(Alpdrücken,
Drula,
Mahr, Incŭbus), ein eigentümlicher beängstigender Traumzustand, der manche
Menschen beim
Einschlafen
oder vor dem Erwachen zu befallen pflegt. Der Träumende hat die
Empfindung als
ob eineLast, ein
Tier, ein Gespenst etc. auf
ihm läge; er empfindet dabei die entsetzlichste
Angst, er versucht, sich zu bewegen oder zu schreien,
aber er kann nicht. Gelingt es ihm, sich zu ermuntern, so ist der Alp verschwunden und der Anfall vorüber; aber beim
Erwachen fühlt man sich meist sehr matt, hat heftiges
Herzklopfen, ist in
Schweiß gebadet und kann sich nur allmählich beruhigen.
Das
Alpdrücken wird durch die unklareEmpfindung einer während des
Schlafes eintretenden Atmungsbehinderung
hervorgerufen und hat fernen
Grund stets in abnormen körperlichen Verhältnissen.
Alles, was zu
Träumen überhaupt disponiert,
kann auch den Alp veranlassen, namentlich starke
Mahlzeiten vor dem
Einschlafen,
Ausdehnung
[* 2] der Gedärme mit
Luft, wodurch das
Zwerchfell nach
oben gepreßt wird, enge Kleidungsstücke, Stockung desBluts in dem
Herzen und den Lungengefäßen.
Am häufigsten kommt der Alp bei
Jünglingen vor, besonders bei reizbaren und nervenschwachen; auch bei fetten und wohlgenährten
Personen.
Bald kommt der Anfall in jeder
Nacht, bald wiederholt er sich nur in größern Zwischenräumen. Da der Alp keine
Krankheit, sondern
nur ein durchStörungen in der
Brust oder dem
Unterleib veranlaßter Traumzustand ist, so kann auch von
einer eigentlichen
Kur desselben nicht die
Rede sein.
Wohl aber kann seine Entstehung verhütet werden, indem man beim
Einschlafen
die Rückenlage vermeidet, vor dem Schlafengehen den
Magen
[* 3] nicht anfüllt und, wenn ein krankhafter Zustand in denOrganen
der
Brust oder des
Unterleibs die bedingende
Ursache ist, sich ärztlichen
Rats bedient.
Viele
Personen sind in diesem Traumzustand fähig, die
Beine zu bewegen, und man hat für solche vorgeschlagen, eine
Leine mit
einer Klingel so anzubringen, daß ein
Stoß mit dem
Fuß die Klingel tönen macht und denSchläfer erweckt.
Der Alp war im
Mittelalter und ist bei vielen noch jetzt
Anlaß und Gegenstand mannigfachen
Aberglaubens. Im
Mittelalter wurde
er unter die schwarzen Berggeister,
Zwerge, Nachtelfen gezählt. Man identifizierte ihn später auch mit dem
Teufel; »der
Teufel
hat dich geritten« ist s. v. w. »dich hat
der
Mahr geritten«.
WieFrauHolle Gespinst oder
Haare
[* 4] verwirrt, selbst verworrene
Haare trägt, ein struppiges
Haar
[* 5] Hollenzopf
heißt, so wickelt der Nachtalp das
Haar der
Menschen,
Mähne und
Schweif der
Pferde
[* 6] in
Knoten, daher: Alpzopf, Drulenzopf,
Wichtelzopf
(von Wicht, d. h.
Zwerg oder Alp) und
Weichselzopf. In
Frankreich bildete sich im 13. und 14. Jahrh. der
Glaube an den Alp als bösen
Geist fast systematisch aus. Man wußte von einem männlichen Alp (un incube) und einem weiblichen
(une succube), welche auf Verführung der
Menschen, besonders der
Jünglinge und
Jungfrauen, ausgingen, welchen
Wahn sogar die
Sorbonne (1318) bestätigte.
[* 7] (wahrscheinlich v. kelt. alp oder alb, s. v. w.
»hoch,
Berg«),
Hochgebirge, welche, unähnlich gewöhnlichen
Gebirgsketten, aus einzelnen Gebirgsstöcken
(Gruppen) zusammengesetzt
sind. Die einzelnen
Berge sind durch sattelförmige
Erhebungen
(Cols) und schmale
Rippen
(Joche), oft auf
langen
Distanzen, zusammengeknüpft. Von bedeutender absoluter
Höhe, steigen sie öfters über die
Schneelinie empor und haben
gemeiniglich eine breite
Basis.
Ihre Gehänge sind tief gefurcht, zerrissen, gezackt, mit schroffen, oft lotrecht abstürzenden,
häufig sehr tiefen Schluchten. Die Alpen werden gewöhnlich nach dem Land benannt, in welchem
sie liegen. Schlechthin führt den
Namen Alpen das große Hochgebirge Zentraleuropas (bestehend aus den
Schweizer, Savoyischen,
Tiroler,
Salzburger, Steirischen etc. Alpen). Außerdem sind zu nennen: die Siebenbürgischen,
die
Skandinavischen in
Europa,
[* 8] die Abessinischen in
Afrika,
[* 9] die
NordamerikanischenSeealpen etc.
[* 7] (hierzu
Karte»Höhenschichten der Alpen«). Der
Name dieses mächtigen Hochgebirges im mittlere
Europa, des höchsten dieses
Erdteils und zugleich des vollkommensten und am besten entwickelten aller Hochgebirge der
Erde,
wurde schon von den
Römern bei der
Bevölkerung
[* 10] vorgefunden und ist wahrscheinlich keltischen Ursprungs (alb, s. v. w. hoch).
Die Alpen erstrecken sich vom untern Rhônethal gegen O. bis an die
Ebenen Oberungarns und erscheinen, von
N. wie von S. gesehen, schon aus der
Ferne wie eine durch
Höhe und
Reichtum der
Formen überwältigende Gebirgsmauer, auf dem
größten Teil ihrer
Länge von Hochgipfeln überragt, die mit ewigem
Schnee
[* 11] bedeckt sind. An allen Seiten erheben sich die
Berge schroff und von den daran grenzenden
Landschaften scharf geschieden; den schroffsten Abhang wenden sie jedoch der Südseite
zu, wo auch die relative
Höhe die bedeutendste ist.
Ringsum sind die von
Ebenen umgeben, und nur
an dreiPunkten stehen sie mit andern
Gebirgen in Zusammenhang, mit den
Apenninen im
SW., dem
SchweizerJura im
NW., den Kalkplateaus der
Balkanhalbinsel
[* 12] im SO. Im
SW. reichen sie, wenngleich
die geologische
Bildung sich noch östlicher bis zum
Paß
[* 13] der
Bocchetta verbreitet, mit ihrer charakteristischen
Natur nur wenig
über den
Col di Tenda gegen O., wo sie mit den Anfängen der italienischenGebirge in unmittelbarer
Verbindung
stehen, und sind hier bis zur Mündung des
Rhône durch das
Küstenland des
Mittelmeers
[* 14] begrenzt; die Westgrenze bildet das
Rhônethal bis zum
Genfer See, wo am Rhôneknie unterhalb der Stadt der
SchweizerJura mit den in
Verbindung tritt; die Nordgrenze
bilden die großen
Ebenen des Aaregebiets in der
Schweiz
[* 15] und des Donaugebiets in
Deutschland
[* 16] bis nach
Wien,
[* 17] die Ostgrenze die
Ebene von Oberungarn. Im S. des
Thals der
Drau stehen dagegen die letzten
Ausläufer der in den sogen.
Julischen
Alpen mit den Bergzügen
Kroatiens und dem istrisch-dalmatischen
Hochland in unmittelbarer
Verbindung; an der Südseite bildet
bis zum
Col di Tenda die lombardische Tiefebene die
Grenze des Hochgebirges.
Dasselbe dehnt sich hiernach über zwölf Längengrade (6-18° östl. L. v. Gr.)
von dem untern
Rhône bis zum Donauthal bei
Wien 1036 km weit aus, während die
Breite
[* 18] im W. kaum 75, im O. dagegen durch das
strahlenförmige Auslaufen der
Ketten bis über 300, durchschnittlich etwa 175 km beträgt. Die Alpen nehmen
also, von 43-48° nördl.
Br. liegend, fast genau die Mitte zwischen
Äquator und
Nordpol ein. Sie bedecken ohne die angrenzenden
Hochebenen ein Gebiet von etwa 240,000 qkm und haben eine mittlere
Erhebung von 1400 m. Man erhält ein
Bild von der
Masse des
Gebirges, wenn man bedenkt, daß
¶
dasselbe, auf der Oberfläche Europas gleichmäßig ausgebreitet, diese um 6½ m erhöhen würde. Während die Westalpen sich
von S. nach N. allmählich mehr und mehr erheben, nimmt die Höhe von den höchsten Punkten aus in östlicher Richtung wieder
ab. Vom Montblanc, dem höchsten Berg nicht nur der Alpen, sondern ganz Europas (4810 m), bis zu den Quellen
der Etsch liegen die Gipfel zwischen 4800 und 2600 m, östlich davon zwischen 4000 und 1600 m; dort beträgt die Kammhöhe
der Hauptrücken nicht unter 2600 m, hier sinkt sie bis 2000 m herab, und ähnlich verhält es sich mit der Paßhöhe. Die
Ebenen und Thäler, welche die Alpen umgeben, haben sehr verschiedene Meereshöhe. Im W. liegt Valence 104, Lyon
[* 22] 174 m, im S. Turin
[* 23] 239, Mailand
[* 24] 114, Brescia 139, Bassano 149, Udine 108 m, im N. Wien 157, Passau
[* 25] 279, München
[* 26] 520, Konstanz
[* 27] 400, Zürich
[* 28] 412, Bern
[* 29] 540 m hoch;
die Ebenen am Nordabhang haben also eine weit bedeutendere Erhebung als die an den übrigen Seiten.
Die Alpenthäler, die von so hervorragender Bedeutung sind, da sie den größten Teil der Bevölkerung, gegen 8 Mill. Bewohner,
und der Kultur des Hochgebirges in sich schließen, teilt man nach dem Verhältnis zu den Gebirgszügen, in
denen sie liegen, in Längen- und Querthäler, nach ihrer Zusammengehörigkeit und Abhängigkeit voneinander in Haupt- und
Seitenthäler. In den Längenthälern, die dem Hauptzug des Gebirges folgen, zeigen sich die großen Vorzüge, welche den Bau der
Alpen vor dem aller andern Hochgebirge der Erde auszeichnen, ganz vorzüglich; sie sind so zahlreich und
ausgedehnt wie verhältnismäßig in keinem andern Hochgebirge, ja von solchem Umfang, daß sich in einzelnen sogar eigne
Staaten haben entwickeln können.
IhreBildung zeigt eine gewisse Regelmäßigkeit, ja Einförmigkeit; es sind gewöhnlich tiefe, in gerader Linie sich hinziehende,
breite und von hohen Bergwänden eingeschlossene Furchen, die mit allmählicher Steigung bis tief in das
Herz des Gebirges führen. Ist der Thalboden, was nicht selten der Fall ist, versumpft, so liegen die Dorfschaften mit ihren
Feldern und Gärten auf den sich häufig längs der Wände meist gleichförmig hinziehenden höhern Stufen oder auf den Schutthalden
an den Mündungen der in das Hauptthal einfließenden Bäche.
Den Typus der Längenthäler in den Alpen zeigen am treuesten das Thal
[* 30] des Rhône im Wallis,
das Vorderrheinthal und das Engadin, die Thäler
der Salza, Enns, Drau, Save und Mur. Die Querthäler, welche mehr oder weniger einen rechten Winkel
[* 31] mit der Richtung der Hauptgebirgsmassen
bilden, in das Innere derselben eindringen und sie sogar durchschneiden, sind bei weitem großartiger und
malerischer als die Längenthäler; sie haben viel steilere Wände, sind voll unregelmäßiger Felsenstürze und meist viel
kürzer.
Besonders in den Zentralalpen bestehen sie oft aus einer Reihe stufenartig übereinander gelagerter, oft runder, meist aber
länglicher Weitungen, die in frühern Zeiten Seebecken gewesen sind, sich aber mit der Zeit entleert
haben. Der Bach, der sie durchströmt, fließt anfangs zwischen flachen Ufern mäßig schnell, gräbt sich aber später immer
tiefer in dem Boden ein und tritt endlich in einer durch das Zusammenrücken der begrenzenden Bergwände gebildeten Schlucht,
in der er oft schöne Katarakte bildet, in das tiefer liegende Becken ein. In den Weitungen liegen die Dörfer,
deren Bewohner meist Viehzucht
[* 32] treiben. Beispiele von Querthälern sind die Thäler des Rhône unterhalb
Martigny, der Aare, Reuß,
[* 33] Linth, des Rheins unterhalb Chur,
[* 34] das Gasteiner, Ötz- und Möllthal.
Die Alpenthäler haben ihre jetzige Gestalt erst durch die Einwirkung des Wassers erlangt. Die Bäche und
Flüsse
[* 35] erhalten ihren Wasserreichtum mehr aus den ausgedehnten Feldern des ewigen Schnees (Firns) in den Mulden der Schneeregion
und von den sich weit herabziehenden Gletschern (Schnee und Eis
[* 36] bedecken eine Fläche von etwa 3300 qkm) als aus den äußerst
zahlreichen Quellen. Hieraus erklärt es sich, weshalb die aus Gletschern abfließenden Alpenströme gerade
im Sommer bei der größten Hitze am wasserreichsten sind, im Gegensatz zu den bloß von Quellen ernährten Flüssen.
In den Kalkalpen sind dagegen die Höhen nicht selten arm an Wasser, das durch Spalten und Risse in höhlenartige Räume im
Innern der Berge eindringt, um später in starken Quellen am Fuß der Höhen wieder hervorzubrechen. Aus den Bächen in den hoch
gelegenen Thälern entstehen tiefer unten Flüsse, welche das Wasser in die Ebene hinausführen. Während sie in den obern Teilen
gewöhnlich starken Fall haben, schleichen sie in den Thalweitungen oft langsam dahin und bilden große
Sümpfe.
Der von den kleinern Flüssen fortgeführte Kies und Schutt wird beim Eintreten in größere Thäler oder in die Ebenen in oft
bedeutenden Schutthalden abgesetzt, die in den häufig stark versumpften Thälern die Anlage von Dörfern und den Anbau ermöglichen.
Charakteristisch für das Flußsystem der Alpen ist die strahlenförmige Ausbreitung der Wasserläufe.
So kommen vom St. Gotthard außer der Reuß drei Flüsse, der Rhein, der Rhône und der Tessin,
herab, die ihre Wasser beziehentlich der
Nordsee, dem Mittelmeer und dem Adriatischen Meer zuführen.
Zwei andre Flüsse, die zwar nicht vom St. Gotthard selbst, aber doch ganz in der Nähe entspringen, sind
die Aare, der Hauptzufluß des Rheins, und der Inn, der, obwohl bedeutender als die Donau, doch nach der Verbindung mit derselben
zu gunsten der letztern auf seinen Namen verzichten muß. Also fünf Flüsse, die nach vier Meeren hin von einer Alpengruppe
ausstrahlen. Den Flußgebieten des Rheins, des Rhône, der Donau und des Po und damit der Nordsee, dem Mittelmeer,
dem Schwarzen und dem Adriatischen Meer gehören fast alle Alpenflüsse an. Von Seen befinden sich im Innern des Hochgebirges
nur unbedeutende; von desto größerer Wichtigkeit sind die am südlichen wie am nördlichen Abhang an den Ausgängen
der großen Thäler liegenden sehr tiefen Seebecken (Lago Maggiore, Comer und Gardasee, Genfer, Züricher und Bodensee, Chiem-,
Traun-, Attersee etc.), welche den sie durchfließenden Gebirgsströmen als Läuterungsbecken dienen,
in denen diese allen Schutt absetzen. Während sie im obern Teil von hohen Bergwänden umschlossen sind, öffnen sie sich
unten in die Ebene, indem sie so die Schönheiten und Vorzüge der Natur des Gebirges und der Ebene vereinigen.
MancheBecken sind jetzt durch die Ablagerungen der Gebirgsflüsse ausgefüllt.
In denPässen, welche die Anfänge der an entgegengesetzten Teilen einer Kette entstehenden Thäler verbinden, zeigen sich die
Vorzüge des Baues der Alpen ganz besonders. Bei keinem andern Hochgebirge ist der Unterschied zwischen
der Durchschnittshöhe der Kämme und der Gipfel so bedeutend wie bei ihnen; die Folge davon ist die leichte Passage der über
die Höhen führenden Straßen. Wenn alle Hochgebirge auf die sie umgebenden
¶