mehr
welche hier die ersten fahrbaren Pässe im O. des Brenner, der Radstädter Tauern- und der Katschbergpaß (1641 m), von Salzburg nach Klagenfurt führen.
Der nördliche dieser beiden Arme, der zuerst den Namen der Steirischen Alpen führt, erstreckt sich zwischen den parallelen Längenthälern der Enns und Mur gegen O. Den höchsten Teil derselben bildet eine in der Mitte zwischen jenen Thälern hinziehende Gebirgskette (der Hochgolling 2863 m), deren östlicher Teil die Seckauer Alpen heißt; an der Westseite der letztern führt der fahrbare Paß des Rottenmanner Tauern über das Gebirge vom Ennsthal nach Judenburg. Im O. werden diese von den gegen SO. sich hinziehenden Thälern der Palte und Liesing begrenzt, deren Quellen der fahrbare Paß des Schobersattels verbindet, einer der bequemsten Alpenpässe, auf dessen Kammhöhe sich Kornfelder ausbreiten; von da an dehnt sich die Fortsetzung des Gebirges unter dem Namen der Steirisch-Österreichischen in viel größerer Breite zwischen den Thälern der Donau und Mur aus, bis es im O. von Wiener-Neustadt an der ungarischen Ebene endet. Es besteht hier aus einer Reihe von Gebirgsgruppen von pittoresken Formen, die aber nicht mehr die Hochgebirgsnatur haben und durch tiefere Einsenkungen getrennt sind.
Zwei parallele Längenthäler durchschneiden es gegen SW., das der Salza und das der Mürz; im nördlichen Teil an der Salza liegen der Dürrenstein und der Ötscher, zwischen den beiden Längenthälern der Reichenstein, der Hochschwab (2278 m), die Veitschalp, der Wiener Schneeberg, im S. der Mürz der Wechsel, und zwischen den beiden letztern Bergen führt der von einer Eisenbahn überschrittene Paß des Semmering von Wien nach Graz. Gegen N. senken sich diese Berge in das Donauthal, im S. an der Südseite der Mürz in die hügelige Ebene Oberungarns herab.
Die nordöstlichste Fortsetzung dieser Alpen ist der Wiener Wald, der seine höchste Erhebung im Schöpfel (893 m) hat und am Donauufer bei Wien mit dem Kahlenberg endet. Viel kürzer ist der zweite Arm der Gebirgskette, der sich unter dem Namen der östlichen Kärntner Alpen vom Katschbergpaß an nach O. ausdehnt und seine höchste Erhebung in einem nahe am Murthal hinziehenden Gebirgszug hat (mit dem Eisenhut 2441 m, dem Königstuhl, der Kuhalp), von dem er sich in weiten Verzweigungen, die von den Thälern der Gurk und Lavant durchschnitten werden, nach S. zum Drauthal hinabsenkt. An der Ostseite der letztern bildet die Kette der Stainzer Alpen (mit der Saualp 2081 m) die Grenze gegen das Murthal und das Hügelland von Untersteiermark.
An der Südseite der mittlern Deutschen Alpen erstreckt sich ein ununterbrochenes System von Längenthälern von W. nach O. Es beginnt im W. mit dem Längenthal der obern Etsch (dem Vintschgau), das durch den Engpaß von Klausen an dem Eisack mit dem Thal der Rienz (dem Pusterthal) in Verbindung steht; aus diesem führt der Paß des Toblacher Feldes in das Thal der Drau, welches bis zu seinem Eintritt in die Ebenen von Ungarn die mittlern von den südlichen Deutschen Alpen trennt.
Diese werden im W. durch das Thal des Oglio von den Bergamasker Alpen geschieden. Ihren Anfang haben sie in der Gebirgsgruppe des Ortler, zwischen dem Veltlin, dem Vintschgau und dem Thal des Nos, die einen der großartigsten Gebirgsdistrikte der ganzen Deutschen Alpen bildet. Die höchsten Berge enthält sie im Nordwestteil (der Ortler 3905 m, der Zebru [Königsspitze], der Monte Tresero); östlicher sind auch noch um die beiden parallel nach NO. ziehenden Thäler Martell und Ulten bedeutende Höhen.
Über diese Alpen führt nahe am nördlichen Fuß des Ortler die berühmte fahrbare Straße des Stilfser Jochs, die höchste aller Alpenkunststraßen (2756 m), vom Etsch zum Addathal. Den Raum südlich von diesen Bergen zwischen dem Oglio und der Etsch nehmen die westlichen Trientiner Alpen ein, deren höchste Spitzen im nördlichen Teil, der Adamellogruppe, liegen (der Presanella 3561 m, der Adamello, die Cima di Brenta). An der Nordseite dieser Berge zieht sich das große Thal des Nos (Sulzberg und Nonsberg) nach O. hin, an dessen Quelle der fahrbare Paß des Tonale nach Camonica führt; die südlichen Verzweigungen zur lombardischen Ebene umschließen das Thal der Sarca (Judikarien), welcher Fluß in den Gardasee mündet, dessen Ostufer der Monte Baldo vom Etschthal trennt. Im O. dieser Berge zieht sich das Thal der mittlern Etsch von Bozen gegen S., bis der Fluß in dem Engpaß von Ala in die lombardische Ebene eintritt. An seiner Ostseite erheben sich zunächst an der Südseite des Thals der Brenta (Val Sugana), das im W. durch den Paß von Pergine mit dem Etschthal verbunden ist, die östlichen Trientiner oder Lessinischen Alpen, deren höchste Spitzen im nördlichen Teile liegen (Cima Duodici 2331 m, Cima Covel Alto).
Nördlich vom Val Sugana beginnen die Südtiroler Dolomitalpen zwischen der Etsch und der Piave, die durch die pittoresken Formen ihrer Berge ausgezeichnet sind. Sie zerfallen in drei Abteilungen, von denen die südliche zwischen Val Sugana und dem großen Thal des Avisio (Fassa im obern, Fleims im untern Teile) liegt und von zwei größern nach S. gehenden Thälern, dem des Cismone (Primiero) und dem des Cordevole, durchschnitten wird; sie enthält die bedeutendsten Höhen (Marmolata di Penia 3494 m, Cima de Lagorei, Cima d'Asta, Monte Pelmo). Die nordwestliche im W. des Thals der Gader (Enneberg) ist vorzugsweise wegen der großartigen Bildung ihrer Gipfel (der Langkofel 3179 m, die Geißler Spitz, der Schlern) berühmt; die nordöstliche (mit der Croda Rosa, der Dreischusterspitz 3160 m) wird im östlichen Teil von der fahrbaren Ampezzaner Straße, die das Piavethal mit dem Pusterthal verbindet, durchschnitten.
Zwischen den Thälern der Piave und des Tagliamento liegen zunächst an der Südseite des Drauthals die Karnischen Alpen. Ihr nördlicher Teil zwischen dem Drau- und Gailthal zerfällt durch den Paß von Mauthen in zwei Teile (im westlichen die Sandspitze 2801 m, im östlichen die Villacher Alp 2167 m). Südlich davon begleitet das Längenthal der Gail, das im W. durch das Karditscher Joch mit dem Drauthal in Verbindung steht, die Kette der eigentlichen Karnischen Alpen (Paralba 2690 m, Colliano, an dem alten Römerweg des Pleckenjochs oder Monte Croce).
Die südlichen Verzweigungen dieser Kette bilden die bis zum lombardischen Tiefland sich herabsenkenden Friauler Alpen (Monte Cridola 2583 m, Monte Premaggiore), die von den öden und mit Steinen bedeckten Thälern der Arme des Tagliamento durchzogen werden. Die Karnischen Alpen werden von dem Paß von Pontafel (Pontebba) durchschnitten, der Klagenfurt mit der Lombardei verbindet und einer der bequemsten der ganzen Alpen ist. Östlicher teilt sich das letzte Glied der Deutschen in zwei Abteilungen, zwischen denen sich das breite Thal der Save nach SO. hinzieht.
mehr
Die nördliche heißt anfangs die Karawanken und besteht aus einer nach beiden Seiten steil abfallenden Kette (mit dem Grintouz 2559 m und dem Petzen), über deren Westteil die fahrbare Straße des Loiblpasses von Klagenfurt nach Laibach führt. Im SO. bildet sie in den Steiner oder Sulzbacher Alpen (mit der Oistritza 2350 m und der Raducha) das Cillier Oberland, einen der anmutigsten Gebirgsdistrikte der Deutschen. Alpen, im Thal der obern Sann, und senkt sich dann in dem Cillier Bergland an der Sann und im Bachergebirge an der Drau zur Ebene Ungarns hinab.
Die südliche Abteilung hat nur noch in ihrem ersten Teil, den sogen. Julischen Alpen, zwischen den Thälern des Tagliamento und Isonzo, die Natur des Hochgebirges und bedeutendere Gipfel (der Triglav 2864 m); dann sinkt sie im SO. schnell zu dem viel niedrigern Bergland von Idria herab, auf welches südöstlich die Hochebene des Karstes folgt, in der alle Alpennatur verschwunden ist, während das Land bereits die Bildung des istrisch-dalmatischen Hochlandes angenommen hat.
Klima, Vegetation, Tierwelt, Bevölkerung.
In klimatischer Beziehung sind die westlichen Teile der Alpen wärmer als die östlichen, die südlichen wärmer als die nördlichen. Mit der Höhe nimmt die Temperatur ab, so daß im Durchschnitt die Erhebung von 176 m einer Verminderung der Mitteltemperatur um 1° C. entspricht; doch ist dies nach den verschiedenen Jahreszeiten verschieden, im Sommer fällt die Temperatur mit der Höhe viel schneller als im Winter. Die atmosphärischen Niederschlage sind in den Alpen bedeutend; die Menge des jährlich fallenden Schnees und Regens beträgt im allgemeinen gewiß 1 m, vor allem ist das Thal des obern Tagliamento durch erstaunlich starken Regenfall ausgezeichnet, der im Durchschnitt wohl bis zu 2,4-2,8 m steigt.
Nicht bloß in der Schneeregion übertrifft die Zahl der Tage, an denen es schneit, die der Regentage bei weitem; dies ist sogar schon in einer Höhe von 1500 m an der Fall. Hierzu kommen die häufige Betauung, die Reif-, Nebel- und Wolkenbildung; Nebel und Wolken, die sich bald zu dichten Haufen zusammenballen, bald durch einen warmen Windstoß schnell auflösen und dann einen um so überraschendern Ausblick auf die Höhen erlauben, sind ein sehr charakteristisches Glied der klimatischen Verhältnisse der Alpen. Von den Winden sind für das Hochgebirge besonders der Südwest und der Nordostwind von Wichtigkeit.
Der erste (der Föhn der Schweizer), der wahrscheinlich nichts als der Südwestpassat in den höhern Luftschichten des Atlantischen Ozeans ist, dem Europa wesentlich sein mildes Klima verdankt, ist warm, stürmisch und heftig und wirkt erschlaffend; aber er ist für das Hochgebirge von der größten Bedeutung, da er durch seine Wärme im Frühjahr das schnelle Schmelzen des Schnees bewirkt und dadurch den Anbau des Bodens in den höhern Teilen der Gebirgsthäler erleichtert. Der Nordostwind (in der Schweiz Bise genannt) bringt dagegen helles, klares Wetter mit Trockenheit der Luft und Verminderung der Temperatur.
Die Vegetation der Alpen hat viel Eigentümliches. Die drei Zonen, in die man die Abhänge der Alpen zu teilen pflegt, zeigen in dieser Beziehung eine große Mannigfaltigkeit. Die Waldregion reicht etwa von 600 m bis hinauf zu 1800 m, bis zur Grenze des Holzwuchses. Der unterste Abschnitt dieser Region wird durch die Verbreitung der Nußbäume und der Kastanien, welch letztere jedoch dem Nordabhang fehlen, charakterisiert, wie durch den Anbau des Maises, der bis 800 m hinaufreicht.
Der Weinstock, der am Nordabhang bis etwa 500 m Höhe gedeiht, erreicht im S. eine Höhe von 800 m. Weiter hinauf herrscht in den Wäldern die Buche vor; am Nord- wie am Südabhang findet der Anbau der europäischen Getreidearten bis zu einer Hohe von etwa 1300 m statt, ebenso gedeihen dort die gewöhnlichen Obstsorten. Hierauf folgt der Strich der Nadelhölzer bis zur Grenze des Waldwuchses. In ihm herrscht die gemeine Fichte vor; besonders charakteristisch ist die jedoch nur selten Wälder bildende Arve oder Zirbelkiefer.
Die Alpenregion, der Sitz des Hirtenlebens, jedoch nur in seltenen Fällen fester Wohnsitz der Menschen, reicht aufwärts bis zur Schneegrenze, also etwa bis 2700 m. Anfangs noch mit strauchartigen Gewächsen (in den deutschen Kalkalpen besonders mit Knieholz) bedeckt, trägt höher hinauf der Boden nur Gräser und die durch ihre schönen Blumen ausgezeichneten sogen. Alpenpflanzen (s. d.). Die Schneeregion, die alle über der Schneegrenze liegenden Teile des Hochgebirges umfaßt, zeigt da, wo wegen der Steilheit des Abhanges der Schnee nicht haftet, noch einzelne Phanerogamen, und selbst aus den höchsten Punkten finden sich hier und da verkümmerte Flechten.
Ebensoviel Eigentümliches enthält die Tierwelt der Alpen. Sie ist in den untern Teilen überwiegend die mitteleuropäische (nur in den nach S. sich öffnenden Thälern gibt es einzelne spezifisch italienische Tiere); in den höhern Teilen aber über der Waldgrenze findet sich eine ganz verschiedene alpine Fauna, charakterisiert durch schöne Schmetterlinge, eigentümliche Käfer und Landschnecken, Vögel (wie den Lämmergeier, die Schnee und Alpendohle, die Flüelerche, das Schnee und Steinhuhn etc.) und Mammalien (wie die Gemse, den fast ausgerotteten Steinbock, den Wolf, Luchs und Bären an einigen Stellen, das Murmeltier, den weißen Alpenhasen, den Siebenschläfer etc.). Von Haustieren ist für einen großen Teil der Alpen das Rind in vielen edlen Rassen von großer Wichtigkeit und seine Zucht die Haupterwerbsquelle der Alpenbewohner; überall verbreitet ist die Ziege; auf trocknen oder hohen, vom Rind nicht erreichbaren Gebirgsweiden herrscht das Schaf. Auch das Pferd wird gezüchtet, Esel und Maulesel aber nur im S.
Was die Bevölkerung der Alpen betrifft, so finden wir in historischen Zeiten Völker keltischer Abkunft in ihnen verbreitet, die, durch die Römer unterworfen und romanisiert, später eine Beute der Deutschen geworden und von ihnen meist verdrängt sind, so daß der größte Teil der Gebirgsthäler ganz von Deutschen in Besitz genommen ist; wahrscheinlich sind die in einigen Teilen (in Graubünden und mehreren Thälern von Osttirol) sich findenden sogen. Romanen (Ladiner etc.) Überreste dieser ursprünglichen Bevölkerung.
Jetzt sind die Bewohner der südlichen Thäler zum großen Teil Italiener, zwischen denen sich hier und da inselartig Gruppen von Deutschen erhalten haben; die westlichen Alpen werden von Franzosen, die übrigen Teile von Deutschen bewohnt, nur in den östlichen Teilen (in Kärnten, Krain) haben sich slawische Stämme niedergelassen. Man schätzt die Zahl der Germanen oder Deutschen in den Alpen auf 3½ Mill., die der Romanen ebenfalls auf 3½ Mill., die der Slawen auf 1 Mill. Politisch gehören die Deutschen Alpen fast ganz
mehr
dem österreichischen Staat an; längs des ganzen Südabhanges sind einzelne Thäler Teile des Königreichs Italien, im W. herrscht Frankreich bis an den Genfer See, und der mittlere Teil der Alpen bildet Kantone des Schweizer Staatenbundes.
Unter den Erwerbsquellen der Alpenbewohner nimmt der Ackerbau teils aus klimatischen Ursachen, teils infolge unzureichender Güte des Bodens in vielen Gegenden eine sehr untergeordnete Stellung ein, und die Produktion bleibt hinter dem Bedarf zurück. Die Getreidegrenze liegt in den nördlichen Alpen bei 900, in den Zentralalpen bei 1300 und am Südabhang bei 1550 m; doch gedeiht die Gerste an einzelnen Stellen bis 1650, am Südabhang sogar noch bis 1950 m. Weinbau wird in den drei genannten Regionen bis 500, resp. 600 und 900 m getrieben und zwar namentlich in Steiermark, Südtirol, Veltlin, Wallis und Piemont, deren Produkt zuweilen von hoher Güte ist.
Obstbau wird in geschützten Thälern der Zentral und Westalpen noch bis 12-1500 m gepflegt, Südfrüchte findet man aber nur an den südlichen Abhängen. Hier gedeiht auch der Maulbeerbaum und zwar vornehmlich in vielen Thälern der Ostalpen und Südtirols, wo im Zusammenhang damit eine erfolgreiche Seidenzucht betrieben wird. Weit bedeutender aber als die Bodenkultur ist die Viehzucht. Schweine und Pferde finden sich freilich nirgends in größerer Zahl, doch werden im S. sehr gute Maultiere, unentbehrliche Vermittler des Verkehrs, gezüchtet, und Schafe und Ziegen finden in Graubünden und Tessin auf schwer zugänglichen und spärlichen Weiden noch gute Nahrung.
Doch tritt die Zucht aller dieser Tiere gegen die Rindviehzucht weit zurück, welche auf den trefflichen Alpenweiden (Almen) der Schweiz und Tirols mit vielem Erfolg betrieben wird (s. Alpenwirtschaft). Mit Mineralschätzen ist zwar der ganze Gebirgszug bedacht, die Gewinnung aber nur in den Ostalpen von Belang. Namentlich in Steiermark, aber auch in Kärnten und Krain wird die Förderung und Verarbeitung von Eisenerzen betrieben; denn dort finden sich auch ergiebige Kohlenlager, deren Fehlen in der Schweiz die Ausbeutung zahlreich vorhandener Erzadern verhindert.
Während Steiermark das beste Eisen liefert, kommt von Kärnten Blei, von Krain Zink und Quecksilber. In den Westalpen wurden früher zahlreiche Gruben bearbeitet, die meisten sind in der Folge aufgegeben worden; nur etwas Eisen, Nickel, Blei und Steinsalz, auch Anthracitkohle wird jetzt gefördert. Salz wird aus den Salinen Tirols, Oberbayerns und Salzburgs gewonnen. An Mineralquellen verschiedenster Art sind die Alpen besonders reich; am berühmtesten und besuchtesten sind die Solquellen von Ischl und Reichenhall, der Natronsäuerling von Schuls-Tarasp und der Eisensäuerling von St. Moritz, die Schwefelthermen von Leukerbad und Aix les Bains, die Thermen von Gastein, Bormio und Ragaz-Pfäffers.
Die Industrie einiger Gegenden ist hoch entwickelt, so daß ihre Erzeugnisse sich über die ganze Welt verbreiten. Außer der schon erwähnten Eisenindustrie, welche in Steiermark, Oberösterreich und Tirol, und der Seidenindustrie, welche am Südabfall ihre Sitze hat, treten namentlich leistungsfähig auf die Textilindustrie der Schweiz und Vorarlbergs, kunstreiche Holzschnitzerei im Berner Oberland, im Berchtesgadener Land, Ammergau und in Tirol (Grödener Thal).
In den vom Touristenverkehr vornehmlich berührten Gegenden hat sich ein in seiner Weise einzig dastehendes Wirtshaus- und Führerwesen herausgebildet. In der Schweiz steht die Wirtshausindustrie (15,000 Wirtshäuser) jeder andern an wirtschaftlicher Bedeutung voran. Trotzdem zwingt die Armut der Alpenländer eine große Zahl seiner Bewohner zum Wandern. Aus dem armen Savoyen gehen jährlich Tausende in die Fremde, suchen schon als Knaben ihren Unterhalt, indem sie Murmeltiere oder Affen zeigen, als Stiefelputzer oder Schornsteinfeger arbeiten; mit Teppichen, Handschuhen und Lederwaren ziehen hausierende Tiroler umher, aber die Liebe zur alten an Glücksgütern zwar armen, an Naturschönheiten so reichen Heimat führt die meisten wieder zurück.
Durch diese Schönheiten sind die Alpen auch das Reiseziel aller zivilisierten Nationen geworden und werden es durch die Verbesserung und Vermehrung der Verkehrsmittel immer mehr. Die Eisenbahnen, welche jetzt an Stelle mühsamer Saumpfade bis zum Fuß der höchsten Berge, ja, wie beim Gotthard, Brenner, Semmering, durch oder über die Berge selbst hinwegführen (s. Alpenbahnen), die Dampfer, welche die Seen befahren, prächtige Landstraßen machen das Reisen ebenso bequem wie anziehend.
Der Touristenverkehr richtet sich namentlich nach dem Chamonixthal, dem Berner Oberland mit Interlaken, den Ufern des Vierwaldstätter Sees mit Luzern und dem Rigi, dem Nikolaithal mit Zermatt, dem Engadin, den italienischen Seen, dem Ziller-, Puster- und Ampezzothal, den oberbayrischen Seen, dem Berchtesgadener Lande, dem Salzkammergut und den Kärntener Seen. Eine große Zahl der Touristen verweilt alljährlich in den zahlreichen Sommerfrischen oder in den klimatischen Luftkurorten, wie Montreux, Davos und Meran.
Aber eine von Jahr zu Jahr wachsende Zahl unternehmungslustiger Bergsteiger wagt sich an die ehedem gefürchteten Hochalpen. Wenn im vorigen Jahrhundert Männer wie der Naturforscher Scheuchzer, der vielseitige Gelehrte und Dichter Albrecht v. Haller (in seinem beschreibenden Lehrgedicht »Die),
der erste Ersteiger des Montblanc, Saussure, durch ihre Forschungen eine nicht ganz fruchtlose Anregung gaben, so haben sich doch erst in diesem Jahrhundert die Wissenschaft und Kunst, mit ihnen auch abenteuernder Unternehmungssinn diesem Gebiet zugewandt. Viele der höchsten Spitzen sind erst in neuester Zeit erklommen worden, die Jungfrau schon 1811, der Mönch und die Dufourspitze (höchster Punkt des Monte Rosa) 1855, das Finsteraarhorn 1863, das Matterhorn 1865; die letzte That kostete vier Menschen das Leben.
Für solche Hochgebirgstouren werden vornehmlich aufgesucht die ein Gebirge für sich bildende Masse des Montblanc mit seinen zahlreichen Gletschern, dessen Besteigung, früher so beschwerlich, jetzt sogar von Frauen ausgeführt wird, noch weit mehr aber die Penninischen, Berner, Urner und Glarner Alpen, die Berninagruppe, die Ötzthaler Ferner, der Ortler und die Hohen Tauern, die Dolomit und Porphyrkegel der Südtiroler Alpen, das Wettersteingebirge, die Salzburger Alpen. Nach dem Vorbild des Alpine-Club in England haben sich auch in der Schweiz, in Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien Vereine zur Erforschung der Alpenwelt gebildet (s. Alpenvereine).
Die höchsten stets bewohnten Orte in den Alpen sind: die Stadt und Festung Briançon in der Dauphinée (1323 m) und südöstlich davon das Dorf St. Veran (2035 m), das höchste Dorf Frankreichs;
das Hospiz des Großen St. Bernhard (2472 m), das höchste bewohnte Haus Europas;
das Hospiz auf dem Colle di Valdobbia in den Westalpen;
das Maut- und Zufluchtshaus Santa Maria (2538 m) an der Stilfser
mehr
Straße. Das Averser Thal im Gebiet des Hinterrheins ist das höchste bewohnte Thal Europas, darin das Dorf Cresta in 1950 m und der höchste Häuserkomplex in 2135 m Höhe; im Engadin ist das höchste Dorf der Badeort St. Moritz (1855 m), in Tirol Gurgl (1889 m). Höher, aber nur im Sommer bewohnt, liegen einige Wirtshäuser, z. B. auf dem Faulhorn (2684 m), das Sommerhäuschen auf dem Theodulspaß am Matterhorn (3328 m).
[Litteratur.]
Allgemeines: Saussure, Reise durch die Alpen (a. d. Franz., Leipz. 1781, 4 Bde.);
Berlepsch, Die in Natur- und Lebensbildern (4. Aufl., Jena 1870);
Frey, Die Alpen im Licht verschiedener Zeitalter (Berl. 1877);
Schaubach, Die Deutschen Alpen (2. Aufl., Jena 1865-71, 5 Bde.);
H. Schmid und Stieler, Aus deutschen Bergen (Stuttg. 1873, Prachtwerk);
Noë, Deutsches Alpenbuch (Glog. 1875-85, 3 Bde.);
Ruthner, Berge und Gletscherreisen in den österreichischen Hochalpen (Wien 1864-69, 2 Bde.);
Tuckett, Hochalpenstudien (a. d. Engl., Leipz. 1873-74, 2 Bde.);
Monographien von Payer und Sonklar in den Ergänzungsheften zu »Petermanns Mitteilungen«; Studer, über Eis und Schnee.
Die höchsten Gipfel der Schweiz und die Geschichte ihrer Besteigung (Bern 1869-83, 4 Bde.);
»Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Alpenreisen« (von Gümbel u. a., Münch. 1879-82, 2 Bde.);
Meurer, Handbuch des alpinen Sports (Wien 1882);
die Veröffentlichungen der Alpenvereine (s. d.);
die Zeitschrift »Der Alpenfreund« (Gera 1870-79, 11 Bde.).
Mit der Untersuchung der geologischen Verhältnisse, besonders der Gletscher (s. d.),
haben sich Agassiz, L. v. Buch, Charpentier, Cotta (»Die Alpen«, 2. Aufl., Leipz. 1851),
Desor (»Gebirgsbau der Alpen«, Wiesb. 1865),
Dollfus, Escher v. d. Linth, Forbes, v. Hauer, Heer (»Die Urwelt der Schweiz«, 2. Aufl., Zür. 1879),
v. Mojsisovics, Sir. R. Murchison, Alpen Schlagintweit (»Über den geologischen Bau der Alpen«, Berl. 1852),
Pfaff (»Der Mechanismus der Gebirgsbildung«, Münch. 1880),
v. Richthofen, v. Sonklar, Studer (»Geologie der Schweiz«, Bern 1851-53, 2 Bde.),
Süß (»Die Entstehung der Alpen«, Wien 1875),
Heim (»Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung«, Bas. 1878, 2 Bde.),
Theobald, Tyndall, Vogt, Emmrich (»Geologische Geschichte der Alpen«, Jena 1874),
Penck (»Die Vergletscherung der Deutschen Alpen«, Leipz. 1882) und die geologische Reichsanstalt in Wien beschäftigt. Über die physikalischen Verhältnisse der Alpen schrieben H. und Alpen v. Schlagintweit (»Untersuchungen über die physikalische Geographie und Geologie der Alpen«, Leipz. 1850-54),
Studer (»Geschichte der physischen Geographie der Schweiz«, Zür. 1863),
Mühry (»Das Klima der Alpenwelt«, Götting. 1865),
Pfaff (»Die Naturkräfte in den Alpen«, Münch. 1877),
über die Tierwelt v. Tschudi (»Das Tierleben der Alpenwelt«, 10. Aufl., Leipz. 1875),
Rütimeyer, über die Flora Christ (»Pflanzenleben der Schweiz«, Zür. 1879), Hegetschwyler, Wahlenberg, Kerner, H. Müller u. a. Reisehandbücher über die verschiedenen Alpengebiete von Bädeker, Meyer, Tschudi, Waltenberger, Trautwein, Amthor, den Engländern Murray, Ball u. a. Karten über das Gesamtgebiet: Berghaus Mayr, Karte der Alpen (Gotha 1876, 8 Bl. in 1:450,000); v. Haardt, Wandkarte der Alpen (Wien 1882, in 1:600,000, mit Textheft);
Steinhauser, Wandkarte der Alpen (das. 1880, 9 Bl.);
für die Deutschen Alpen außerdem die betreffenden Sektionen der »Österreichischen Spezialkarte« (1:75,000), Heybergers »Topographische Spezialkarte für die Alpen Bayerns«, Ravensteins vorzügliche »Karte der Ostalpen« (Frankf. 1881 ff., 5 Bl. in 1:250,000, mit Höhenschichten);
für die Schweizer Alpen General Dufours »Topographischer Atlas« (25 Bl. in 1:100,000), »Topographischer Atlas im Maßstab der Originalaufnahmen« (546 Bl. in 1:50,000, bez. 25,000),
die gleichfalls vom topographischen Büreau in Bern bearbeitete »Generalkarte« (4 Bl. in 1:250,000), Karten von Ziegler (hypsometrisch),
Leuzinger u. a. Geologische Karten von Studer und Escher von der Linth (»Carte géologique de la Suisse«, 2. Aufl., Winterth. 1867),
v. Hauer (»Geologische Übersichtskarte der österreich-ungar. Monarchie«, Wien 1867-73, 12 Bl., und »Geolog. Karte« in 1 Bl., 3. Aufl. 1878).
Reliefkarten der Deutschen von Pauliny (Wien), Keil (Salzburg), der Schweiz von Leuzinger (Winterthur 1884), Bürgi (Basel), E. Beck (Bern), Imfeld (Sarnen), Schöll (St. Gallen).