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Die Ostalpen (Deutschen Alpen),
von den westlichern durch die Hinneigung zur Hochflächenbildung und die größere Breite [* 2] unterschieden, haben zugleich einen einfachern Bau; sie zerfallen in drei große, durch breite Längenthäler voneinander geschiedene Gebirgsmassen. Die nördliche Gebirgsmasse beginnt im W. mit den Vorarlberger und Algäuer Alpen, [* 3] die im S. bis zum fahrbaren Arlpaß, der Verbindung zwischen Bodensee und Innthal, im O. bis an das Lechthal reichen. An ihrer Westseite liegen das Thal [* 4] Montafun, das der Bregenzer Aa und der obern Iller (der Algäu), an der Ostseite das Längenthal des obern Lech, der in dem Engpaß von Füssen in die Ebene hinaustritt.
Die höchsten Erhebungen sind die Rote Wand (2701 m), Mädeler Gabel, der Hochvogel. Östlicher bilden die Fortsetzung der Vorarlberger Alpen die Berggruppen der Nordtiroler Alpen, deren nördlicher Abhang das Bayrische Oberland genannt wird, und in denen sich über dem auf weitere Strecken die Hochflächenform annehmenden Boden mehrere Bergketten und isolierte Berge erheben (das Wettersteingebirge mit der Zugspitze 2960 m, das Karwändelgebirge, der Solstein). Drei fahrbare Straßen durchschneiden diese der Fernpaß im W., der Paß [* 5] von Scharnitz in der Mitte, welche das Innthal mit dem Lech und dem Isarthal verbinden, und der Paß längs des romantischen Achensees im O. Im S. werden die Nordtiroler von dem schonen Längenthal des Inns begrenzt, das im W. mit den Engpässen von Finstermünz und Landeck beginnt und im O. mit dem Paß von Kufstein endet, durch den der Fluß die Ebene erreicht. An seinem Ostufer beginnt die Gebirgsmasse der Kitzbüchler Alpen die sich im O. bis zum Thal der Saalach, im S. bis an den Pinzgau ausdehnen; die höchsten Erhebungen sind an der Ostseite das Birnhorn (2632 m), im SW. der Katzenkopf, aber der interessanteste Punkt ist das Kaisergebirge (2331 m) nahe am Inn zwischen seinem und dem das ganze Gebirgsland durchschneidenden Achenthal.
An der Ostseite der Saalach erheben sich die Salzburger Alpen, welche durch das Thal dieses Flusses, das im S. mit dem der Salzach am Zeller See unmittelbar in Verbindung steht, und durch das der letztern rings umschlossen und von den umliegenden Bergen [* 6] ganz getrennt sind. In der Mitte liegen ihre höchsten Erhebungen (der Hochkönig 2938 m, der Watzmann), an deren Nordseite sich das romantische Thalland von Berchtesgaden, wohl der schönste Alpendistrikt Deutschlands, [* 7] ausbreitet, aus welchem eine fahrbare Straße über den Hirschbühl in das Saalachthal führt.
Östlich von der Salzach folgen dann die Alpen des Salzkammerguts, deren höchste Teile an der Südseite längs des Thals der Enns sich hinziehen. Den Mittelpunkt derselben bildet die Gebirgsgruppe des Dachsteins (2996 m) und Thorsteins, an deren Ostseite eine fahrbare Straße über Aussee in das Ennsthal führt, und an deren Nordseite sich das liebliche Traunthal, das Salzkammergut [* 8] im engern Sinn, mit seinen schönen Alpenseen hinzieht (der seiner Aussicht halber berühmte Schafberg). Westlich von dieser höchsten Gruppe läuft gegen die Salzach hin das Tännengebirge (der Raucheck 2428 m), östlich das Tote Gebirge und die Gebirgsmasse des Priel (der Große Priel 2514 m). Im S. und O. werden diese Berge von dem Ennsthal eingeschlossen, und ihre Fortsetzungen verbinden sich östlich von der Enns mit dem Ende der mittlern Gebirgsmasse der Deutschen Alpen; gegen N. erstrecken sich ihre niedrigen Vorberge bis gegen das Donauthal (s. unten).
Im S. begrenzt die nördlichen Deutschen Alpen ein System von Längenthälern, im W. das des Inns von dem Paß von Landeck bis zu dem von Kufstein, in der Mitte das der Salzach (der Pinzgau) am südlichen Abhang der Kitzbüchler und der Salzburger Alpen, an deren Ostseite die Salzach in dem Engpaß des Lueg in die Ebene hinaustritt, östlicher das mit dem Salzachthal unmittelbar verbundene Thal der Enns, welcher Fluß an der Ostseite des Prielgebirges durch den Engpaß des Gesäuses in das Donauthal gelangt.
Die mittlere Gebirgsmasse der Deutschen Alpen beginnt im W. mit den Ötzthaler Alpen, die von den Rätischen Alpen durch den Paß der Reschenscheideck zwischen dem Innthal und der Quelle [* 9] der Etsch, einen der bequemsten Alpenpässe, getrennt und im S. durch den Vintschgau (Thal der Etsch) begrenzt werden. Ihre höchsten, von ausgedehnten Gletschern umlagerten Erhebungen liegen im Südteil an den Quellen der Ötz (die Wildspitze 3776 m, die Weißkugel oder das Schweinser Joch, die Similaunspitze); auch der Ostteil, der den Namen Stubaier Alpen führt, enthält noch bedeutende Berge (der Zuckerhut 3511 m). Die größten Thäler dieser von keinem Paß durchbrochenen Gebirgsmasse, das Kaunz-, Piz-, Ötz- und Stubaier Thal, ziehen sich nach N. herab zum Innthal; gegen S. sind die zum Vintschgau abfallenden Verzweigungen kürzer, außer im östlichen Teil am Sarnthal. Im O. werden die Ötzthaler Alpen durch den jetzt von einer Eisenbahn übersetzten Brennerpaß, welcher Innsbruck [* 10] mit Bozen [* 11] verbindet, von den Zillerthaler Alpen geschieden, deren höchster Teil eine nach NO. sich erstreckende Gebirgskette (die Hochseilerspitze 3506 m, der Schwarzenstein und die Löffelspitze) an der Nordseite des obern Ahrenthals (Pettau) bildet. An ihrer Nordseite breitet sich das Zillerthal mit seinen vielen Armen aus, von deren östlichstem der Gerlospaß zu dem Anfang des Pinzgaus führt; gegen S. reichen die Verzweigungen am Ahrenthal hinab bis zum Pusterthal.
Der Paß der Krimler Tauern trennt die Zillerthaler von ihrer Fortsetzung, den Hohen Tauern, einer der gewaltigsten Gebirgsmassen der Deutschen Alpen, deren höchster Teil eine zusammenhängende, gegen O. bis an den Lungau ziehende Gebirgskette mit hohen, von ausgedehnten Gletschermassen umgebenen Gipfeln (der Großglockner 3797 m, der Großvenediger, Dreiherrenspitz, das Wiesbachhorn, Hochalpenspitz) ausmacht, die nur von wenigen beschwerlichen Saumpfaden überschritten wird.
Sie senkt sich gegen N. schneller und steiler zum Pinzgau herab; den Abhang durchschneiden zahlreiche durch ihre Naturschönheiten hochberühmte, besonders durch ihre prächtigen Katarakte ausgezeichnete Querthäler, das Kriml-, Stubach-, Fusch-, Gastein-, Arlthal. Im S. ziehen sich vor dem Abhang zwei größere Längenthäler hin, im W. das Thal Dessereggen, im O. das der Möll, welche wieder durch hohe Gebirgszüge, das erste durch die Antholzer Alpen (Hochgall 3442 m, der Lengssteinferner) und die von Dessereggen (der Panargenspitz 3168 m), das zweite durch die Gebirgsgruppe des Kreuzeck (der Polinik 2780 m) vom Drauthal getrennt werden. Am östlichen Ende teilen sich die Hohen Tauern in zwei durch das Quellthal der Mur (den Lungau) getrennte Arme, über ¶
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welche hier die ersten fahrbaren Pässe im O. des Brenner, der Radstädter Tauern- und der Katschbergpaß (1641 m), von Salzburg [* 13] nach Klagenfurt [* 14] führen.
Der nördliche dieser beiden Arme, der zuerst den Namen der Steirischen Alpen führt, erstreckt sich zwischen den parallelen Längenthälern der Enns und Mur gegen O. Den höchsten Teil derselben bildet eine in der Mitte zwischen jenen Thälern hinziehende Gebirgskette (der Hochgolling 2863 m), deren östlicher Teil die Seckauer Alpen heißt; an der Westseite der letztern führt der fahrbare Paß des Rottenmanner Tauern über das Gebirge vom Ennsthal nach Judenburg. Im O. werden diese von den gegen SO. sich hinziehenden Thälern der Palte und Liesing begrenzt, deren Quellen der fahrbare Paß des Schobersattels verbindet, einer der bequemsten Alpenpässe, auf dessen Kammhöhe sich Kornfelder ausbreiten; von da an dehnt sich die Fortsetzung des Gebirges unter dem Namen der Steirisch-Österreichischen in viel größerer Breite zwischen den Thälern der Donau und Mur aus, bis es im O. von Wiener-Neustadt an der ungarischen Ebene endet. Es besteht hier aus einer Reihe von Gebirgsgruppen von pittoresken Formen, die aber nicht mehr die Hochgebirgsnatur haben und durch tiefere Einsenkungen getrennt sind.
Zwei parallele Längenthäler durchschneiden es gegen SW., das der Salza und das der Mürz; im nördlichen Teil an der Salza liegen der Dürrenstein und der Ötscher, zwischen den beiden Längenthälern der Reichenstein, der Hochschwab (2278 m), die Veitschalp, der Wiener Schneeberg, im S. der Mürz der Wechsel, und zwischen den beiden letztern Bergen führt der von einer Eisenbahn überschrittene Paß des Semmering von Wien [* 15] nach Graz. [* 16] Gegen N. senken sich diese Berge in das Donauthal, im S. an der Südseite der Mürz in die hügelige Ebene Oberungarns herab.
Die nordöstlichste Fortsetzung dieser Alpen ist der Wiener Wald, der seine höchste Erhebung im Schöpfel (893 m) hat und am Donauufer bei Wien mit dem Kahlenberg endet. Viel kürzer ist der zweite Arm der Gebirgskette, der sich unter dem Namen der östlichen Kärntner Alpen vom Katschbergpaß an nach O. ausdehnt und seine höchste Erhebung in einem nahe am Murthal hinziehenden Gebirgszug hat (mit dem Eisenhut 2441 m, dem Königstuhl, der Kuhalp), von dem er sich in weiten Verzweigungen, die von den Thälern der Gurk und Lavant durchschnitten werden, nach S. zum Drauthal hinabsenkt. An der Ostseite der letztern bildet die Kette der Stainzer Alpen (mit der Saualp 2081 m) die Grenze gegen das Murthal und das Hügelland von Untersteiermark.
An der Südseite der mittlern Deutschen Alpen erstreckt sich ein ununterbrochenes System von Längenthälern von W. nach O. Es beginnt im W. mit dem Längenthal der obern Etsch (dem Vintschgau), das durch den Engpaß von Klausen an dem Eisack mit dem Thal der Rienz (dem Pusterthal) in Verbindung steht; aus diesem führt der Paß des Toblacher Feldes in das Thal der Drau, welches bis zu seinem Eintritt in die Ebenen von Ungarn [* 17] die mittlern von den südlichen Deutschen Alpen trennt.
Diese werden im W. durch das Thal des Oglio von den Bergamasker Alpen geschieden. Ihren Anfang haben sie in der Gebirgsgruppe des Ortler, zwischen dem Veltlin, dem Vintschgau und dem Thal des Nos, die einen der großartigsten Gebirgsdistrikte der ganzen Deutschen Alpen bildet. Die höchsten Berge enthält sie im Nordwestteil (der Ortler 3905 m, der Zebru [Königsspitze], der Monte Tresero); östlicher sind auch noch um die beiden parallel nach NO. ziehenden Thäler Martell und Ulten bedeutende Höhen.
Über diese Alpen führt nahe am nördlichen Fuß des Ortler die berühmte fahrbare Straße des Stilfser Jochs, die höchste aller Alpenkunststraßen (2756 m), vom Etsch zum Addathal. Den Raum südlich von diesen Bergen zwischen dem Oglio und der Etsch nehmen die westlichen Trientiner Alpen ein, deren höchste Spitzen im nördlichen Teil, der Adamellogruppe, liegen (der Presanella 3561 m, der Adamello, die Cima di Brenta). An der Nordseite dieser Berge zieht sich das große Thal des Nos (Sulzberg und Nonsberg) nach O. hin, an dessen Quelle der fahrbare Paß des Tonale nach Camonica führt; die südlichen Verzweigungen zur lombardischen Ebene umschließen das Thal der Sarca (Judikarien), welcher Fluß in den Gardasee mündet, dessen Ostufer der Monte Baldo vom Etschthal trennt. Im O. dieser Berge zieht sich das Thal der mittlern Etsch von Bozen gegen S., bis der Fluß in dem Engpaß von Ala in die lombardische Ebene eintritt. An seiner Ostseite erheben sich zunächst an der Südseite des Thals der Brenta (Val Sugana), das im W. durch den Paß von Pergine mit dem Etschthal verbunden ist, die östlichen Trientiner oder Lessinischen Alpen, deren höchste Spitzen im nördlichen Teile liegen (Cima Duodici 2331 m, Cima Covel Alto).
Nördlich vom Val Sugana beginnen die Südtiroler Dolomitalpen zwischen der Etsch und der Piave, die durch die pittoresken Formen ihrer Berge ausgezeichnet sind. Sie zerfallen in drei Abteilungen, von denen die südliche zwischen Val Sugana und dem großen Thal des Avisio (Fassa im obern, Fleims im untern Teile) liegt und von zwei größern nach S. gehenden Thälern, dem des Cismone (Primiero) und dem des Cordevole, durchschnitten wird; sie enthält die bedeutendsten Höhen (Marmolata di Penia 3494 m, Cima de Lagorei, Cima d'Asta, Monte Pelmo). Die nordwestliche im W. des Thals der Gader (Enneberg) ist vorzugsweise wegen der großartigen Bildung ihrer Gipfel (der Langkofel 3179 m, die Geißler Spitz, der Schlern) berühmt; die nordöstliche (mit der Croda Rosa, der Dreischusterspitz 3160 m) wird im östlichen Teil von der fahrbaren Ampezzaner Straße, die das Piavethal mit dem Pusterthal verbindet, durchschnitten.
Zwischen den Thälern der Piave und des Tagliamento liegen zunächst an der Südseite des Drauthals die
Karnischen Alpen. Ihr nördlicher Teil zwischen dem Drau- und Gailthal zerfällt durch den Paß von Mauthen in zwei Teile (im westlichen
die Sandspitze 2801 m, im östlichen die Villacher Alp 2167 m). Südlich davon
begleitet das Längenthal der Gail, das im W.
durch das Karditscher Joch mit dem Drauthal in Verbindung steht, die Kette der eigentlichen Karnischen Alpen (Paralba 2690 m,
Colliano, an dem alten Römerweg des Pleckenjochs oder Monte Croce).
Die südlichen Verzweigungen dieser Kette bilden die bis zum lombardischen Tiefland sich herabsenkenden Friauler Alpen (Monte Cridola 2583 m, Monte Premaggiore), die von den öden und mit Steinen bedeckten Thälern der Arme des Tagliamento durchzogen werden. Die Karnischen Alpen werden von dem Paß von Pontafel (Pontebba) durchschnitten, der Klagenfurt mit der Lombardei verbindet und einer der bequemsten der ganzen Alpen ist. Östlicher teilt sich das letzte Glied der [* 18] Deutschen in zwei Abteilungen, zwischen denen sich das breite Thal der Save nach SO. hinzieht. ¶