Theodat, behielt sich aber die Regierung vor. Kaum sah sich Theodat auf dem Thron, als er, gereizt durch die Verachtung, die
ihm Amalasuntha zeigte, und durch Herrschsucht, die Königin auf einer Insel im Vulsinischen See gefangen setzen und 535 im Bad erdrosseln
ließ. Dies gab Justinian den Vorwand zu dem Angriff auf das ostgotische Reich, der dessen Untergang zur
Folge hatte.
altes arab. Volk im SW. Palästinas, auf der Sinaihalbinsel, angeblich von Amalek, einem Enkel Esaus, abstammend,
kriegerische Hirten unter Königen (Agag). Sie eroberten, mit den Ammonitern und Moabitern vereinigt, Jericho. Erst Saul setzte
ihren Raubzügen in zwei Feldzügen auf einige Zeit ein Ziel. David bekriegte sie von Ziklag aus und rächte
die Verbrennung dieser Stadt, kämpfte auch als König noch mit ihnen. Unter Hiskias wurden die am Gebirge Seïr von den Simeoniten
teils ausgerottet, teils vertrieben. Seitdem werden sie in der Bibel nicht weiter erwähnt.
(Amalphia), Stadt in der unterital. Provinz Salerno, äußerst malerisch in einer engen Felsenschlucht und an
derselben empor am Meerbusen von Salerno gelegen, mit Salerno durch eine großartige, der Felsenküste abgewonnene Kunststraße
verbunden, Sitz eines Erzbischofs, hat eine alte, aber vielfach restaurierte Kathedrale mit prächtigen Erzthüren, ein
hoch in den Felsen eingebautes ehemaliges Kapuzinerkloster (Canonica), jetzt Seemannsschule, mit schönem Kreuzgang, dabei eine
Tropfsteinhöhle mit herrlichen Ausblicken, einen kleinen Hafenkai und (1881) 4792 Einw.,
welche Fabrikation von Papier und Makkaroni und Schiffahrt betreiben.
Aus Amalfi stammte Flavio Gioja, den man (irrtümlich) als Erfinder des Kompasses bezeichnet. Der Sage nach
wurde es von römischen Familien, die auf der Reise nach Konstantinopel Schiffbruch litten, gegründet. Auch nach dem Einfall
der Langobarden verblieb Amalfi dem oströmischen Reiche, genoß aber große Freiheiten. Später gewannen einzelne Patrizierfamilien
die Gewalt, aus denen sich Grafen, dann Herzöge erhoben, von denen Mansus II. (960-1000) Amalfi mit Salerno verband.
Der Normannenfürst Robert Guiscard verleibte Amalfi seinem Apulien und Kalabrien umfassenden Gebiet ein. Seitdem sank Amalfi, sein
Handel und Wohlstand wurden durch Plünderungen der Pisaner 1135 und 1137 ganz vernichtet. Das Herzogtum Amalfi ward später an
die Piccolomini verliehen. Am meisten blühte Amalfis Handel im 10. Jahrh. und während des ersten Kreuzzugs.
Das Seerecht von Amalfi (Tabula Amalphitana) galt bei allen das Mittelmeer befahrenden Nationen. Die Kaufherren von Amalfi hatten Niederlagen
in Alexandria, Antiochia und Jerusalem. Aus dem 1048 in letzterer Stadt durch Kaufleute von Amalfi errichteten Hospital zum heil.
Johannes nahm der Johanniterorden (s. d.) seinen Ursprung.
(natürliches Amalgam, Merkursilber), Mineral aus der Ordnung der Metalle, findet sich in regulären Kristallen,
auch derb, eingesprengt, ist silberweiß, metallisch glänzend, Härte 3-3,5, spez. Gew. 13,7-14,1,
besteht aus Silber und Quecksilber in wechselnden Mengen und liefert beim Erhitzen schwammiges Silber. Es findet sich mit
Zinnober und Quecksilber bei Mörsfeld und Moschellandsberg in der Pfalz, bei Szlana in Ungarn, Allemont in der Dauphiné und
bei Chañarcillo in Chile.
1) Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Kassel, geb. Tochter des Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg
und durch ihre Mutter Enkelin des Oraniers Wilhelm I., vermählte sich 1619 mit dem Erbprinzen Wilhelm V.
von Hessen-Kassel, der nach Abdankung seines Vaters Moritz 1627 in der Herrschaft folgte, aber schon 1637 starb, nachdem er als
Reichsfeind in die Acht erklärt und Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt zum Administrator der hessen-kasselschen Lande bestellt
worden war.
Amalia, welche ihrem Gemahl 14 Kinder geboren, von denen aber nur 6 ihren Vater überlebten, trat daher die
ihr von Wilhelm V. testamentarisch übertragene Regentschaft für ihren ältesten Sohn, Wilhelm VI., unter schwierigen Verhältnissen
an, wußte aber mit der größten Umsicht und unerschütterlichem Mut alle Gefahren abzuwehren. Sie blieb dem Bündnis mit Frankreich
und Schweden getreu und erhielt ihr Heer unter tüchtigen Feldherren auf der ansehnlichen Höhe von 20,000 Mann, so daß Hessen-Kassel
als kriegführende Macht anerkannt und bei den Friedensverhandlungen als solche zugelassen wurde.
Durch ihr würdiges und gefälliges Benehmen wußte sie die einflußreichsten Persönlichkeiten für sich zu gewinnen. So
erlangte sie im Westfälischen Frieden die Anerkennung der Gleichberechtigung des reformierten Glaubensbekenntnisses
sowie die Grafschaft Hersfeld, einen Teil von Schaumburg und eine ansehnliche Kriegsentschädigung. Nachdem sie 1650 ihrem Sohn
Wilhelm VI. die Regierung übergeben, starb sie
Vgl. Justi, Amalia Elisabeth, Landgräfin von Hessen (Gieß. 1872).
2) Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar, Tochter des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb.
war eine durch seltene Eigenschaften des Geistes und des Herzens ausgezeichnete Frau. Sie vermählte sich mit dem
Herzog Ernst August Konstantin von Weimar, verlor ihren Gemahl aber schon Erst 19 Jahre alt, trat
sie als Vormünderin ihres kaum einjährigen Sohns, des nachmaligen Großherzogs Karl August, die Regierung an, die sie 1775 in
seine Hände niederlegte.
Sie erwarb sich große Verdienste um das weimarische Land durch Tilgung der traurigen Folgen des Siebenjährigen Kriegs und
durch Gründung neuer und Vervollkommnung vorhandener Anstalten für Volksbildung. Ihr Schloß in Weimar
sowie ihre Lustschlösser in Tieffurt ^[richtig: Tiefurt] und Ettersberg waren die Versammlungsorte der ausgezeichnetsten Männer,
welche Weimar besuchten oder dort wohnten. Sie besaß großes musikalisches Talent und komponierte für die Kapelle und das
Theater, unter andern Goethes Operette »Erwin und Elmire«. Noch von der unglücklichen Schlacht bei Jena 1806 hart
betroffen, starb sie
Vgl. v. Beaulieu-Marconnay, Anna Amalia, Karl August und der Minister v. Fritzsch (Weim. 1874);
R.
Springer, Anna Amalia und ihre poetische Tafelrunde (Berl. 1875).
3) Marie Amalia Friederike Auguste, Herzogin von Sachsen, Tochter des Prinzen Maximilian und Schwester der Könige Friedrich
August und Johann
mehr
von Sachsen, geb. gest. in Dresden, veröffentlichte seit 1829 teils anonym, teils unter dem Pseudonym
Amalie Heiter eine große Zahl von Lustspielen und Familiendramen, unter denen einige, wie: »Der Oheim«,
»Die Fürstenbraut«, »Das Fräulein vom Lande«, »Der Landwirt«, »Der
Majoratserbe«, auf vielen deutschen Bühnen mit Beifall aufgeführt worden sind. Von äußerster Einfachheit
in der Komposition, ohne die Würze des Effekts und selbst ohne die des Kontrastes, üben sie durch die sorgfältige Charakterzeichnung,
durch die Feinheit einzelner Züge und die milde und harmonische Anschauung aller Lebensverhältnisse eine angenehm unterhaltende
Wirkung aus.
Sie erschienen unter dem Titel: »Originalbeiträge zur deutschen Schaubühne« (Leipz.
1836-44, 7 Bde.; neue vollständige, auf Veranlassung des Königs Johann durch R. Waldmüller-Duboc besorgte Ausgabe, das. 1873, 6 Bde.).
Die musikalischen Kompositionen sind nicht im Druck erschienen. Von ihren Operetten wurde »Die Siegesfahne« im Dresdener Hoftheater
gegeben, die andern gelangten nur im Privatzirkel der königlichen Familie zur Aufführung.
Vgl. Fürstenau,
Die musikalischen Beschäftigungen der Prinzessin Amalia (Dresd. 1874);
Waldmüller, Aus den Memoiren einer Fürstentochter (das.
1882).
4) Marie Amalia, Gemahlin Ludwig Philipps, Königs der Franzosen, Tochter des Königs Ferdinand I. (IV.) beider Sizilien, geb.
vermählte sich mit Ludwig Philipp, Herzog von Orléans, obwohl derselbe damals ein Verbannter
war und kaum hoffen durfte, jemals in sein Vaterland zurückzukehren, geschweige den dortigen Thron einnehmen zu können.
Sie lebte mit dem Gatten in glücklicher Ehe, ohne sich in die politischen Angelegenheiten zu mischen. Nach dem Sturz ihrer
Familie im Februar 1848 floh sie mit ihrem Gemahl nach England und starb, seit 1850 verwitwet, in
Claremont bei London.
5) Königin von Griechenland, geb. Tochter des Großherzogs August von Oldenburg, ward mit dem König Otto von
Griechenland vermählt, erlangte durch ihre Schönheit und Willenskraft in Griechenland großen Einfluß,
bemühte sich auch, ihren Gemahl zu thatkräftigem Unternehmungsgeist anzuspornen, vermochte aber auf die Dauer den wankenden
Thron nicht zu halten, um so weniger, da sie keinen Erben gebar und über die Wahl eines Nachfolgers mit ihrem Gemahl in Streit
geriet, indem sie einem Oldenburger Prinzen, nicht einem Wittelsbacher die Krone zuwenden wollte. Nach Ottos
Vertreibung (1862) lebte sie mit ihm in Bamberg, wo sie, seit 1867 Witwe, starb.