark an Ausdehnung gewonnen.
Die in dem entsprechend zurückgedrängten Devonmeer abgelagerten Schichten bestehen in ihren untern Partien vorwiegend aus Kalksteinen und Schiefern, in den obern aus roten Sandsteinen, dem old red sandstone. Landpflanzen und Wirbeltiere (Fische) erscheinen auf der Weltbühne. Devonische Schichten umsäumen die silurischen Zonen der östlichen Vereinigten Staaten und treten außerdem in Kanada, Neuschottland und Neubraunschweig sowie im arktischen Gebiet in der Nachbarschaft der sie unterteufenden Silurformation auf. Der Versteinerungsführung nach wird das Devon Nordamerikas in vier Hauptgruppen (Catskill-, Chemnung- ^[richtig: Chemunggruppe], Hamilton- und Corniferousgruppe) sowie in zahlreiche Unterabteilungen gegliedert. Dem obersten Devon gehören die großartigen unterirdischen Petroleumreservoirs im nördlichen Pennsylvanien an.
Die Steinkohlenformation beginnt mit einer Tiefseebildung, dem an Versteinerungen überaus reichen Kohlen- oder Bergkalk. Derselbe nimmt den größten Teil des Areals zwischen den Alleghanies und dem Mississippi ein und bildet ausgedehnte Landstriche in den Rocky Mountains und in den arktischen Regionen. Die obere produktive Kohlenformation deutet eine Periode der Hebung an, durch welche umfangreiche Strecken des Meeresbodens über den Wasserspiegel erhoben wurden und sich mit einer üppigen Dschangelnvegetation von Schachtelhalmen, Farnen, Sigillarien, Lepidodendren und Koniferen bedeckten, welche das Material zu den für die industrielle Entwickelung Nordamerikas so wichtigen Steinkohlenflözen geliefert haben.
Die flözführende Kohlenformation breitet sich namentlich über sieben große Territorien aus:
1) das ungeheure appalachische Kohlenfeld am Westabfall der Alleghanies, 2) das Illinois-Missouri-Kohlenfeld, 3) dasjenige von Michigan, 4) das des nördlichen Texas, 5) das Kohlenfeld von Rhode-Island, 6) die Kohlenfelder von Neuschottland und Neubraunschweig, 7) das erst neuerdings nachgewiesene Feld zwischen Red Deer River und Athabasca in Britisch-Amerika. Die Dyas- oder permische Formation ist auf den westlichen Teil des Kontinents beschränkt und tritt hier namentlich in Kansas und in Nebraska, in New Mexiko und an verschiedenen Punkten des Ostabfalls des Felsengebirges auf.
Aus Kalksteinen und Mergeln bestehend, lagert die Dyas unmittelbar auf der unproduktiven Kohlenformation, dem Kohlenkalk, ohne daß eine scharfe Grenze zwischen beiden gezogen werden könnte. Die Ablagerung der Schichten ging eben ohne eine wesentliche Veränderung der Niveauverhältnisse, wie sie im O. stattfand, vor sich. Nordamerika östlich des Mississippi war mit der Bildung der Steinkohlenformation im wesentlichen fertig, es wuchs in den folgenden Perioden vornehmlich noch gegen S. und SW. So besitzen denn die Formationen des mesozoischen (sekundären) Zeitalters gegenüber den paläozoischen Schichten eine wesentlich weniger umfassende Verbreitung.
Die Triasformation tritt zunächst in zwei Regionen, am Ostabfall des Alleghanysystems und in den Kordilleren, auf, dort in Form mächtiger roter Sandsteinmassen (new red sandstone) mit eingelagerten Kohlenflözen und Bänken von Diorit (Palissaden bei New York), stellenweise, namentlich im Connecticutthal, reich an Fußabdrücken von Reptilien, riesigen Vögeln (Brontozoum), hier, am Ostabfall der Rocky Mountains, in Form ziegelroter Sandsteine und Mergel und in der
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Sierra Nevada in Form von Kalken mit Resten einer alpin-triassischen Fauna. Die Juraformation ist mit Sicherheit bisher nur am Ostabfall des Felsengebirges, in den Black Hills, Laramie Mountains, nachgewiesen; doch sollen auch die kristallinischen Schiefer, in welchen die goldführenden Gänge Kaliforniens aufsetzen, dieser Formation angehören. Eine ungleich größere Verbreitung erlangt dagegen wieder die Kreideformation, wenn sie auch auf weite Strecken von tertiären und quartären Bildungen überdeckt sind.
Wie die Verteilung der Kreidevorkommen zeigt, bildete das Kreidemeer einen weiten Golf vom jetzigen Mexikanischen Meerbusen bis zur Ohiomündung, während gleichzeitig ein langgestreckter Meeresarm sich östlich des jetzigen Felsengebirges von Texas aus über das obere Missourigebiet wahrscheinlich bis zum Arktischen Meer ausdehnte, so daß das heutige Nordamerika damals in zwei ungleich große Teile, einen westlichen und einen östlichen, zerlegt war. In fast allen in Europa gültigen Unterabteilungen vertreten, bildet die Kreideformation in diesem ganzen Becken des untern Mississippi und am Ostrand des Felsengebirges den Untergrund der Tertiärformation, unter welcher sie in breiten Randzonen hervortritt und namentlich in Texas und weit nach Mexiko hinein zu großartiger Entwickelung gelangt.
Außerdem aber beteiligt sich dieselbe wesentlich am Aufbau des atlantischen Küstenstrichs (New Jersey u. a. O.) sowie der kalifornischen Küstenkordillere bis weit nach Britisch-Columbia und Vancouver Island nach Norden. Die Tertiärformation ist am mächtigsten in der östlichen Hälfte des Kontinents entwickelt, wo sich dieselbe von den atlantischen Staaten, am Ostfuß der Alleghanies als ein breiter Gürtel die ältern Formationen umsäumend, bis zum Mündungsgebiet des Rio Grande hinzieht und im Mississippithal bis gegen die Ohiomündung in das Innere ausdehnt. In ganz ähnlicher Weise bildet sie die den Staaten Arizona, Kalifornien und Oregon Angehörigen Küstenstriche des Pazifischen Ozeans. Sind alle diese Tertiärbildungen an den Umrandungen des Kontinents marinen Ursprungs, so finden wir dagegen im Innern desselben ausgedehnte brackische und Süßwasserablagerungen tertiären Alters. Dieselben nehmen weite Areale am Ostabhang des Felsengebirges nördlich und südlich vom obern Missouri ein und sind namentlich in den Mauvaises Terres am White River außerordentlich reich an Säugetierresten.
Mit dem Emportauchen der in den tertiären Meeren gebildeten Ablagerungen hat der nordamerikanische Kontinent im wesentlichen seine heutige Gestalt erhalten. In die Tertiärperiode fällt gleichzeitig das für die Herausbildung des Reliefs des Kontinents wichtigste Ereignis, die Haupterhebung des Kordillerengebirges. Schon in den frühern Perioden in seinen Anfängen bestehend, wird dieses Gebirge in der Tertiärzeit durch einen von W. wirkenden und durch das allmähliche Zusammenschrumpfen des seiner Eigenwärme mehr und mehr verlustig gehenden Erdballs bedingten seitlichen Druck faltenartig emporgepreßt, um nun unter der modellierenden Thätigkeit der Atmosphärilien allmählich seine jetzige Mannigfaltigkeit der Gestalt und Form zu erlangen.
Während aber die Gewässer durch ihre erodierende und wegführende Thätigkeit das gewaltige Gebirge mehr und mehr abzutragen bestrebt sind, haben bis in die Gegenwart die vulkanischen Kräfte fort und fort neues Gesteinsmaterial in Form von Laven, Aschenmassen und Tuffbildungen aus dem Innern der Erde herausgefördert und zu himmelanstrebenden Gipfeln, zu weiten Decken und Lavaströmen aufgebaut. Sehen wir ab von den vulkanischen Produkten früherer Perioden, wie sie als Granite, Syenite, Diabase, Melaphyre, Porphyre u. a. teils in durchgreifender, teils in bank- und deckenförmiger Zwischenlagerung mit den Sedimentgesteinen jener Perioden verknüpft sind, so konzentriert sich die vulkanische Thätigkeit seit der Tertiärzeit ausschließlich auf den Westen des Kontinents, jenseits von 130° westl. L. Östlich von hier fehlen alle Spuren neuerer vulkanischer Thätigkeit.
Um so reichlicher finden sie sich im W. Zunächst trägt die bogenförmige Reihe der Alëuten 48 thätige Vulkane, darunter als höchster der gegen 2800 m hohe Schischaldin auf Unimak. Dann folgt die Halbinsel Alaska mit fünf Vulkanen, unter denen der Iljaminsk sich zu 3678 m erhebt, und endlich das Vulkangebiet der pazifischen Küste von Nordamerika mit zahlreichen, aber meist noch wenig bekannten Vulkanen, unter ihnen der höchste Gipfel des nördlichen Kontinents, der Eliasberg (5950 m), der Mount Fairweather (4730 m) u. a. Diese Vulkankegel sind begleitet von ausgedehnten Aschenfeldern und Lavadecken, welche z. B. im Thal des Columbia und Snake River fünf Längen- und drei Breitengrade weit zu verfolgen sind.
Über 1000 m mächtige Lavadecken finden sich ferner im Kaskadengebirge am Durchbruch des Columbia River. Als Zeugen noch nicht erloschener vulkanischer Thätigkeit können auch die zu Hunderten vergesellschafteten heißen Quellen, die Schlammvulkane, Solfataren und namentlich die großartigen Geiser des berühmten Geisergebiets am obern Yellowstone betrachtet werden. Unter den posttertiären Ablagerungen besitzt neben den bis in die Jetztzeit hineinreichenden vulkanischen Bildungen das Diluvium die größte Wichtigkeit, welches, aus Sanden, Kiesen, Thon und Lehm mit massenhaften erratischen, aus dem Norden stammenden Blöcken zusammengesetzt, das ganze nördliche Flachland östlich vom Felsengebirge mit einer mächtigen Decke überkleidet und sich an den Gebirgen Neuenglands bis 3000 m Meereshöhe hinaufzieht.
Während man früher diese Ablagerungen als Driftbildungen bezeichnete und annahm, daß sie das Absatzprodukt schmelzender Eisberge seien, welche von N. her über ein jene Gebiete bedeckendes Meer getrieben worden wären, vertreten die amerikanischen Geologen, Dana an der Spitze, gegenwärtig die Ansicht, daß jene Ablagerungen gewissen beweiskräftigen Erscheinungen zufolge die Grundmoränen gewaltiger, von N. aus vordringender Gletscher seien, welche während der Eiszeit jenes ganze Gebiet in einer Mächtigkeit von mehreren Tausend Metern überdeckt und sich, wie aus der Verbreitung ihrer Absätze hervorgeht, bis zu einer Linie von der Mackenziemündung gegen SSO. bis nach Kansas hinein (39° nördl. Br.) und von da über St. Louis bis gegen New York hin über das ganze nördliche Amerika ausgebreitet haben müssen.
Rezenten Ursprungs endlich ist die Halbinsel Florida, entstanden durch Anhäufung von Schwemmgebilden auf einer Basis von Korallenbauten, welch letztere in den Bermudas ihre Nordgrenze im Atlantischen Ozean finden. Der namentlich unter der Gezeitenbewegung sich vollziehenden aufbauenden Thätigkeit des Meers verdanken die weiten, von Lagunen und Sümpfen unterbrochenen Marschlandschaften der atlantischen Staaten der Union ihre Entstehung, während gleichzeitig im Innern durch das allmähliche Zurücktreten stehender Gewässer alluviale Ablagerungen trocken gelegt wurden und die Flüsse nicht nur in ihren
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Thalebenen fruchtbare Alluvionen absetzten, sondern zum Teil auch durch Bildung umfangreicher Deltas an ihren Mündungen dem Meer ausgedehnte Räume abgewannen. Dies gilt namentlich von dem Mississippi, dessen zackenförmig in den Golf von Mexiko vorspringendes Delta einen Flächeninhalt von über 3 Mill. Hektar besitzt. Zu den deltabildenden Flüssen gehören in Nordamerika außerdem der Mackenzie River, der Jukon River, Fraser River, Trinity River und Appalachicola sowie der St. Clair River zwischen dem Huronen- und Eriesee.
Gleichzeitig erleiden zahlreiche Stellen der Küsten des Kontinents durch langsame Hebungen und Senkungen allmähliche Veränderungen. Man hat solche Hebungserscheinungen namentlich an den Nordgestaden des Golfs von Mexiko, an der Küste Kaliforniens, Kolumbiens und Alaskas, auf den Alëuten, in Labrador, Neufundland, Neubraunschweig sowie an den Gestaden des Smithsunds im äußersten Norden beobachtet. Einer säkularen Senkung dagegen unterliegt, wie zahlreiche unterseeische Wälder beweisen, die ganze Ostküste der Vereinigten Staaten von Georgia bis Maine.
Vgl. Hahn, Aufsteigen und Sinken der Küsten (Leipz. 1879).
Von der geologischen Entwickelungsgeschichte Südamerikas läßt sich ein auch nur einigermaßen zuverlässiges Bild noch nicht entwerfen. Wir müssen uns an dieser Stelle darauf beschränken, die Hauptverbreitungsgebiete der einzelnen Formationen anzuführen. Kristallinische Gesteine, und zwar Granit, Gneis, Glimmer-, Hornblende- und andre kristallinische Schiefer, haben ihre Hauptverbreitung in dem brasilischen Gebirgsland, welches sie, nur lokal bedeckt von paläozoischen und jüngern Gesteinsschichten, fast vollständig zusammensetzen.
Diese kristallinischen Gesteine Brasiliens sind durch ihre Ausbeute an Gold berühmt, und die sogen. Campos, Lagerstätten goldreicher Alluvionen sowie von Diamanten und vielen andern wertvollen Edelsteinen (Topas, Turmalin, Euklas, Chrysoberyll), liegen nicht wegen Goldarmut, sondern wegen Mangels an Arbeitskräften gegenwärtig fast unbenutzt. Wenig bekannt ist das weite, auch goldreiche Gebiet des Innern von Brasilien, welches sich ebenfalls mit mächtiger Entwickelung des Itakolumits bis Matogrosso ausdehnt.
Groß ist die Ausdehnung dieser kristallinischen Gesteine im Hochland von Guayana, wo der Granit nebst Itakolumit die dürren Savannen bildet, der dioritische Boden sich mit dichtem Urwald bedeckt. Amerika v. Humboldt schätzt das granitene Terrain der Sierra Parime auf nahezu 1,377,000 qkm. Das Küstengebirge von Venezuela und die Sierra de Santa Marta bestehen ebenfalls vorwiegend aus granitenen Gesteinen, die Hauptinseln des Antillenmeers sind isolierte Erhebungen kristallinischer Gesteine über den Meeresspiegel.
An der Westseite des Kontinents begleitet ein fast ununterbrochener Zug kristallinischen Gebirges die Küste Südamerikas vom Kap Horn, wo sich Granit, überragt von altvulkanischen Kegeln, schroff aus dem Meer erhebt, bis fast zur Landenge von Panama, nur in Peru, Ecuador und Neugranada durch einen Streifen von tertiären und sekundären Bildungen vom Meer getrennt. Und wie an der Küste, so tritt dieses Gestein auch innerhalb und am Ostfuß der Kordilleren von Chile und Bolivia auf, und ebenso bildet es in Ecuador und in den Kordilleren von Choco und Quindiu in Neugranada das vorherrschende Gestein (hier gehören ihm die Gold- und Platinalluvionen an), während seine Ausdehnung an der Nordküste des Isthmus von Panama gering ist.
Über die Verbreitung des kristallinischen Gebirges in Mexiko, des Granits, Syenits, Gneises und andrer Schiefergesteine, an die sich in großer Ausdehnung paläozoische Thonschiefer und Kalke anschließen, sind wir noch wenig unterrichtet. In größerer Ausdehnung zu bedeutenden Höhen ansteigend und goldhaltige Erzgänge führend, kennen wir sie unter der Breite von Oajaca, bei Zacatecas u. a. O.; aber erst von Sonora an beginnt das weite Gebiet des Granits und kristallinischen Schiefergebirges, welches sich von da durch Arizona, Utah, Kalifornien und Oregon nach N. fortsetzt. Goldführende Quarzgänge haben das Material zu den goldreichen Alluvionen in Sonora und der Sierra Nevada von Kalifornien gebildet.
Paläozoische Gesteinsschichten nehmen in Mittel- und Südamerika weit geringere Flächen ein. Im brasilischen Gebirgsland bedecken sie am obern Francisco und am Parana die kristallinischen Gesteinsmassen. Silurische Schichten sind durch d'Orbigny auch von den westlichen Gegenden in der bolivischen Provinz Chiquitos bekannt. In den Kordilleren Südamerikas kennen wir dieselben ebenso wie die Karbonformation von Peru an bis nach Mendoza, aber nur aus dem Hochland von Bolivia, wo sie in großer Ausdehnung auftreten, Genaueres über ihre Versteinerungen und Gliederung ^[richtig: Zwischenüberschrift oder Satzteil streichen]. Am Westrand des Hochlandes von Bolivia entdeckte d'Orbigny das Silur mit seinen Versteinerungen, im O. bei Cochabamba und Chuquisaca devonische Ablagerungen.
Über den devonischen Schichten fand er im O. auch Sandsteine und Kalksteine mit den Spiriferen und Produkten des Kohlenkalks gelagert. Ebenso sind solche Bildungen der Kohlenzeit im Innern der Kordilleren von Peru zwischen Lima und Huancavelica aufgefunden worden; dagegen gehören die geringen Steinkohlenflöze des Magdalenenstromgebiets dem Jura oder der Kreide an. Auf den Falklandinseln finden sich Gesteine, welche der Silur- und der Devonformation angehören.
Triasgebilde, bestehend aus Schichten von Dolomit, bunten Thonen und thonigem Sandstein, beobachtete d'Orbigny bei Luguillos und im Thal Miraflor in Bolivia sowie Crosnier an mehreren Punkten in Peru. Das Auftreten der Juraformation in Amerika ist im S. bisher nur auf wenigen Strecken bekannt und namentlich in Chile bemerkt worden. Von großer Wichtigkeit sind für den Aufbau Mittel- und Südamerikas die den genannten Sedimentärformationen vielfach zwischengelagerten Porphyre.
Die Dioritporphyre Mexikos liegen zwischen paläozoischen Schichten, andre quarzführende dürften der triassischen Zeit angehören; in größter Ausdehnung treten aber die nach Philippis Beobachtungen in Chile der jurassischen Periode angehörigen bunten geschichteten Porphyre auf. Vom Meerbusen von Chiloe bis in die Kordilleren von Cauca hat man sie überall, in dem westlichen Teil des Hochgebirges bis zu seinem Rücken ansteigend, ja in Chile sie ganz zusammensetzend, verfolgt.
Die Bänke des festen Gesteins wie die Tuffe sind so innig mit den sedimentären Bildungen verknüpft, daß man sie vielfach als metamorphische Gesteine aufgefaßt hat. In Mexiko unterscheidet man übrigens den ältern erzreichen von dem jüngern erzfreien Porphyr. Neben diesen Porphyren besitzen auch Melaphyre in Südamerika eine weite Verbreitung, so in Guayana, Brasilien und vor allem in der Provinz Rio Grande do Sul und in Uruguay sowie in Patagonien und Feuerland, wo sie in merkwürdiger Verbindung mit dem ältern Kreidegebirge sich finden und dessen Schieferthone in Thonschiefer umgewandelt haben. Überall verbinden sie sich mit Mandelsteinen und sind an vielen Orten reich
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an Mineralien. Die Kreideformation zieht sich zunächst in einem breiten Streifen, begleitet von tertiären und modernen Ablagerungen, aus Texas südwärts weit nach Mexiko hinein. In Südamerika ist sie aus Venezuela und längs der Kordilleren an zahlreichen Stellen von den Gestaden des Karibischen Meers bis zur Magelhaensstraße bekannt. Namentlich sind hier Versteinerungen des Neokoms von allen Besuchern der Andes gefunden worden. Eine außerordentliche Verbreitung besitzen sodann die marinen Bildungen des mittlern und spätern Tertiärs.
Sie nehmen eine beinahe zusammenhängende Fläche zwischen den Andes und Guayana und dem brasilischen Gebirge vom Karibischen Meerbusen bis zur Magelhaensstraße ein. In den Llanos von Venezuela und im Gebiet des Amazonenstroms sind es meist Sandsteine, Mergelschiefer und Schieferthone, welche nach den von Karsten darin gefundenen Versteinerungen der jüngern Tertiärperiode angehören und an vielen Punkten nicht nur im nördlichen Gebiet von Venezuela, sondern auch am Amazonenstrom bei der Mündung des Iça, bei Tabatinga, Loreto und Pebas Braunkohlenflöze enthalten.
Nach Sellow finden sich solche auch bei Portalegre. Im N. erfüllen die tertiären Ablagerungen die tief zwischen die divergierenden Andesketten Neugranadas ins Innere dringenden Buchten. Auch längs der Westküste kennen wir durch Darwin gleichartige Bildungen vom Chonosarchipel, von Chiloe, Coquimbo bis Payta in Peru sowie von den Galapagos. Die südchilenische tertiäre Sandsteinformation ist reich an den trefflichsten steinkohlenähnlichen Braunkohlen und dürfte wohl mit der Zeit für die industrielle Entwickelung des Landes von Wichtigkeit werden.
Weite Verbreitung besitzen endlich die jüngsten Meereskalksteine mit den Resten der dort lebenden Meeresfauna in Westindien, wo der berühmte Kalkstein von Guadeloupe mit seinen fossilen Menschenskeletten in diese jüngste Erdperiode gehört. In zahlreichen Linien sieht man die neuesten Muschelablagerungen längs der Küste Surinams, vor allem aber auf der ganzen Küste Chiles und Perus, die jüngern hier mit den Scherben und Töpfergeschirren der Indianer vermischt.
Mächtige Schuttalluvionen teils von Rollsteinen, teils von eckigen, scharfen Gesteinsstücken, wie in der Wüste Atacama, Sandablagerungen, viele der goldführenden Alluvionen reichen in ihrer Bildungszeit bis zur Gegenwart. Mächtig wirkt die Pflanzenwelt an der Vermehrung des Bodens mit Torfablagerungen von immenser Ausdehnung bilden sich im S., auf dem Festland wie auf den Inseln (Falklandinseln); selbst die Vögel haben teil an der Bodenbildung Südamerikas durch die Guanoablagerung auf einigen Inseln der peruanischen Küste.
In großartigster Weise hat sich endlich die vulkanische Thätigkeit an der Herausbildung des Reliefs Mittel- und Südamerikas beteiligt, indem fast sämtliche Hauptgipfel der Kordilleren vulkanischen Ursprungs sind, derart, daß Amerika v. Humboldt beinahe als Regel aufstellt, daß dort, wo die Kordilleren über die Schneegrenze reichen, vulkanische Gebilde gewiß zu finden sind. Diese tertiären und neuern vulkanischen Bildungen gehören nur dem Westen des Kontinents an. Basalte nehmen von Patagonien an wesentlich teil an der Zusammensetzung der Kordilleren, noch mehr die Trachyte; auch die Laven der ausgebrannten oder noch thätigen Vulkane sind entweder basaltischer oder trachytischer Natur, so daß Trachytdome, Lavaströme, Schlacken und Aschenablagerungen eine weite, wenn auch ungleiche Verbreitung in den Kordilleren Südamerikas besitzen. An dem Boden Mittelamerikas nehmen sie den größten Anteil.
Mit wenigen Ausnahmen sind die Hochgipfel Amerikas Trachytdome, wie der Chimborazo, oder Kegel ausgebrannter oder noch thätiger Vulkane. In Amerika hat man auch die neuesten größern Vulkane in historischer Zeit entstehen sehen, den Jorullo in Mexiko (1759) und den Isalco in San Salvador (1798), die sich durch ihre Auswürflinge seitdem zu einer Höhe von 1270 und 1220 m erhoben haben. Mächtig sind die zerstörenden Wirkungen der vulkanischen Ausbrüche mit ihren Lavaergüssen und ihrem Aschenfall, ja in Ecuador mit Schlammausbrüchen, welche das Land mit dem Verwesungsgeruch verfaulender Fische, die sie mit sich führten, erfüllten.
Mit der gebirgsbildenden und der vulkanischen Thätigkeit stehen die gewaltigen Erdbeben in Verbindung, welche die westlichen Teile des Kontinents so häufig unter furchtbarsten Zerstörungen heimsuchen und gleichzeitig verderbliche Seebeben im Pazifischen Ozean erzeugen. Infolge des Erdbebens von Iquique brach das Meer achtmal in die Stadt ein und erreichte eine Höhe von mehr als 6 m über den gewöhnlichen Stand. Das Erdbeben vom erzeugte an der Küste von Peru eine Erdbebenflut, welche sich vom 13. bis 16. Aug. mit einer Geschwindigkeit von 200-400 Seemeilen über den ganzen Pazifischen Ozean verbreitete.
In Verbindung mit solchen Erdbeben haben sich nicht selten an den Küsten Südamerikas plötzliche Hebungen und Senkungen des Landes zu erkennen gegeben. Überhaupt ist dieser Kontinent, ähnlich wie Skandinavien, ein klassischer Boden für das Studium derartiger Niveauveränderungen, seitdem zuerst durch Pöppig (1826-29) und Ch. Darwin (1832 f.) in klarer und anschaulicher Weise diese Erscheinungen der wissenschaftlichen Welt bekannt gemacht wurden. Lange Strecken der Küsten haben, wie dies rezente Muschelbänke, alte Strandlinien, Terrassen, trocken gelegte alte Meeresbuchten beweisen, in neuerer Zeit Hebungen zum Teil beträchtlichster Art erlitten, so namentlich am Isthmus von Panama, am Mündungsgebiet des Magdalenenstroms, an den Lagunen von Santa Marta, am See von Maracaybo, am Delta des Orinoko, an der brasilischen Küste vom Kap San Roque bis zum La Plata, endlich an der Ostküste Patagoniens bis zur Magelhaensstraße.
Auf der Westseite beginnen die Hebungserscheinungen in dem südlichen Chile und erstrecken sich nach N. bis Callao und Lima, kehren endlich noch einmal am Golf von Guayaquil wieder. Ihre bedeutendste Höhe erreichen unter anderm die Ablagerungen rezenter Muscheln bei Concepcion (188-305 m), namentlich aber bei Valparaiso, wo sie in einer Höhe von 396 m aufgefunden worden sind. Weit seltener sind Senkungen an den Küsten des Kontinents beobachtet, so an der Westküste des Chonosarchipels, bei Callao, unmittelbar angrenzend an das dortige Hebungsgebiet, ferner am La Plata und an der Mündung des Amazonas. Jedoch kann aus den Erscheinungen an den letztgenannten Punkten ein endgültiger Schluß auf wirklich stattfindende Senkung des Litorale noch kaum gezogen werden.
Nutzbare Mineralien.
Der Reichtum Amerikas an edlen Metallen, an Eisen, Kupfer und andern Erzeugnissen des Mineralreichs ist sehr groß. Die Andes Chiles, Perus, Bolivias, Zentralamerikas, Mexikos, die Gebirge Brasiliens, Kaliforniens, Nevadas und der östlichen Staaten der nordamerikanischen Union bergen jene unerschöpflichen Ablagerungen von Gold- und Silbererzen, welche seit der Entdeckung des Weltteils
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eine Totalrevolution im relativen Werte des Geldes, in der Industrie und dem Handel der zivilisierten Völker der Alten Welt hervorgebracht haben. Nach Soetbeers Berechnung lieferte von der gesamten Edelmetallproduktion der Welt (außer China und Japan) von 1493 bis 1875 im Betrag von 9,453,345 kg Gold und 180,511,485 kg Silber Amerika allein 5,263,840 kg Gold und 153,025,500 kg Silber im Gesamtwert von 42,230,8 Mill. Mk. und 1876-82: 487,688 kg Gold im Wert von 1340,7 Mill. Mk. und 14,360,987 kg Silber im Wert von 2584,9 Mill. Mk., so daß sich Amerikas Gesamtproduktion auf 5,751,528 kg Gold und 167,386,487 kg Silber im Gesamtwert von 46,156,4 Mill. Mk. veranschlagen läßt.
Die Hauptproduktionsländer des Goldes sind dem Rang nach: die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Neugranada, Brasilien, Bolivia, Mexiko, Chile, Peru;
des Silbers: Peru, die Vereinigten Staaten, Mexiko, Bolivia, Chile.
Gold kommt in den goldreichsten Gegenden, wie Brasilien und Kalifornien, ursprünglich auf Quarzgängen des kristallinischen Schiefergebirges vor, aus deren Zerstörung die goldreichen Konglomerate und Alluvionen hervorgegangen sind; in den atlantischen Staaten Nordamerikas, vor allen in Neuschottland, Virginia, den beiden Carolinas und Georgia, verteilt in der Masse oder auf den Schichtflächen der dortigen Talk-, Quarzit-, Chlorit- und Glimmerschiefer und Itakolumite.
Die Silbererze treten in Gängen, besonders innerhalb des Übergangsgebirges, seiner Thonschiefer, Grauwacken, Kalksteine und des Dioritporphyrs, auf, so in Nevada und New Mexico, ferner zu Guanajuato, wo die Veta Madre wohl einer der mächtigsten Silbererzgänge der Welt ist, zu Zacatecas, Catorce, und wie in Mexiko, so gehören sie auch im silberreichen Bolivia und Peru, wo die berühmten Minen von Pasco im Kalkstein betrieben werden, dem Übergangsgebirge an, in Chile zu Arqueros dem erzführenden Porphyr.
Auch führen vorzüglich die Erzgänge des Dioritporphyrs nicht selten Gold. Platinerze kommen zwar in einigen Alluvionen von Villarica und mit den Diamanten in Matogrosso, Brasilien und auch auf Haïti vor; aber nur die Gold, Edelsteine und Magneteisen führenden Alluvionen von Neugranada, zu Choco und Antioquia, werden ausgebeutet, und bei Antioquia hat man sie selbst noch in Begleitung von gediegenem Gold auf Gängen im Diorit gefunden. Das Kupfer hat eine weite Verbreitung und kommt auf noch mannigfaltigern Lagerstätten vor: auf Gängen im Granit Grönlands und Mexikos, in dem Übergangsgebirge Mexikos, in dioritischen Gesteinen Mexikos und Chiles, im Kupfersandstein Chiles, in größter Mächtigkeit aber im Trapp am Obern See, wo mit dem Kupfer auch gediegenes Silber sich findet.
Große Blöcke gediegenen Kupfers finden sich über den Norden Amerikas bis zum Kupferminenfluß zerstreut; in Kanada liegt im Bette des Ontanagon ein Block von 6-8000 Pfd. Dem Kupferdistrikt am Obern See unmittelbar benachbart, breitet sich südwärts der Eisendistrikt mit Magneteisenlagern im kristallinischen Schiefergebirge aus. Ebenso finden wir in andern Gebieten kristallinischer Gebirge Eisenerze in großer Menge, auch das Steinkohlengebirge ist daran reich.
Die reichsten Zinngruben sind in Peru, reiche, aber wenig benutzte auch in Neugranada und Mexiko. Antimon und Zink kommen in Peru, Chile, Mexiko, Brasilien vor, werden aber noch wenig gewonnen. Bleiglanz in Verbindung mit Galmei bildet die reichen Erze im silurischen Galenakalkstein von Illinois und Wisconsin; Quecksilber wird in den Gruben von Neualmaden in Oberkalifornien, von Zimapan in Mexiko und von Huancavelica in Peru gewonnen. Außer den Edelsteinalluvionen Brasiliens sind die reichen Smaragdgruben in dem Übergangsgebirge der Quindiukette zu erwähnen, die schönen Feueropale von Zimapan etc. Des Steinkohlen- und Salzreichtums, des Guanos, des Erdöls, das sich auch in dem merkwürdigen Asphaltsee auf Trinidad findet, wurde schon oben gedacht.
Mit den Asphaltlagern, wie sie mächtig in der untern Kreide der Quindiukette auftreten, und mit den Steinsalzlagern Neugranadas dürften die sehr uneigentlich Schlammvulkane genannten Salzseen von Turbaco und Zamba südlich von Cartagena, kalte Quellen des Sumpfgases, in Verbindung stehen. Große, aber noch wenig ausgebeutete Vorräte von Schwefel sind in den Kordilleren und in Westindien in der Nähe der Vulkane entdeckt worden. Eine besondere Erwähnung verdient noch der Kryolith von Grönland, der eine eigne Industrie, zuerst in Europa, dann ausschließlich in Nordamerika, hervorgerufen hat und kaum noch an andern Orten vorkommt, sowie das massenhafte Auftreten von Borax in Kalifornien und von Boronatrochalcit ^[richtig: Boronatrocalcit] in den Chilisalpeterlagern Südamerikas.
Lager von natürlichem Alaun und von Natronsalpeter finden sich in Chile (von wo er als Ballast nach Europa verschifft wird) und in den Vereinigten Staaten (Kentucky, Tennessee, Virginia);
Brom (erst neuerlich entdeckt) in großer Menge in Nevada, Ohio und Pennsylvanien;
Glaubersalz und Natron auf den Salzseen an den patagonischen Küsten;
Steinsalz am La Plata, in Brasilien, in den Vereinigten Staaten (New York, Massachusetts, Kentucky, Illinois, Missouri etc.), in Zentralamerika, auf der Mosquitoküste, in Neugranada, Mexiko, Bolivia, Kanada, auf den Bahamainseln und im übrigen Westindien.
Salzquellen sind in verschiedenen Formationen an unzähligen Orten zu finden.
Klima.
Der tiefgreifende Einfluß, welchen die Verteilung von Wasser und Land, die Gestaltung und Gliederung der Festländer auf die klimatischen Verhältnisse der letztern ausüben, tritt auf dem amerikanischen Kontinent in dem Gegensatz zwischen dessen Süd- und Nordhälfte äußerst scharf hervor. Südamerika hat unter allen Kontinenten die gleichmäßigsten Temperaturverhältnisse. Es verdankt dies seiner geographischen Lage, der Abwesenheit allseitiger Gebirgsbarrieren sowie dem Umstand, daß sich der Kontinent polwärts immer mehr verschmälert und dadurch dem ausgleichenden, die Extreme mildernden Einfluß des Meers unter Breiten sich öffnet, wo die Temperaturdifferenzen auf kompaktern Festländern schon bedeutend werden.
Gerade umgekehrt verbreitert sich Nordamerika rasch gegen den Pol hin und leidet deshalb auf weite Strecken unter der Exzessivität, dem schroffen Gegensatz von heißen Sommern und kalten Wintern, wie solche das Kontinental- oder Landklima charakterisieren. Der östlichen Erdfeste gegenüber erscheint namentlich Nordamerika ungünstiger gestellt, indem die Verschmälerung des Landes in den warmen Regionen und wiederum die massige Ausbreitung in den kalten Regionen eine Verminderung der allgemeinen Wärme bedingen. Während Nordamerika sich mit sibirischer Breite um den Polarkreis lagert, entbehrt es an seinem Südrand der wärmesammelnden afrikanischen, arabischen, indischen Landmassen, welche in der Alten Welt die Wirkung der großen nördlichen Erstreckung und Ausbreitung ausgleichen. Bei Vergleichen zwischen den
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Temperaturverhältnissen Amerikas mit Europa-Asien pflegt man meist die einander gegenüberliegenden Küsten heranzuziehen und die geringere Wärme der Ostküste Nordamerikas gegenüber der Westküste Europas, das Zurückstehen z. B. der Temperatur von St. John's um 7,3° C. gegen das um mehr als einen Breitengrad nördlicher gelegene Paris hervorzuheben. Richtiger aber als die einander gegenüberliegenden und unter durchaus verschiedenen Einflüssen stehenden Gebiete vergleicht man die einander entsprechenden Teile der beiden Erdfesten.
Dann zeigen sich europäische Anklänge auf der West- und ostasiatische auf der Ostküste Nordamerikas. Es ergibt sich, daß auf beiden Kontinentalräumen die Wärme am geringsten im Innern derselben ist, daß sie gegen die Küsten und zwar weit rascher gegen die West- als gegen die Ostküsten zunimmt, daß ferner Nordwestamerika immer noch kühler ist als Nordwesteuropa, Nordostasien wärmer als Nordostamerika, daß endlich die Wärmeabnahme gegen N. in Nordamerika eine bedeutend raschere ist als in Europa-Asien. In ähnlicher Weise zeigt die Westküste Südafrikas ebenso klimatische Homologien mit der Westküste Südamerikas, wie sie die entsprechenden Ostküsten zeigen. Die Ursachen dieser Erscheinung liegen in dem ungleichen Charakter der Meeresströmungen, welche die betreffenden Küsten bespülen, in der Konfiguration der Festlandsräume, in erster Linie aber in den Einwirkungen der atmosphärischen Strömungen, welche jene Gebiete beherrschen.
Durch sämtliche Klimazonen unsers Planeten, mit Ausschluß allein der südlichen kalten Zone, sich hindurch erstreckend, zerfällt in eine Anzahl natürlicher klimatischer Provinzen. Von ihnen gehören vier der Nordhälfte des Kontinents an. Die Provinz des Polarklimas umfaßt Grönland, den Arktischen Archipel, Labrador, die Hudsonsbailänder und Alaska. Nach S. reicht diese Provinz bis zu der Jahresisotherme von 0°, die infolge des Einflusses, welchen das den größten Teil des Jahrs unter einer Eisdecke starrende Polarmeer, die warmen Strömungen der West-, die kalten der Ostküste ausüben, im W. unter 60° nördl. Br. verläuft, sich aber gegen O. bis unter 50° nördl. Br. herabsenkt.
Kalte Winter und kalte Sommer und demzufolge äußerst niedrige Jahrestemperaturen charakterisieren dieses Polarklima. Nur im W., in Alaska und am obern Mackenzie, macht sich der Einfluß des Kontinentalklimas geltend; die Sommer sind wärmer, und dem entsprechend reicht die polare Waldgrenze hier über den Polarkreis hinaus, während sie in den Hudsonsbailändern unter den 60. Parallelkreis hinabgeht. Nördliche Winde herrschen fast über dem ganzen Gebiet vor.
Über die Menge und Verteilung der Niederschläge ist wenig bekannt. In dem gemäßigten Teil Nordamerikas, welcher von der Isotherme von 0° bis zu der von 20° reicht und den Hauptstamm des Kontinents umfaßt, lassen sich drei Längszonen unterscheiden. Der ersten, östlichen, gehört das Gebiet von der atlantischen Küste bis etwa 100° westl. L. v. Gr. an. Die Wärme nimmt von N. her rasch zu. An der Küste wechseln strenge kontinentale Winter mit kühlen ozeanischen Sommern, im Innern werden die Sommer heißer.
Schroffe Wechsel der Temperaturen stellen sich ein, wobei namentlich die rauhen Nordwinde (nortes) bis zum Golf von Mexiko, ja bis Havana und Veracruz strengen Frost und Trockenheit bringen. Die Winde treten mit deutlicher Periodizität, monsunartig auf. An der Küste wechseln winterliche Nordwest- mit sommerlichen Südwestwinden, jenseit des Mississippi Nordwest- u. Nordwinde (im Winter) mit Südostwinden (im Sommer). Die Niederschläge nehmen in den atlantischen Staaten von N. nach S. zu, sie sind am bedeutendsten am Golf von Mexiko und verringern sich von da nach N. gegen das Ohiothal langsam, schnell dagegen in westlicher Richtung vom Mississippi.
Fast das ganze Gebiet gehört der Waldregion an, nur jenseit des Mississippi beginnt mit der Verminderung der Niederschläge bald das Präriegebiet. In der zweiten Zone gewinnt der Steppencharakter gegen die Abhänge der Rocky Mountains immer mehr die Oberhand, bis sich schließlich in den Hochbecken des Westens echte Wüsten einstellen. Die Temperaturen werden immer exzessiver als im O., die Niederschläge verringern sich mehr und mehr, da die Ketten der Sierra Nevada und der Rocky Mountains der über sie gleitenden Luft die Feuchtigkeit mehr oder weniger vollständig entziehen.
Die dritte Zone umfaßt das pazifische Küstengebiet von Alaska bis gegen 30° nördl. Br. nach S. Das Klima hat vielfache Ähnlichkeit mit demjenigen Westeuropas. Die kühle Meeresströmung, welche der Küste Oberkaliforniens entlang verläuft, verzögert die sommerliche Wärme, so daß das Wärmemaximum erst im September eintritt. Die Niederschläge sind im N. außerordentlich bedeutend, und zwar fallen sie vorwiegend auf den Herbst. Von 40° nördl. Br. an herrschen subtropische Winterregen bei trocknen Sommern vor. Letzterer Umstand sowie die geringen Temperaturschwankungen begünstigen den kalifornischen Weinbau.
In Mexiko, dem tropischen Mittelamerika und in Westindien folgen in vertikaler Richtung einander alle klimatischen Regionen bis zu der des ewigen Schnees. Die Regenzeiten stellen sich mit dem höchsten Sonnenstand ein, doch erhalten die östlichen Gehänge durch passatische Steigungsregen das ganze Jahr hindurch reiche Niederschläge; sie sind deshalb von oft undurchdringlichen Wäldern bedeckt, während die Westgehänge durch Abwechselung von Wald und Savannen einen parkähnlichen Charakter besitzen. In Südamerika bilden die Andes eine scharf markierte klimatische Scheide. Im O. derselben erstreckt sich das Tropengebiet bis gegen das nördliche Argentinien.
In der Wärmeverteilung zeigen sich nur geringfügige Schwankungen. Die Regenzeiten fallen mit den Zenithalständen der Sonne zusammen. Ausgedehnte, den passatischen Anwehungen offenliegende Gebiete erhalten aber auch außerhalb der eigentlichen Regenzeit reichliche Niederschläge. Dies gilt namentlich von dem weiten Becken des Amazonas, das dadurch zur Urwaldregion par excellence (»Hyläa«) wird. Nördlich und südlich vom Amazonasthal hemmen die Gebirge Brasiliens und Guayanas den Lauf der Passate, die deshalb als trockne Winde die Hinterlande jener Gebirge bestreichen und den Savannen- und Steppencharakter dieser Gebiete zur Folge haben.
Das südlichste Brasilien, Argentinien und Patagonien fallen in das Gebiet der gemäßigten Zone. Der Südostpassat beherrscht diese durch heftige Luftbewegungen ausgezeichneten Landstriche, unterbrochen zeitweise nur von dem gefürchteten, stürmisch auftretenden Pampero, einem kalten Südwestwind, oder dem Sondo, einem heißen, aus den überhitzten Steppen des Innern herwehenden Nordwind. Das pazifische Litorale Südamerikas zergliedert sich in vier klimatische Provinzen. Im N. bis gegen 4° südl. Br., bis zum Golf von Guayaquil hin, nimmt es in seinem klimatischen Verhalten teil an dem Tropengebiet Mittel- und Südamerikas. Von der genannten Breite aber gegen S. bis etwa unter 30° südl. Br. dehnt sich ein regenarmes, in der Atacama sogar fast regenloses
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Wüstengebiet an den Küstenterrassen aus. Daß im Angesicht des Ozeans das Küstenland in Trockenheit verschmachtet, liegt einmal in seiner Bodenplastik, indem die Mauer der Andes eine ausgedehnte Luftzirkulation nicht gestattet, dann aber namentlich in dem Vorhandensein der die Ufer bespülenden kalten peruanischen Küstenströmung, über welcher die Seewinde erkalten, um dann über dem stark erhitzten Litorale wieder eine Temperaturerhöhung zu erleiden und so zur Regenspendung unfähig zu werden.
Nur dichte Nebel (garuas) ziehen über diese Gestadelandschaften und nähren hier und da eine spärliche Vegetation. Von 30° südl. Br. erstreckt sich dann das südchilenische Gebiet der subtropischen reichlichen Winterregen bis etwa 40° südl. Br., wo an der Küste Patagoniens bei fast das ganze Jahr hindurch herrschenden Südwest- und Westwinden eins der regenreichsten Gebiete der Erde beginnt. Undurchdringliche Wälder schmücken deshalb diese Westgestade, während sich im O. dürre und unfruchtbare Ebenen ausbreiten. Unter dem Einfluß des Niederschlagsreichtums, der Trübe und Feuchtigkeit der Luft steigen die Gletscher an der Westküste Patagoniens bereits unter 46½°, also etwa in der Breite von Genf, bis zum Meer herab (an der Westküste von Nordamerika erst unter 60°), und die Grenze des ewigen Schnees, die an den Andes unter dem Äquator in 4820 m Höhe verläuft, fällt an der Magelhaensstraße bis auf 1100 m.
Pflanzenwelt.
In der vorstehenden klimatologischen Skizze sind bereits die verschiedenen Vegetationsformationen angedeutet, welche unter den gegebenen klimatischen Einflüssen in zur Ausbildung gelangt sind. Es geht daraus hervor, daß der Kontinent alle die Arten der Bodenbekleidung aufzuweisen hat, welche wir auf unsrer Erdoberfläche unterscheiden. Mit seinem äußersten Norden ragt Amerika hinein in das Gebiet der Moossteppen, der Tundren; Wälder in den verschiedensten Abstufungen, von denen der nördlichen und südlichen gemäßigten Zone bis zu den tropischen Urwäldern, Steppen mannigfaltigster Art, endlich Wüsten nehmen mehr oder minder umfangreiche Teile des Kontinents ein. Mit Grisebach unterscheiden wir auf dem amerikanischen Festland einschließlich Westindiens 13 Vegetationsgebiete (vgl. dazu die »Pflanzengeographische Karte«).
Die durch die Winzigkeit der Pflanzenformen charakterisierte arktische Flora umfaßt Grönland, Labrador, die Hudsonsbailänder, den Polararchipel und den Nordwestteil des Kontinents (Schouws Reich der Moose und Saxifrageen). Laubmoose, namentlich Flechten, herrschen vor und setzen oft fast ausschließlich auf Hunderte von Quadratmeilen die Tundren zusammen. Unter den Gräsern walten die Cyperaceen und Caricinen vor. Von Kräutern sind Alpenmohn, blaublütiges Polemonium, Silenen, Steinbrecharten, Zwergkresse vertreten.
Von eßbaren Früchten kommen nur einige Beeren vor, und die Strauchgewächse beschränken sich auf Salicineen, Betulaceen und Koniferen. Das nordamerikanische Waldgebiet reicht an der pazifischen Seite vom Jukon River in Alaska bis zum Columbia, auf der atlantischen vom 58.° nördl. Br. bis zur Südspitze Floridas und von da binnenwärts bis gegen 100° westl. L. v. Gr. So reich diese Flora ist, und so zahlreiche eigentümliche Formen sie besitzt, so nähert sie sich doch in ihrem Gesamtausdruck der europäischen Flora.
Sie hat mit dieser viele einzelne Pflanzengattungen gemein, und fast alle perennierenden und holzigen Gewächse derselben kommen bei uns im Freien fort und akklimatisieren sich mit Leichtigkeit. Im Wald herrschen Eichen, Ulmen, Ahorne, Birken, Linden, Espen, von Nadelhölzern Föhren, Fichten, Tannen, Wacholder und strauchförmige Taxusarten vor. An mittelmeerische Formen erinnert Thuja, namentlich aber die Cypresse, welche in den südlichen Teilen massenhaft vergesellschaftet auftritt und die eigentümliche Vegetationsformation der »Cypressensümpfe« bildet.
Nadelwälder nehmen die nördlichern Gebiete ein, an sie schließen sich Laubwälder wie bei uns, nur mischen sich schon in hohen Breiten immergrüne Laubbäume denselben bei. So reichen baumförmige Stechpalmen bis nach Richmond, Laurineen bis nach Kanada, der Tulpenbaum und Magnolien gehen über Boston hinaus. Robinien, Gleditschien und Walnüsse mischen sich unter die Waldbäume dieses Gebiets. Yukkas und Zwergpalmen dringen bis gegen 35° vor, selbst Bambusarten kommen noch bis an den Ohio vor.
Das niedrige Gesträuch besteht aus Rhamnaceen, Kaprifoliaceen, Kornaceen, Sambukaceen und Grossulariaceen, Reben, Spiräaceen und Rubusarten. Auch von Amygdalaceen und Pomaceen zählt man an 50 Gattungen. Unter den Kräutern herrschen die Kompositen mehr vor als bei uns. Schlinggewächse sind wie bei uns durch Hopfen, Epheu und Reben, dann aber auch durch die tropischen Bignonien und Smilax vertreten. In Florida kommt schon eine Baumorchidee und Cykadee vor. Die Wälder werden im S. immer üppiger und erlangen oft tropische Dichtigkeit.
Graswiesen unterbrechen namentlich im W. den in dieser Richtung allmählich durch häufigere Lichtungen in die Prärieregionen übergehenden Waldgürtel, der in den Alleghanies von Nordcarolina bei 2000 m seine Höhengrenze erreicht. Das Unterholz der amerikanischen Wälder wird von zahlreichen immergrünen Sträuchern gebildet, unter denen die Rhodoceen und Vaccinien die wichtigsten sind und sich durch Dichte und hohen Wuchs auszeichnen. Farne, Flechten, Lebermoose, Lykopodiaceen, Equisetaceen und Algen bedecken wie bei uns den Boden.
Die Kultur der Cerealien dringt weit nach N. vor. Gerste liefert noch unter 65° nördl. Br. bei Fort Norman gute Ernten. Mais wird noch in Kanada gebaut. Aus einheimischen Reben wird durch Veredelung ein guter Wein gewonnen, während der europäische Weinstock nirgends mit Glück eingeführt ist. Wie im N. wogende Getreidefelder, so haben im S. große Kulturen von Baumwolle, Zucker, Tabak, Reis den Wald weithin zurückgedrängt.
Das Prärien- und Wüstengebiet reicht von 100° westl. L. bis zu der kalifornischen Sierra Nevada und vom 50. Parallelkreis bis gegen den Wendekreis des Krebses. Im NO. stellen die Prärien grasreiche Steppen dar, auf denen der Baumwuchs auf die Flußufer beschränkt ist. Im S. prangen Agaven und Liliaceenbäume (Yukka), und die Kaktuspflanzen entfalten den höchsten Reichtum ihrer Bildung. Die seltenen Sträucher und Bäume an den Fluß- und Bachufern sind meist vom Waldgebiet aus eingewandert.
Charakteristisch sind noch Mimosengesträuche (Prosopis), welche für sich allein die Formation der Mezquite, mit andern Dornsträuchern vermischt die der Chaparals bilden. Im W. und NW. breiten sich unwirtliche Salzwüsten aus, deren Boden fast völlig nackt ist oder eine Vegetation zeigt, welche fast nur aus zerstreut wachsenden Gänsefuß- und geselligen Beifußgewächsen besteht. Hier und dort unterbrechen aber auch Oasen (z. B. die der Mormonen von Utah) diese Öde. Das kalifornische
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Küstengebiet gleicht wie nach seinem Klima, so nach seiner Vegetation dem europäischen Mittelmeergebiet. Hier hat der Weinbau Wurzel geschlagen, Feige, Pfirsich und andre Früchte reifen hier zu seltener. Vollkommenheit, Cerealien und Futterkräuter liefern stellenweise außerordentliche Erträgnisse. Sehr reich vertreten sind die Nadelholz- und Cypressenformen, und nirgends auf Erden besitzen die Koniferenwaldungen einen solchen Riesenwuchs wie hier (Mammutbaum, Sequoia gigantea, über 100 m). Andre riesenhafte Nadelhölzer, Laubhölzer mit immergrünem Blattschmuck, Eichen, Linden, Eschen, Weiden, Sträucher von Oleander-, Myrten- und Heidekrautform sowie zahlreiche Stauden und Gräser vollenden die oft parkartige Form dieses kleinen, aber ausgezeichneten Gebiets.
Das mexikanische und das westindische Gebiet zeigen einen entschieden tropischen Charakter der Vegetation, Wälder von gemischten Formen und weniger Wiesenbildung. Eigentümliche vegetabilische Gruppen drücken hier der Flora einen besondern Typus auf: die fleischigen und wunderlich gestalteten, größtenteils mit prachtvollen Blumen bedeckten Kaktaceen mahnen an die Saftpflanzen vom Kap, die Kannaceen mit ihren großen und ungeteilten, glänzenden Blättern an die ostindischen Scitamineen.
Neben ihnen werden tropische Rubiaceen und Euphorbiaceen überwiegend. Außer den europäischen Cerealien und Obstarten werden im südlichen Teil auch noch Reis, Mais, Hirse, dann Bananen, Ananas, Orangen, Mango, Kujaven, Avogatobirnen und andre tropische Früchte, Maniok, Yamswurzeln und Bataten, auf den westindischen Inseln insbesondere auch Zuckerrohr, Kaffee, Kakao, Indigo, Tabak und Baumwolle gebaut. Im scharfen Gegensatz zu dieser Fülle steht die Halbinsel Yucatan, eine flache, steinige, heiße Savanne, welche nur durch ihre Kampeschewälder einige Bedeutung besitzt.
Die vielfach steppenförmige pazifische Abdachung Mexikos wird am Meeresufer von einem tropischen Wald umsäumt, welcher Blauholz liefert und Kokospalmen in sich birgt. Das südamerikanische Reich bietet unter allen Teilen der Erde die reichste und üppigste Vegetation dar. Die unermeßlichen Grasebenen, die Llanos, Campos etc., die in Südamerika innerhalb der Wendekreise die asiatischen Steppen vertreten, sind in der Regenzeit das Bild überschwenglicher Fruchtbarkeit und außer Gräsern mit andern Pflanzen der verschiedensten Art bedeckt.
In den undurchdringlichen Urwäldern sind die Bäume und Sträucher nur in einzelnen kleinen Partien gesellig, wo die örtlichen Verhältnisse es begünstigen; im allgemeinen aber herrscht ein Gemisch von unendlicher Mannigfaltigkeit, in welchem prachtvolle Bauhinien und Banisterien mit zahlreichen Melastomaceen eine Hauptrolle spielen. Gegen die Grenzen von Guayana hin bilden aber auch die geselligen Catingas mit ihren Hesperidenfrüchten selbständige Wälder, die sich in der Trocknen Jahreszeit entlauben.
Wenn aber auch die südamerikanische Vegetation der tropisch-asiatischen an Zahl der Gattungen und an Mannigfaltigkeit der Formen vielleicht überlegen ist, so steht doch die Fruchtbildung im allgemeinen weit hinter der asiatischen zurück, und köstliche Harze, edle Gewürze und kräftige Arzneimittel sind in Amerika viel seltener als in Ostindien. Außer den tropischen Kulturgewächsen werden auch Wein und die europäischen Cerealien und Obstsorten im südlichen Teil dieses Reichs angebaut.
Während Grisebach dieses Florengebiet in sieben Provinzen zergliedert, unterscheiden andre vier größere Vegetationsbezirke, wovon ein jeder wieder in einzelne Teile getrennt werden muß. Die Flora der Terra firma (Schouws Reich der Kaktaceen und Piperaceen) umfaßt Mittelamerika, Neugranada, Venezuela, Guayana und das innere Südamerika bis an den Amazonenstrom. Die mittlere Wärme ist 29° C. Überwiegende Gruppen, welche der Vegetation dieses Gebiets ihren eigentümlichen Typus aufdrücken, sind die Guttiferen, Leguminosen (über 300), Rubiaceen (über 200), Myrtaceen, Malpighiaceen, Sapindaceen, Bignoniaceen, Kapparidaceen, Verbenaceen, Kaktaceen (in zahlreichen, oft abenteuerlichen Gestaltungen), Solanaceen, Euphorbiaceen und Piperaceen.
Die Flora von Brasilien und Buenos Ayres (bei Schouw im N. das Reich der Palmen und Melastomaceen, im S. das der holzartigen Synanthereen) erstreckt sich vom Amazonenstrom im Innern und längs der Ostküste bis zur Mündung des Rio de la Plata hinab, umfaßt demnach Brasilien, Paraguay und die Argentinische Republik bis an die Andes. Die mittlere Temperatur ist 29° C. Die brasilische Flora ist vielleicht die reichste der Welt. Europäische Formen sind hier selten und treten erst im S. sparsam und vereinzelt, zum Teil ziemlich abweichend, wieder auf.
Die in der Flora der Terra firma vorherrschenden Familien sind auch hier zahlreich, doch erreichen andre und zwar bedeutsamere und imposantere Gruppen das Übergewicht, besonders die Oxalidaceen, Salikaceen, Malpighiaceen, Violaceen, Droseraceen, Rutaceen, Vochysiaceen (Brasilien ganz eigentümlich), Hämodoraceen, Amarantaceen, Begoniaceen und vor allen die majestätischen Palmen, die hier in den mannigfaltigsten Formen die ganze Vegetation beherrschen.
Prächtige Zwiebelgewächse, Riesengräser, baumartige Farne erreichen hier ihren Kulminationspunkt. Die Flora der Andes (bei Schouw in zwei Reiche geteilt, nämlich in das Humboldtsreich oder Reich der Cinchonaceen, von 1600 bis 3000 m, und das Reich der Eskallonaceen und Kalceolarien, über 3000 m, die jedoch allmählich und unvermerkt ineinander übergehen) umfaßt die Kordilleren vom 5. bis 20.° südl. Br. und die nächstliegenden Gebirgsländer. Die mittlere Temperatur steigt von +1° bis +20° C. In dieser Gebirgsflora werden die nordischen und mittelländischen Formen, doch fast ohne Ausnahme in eigentümlichen Familien und Gattungen, wieder häufiger.
Gegen 20 Amentaceen (Weiden, Betulinaceen und Kupuliferen, besonders aber Eichen) bilden Wälder und Haine. Vorherrschend sind in dieser Alpenflora besonders die Synanthereen (über 300), Polygalaceen, Passifloraceen, Solanaceen, Eskallonaceen und Piperaceen. Die Fieberrindenbäume bilden in zahlreichen Spezies ganze Wälder. Noch 15 Palmengattungen finden sich hier, darunter steigt Ceroxylon andicola bis zu 2600 m auf. Gräser und Farne kommen in mehr als 100 Gattungen vor.
Nordisch wird die Vegetation unter den Tropen erst an der Grenze des ewigen Schnees, noch bis zu einer Höhe von 3250 m ist sie mit tropischen Formen gemischt. Die Flora von Peru und Chile begreift den schmalen Westküstensaum Südamerikas zwischen dem Fuß der Andes und dem Stillen Ozean in Peru, Bolivia und Chile bis zum 40.° südl. Br. Das südliche Peru und das nördliche Chile sind die Südgrenze der rein tropischen Familien, über welche hinaus nur noch wenige ihrer Formen sich verbreiten. Vereinzelte Amentaceen, eine Weide, mehrere Myrikaceen, eigentümliche Nadelhölzer (Araucaria, Podocarpus) bilden ganze Wälder. Es finden
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sich Umbelliferen, Labiaten, 300 Synanthereen, unter den kleinern Pflanzengruppen. Ternströmiaceen, Solanaceen, Skrofularineen, die schönen Formen der Kalceolarien, prachtvolle Amaryllideen und Liliaceen sowie Piperaceen, Bromeliaceen, Asphodeleen und Asparagineen. Unter den noch wenig bekannten Kryptogamen sind Lykopodiaceen und Farne vorherrschend; die Flechten scheint diese Flora größtenteils mit Brasilien und den Andes gemein zu haben. Die Flora des südlichen Ostrandes, welche Schouw nicht von der nördlichern trennt, erstreckt sich von der Mündung des La Plata-Stroms bis zur Georgsbai hinab, von 35 bis 53° südl. Br. Die mittlere Temperatur ist 10-16° C. Dies Gebiet ist außerordentlicher Dürre ausgesetzt.
Bis 3 und 4° südlich von Rio de Janeiro prangt noch eine überreiche Pflanzenwelt, aber schon in den Pampas am La Plata beginnt die Baumlosigkeit und Öde. Von Grad zu Grad verschwinden die Gewächse, und unter 40° Br. bleiben nur noch magere Gräser und distelartige Kräuter auf dem unfruchtbaren, wellenförmigen Boden zurück. Nur an den Ufern der Flüsse noch sieht man Bäume, meist Salix-Arten; die letzten Palmen erscheinen unter 35°. So spärlich sind die holzartigen Gewächse auf diesem Landstrich verteilt, daß schon um Buenos Ayres nicht inländische, sondern fremde eingebürgerte Baumarten (besonders Pfirsichbäume) das nötige Brennholz liefern müssen.
Die größte Wohlthat dieser Gegenden (und des ganzen von dem La Plata-Strom bis zu den Andes reichenden Striches) ist eine Riesendistel (Cynara carfuncula), ein unerschöpfliches Futter für die großen Herden von Rindvieh und Pferden. Mit 40° südl. Br. verschwindet auch sie, und im östlichen Patagonien zeigt die Vegetation die größte Armut. Zerstreute niedrige, sparrige, braune Gräser wechseln mit Kruciferen, einigen Skrofularineen, krautartigen Gewächsen und Kryptogamen.
Dazwischen stehen prachtvoll blühende Kaktaceen (Opuntia Darwinii), in manchen Jahren die einzigen Gewächse, wenn alle andern verschmachten. Die vielen Salzseen (salinas) dieses Erdstriches befördern die Öde. Südlich am Rio Negro gibt es quadratmeilengroße Flächen, auf denen kein Halm wächst, und die, dick mit Salzkristallen überzogen, fast beschneiten Ebenen gleichen. Das antarktische Reich (bei Schouw d'Urvilles Reich genannt) umfaßt das südliche Chile mit den Chiloeinseln, Südpatagonien, Feuerland, Falkland, Südgeorgia etc. Die mittlere Wärme ist 5-8° C. Die unwirtbaren, fast ganz unbewohnten Küsten dieser Regionen sind arm an Pflanzen wie an Tieren.
An der südlichen Grenze der La Plata-Gegenden und von Chile streifen noch einzelne tropische Formen in das antarktische Gebiet, machen aber bald Bildungen Platz, welche dem südwestlichen Patagonien, den Feuerland- und Falklandinseln ein nordeuropäisches Vegetationsgepräge aufdrücken. Die noch südlichern Inseln tragen nur hier und da dürftige Gräser oder kümmerliche Moose als letzte Spuren vegetabilischen Lebens. Ungefähr zwei Drittel ihrer Pflanzen hat diese Flora mit den nordischen Regionen gemein, in dem übrigen Drittel sind arktische Gruppen, überall nur mit sparsamen Gattungen, am zahlreichsten Ranunkulaceen und Kruciferen, Umbelliferen, Synanthereen, Berberidaceen, Skrofularineen und Junkaceen. Sparsam sind die baum- und strauchartigen Gewächse, häufiger die krautartigen Pflanzen und bez. zahlreich die Kryptogamen. Doch besteht ein bedeutender Unterschied zwischen den östlichern, ganz baumlosen Ebenen und den westlichern bergigen Teilen, die mit Wäldern von zum Teil immergrünen Baumformen bedeckt sind.
Tierwelt.
Gegenüber der großartigen Üppigkeit des Pflanzenlebens der Neuen Welt tritt die Entwickelung der Tierwelt weit zurück. Die Organisation der Tiere der Neuen Welt hat im allgemeinen einen Charakter, der ihnen eine niedrige Stelle auf der Stufenleiter der organischen Wesen einräumt; es hat hier die Natur auf die Bildung der niedern, an das Wasser und an die Pflanzenwelt gebundenen Tierwelt ihre größte, auf die der höhern Tierwelt ihre geringere Kraft verwandt.
Diejenigen pflanzen- und fleischfressenden Tiere, welche als Symbole von Kraft, Stärke, Größe und Wildheit gelten, sind allein auf die Alte Welt beschränkt; die amerikanischen Arten, welche sich den erwähnten Geschlechtern am meisten nähern, sind weit sanfter und schwächer. Unserm Löwen gegenüber erscheint der neuweltliche feige Puma wie eine Jammergestalt, dem Königstiger der Alten Welt hat Amerika nur die kleinere Unze entgegenzustellen. Das gewaltigste Tier Nordamerikas ist der graue Bär, das größte des südlichen Kontinents der Tapir; es fehlen der Neuen Welt unsre großen Tiergestalten, wie der Elefant, das Nashorn, das Nilpferd, die Giraffe das Kamel.
Ebenso gehören die dem Menschen nützlichsten Vierfüßler der Alten Welt. Erwägt man, daß von solchen Tieren, die wirklich gezähmt wurden oder die doch hätten gezähmt werden können, nur Renntier, Bison, Lama und Vicuña, Nabel- und Wasserschwein, Tapir, der stumme Hund, Truthahn, Hokkohuhn und Moschusente als sogen. Haustiere in Betracht kommen, so tritt die Armut der Neuen Welt deutlich hervor. Dabei stehen die Haustiere der Alten Welt hinsichtlich der Vielseitigkeit ihres wirtschaftlichen Nutzens ungleich höher.
Den wenigen milcherzeugenden Tieren Amerikas stehen außer dem beiden gemeinsamen Renntier in der Alten Welt Rind, Kamel, Pferd, Esel, Ziege, Schaf gegenüber, den wollerzeugenden Lamas unser Schaf, Ziege, Kamel, Dromedar. Von Last- und Arbeitstieren besaß die Neue Welt nur das Lama sowie das Renntier und den Bison, wenn die beiden letztern gezähmt worden wären, wir dagegen außer dem Rind und dem Renntier das Kamel, den Esel, das Roß und den Elefanten, vom Hund zu schweigen, den die Eskimo wenigstens als Zugtier benutzt haben (Peschel).
Dagegen findet sich in Amerika die Mehrzahl jener eigentümliche Arten aus der Ordnung der Zahnlücker, so die ganze Familie der Tardigraden oder Faultiere und die sonderbaren Ameisenfresser und Armadille. Auch andre Familien sind hier durch eigentümliche Arten vertreten. So enthalten die tropischen Gegenden Amerikas eine besondere Familie von Beuteltieren, ähnlich den australischen, wiewohl von verschiedenen Gattungen. Ebenso eigentümlich sind die Klammeraffen mit ihrer schlanken Gestalt und ihren Greifschwänzen.
Ganz verschieden von der Organisation der Huftiere der Alten Welt ist die ihrer Verwandten in Amerika; sie macht diese geschickt, Bewohner der steilen Kordilleren zu sein, während die von Afrika den dürren Ebenen angemessen sind. Die Reptilien zeigen eine ungleich bedeutendere Größe und einen kräftigern Bau. Dies ist schon bei den Batrachiern merklich, noch mehr aber bei den Familien der Saurier und Ophidier. Wie die Reptilien, so lassen auch die Arachniden und Insekten keine Vergleichung mit der Alten Welt zu. Zudem hat Amerika viele eigentümliche Insektengattungen, namentlich Käfer. Vom tiergeographischen Standpunkt läßt sich das
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gesamte Amerika nach dem Vorgang namentlich Sclaters und Wallaces (»Geographische Verbreitung der Tiere«, deutsch von Meyer, 1876) in zwei Hauptregionen: die nearktische und die neotropische Region, zerlegen. Die erstere umfaßt das gesamte Nordamerika und das nördliche und zentrale Mexiko, die letztere das südliche Festland, einschließlich Mittelamerikas, der Antillen und des südlichen Mexiko. Die Grenze zwischen beiden Hauptregionen verläuft vom Ausgang des Kalifornischen Meerbusens nach der Mündung des Rio Grande del Norte mit einer weiten Ausbuchtung nach S. auf dem zentralen Hochland von Mexiko.
Die nearktische Region entspricht als Tierprovinz der Europa, das nördliche Afrika und den größten Teil Asiens umfassenden paläarktischen Region, ist aber von dieser schon im allgemeinen durch geringern Reichtum und geringere Mannigfaltigkeit der Tierwelt unterschieden. Schmarda bezeichnet diese Region als das Reich der Nagetiere, der Zahnschnäbler und der Kegelschnäbler. Diese nearktische Region besitzt Repräsentanten von 26 Familien von Säugetieren, 48 von Vögeln, 18 von Reptilien, 11 von Amphibien und 18 von Süßwasserfischen.
Die ersten drei Zahlen sind beträchtlich niedriger als die korrespondierenden Zahlen für die paläarktische Region, die letztern beiden sind größer, bei den Fischen bedeutend, ein Umstand, welcher sich durch den außerordentlichen Seenreichtum und die großartige Entwickelung der Stromsysteme leicht erklärt. Als charakteristisch für diese Region sind zunächst unter den Säugetieren folgende Formen hervorzuheben: drei Maulwurfsgattungen (Condylura, Scapanus und Scalops), ein eigentümliches Wiesel (Latax), eine den Dachsen nahestehende Form (Taxidea), ein charakteristisches Stinktier (Spilogale), der in Kalifornien und Texas heimische, aber bis Guatemala reichende Waschbär (Bassaris), zwei Seehunde (Eumetopias und Halicyon), welche nur an der Westküste Nordamerikas vorkommen, dann von den Boviden die merkwürdige Gabelgemse des Felsengebirges (Antilocapra), eine ziegenartige Antilope (Aplocerus) und das Moschusschaf (Ovibos), welches auf Grönland und das arktische Amerika beschränkt ist; ferner besonders eine Reihe von Nagern, darunter die Taschenratten, das Erdeichhörnchen (Tamias) und der Präriehund (Cenomys), endlich die eigentümliche Form des Baumstachelschweins und die die Muriden vertretende Gattung Hesperomys.
Gemeinsam mit Südamerika hat das nördliche Festland unter anderm die als einziges nichtaustralisches Beuteltier besonders merkwürdige Form der Didelphiden. Von den Vögeln sind bei dem Mangel an scharfen Naturgrenzen gegen die neotropische Region und infolge der durch die intensive Winterkälte veranlaßten Wanderungen nach S. bis nach den westindischen Inseln, Mexiko, ja bis Venezuela nur wenige Gattungen der nearktischen Region absolut eigentümlich; immerhin aber können von den 168 Gattungen von Landvögeln der Region 54 als typisch nearktisch gelten.
Dahin gehören namentlich Vertreter der Familie der Geier, der Tanagriden, der Ikteriden, der Kolibris (von denen elf Arten im Gebiet der Vereinigten Staaten bekannt sind), ferner der Spechte und Waldhühner, letztere beiden durch ihre reiche Vertretung namentlich gegen die neotropische Region abstechend. Eigentümlich für die Region sind die Truthühner (Meleagridae). In ungeheuern Zügen erscheint in den Vereinigten Staaten die Wandertaube. Von den Reptilien ist ebenfalls eine Reihe für die nearktische Region charakteristisch, darunter vier Krotaliden (Klapperschlangen) und die Eidechsengattung Chirotes sowie Hornfrösche und Leguane in reicher Vertretung.
Dazu kommen Krokodile und Alligatoren und von Schildkröten die rein amerikanische Gruppe der Trionychiden und die Schweifschildkröte (Chelydra). Besonders bezeichnend für die Region ist ferner der Reichtum an Amphibien, die in 101 Arten vertreten sind, unter denen eigentümliche Salamanderarten sowie der fast meterlange, eidechsenartige Armmolch (Siren) Südcarolinas, ferner Menobranchus und der Aalmolch (Amphiuma) Floridas namentlich erwähnenswert sind.
Nicht minder charakteristisch ist der Reichtum an Fischen, von denen gegen 800-900 Spezies vertreten sind, wobei eine Reihe von Gewässern ihre eignen Gattungen haben. Die Region besitzt nicht weniger als 5 eigentümliche Familientypen und 24 eigentümliche Gattungen dieser Klasse. Siluriden, Cypriniden, Salmoniden und Störe sind besonders stark vertreten. Reicher als irgend ein Erdteil ist Nordamerika an Süßwassermollusken, von denen allein 552 Arten Unioniden, 380 Arten Melania, 58 Paludiniden und 44 Cykladiden angegeben werden.
Daneben treten die Landschnecken bedeutend zurück. Von den 242 aufgeführten Arten entfallen 80 auf die Gattung Helix. Klausilien sind gar nicht, Bulimus und Pupa nur schwach vertreten. Von den übrigen hier noch zu wenig genau bekannten Klassen sei nur hervorgehoben, daß etwa 50,000 Insekten in der nearktischen Region vorkommen sollen, unter denen die Käfer mit etwa 12,000 Arten am stärksten vertreten zu sein scheinen. Neben diesen stehen gegen 500 Schmetterlingsarten, welch letztere fast durchweg eine große Ähnlichkeit mit europäischen Formen erkennen lassen.
Die neotropische Region bietet eine Verschiedenheit der Verhältnisse, einen Wechsel von hohen Plateaus, weiten Flachländern, tiefen Thälern und gewaltigen Bergriesen wie keine andre tropische Region. Keine andre tiergeographische Region besitzt aber auch eine so große Anzahl von eigentümlichen Tiertypen. Nicht weniger als acht Säugetierfamilien sind absolut auf die neotropische Region beschränkt, andre wieder erreichen hier ihre Hauptverbreitung.
Unter den Säugetieren sind nach Wallace besonders die Familien der Greifschwanzaffen und der Seidenaffen charakteristisch, sie bewohnen die unermeßlichen Wälder Brasiliens, Guayanas und der Orinokoniederung in zahlreichen Gattungen und Arten; dann die blutsaugenden Fledermäuse (Phyllostomidae), unter den Nagern die Chinchillen (Hasenmäuse) und die Meerschweinchen neben dem Kletterstachelschwein u. a.; ferner von Edentaten die Faultiere, die Gürteltiere und Ameisenfresser, während Waschbären und Beutelratten außer in der neotropischen nur noch in der nearktischen Region vertreten sind.
Ebenso charakteristisch für die Region ist das Fehlen einer großen Zahl sonst weitverbreiteter Gruppen, so (mit nur zwei Ausnahmen) der Insektivoren und der Viverrinen. Es fehlen Ochsen und Schafe und überhaupt jede Form der Wiederkäuer mit Ausnahme der Hirsche und des Lamas; Tapir und Pekari sind die einzigen nicht wiederkäuenden Huftiere, welche die weiten Wälder und Grasebenen Südamerikas beherbergen. Unter der reichen Vogelwelt der neotropischen Region sind am bemerkenswertesten die Kolibris, welche sich über fast ganz Amerika vom Feuerland bis Sitka und von den flachen Ebenen des Amazonas bis über die Schneelinie der Andes in einer Fülle von Gattungen, Arten und Individuen verbreiten, aber doch ganz auf den
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amerikanischen Kontinent beschränkt sind. Dazu kommen die buntgeschnäbelten Tukans, die Säkeraken, von den Papageien die eigentümlichen Makaos, ferner die gehörnte Palamedea; alle bilden für die neotropische Region charakteristische Familien, mit denen sich nichts in der Alten Welt direkt vergleichen läßt. Im ganzen kommen gegen 600 Gattungen vor, welche dieser Region eigentümlich sind. Zu den größten Vogelformen gehören der Königsgeier, der schwarze Urubu und vor allen der Bewohner der hohen Andesketten, der Kondor (Vultur gryphus), der größte unter den fliegenden Vögeln.
Der einzige große Laufvogel ist der amerikanische Strauß (Rhea americana) der brasilischen Campos. Unter dem Einfluß des heißfeuchten Klimas ausgedehnter Gebietsteile haben die Reptilien in Südamerika sich in reicher Fülle entwickelt. Zunächst kommen 16 Familien von Schlangen vor, darunter außer der prächtig gefärbten Korallenschlange die Gattung der Riesenschlangen (Boa), welche hier das altweltliche Geschlecht Python vertritt. Unter den Eidechsen sind die Teiden und Kammeidechsen (Iguana) der westindischen Inseln und des Festlandes besonders charakteristisch.
Neben Alligatoren sind auch echte Krokodile vertreten. Von riesenhaften Dimensionen sind insbesondere einige Süßwasser- und Seeschildkröten. Auch die Lurche sind außerordentlich reich an Formen und Individuen. Die Riesenströme der Region beherbergen zahlreiche Fische oft von eigentümlichsten Formen und Typen (darunter die elektrischen Gymnotiden). Der Amazonas allein zählt über 2000 Arten, fast doppelt soviel, als man selbst im Atlantischen Ozean kennt.
Die Zahl der Insekten ist bei der üppigen Entfaltung der Vegetation eine außerordentlich große, etwa eine neunmal so große als die Europas. Besonders zahlreich sind die durch Glanz und Farbenpracht ausgezeichneten Schmetterlinge, von den Käfern namentlich die Skarabäiden, Chrysomelinen und Cerambycinen. Ameisen, Moskitos und der Sandfloh bilden eine oft kaum zu ertragende Plage. Riesige Heuschrecken finden sich zahlreich, erscheinen aber nicht in so mächtigen, verheerenden Scharen wie diejenigen der Alten Welt. Die neotropische Region ist ferner wohl die reichste an landbewohnenden Mollusken. Dies gilt besonders von den westindischen Inseln, welche ebensoviel Arten von Landschnecken besitzen wie das ganze kontinentale Gebiet.
In vorstehendem sind die Haupteigentümlichkeiten der beiden tiergeographischen Hauptregionen kurz skizziert. Als Grundzug der Fauna des Erdteils ergibt sich im allgemeinen, daß im N. des letztern sich ein inniger Zusammenhang mit der Tierwelt der Ostfeste erkennen läßt. In der arktischen Region ist die Übereinstimmung eine fast vollständige, sie tritt uns in der Zirkumpolarfauna entgegen. Je weiter nach S., um so mehr divergieren die faunistischen Charaktere der Alten und Neuen Welt.
Schon in der subpolaren Zone tritt eine größere Zahl amerikanischer Arten auf, doch finden dieselben zunächst noch ihre Nächstverwandten fast ausnahmslos in altweltlichen Formenkreisen. In der gemäßigten Zone erscheinen aber spezifisch amerikanische Formen, wie gewisse Nager und Kolibris, Familien angehörig, welche außerhalb Amerikas nicht gefunden werden, bis endlich in den tropischen Teilen immer mehr die typisch amerikanischen Formen überwiegen.
Im hohen Norden haben wir, nach S. bis zur Breite der großen Seen hinanreichend, das Gebiet der Pelztiere mit Renn- und Elentier, mit dem Moschusochsen, dem Eisbären, mit Polarfuchs und Eishasen und jener Menge kleinerer Pelztiere: Marderarten, Bisamratte, Seeotter, Biber u. a., deren Haarkleid diesen Teil Amerikas zu dem gegenwärtig wichtigsten Gebiet des Pelzwelthandels macht. Das Meer ist bevölkert von Walen, Robben, Walrossen, Seelöwen und Seebären im N., von den Zügen des Kabeljaus namentlich an den Küsten Neufundlands.
Nach S. folgt das Reich des Bisons, der in ungeheuern, wenn auch immer mehr zusammenschrumpfenden Herden die Prärielandschaften durchstreift, das Reich ferner mehrerer Hirscharten (Wapiti), des Stinktiers und zahlreicher Nager. Die Klapperschlange und im S. der Alligator stellen sich ein. Korallentierchen führen in dem südlichen Teil des Meers dieser Zone ihre Bauten aus (Bermudainseln, Florida etc.). Durch vielfache Übergänge vermittelt, folgt das tropische Amerika, das bis zum 30. südlichen Parallelkreis hinanreicht, mit dem Puma, Jaguar, Ozelot, Yaguarundi, mit zahlreichen plattnasigen Affen, mit blutsaugenden Fledermäusen, mit zwei in den Andes hausenden Bären, ferner dem Cuati und Wickelbären, mit Lamas und dem alpinen Cervus antisiensis, mit Tapir und endlich den Faultieren, Gürteltieren und Beutelratten.
Dazu kommen die Kolibris, Papageien, Tukans, Hokkos und der amerikanische Strauß als hauptsächliche Vertreter der Vogelwelt, gewaltige Schildkröten und Riesenschlangen als solche der Reptilien. Im äußersten Süden des Kontinents erlischt die Fülle der tropischen Tierwelt; nur zahlreiche grabende Nager, eine Rehart, eine Fuchsart, eine Fledermaus und das Guanako begleiten uns weit nach S. Im Meer stellen sich wieder Cetaceen und Seehunde ein. Die Papageien erreichen ihre Südgrenze etwa unter 50°, Pinguine und andre Seevögel beleben nun die Gestade.
Die Insektenwelt, in den Tropen so außerordentlich reich, hat nur noch wenige Arten aufzuweisen, während die Seegraswucherungen eine reiche Fisch- und Molluskenfauna beherbergen. Ordnet man die Tiere speziell der Tropenzone nach der Höhe ihres Wohnorts, so erhält man nach Humboldt folgende Stufenleiter des eine jede Region charakterisierenden animalischen Lebens:
1) Region von der Meeresküste bis zur Höhe von 1000 m: Affen (Sapajus und Aluaten), Jaguar, Puma, Meerschweinchen, Faultiere, Ameisenbär, kleine Hirsche (Cervus mexicanus). Armadille, Fettgänse, Seidenschwanz (Ampelis), Boa, Krokodile, Manati (Lamentin), Springkäfer (Elater noctilucus), Moskitos.
2) Region von 1000 bis 2000 m: kleine Hirsche, Tapir, Ozelot (Felis pardalis), einige Affen (Aluaten), Troupiale (Icterus) und Pirole und Coluber coccinea, Sandflöhe.
3) Region von 2000 bis 3000 m: Stinktiere, Tigerkatze, Hirsche, Straußhuhn (Palamedea), eine Menge von Enten und Tauchern, viele Läuse (Pediculus humanus).
4) Region von 3000 bis 4000 m: Lamas, verwildert am westlichen Abfall des Chimborazo, der kleine Bär mit weißer Stirn (Ursus ornatus), große Hirsche, der Puma, einige Kolibris.
5) Region von 4000 bis 5000 m: Herden von Vicuña, Pako und Guanako, einige Bären, Kondor, Falken, Ziegenmelker.
6) Region von 5000 bis 6000 m: der Kondor der Andes, einige Fliegen und Sphinxe, wahrscheinlich durch senkrechte Luftströmungen emporgeführt.
Bevölkerung.
(Hierzu die Tafel »Amerikanische Völker«.) [* ]
Die Bevölkerung Amerikas, jetzt auf etwa 101 Mill. geschätzt, gehört der großen Mehrzahl nach drei Menschenrassen an, der amerikanischen, der mittelländischen und der Negerrasse. Sie besteht nämlich