getötet wurde.
Herakles
[* 2] und
Theseus hatten sie in ihrem Land angegriffen und ihre
KöniginAntiope oder
Hippolyte weggeführt;
dafür rächten sich die Amazonen durch einen
Einfall in
Attika, bis
Hippolyte den
Frieden vermittelte. Auch waren sie als Feindinnen
der
Greife bekannt. Die Hauptstadt der Amazonen war Themiskyra am
Fluß Thermodon in
Pontos. Außer diesen
gab es
noch in Skythien am
Tanais und am Tritonsee in
Afrika.
[* 3] Im eigentlichen
Griechenland
[* 4] zeigte man vielfach
Gräber und Lagerplätze
von Amazonen. Mit Unrecht hat
man in ihnen ein historisches
Volk von kriegerischen Weibern sehen wollen (Mordtmann, »Die Amazonen«, Hannov.
1862); vielmehr sind sie von
Haus aus wahrscheinlich die Priesterinnen der asiatischen Naturgöttin (s.
Ma), wie sie auch als die männerscheuen, keuschen, wehrhaften Priesterinnen
(Hierodulen) der ephesischen
Göttin auftreten,
als Gründerinnen von
Städten auf der
KüsteKleinasiens sowie auf den
Inseln etc. Während aber jenes altertümliche weibliche
Priestertum, welches sich in den römischenVestalinnen am längsten erhalten hat, erlosch, brachte die
erweiterte
Völkerkunde Nachrichten von der Frauenherrschaft, Frauenverehrung, Königswürde,
Adel und
Erbrecht in weiblicher
Linie bei mehreren Völkern, wie
Kelten, Liburnern,
Skythen, Ägyptern, Lykern etc.
Nun erst schuf man die Amazonen zu einem kriegerischen,
von einer
Königin beherrschten Frauenvolk um, gleich den Schildmägden, welche die
Sage des
Mittelalters
in Mägdaland nördlich von
Sarmatien suchte.
Andre bringen das
Wort Amazonen mit dem tscherkessischen maza, das
Mond
[* 5] bedeuten soll,
in
Verbindung, wonach der
Mythus auf den Mondkultus zurückzuführen wäre. - Der griechischen
Kunst ein willkommener Gegenstand,
wurden die Amazonen als kräftige und wohlbewaffnete
Jungfrauen und zwar stets mit beiden
Brüsten und in griechischer
Tracht, mit kurzem, die einem
Schulter und
Brust frei lassendem
Rock, bewehrt mit
Helm, halbmondförmigem oder zweifach ausgezacktem
Schild
[* 6] und Doppelaxt, zu
Roß oder zu
Fuß dargestellt.
Ungemein häufig findet sich der
Kampf zwischen den Amazonen und den Griechen unter
Theseus'
Führung auf Tempelfriesen
(von
Phigalia, jetzt im
BritischenMuseum; von
Magnesia; vom
Mausoleum zu Halikarnaß, ebenfalls in
London,
[* 7] etc.), auf Vasenbildern
und in Sarkophagreliefs wiedergegeben. In
Athen
[* 8] sah man ihn am
Schilde der
Athene
[* 9] Parthenos auf der
Burg, in Wandbildern im Theseion
und in der sogen. bunten
Halle
[* 10]
(StoaPoikile). AuchStatuen der Amazonen sind von vielen Künstlern geschaffen
worden.
Nach einer Künstlerlegende konkurrierten in diesem Gegenstand auf Anregung des Artemisheiligtums zu
Ephesos
[* 11] vier bedeutende
Künstler:
Pheidias, Polyklet,
Kresilas und Phradmon, miteinander. Von ihren Werken ist vielleicht die
Amazone des Polyklet noch
in
Kopien erhalten, von denen ein gutes
Exemplar sich im
Berliner
[* 12]
Museum (siehe Abbildung) befindet. Eine
Nachbildung eines andern dieser Werke ist die sogen. Matteische
Amazone im
Vatikan.
[* 13] Eine im
Tod zusammenbrechende
Amazone ist
im
Hof
[* 14] des
PalazzoBorghese zu
Rom
[* 15] aufgestellt. Die moderne
Kunst hat den antiken
Stoff wieder aufgenommen und, wie besonders die
Kißsche
Amazone vor demBerlinerMuseum beweist, mit
Glück umgebildet.
Böhmische Amazonen werden die tapfern
Frauen genannt, welche (der
Sage nach) 739 nach Ermordung ihrer
Männer
den sogen.
BöhmischenMägdekrieg anfingen und erst nach fast sieben
Jahren, mehr durch
List als offenen
Widerstand, unterworfen
wurden. Daß es auch in
Südamerika
[* 19] Amazonen gegeben habe und zwar an den
Ufern des
Amazonenstroms, der, wie man früher meinte, nach
ihnen benannt wurde, ist eine alte
Tradition.
Humboldt bemerkt dazu, daß es wohl
Frauen gewesen, welche
sich, müde der
Sklaverei, in der sie von den Männern gehalten wurden, gleich flüchtigen
Negern in verschiedenen Gegenden
zusammenthaten und, um ihre Unabhängigkeit zu wahren, zu Kriegerinnen wurden und die Besuche männlicher Nachbarn empfingen.
Wahrscheinlicher ist jedoch nach neuererAnsicht, daß lediglich die wieder auflebende
Erinnerung an die
Amazonen des
Altertums von den Entdeckern und Eroberern auf die
Neue Weltübertragen wurde, infolgedessen sie auch von amerikanischen
Amazonen berichteten. Mit fortschreitender Kenntnis der neuentdeckten
Länder wurde der
Wohnsitz derselben immer weiter nach dem
Innern
Amerikas verlegt, bis sie endlich von den
BrüdernSchomburgk, infolge ihrer Entdeckungsreisen in
Britisch-Guayana, aus ihrem letzten Zufluchtsort vertrieben wurden.
Solimões für das Mittelstück ganz in Wegfall kommen würde. Der Amazonas entsteht also aus der Vereinigung von Ucayali und
Marañon. Dieser letztere entspringt in dem nördlichen Teil der peruanischen Kordillere auf dem Tafelland von Pasco aus dem
See Llauricocha in 3653 m Höhe (10° 30' südl. Breite,
[* 29] 76° 30' westl. L. v. Gr.)
und fließt (anfangs unter dem NamenTunguragua) im obern Lauf (etwa 670 km) durch das die beiden Abteilungen der Kordilleren
trennende enge und tief eingeschnittene Thal
[* 30] gegen NNW., bis er bei Cumba seine Richtung ändert und nun im kurzen Mittellauf
(450 km) erst nach NO., später nach O. sich wendet und in zahlreichen Stromschnellen (Pongos, von denen
der letzte, der Pongo de Manseriche, der bedeutendste ist) die Bergzüge der östlichen Kordillere durchbricht.
Von da beginnt der untere Lauf durch die Hyläa Brasiliens. Seine Hauptrichtung ist hier im wesentlichen gegen O., obschon
mit vielen Krümmungen. Dem Unterlauf des Marañon gehören die riesenhaften Nebenströme an, welche er
aus den Kordilleren und dem brasilischen Gebirgsland empfängt. Gleich nach dem Eintritt in das Tiefland nimmt er von N. den
Pastassa, von S. den Huallaga auf. Nachdem er sich bei Nauta mit dem zweiten Quellarm, dem Ucayali (s. d.), zum Amazonenstrom vereinigt
und dieser bei Tabatinga das brasilische Gebiet betreten hat, fließen ihm links der Napo, Putumayo (Iça),
Yapura und Rio Negro, rechts der Jurua, Purus, Madeira,
[* 31] Tapajoz und Xingu zu. Die meisten dieser Nebenströme teilen sich in der
Nähe ihrer Mündung in vielfach verästelte Arme und bilden ein deltaartiges Gewirr von Inseln. Im ganzen
nimmt der Amazonenstrom, die Ostabhänge der Kordilleren von 3° nördl. Br. bis 20° südl. Br. entwässernd, mehr als 200 Nebenflüsse
auf, darunter 100 schiffbare, 17 ersten Ranges, 6, welche den Rhein an Stromentwickelung und Wasserfülle übertreffen.
Der Amazonenstrom fällt, gegen NO. gewandt, bei der InselCaviana, zwischen dem festländischen Nordkap und dem Reiherkap,
einem Meeresarm ähnlich, in den Atlantischen Ozean (s. Karte). Kurzvor der Mündung führt der natürliche Kanal
[* 32] Tajipuru, die
InselMarajó abtrennend, in den Mündungstrichter des Tokantins (RioPará). Trotz seines Sedimentreichtums bildet der Amazonenstrom kein
Delta;
[* 33] die vorgelagerten Inseln sind ältern Ursprungs. Die Länge des ganzen Stromlaufs beträgt (ohne
die Krümmungen) ca. 5340 km. BeimEintritt in den untern Lauf liegt sein Bett
[* 34] noch 378, bei Tabatinga 200, bei Santarem an der Mündung
des Tapajoz 16 m hoch.
Die Breite desselben ist sehr bedeutend und beträgt selbst oberhalb der Mündung des Madeira mehrere Kilometer, unterhalb Santarem
15, bei Porto de Moz gegen 80 km, und selbst in der Enge von Obidos (Pauxis) oberhalb Santarem, bis zu welcher Ebbe und Flut wirksam
sind, mißt das Bett noch 1910 m Breite. Ebenso bedeutend ist die Tiefe, welche im Unterlauf auf weite Strecken über 100 m
beträgt. Der Wasserreichtum des Stroms ist außerordentlich. Derselbe soll nach Martius' Schätzung 5 Mill.
Kubikfuß Wasser in
jeder Sekunde ergießen, so daß das schlammige Flußwasser das Salzwasser des Meers mehrere HundertKilometer
weit in den Ozean hinaus überflutet.
Die Anschwellungen des Stroms haben ihresgleichen nirgends auf der Erde, sie betragen im Maximum gegen 17 m
über dem mittlern Stande. Die Schwellen beginnen im Januar und erreichen im Juni den höchsten Punkt; sie fallen also mit der
Regenzeit der südlichen Zuflüsse des Stroms zusammen, während die nördlichen Zuflüsse dann wasserarm sind und durch die
Anschwellung des Hauptstroms aufgestaut, ja zu rückwärts gerichtetem Lauf gezwungen werden. Während
dieser Zeit des Hochwassers ist das Land meilenweit überflutet.
Die Tierwelt flieht in das Innere, und das schlammige Wasser, das um die Baumkronen spielt, läßt auf den Wipfeln eine Blumenwelt
entstehen; 6-8 Wochen nach dem höchsten Wasserstand treten die schlammbedeckten Waldflächen wieder hervor, und die Fluten
kehren, gewaltige Massen von Treibholz mit sich führend, in ihr Bett zurück, zugleich aber neue Kanäle
hier und dort sich auswühlend, alte Inseln zerstörend, neue an andern Stellen aufbauend und solcher Inseln sind im ganzen
Unterlauf unzählige vorhanden; sie liegen teils im Flußbett selbst, teils sind sie durch Seitenkanäle, namentlich der
Zuflüsse, von dem Uferland losgetrennt.
Die größte Insel letzterer Art liegt an der Mündung des Madeira, es ist die fast 15,000 qkm große Ilha dos Tumbinambaranas.
Die erstaunliche Wassermenge des gewaltigen Stroms erklärt auch die für sein Thal eigentümliche Bildung der Uferseen, einer
Reihe von größern und kleinern Becken, die sich längs der Ufer hinziehen und gewöhnlich durch Arme mit
dem Fluß in Verbindung stehen; sie dienen auch hauptsächlich dazu, bei den Schwellen einen Teil des überflüssigen Wassers
aufzunehmen.
Die Ufer des Flusses sind niedrig, nur hier und da sind sie von Hügelketten begrenzt, die oft durch die abspülende Strömung
steile Wände erhalten haben. In die sich trichterförmig verengernde Mündungsbai des Amazonenstroms
dringt die Flut während der Zeit des Neu- und Vollmondes mit furchtbarer, verheerender Mächtigkeit in Gestalt einer reißenden
Welle, der Pororoca, ein. Wo sie auf Untiefen stößt, erhebt sie sich 4-5 m hoch; an sehr tiefen Stellen senkt sie
sich dagegen und verschwindet fast gänzlich, um an andern Stellen wieder aufzutauchen.
Das Getöse der unglaublich schnell herankommenden Flutwelle hört man 3-6 Seemeilen weit. Hinter sich läßt die Pororoca
die Gewässer in demselben Zustand der vollkommenen Ruhe zurück, in welchem sie sich vorher befanden. Das ganze ungeheure
Becken des Unterlaufs (an Umfang fast Europa
[* 35] gleich) ist vorherrschend eine steinlose Waldebene. Der vonSchlingpflanzen und Klettergewächsen durchzogene Wald, eigentlicher Urwald, die Hyläa Brasiliens, erstreckt sich von N. nach
S. auf verschiedenen Strecken 500-3000 km, von O. nach W. 4500 km weit, so daß keine andre Waldregion der Erde die des Ama-
[* 20]
^[Abb.: Mündung (Ästuarium)
[* 36] des Amazonenstroms.]
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