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Die nördliche heißt anfangs die Karawanken und besteht aus einer nach beiden Seiten steil abfallenden Kette (mit dem Grintouz 2559 m und dem Petzen), über deren Westteil die fahrbare Straße des Loiblpasses von Klagenfurt [* 2] nach Laibach [* 3] führt. Im SO. bildet sie in den Steiner oder Sulzbacher Alpen [* 4] (mit der Oistritza 2350 m und der Raducha) das Cillier Oberland, einen der anmutigsten Gebirgsdistrikte der Deutschen. Alpen, im Thal [* 5] der obern Sann, und senkt sich dann in dem Cillier Bergland an der Sann und im Bachergebirge an der Drau zur Ebene Ungarns hinab.
Die südliche Abteilung hat nur noch in ihrem ersten Teil, den sogen. Julischen Alpen, zwischen den Thälern des Tagliamento und Isonzo, [* 6] die Natur des Hochgebirges und bedeutendere Gipfel (der Triglav 2864 m); dann sinkt sie im SO. schnell zu dem viel niedrigern Bergland von Idria herab, auf welches südöstlich die Hochebene des Karstes folgt, in der alle Alpennatur verschwunden ist, während das Land bereits die Bildung des istrisch-dalmatischen Hochlandes angenommen hat.
Klima, Vegetation, Tierwelt, Bevölkerung.
In klimatischer Beziehung sind die westlichen Teile der Alpen wärmer als die östlichen, die südlichen wärmer als die nördlichen. Mit der Höhe nimmt die Temperatur ab, so daß im Durchschnitt die Erhebung von 176 m einer Verminderung der Mitteltemperatur um 1° C. entspricht; doch ist dies nach den verschiedenen Jahreszeiten [* 7] verschieden, im Sommer fällt die Temperatur mit der Höhe viel schneller als im Winter. Die atmosphärischen Niederschlage sind in den Alpen bedeutend; die Menge des jährlich fallenden Schnees und Regens beträgt im allgemeinen gewiß 1 m, vor allem ist das Thal des obern Tagliamento durch erstaunlich starken Regenfall ausgezeichnet, der im Durchschnitt wohl bis zu 2,4-2,8 m steigt.
Nicht bloß in der Schneeregion übertrifft die Zahl der Tage, an denen es schneit, die der Regentage bei weitem; dies ist sogar schon in einer Höhe von 1500 m an der Fall. Hierzu kommen die häufige Betauung, die Reif-, Nebel- und Wolkenbildung; Nebel und Wolken, die sich bald zu dichten Haufen zusammenballen, bald durch einen warmen Windstoß schnell auflösen und dann einen um so überraschendern Ausblick auf die Höhen erlauben, sind ein sehr charakteristisches Glied der [* 8] klimatischen Verhältnisse der Alpen. Von den Winden [* 9] sind für das Hochgebirge besonders der Südwest und der Nordostwind von Wichtigkeit.
Der erste (der Föhn der Schweizer), der wahrscheinlich nichts als der Südwestpassat in den höhern Luftschichten des Atlantischen Ozeans ist, dem Europa [* 10] wesentlich sein mildes Klima [* 11] verdankt, ist warm, stürmisch und heftig und wirkt erschlaffend; aber er ist für das Hochgebirge von der größten Bedeutung, da er durch seine Wärme [* 12] im Frühjahr das schnelle Schmelzen des Schnees bewirkt und dadurch den Anbau des Bodens in den höhern Teilen der Gebirgsthäler erleichtert. Der Nordostwind (in der Schweiz [* 13] Bise genannt) bringt dagegen helles, klares Wetter [* 14] mit Trockenheit der Luft und Verminderung der Temperatur.
Die Vegetation der Alpen hat viel Eigentümliches. Die drei Zonen, in die man die Abhänge der Alpen zu teilen pflegt, zeigen in dieser Beziehung eine große Mannigfaltigkeit. Die Waldregion reicht etwa von 600 m bis hinauf zu 1800 m, bis zur Grenze des Holzwuchses. Der unterste Abschnitt dieser Region wird durch die Verbreitung der Nußbäume und der Kastanien, welch letztere jedoch dem Nordabhang fehlen, charakterisiert, wie durch den Anbau des Maises, der bis 800 m hinaufreicht.
Der Weinstock, der am Nordabhang bis etwa 500 m Höhe gedeiht, erreicht im S. eine Höhe von 800 m. Weiter hinauf herrscht in den Wäldern die Buche vor; am Nord- wie am Südabhang findet der Anbau der europäischen Getreidearten bis zu einer Hohe von etwa 1300 m statt, ebenso gedeihen dort die gewöhnlichen Obstsorten. Hierauf folgt der Strich der Nadelhölzer [* 15] bis zur Grenze des Waldwuchses. In ihm herrscht die gemeine Fichte [* 16] vor; besonders charakteristisch ist die jedoch nur selten Wälder bildende Arve oder Zirbelkiefer.
Die Alpenregion, der Sitz des Hirtenlebens, jedoch nur in seltenen Fällen fester Wohnsitz der Menschen, reicht aufwärts bis zur Schneegrenze, also etwa bis 2700 m. Anfangs noch mit strauchartigen Gewächsen (in den deutschen Kalkalpen besonders mit Knieholz) bedeckt, trägt höher hinauf der Boden nur Gräser [* 17] und die durch ihre schönen Blumen ausgezeichneten sogen. Alpenpflanzen (s. d.). Die Schneeregion, die alle über der Schneegrenze liegenden Teile des Hochgebirges umfaßt, zeigt da, wo wegen der Steilheit des Abhanges der Schnee [* 18] nicht haftet, noch einzelne Phanerogamen, und selbst aus den höchsten Punkten finden sich hier und da verkümmerte Flechten. [* 19]
Ebensoviel Eigentümliches enthält die Tierwelt der Alpen. Sie ist in den untern Teilen überwiegend die mitteleuropäische (nur in den nach S. sich öffnenden Thälern gibt es einzelne spezifisch italienische Tiere); in den höhern Teilen aber über der Waldgrenze findet sich eine ganz verschiedene alpine Fauna, charakterisiert durch schöne Schmetterlinge, [* 20] eigentümliche Käfer [* 21] und Landschnecken, Vögel [* 22] (wie den Lämmergeier, die Schnee und Alpendohle, die Flüelerche, das Schnee und Steinhuhn etc.) und Mammalien (wie die Gemse, den fast ausgerotteten Steinbock, den Wolf, Luchs und Bären an einigen Stellen, das Murmeltier, den weißen Alpenhasen, den Siebenschläfer etc.). Von Haustieren ist für einen großen Teil der Alpen das Rind [* 23] in vielen edlen Rassen von großer Wichtigkeit und seine Zucht die Haupterwerbsquelle der Alpenbewohner; überall verbreitet ist die Ziege; auf trocknen oder hohen, vom Rind nicht erreichbaren Gebirgsweiden herrscht das Schaf. [* 24] Auch das Pferd [* 25] wird gezüchtet, Esel und Maulesel aber nur im S.
Was die Bevölkerung [* 26] der Alpen betrifft, so finden wir in historischen Zeiten Völker keltischer Abkunft in ihnen verbreitet, die, durch die Römer [* 27] unterworfen und romanisiert, später eine Beute der Deutschen geworden und von ihnen meist verdrängt sind, so daß der größte Teil der Gebirgsthäler ganz von Deutschen in Besitz genommen ist; wahrscheinlich sind die in einigen Teilen (in Graubünden und mehreren Thälern von Osttirol) sich findenden sogen. Romanen (Ladiner etc.) Überreste dieser ursprünglichen Bevölkerung.
Jetzt sind die Bewohner der südlichen Thäler zum großen Teil Italiener, zwischen denen sich hier und da inselartig Gruppen von Deutschen erhalten haben; die westlichen Alpen werden von Franzosen, die übrigen Teile von Deutschen bewohnt, nur in den östlichen Teilen (in Kärnten, Krain) [* 28] haben sich slawische Stämme niedergelassen. Man schätzt die Zahl der Germanen oder Deutschen in den Alpen auf 3½ Mill., die der Romanen ebenfalls auf 3½ Mill., die der Slawen auf 1 Mill. Politisch gehören die Deutschen Alpen fast ganz ¶
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dem österreichischen Staat an; längs des ganzen Südabhanges sind einzelne Thäler Teile des Königreichs Italien, [* 30] im W. herrscht Frankreich bis an den Genfer See, und der mittlere Teil der Alpen bildet Kantone des Schweizer Staatenbundes.
Unter den Erwerbsquellen der Alpenbewohner nimmt der Ackerbau teils aus klimatischen Ursachen, teils infolge unzureichender Güte des Bodens in vielen Gegenden eine sehr untergeordnete Stellung ein, und die Produktion bleibt hinter dem Bedarf zurück. Die Getreidegrenze liegt in den nördlichen Alpen bei 900, in den Zentralalpen bei 1300 und am Südabhang bei 1550 m; doch gedeiht die Gerste [* 31] an einzelnen Stellen bis 1650, am Südabhang sogar noch bis 1950 m. Weinbau wird in den drei genannten Regionen bis 500, resp. 600 und 900 m getrieben und zwar namentlich in Steiermark, [* 32] Südtirol, Veltlin, Wallis und Piemont, deren Produkt zuweilen von hoher Güte ist.
Obstbau wird in geschützten Thälern der Zentral und Westalpen noch bis 12-1500 m gepflegt, Südfrüchte findet man aber nur an den südlichen Abhängen. Hier gedeiht auch der Maulbeerbaum und zwar vornehmlich in vielen Thälern der Ostalpen und Südtirols, wo im Zusammenhang damit eine erfolgreiche Seidenzucht betrieben wird. Weit bedeutender aber als die Bodenkultur ist die Viehzucht. [* 33] Schweine [* 34] und Pferde [* 35] finden sich freilich nirgends in größerer Zahl, doch werden im S. sehr gute Maultiere, unentbehrliche Vermittler des Verkehrs, gezüchtet, und Schafe [* 36] und Ziegen finden in Graubünden und Tessin auf schwer zugänglichen und spärlichen Weiden noch gute Nahrung.
Doch tritt die Zucht aller dieser Tiere gegen die Rindviehzucht weit zurück, welche auf den trefflichen Alpenweiden (Almen) der Schweiz und Tirols mit vielem Erfolg betrieben wird (s. Alpenwirtschaft). Mit Mineralschätzen ist zwar der ganze Gebirgszug bedacht, die Gewinnung aber nur in den Ostalpen von Belang. Namentlich in Steiermark, aber auch in Kärnten und Krain wird die Förderung und Verarbeitung von Eisenerzen betrieben; denn dort finden sich auch ergiebige Kohlenlager, deren Fehlen in der Schweiz die Ausbeutung zahlreich vorhandener Erzadern verhindert.
Während Steiermark das beste Eisen [* 37] liefert, kommt von Kärnten Blei, [* 38] von Krain Zink und Quecksilber. In den Westalpen wurden früher zahlreiche Gruben bearbeitet, die meisten sind in der Folge aufgegeben worden; nur etwas Eisen, Nickel, Blei und Steinsalz, auch Anthracitkohle wird jetzt gefördert. Salz [* 39] wird aus den Salinen Tirols, Oberbayerns und Salzburgs gewonnen. An Mineralquellen verschiedenster Art sind die Alpen besonders reich; am berühmtesten und besuchtesten sind die Solquellen von Ischl [* 40] und Reichenhall, der Natronsäuerling von Schuls-Tarasp und der Eisensäuerling von St. Moritz, die Schwefelthermen von Leukerbad und Aix les Bains, die Thermen von Gastein, Bormio und Ragaz-Pfäffers.
Die Industrie einiger Gegenden ist hoch entwickelt, so daß ihre Erzeugnisse sich über die ganze Welt verbreiten. Außer der schon erwähnten Eisenindustrie, welche in Steiermark, Oberösterreich und Tirol, [* 41] und der Seidenindustrie, welche am Südabfall ihre Sitze hat, treten namentlich leistungsfähig auf die Textilindustrie der Schweiz und Vorarlbergs, kunstreiche Holzschnitzerei im Berner Oberland, im Berchtesgadener Land, Ammergau und in Tirol (Grödener Thal).
In den vom Touristenverkehr vornehmlich berührten Gegenden hat sich ein in seiner Weise einzig dastehendes Wirtshaus- und Führerwesen herausgebildet. In der Schweiz steht die Wirtshausindustrie (15,000 Wirtshäuser) jeder andern an wirtschaftlicher Bedeutung voran. Trotzdem zwingt die Armut der Alpenländer eine große Zahl seiner Bewohner zum Wandern. Aus dem armen Savoyen gehen jährlich Tausende in die Fremde, suchen schon als Knaben ihren Unterhalt, indem sie Murmeltiere oder Affen [* 42] zeigen, als Stiefelputzer oder Schornsteinfeger arbeiten; mit Teppichen, Handschuhen und Lederwaren ziehen hausierende Tiroler umher, aber die Liebe zur alten an Glücksgütern zwar armen, an Naturschönheiten so reichen Heimat führt die meisten wieder zurück.
Durch diese Schönheiten sind die Alpen auch das Reiseziel aller zivilisierten Nationen geworden und werden es durch die Verbesserung und Vermehrung der Verkehrsmittel immer mehr. Die Eisenbahnen, welche jetzt an Stelle mühsamer Saumpfade bis zum Fuß der höchsten Berge, ja, wie beim Gotthard, Brenner, Semmering, durch oder über die Berge selbst hinwegführen (s. Alpenbahnen), die Dampfer, welche die Seen befahren, prächtige Landstraßen machen das Reisen ebenso bequem wie anziehend.
Der Touristenverkehr richtet sich namentlich nach dem Chamonixthal, dem Berner Oberland mit Interlaken, den Ufern des Vierwaldstätter Sees mit Luzern [* 43] und dem Rigi, dem Nikolaithal mit Zermatt, dem Engadin, den italienischen Seen, dem Ziller-, Puster- und Ampezzothal, den oberbayrischen Seen, dem Berchtesgadener Lande, dem Salzkammergut [* 44] und den Kärntener Seen. Eine große Zahl der Touristen verweilt alljährlich in den zahlreichen Sommerfrischen oder in den klimatischen Luftkurorten, wie Montreux, Davos und Meran. [* 45]
Aber eine von Jahr zu Jahr wachsende Zahl unternehmungslustiger Bergsteiger wagt sich an die ehedem gefürchteten Hochalpen. Wenn im vorigen Jahrhundert Männer wie der Naturforscher Scheuchzer, der vielseitige Gelehrte und Dichter Albrecht v. Haller (in seinem beschreibenden Lehrgedicht »Die),
der erste Ersteiger des Montblanc, Saussure, durch ihre Forschungen eine nicht ganz fruchtlose Anregung gaben, so haben sich doch erst in diesem Jahrhundert die Wissenschaft und Kunst, mit ihnen auch abenteuernder Unternehmungssinn diesem Gebiet zugewandt. Viele der höchsten Spitzen sind erst in neuester Zeit erklommen worden, die Jungfrau schon 1811, der Mönch und die Dufourspitze (höchster Punkt des Monte Rosa) 1855, das Finsteraarhorn 1863, das Matterhorn 1865; die letzte That kostete vier Menschen das Leben.
Für solche Hochgebirgstouren werden vornehmlich aufgesucht die ein Gebirge für sich bildende Masse des Montblanc mit seinen zahlreichen Gletschern, dessen Besteigung, früher so beschwerlich, jetzt sogar von Frauen ausgeführt wird, noch weit mehr aber die Penninischen, Berner, Urner und Glarner Alpen, die Berninagruppe, die Ötzthaler Ferner, der Ortler und die Hohen Tauern, die Dolomit und Porphyrkegel der Südtiroler Alpen, das Wettersteingebirge, die Salzburger Alpen. Nach dem Vorbild des Alpine-Club in England haben sich auch in der Schweiz, in Österreich, [* 46] Deutschland, [* 47] Frankreich und Italien Vereine zur Erforschung der Alpenwelt gebildet (s. Alpenvereine).
Die höchsten stets bewohnten Orte in den Alpen sind: die Stadt und Festung [* 48] Briançon in der Dauphinée (1323 m) und südöstlich davon das Dorf St. Veran (2035 m), das höchste Dorf Frankreichs;
das Hospiz des Großen St. Bernhard (2472 m), das höchste bewohnte Haus Europas;
das Hospiz auf dem Colle di Valdobbia in den Westalpen;
das Maut- und Zufluchtshaus Santa Maria (2538 m) an der Stilfser ¶