Alpen
[* 2] mehr umgeht, als überschreitet: die sogen. Cornichebahn, welche von
Nizza
[* 3] am Meeresufer entlang durch eine
Reihe von
Tunnels nach
Genua
[* 4] führt.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der über die
Alpen führenden
Straßen ist mit der
Entwickelung des gesamten
Verkehrs enorm
gestiegen. Während sie in frühen
Zeiten nur dazu dienten, die ungeheuern von der
Natur gezogenen
Grenzwälle
zu überschreiten, welche jahrhundertelang die germanischen und romanischen
Völker trennten, sind sie heute die Schlußglieder
geworden in den großen Verkehrsringen, welche sich um den Erdball legen. Dazu haben sie sich namentlich gestaltet, seitdem
das Mittelmeerbecken sich wiederum durch einen kräftig erblühenden
Handel neu belebte und der
Verkehr
nach
Indien,
China
[* 5] und
Australien
[* 6] sich mehr und mehr von dem langwierigen Weg um die Südspitze
Afrikas abwandte und seine
Richtung
über
Ägypten
[* 7] nahm.
Für
Deutschland
[* 8] können sie von außerordentlicher Wichtigkeit werden, wenn genügende Tariferleichterungen seinen südlichen
Teilen gestatten, für die Verschiffung ihrer
Produkte die Häfen
Triest,
[* 9]Venedig
[* 10] und
Genua zu wählen, statt,
wie bislang, an die weit langwierigern
Routen gebunden zu sein, welche die deutschen Nordseehäfen sowie die nächstgelegenen
Häfen
Belgiens,
Frankreichs und
Englands einzuschlagen haben.
Ausführlicheres über die einzelnen
Bahnen enthalten die betreffenden
Artikel. S.
Karte
»Alpen« und die
am
Schluß des
Registers zu derselben abgedruckte »Übersicht der Hauptalpenübergänge«.
(Alpenklubs),
Vereine, welche sich die genauere Erforschung der
Alpen in topographischer wie physisch-geographischer
Hinsicht zur Aufgabe gesetzt haben. Der älteste derselben ist der englischeAlpineClub (in
London),
[* 12] der
seit 1857 besteht und eine Anzahl der schwierigsten und kühnsten Bergersteigungen ausgeführt hat. Zu seinen
Publikationen
gehören das Prachtwerk
»Peaks, passes and glaciers« (Lond. 1860-62, 3 Bde.),
der ausgezeichnete
»AlpineGuide« (das. 1863 ff.) von J.
^[John]
Ball und das
»AlpineJournal« (seit März 1863). Nächstdem
trat im März 1862 der Österreichische Alpenverein (in
Wien)
[* 13] zusammen, der seine Thätigkeit vorzugsweise den Österreichischen
Alpen zuwendet, namentlich auch die Erleichterung der Bereisung derselben anstrebt und in den »Mitteilungen«
(Wien 1863-64, 2 Bde.) und dem »Jahrbuch
des Österreichischen Alpenvereins« (1865-73, 9 Bde.)
über seine
Arbeiten berichtet hat. Im April 1863 konstituierte sich der
Schweizer Alpenklub, der in wissenschaftlicher
Hinsicht Bedeutendes geleistet hat.
Derselbe gliedert sich in
Sektionen (1884: 29 mit 2656 Mitgliedern), aus deren einer in dreijährigem
Turnus der Zentralausschuß
gebildet wird.
SeinOrgan ist das mit trefflichen
Karten ausgestattete »Jahrbuch des
SchweizerAlpenklubs« (seit 1864). Seine
größteArbeit ist die genaue
Vermessung des Rhônegletschers; er hat etwa 30 Schutzhütten in der Hochregion
erbaut. Den genannten
Vereinen folgte 1863 der
Italienische Alpenverein (1884 mit 34
Sektionen und 3767 Mitgliedern), der die
naturwissenschaftliche Erforschung der
Alpen wie auch des
Apennin verfolgt.
Damals zählte der
Verein 3682 Mitglieder in 43
Sektionen, Ende 1884 ist die Zahl der
Sektionen auf 110, die der Mitglieder
auf mehr als 13,000 angewachsen. Seine Thätigkeit ist einmal eine litterarische, dann aber auch eine
praktische; die erstere
Richtung pflegt der
Verein durch seine
»Zeitschrift« (seit 1869, von 1885 ab in Jahresbänden) und die
»Mitteilungen des
Deutschen und Österreichischen Alpenvereins« (seit 1875, von 1885 ab in halbmonatlichen Nummern),
durch
Herausgabe einer von namhaften
Gelehrten bearbeiteten »Anleitung zu wissenschaftlichen
Beobachtungen auf
Alpenreisen« (1879-1882, 2 Bde.) und eines
»Atlas
[* 19] der Alpenflora« (von
Hartinger,
Wien 1882 ff., 4 Bde.).
Während die
Zeitschrift mehr die populärwissenschaftliche
Richtung kultiviert und entsprechende Kunstbeilagen
(Karten, Panoramen,
Ansichten) gibt, dienen die Mitteilungen mehr dem eigentlichen Vereinsleben und der praktischen Thätigkeit.
Diese letztere äußert sich in erster
Reihe durch Weg- und Hüttenbauten; gegen 70 wohleingerichtete
Hütten
[* 20] befinden sich
im
Besitz oder unter
Verwaltung seiner
Sektionen. Eine weitere Thätigkeit betrifft das Führerwesen; gegen 700
Führer sind
auf
Gutachten des
Vereins von den Behörden autorisiert worden, der
Verein hat eine Führerunterstützungskasse gegründet
und trägt bei
Versicherung von
Führern gegen Unfälle einen Teil der
Prämie. Weitere
Zweige der Thätigkeit des
Vereins sind:
Einrichtung, bez. Subventionierung von meteorologischen
Stationen auf Höhenpunkten,
Beihilfe zu
Aufforstungen;
als 1882 die
südlichen Alpenthäler
Österreichs von
Hochwassern verwüstet wurden, sammelte der
Verein den bedeutenden Betrag von 154,935
Gulden, welcher direkt durch seine
Mandatare teils bar, teils aber in
Naturalien verteilt ward.
Vgl. »Der
Deutsche und Österreichische Alpenverein« (Festschrift, Salzb. 1884).
Dem Alpengebiet gehören ferner an: der Club alpin français
(Paris,
[* 21] seit 1874),
welcher ein »Annuaire« und seit 1882 ein
»Bulletin
mensuel« veröffentlicht und sich mit der Montblancgruppe und den Westalpen, besonders aber mit
den
Pyrenäen beschäftigt, von denen er (seit 1882) eine
Karte publiziert;
er zählte 1884: 40
Sektionen mit über 4900 Mitgliedern;
außerdem die
Gesellschaft Ramond, zur wissenschaftlichen Ausbeutung der
Pyrenäen (gegründet 1865);
der Juraklub (1866 zu
Roiraigne im
Thal
[* 22] von
Travers gegründet);
ferner in
ÖsterreichUngarn:
[* 23] der Österreichische Touristenklub
(seit 1869), dessen Thätigkeit sich besonders auf die niederösterreichischen und
Julischen Alpen erstreckt, und der ebenfalls
ein »Jahrbuch« herausgibt, und der Alpenklub
Österreich (seit 1878,
Organ: die »Österreichische Alpenzeitung«),
der Steirische
Gebirgsverein (gegründet 1869 in
Graz),
[* 24] die Società degli Alpinisti Tridentini (seit 1874) in Südtirol,
die Società alpina Friulana in
Udine, der
Ungarische Karpathenverein in
Kesmark, der Galizische Tatraverein in
Krakau
[* 25] (seit
1873), der Siebenbürgische Karpathenverein in Hermanstadt.
Von andern
Gebirgsvereinen verdienen noch Erwähnung der Vogesenklub (seit 1872), der
¶
mehr
Schwarzwaldverein, der Spessartklub, Taunusklub, der Rhönklub, der Sächsische Erzgebirgsverein, der Riesengebirgsverein,
Gebirgsverein der GrafschaftGlatz,
[* 27] der Mährisch-schlesische Sudetengebirgsverein, der Gebirgsverein für Böhmen,
[* 28] der Gebirgsverein
für die sächsisch-böhmische Schweiz, der Thüringerwaldverein; endlich die Associacio d'Escursion Catalana in Barcelona
[* 29] (seit 1878, »Annuario« und »Boletin«)
und der Appalachian MountainClub in Boston,
[* 30] der auch wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.