mit 1-1,75 m hohem,
meist einmal gabelästigem
Stamm, bläulich grünen, unterseits weiß gefleckten Blättern mit weißen Stachelzähnen, reichblütiger
Traube und purpurroten, an der
Spitze grünlichen
Blüten, wächst im Küstengebiet
Ostafrikas und am
Kap, nicht auf der
InselSokotora, wo vielmehr Aloë PerryiBaker vorkommt. Aloë ferox Mill. (s. Tafel
»Kakteen«),
[* 4]
oft 6 m hoch, mit schwarzpurpurnen
Stacheln an den Blättern, verzweigtem Blütenschaft und blaßroten, grünlich gestreiften
Blüten, am
Kap. Aloë lingua Mill.,
stammlos, mit zweizeiligen, zungenförmigen, glatten Blättern und grünen, am
Grund roten
Blüten, amKap.
Diese und andre
Arten liefern ebenfalls Aloe und werden als
Zierpflanzen kultiviert. Die Aloeblätter enthalten zwar
Gespinstfasern,
[* 5] welche an der Westküste
Afrikas zu
Stricken und
Netzen, auf
Jamaica zu
Webereien benutzt werden; der
Aloehanf (s. d.) des
Handels
stammt aber nicht von Aloearten ab. Die sogen. 100jährige Aloë ist
Agave americana; über die der
Bibel
[* 6] s.
Aloeholz.
der eingetrocknete bittere Saft, welcher sich in besondern
Gefäßen der fleischigen
Blätter der Aloearten (s.
Aloe, Pflanzengattung) findet. Man benutzt zur Gewinnung dieses Safts mehrere Aloearten und verfährt in der einfachsten
Weise, indem man die großen, fleischigen
Blätter abschneidet, übereinander schichtet und den freiwillig
austretenden bittern Saft eindampft, bis die
Masse beim Erkalten erstarrt. Je nach der im einzelnen abweichenden Gewinnungsart
und der angewandten Aloespezies zeigt die
Ware verschiedene
Beschaffenheit.
Schnell eingedampfter Saft gibt eine undurchsichtige, etwas kristallinische Aloe, welche seit
Dioskorides als
leberfarbene Aloe (Aloë hepatica) unterschieden wird. In
Deutschland
[* 8] verwendet man hauptsächlich die Kapaloe (Aloe lucida),
eine stark glasglänzende, in kleinen
Splittern rötliche bis hell gelbbraune, durchsichtige, im auffallenden
Licht
[* 9] fast schwarze,
nicht kristallinische
Masse, welche, völlig ausgetrocknet, bei 100° nicht erweicht, überhaupt nicht ohne
Zersetzung schmilzt.
Lufttrockne Kapaloe enthält 7-14 Proz.
Wasser; bei 100° getrocknet, besitzt sie ein
spezifisches Gewicht
von 1,364; sie gibt ein trübhellgelbes
Pulver und löst sich von allen
Sorten am reichlichsten in
Wasser und
Alkohol. Barbadosaloe
ist härter, tiefbraun, auf den Bruchflächen nicht glänzend, etwas kantendurchscheinend, kristallinisch.
Sokotora-Aloe von
Bombay,
[* 10]
Sansibar,
[* 11] ostindische von den Küstenländern des
RotenMeers und
Aden,
[* 12] ist schön braunrot oder mehr
leberfarbig, sehr kristallinisch, kommt auch weich und selbst flüssig in den
Handel.
Die Aloesorten verdanken ihren schwach eigentümlichen
Geruch einem sehr geringen
Gehalt an ätherischem
Öl und schmecken widerlich
bitter. 3 Teile Aloe lösen sich klar in 6 Teilen kochendem
Wasser, bei 0° aber scheiden sich allmählich 2 Teile
Aloeharz wieder aus, welches nicht bitter schmeckt und in
Alkohol,
Äther und
Alkalien löslich ist. Die vom
Harz befreite braune,
wässerige
Lösung reagiert schwach sauer und gibt beim
Verdampfen das
Extractum Aloës.
Alkohol löst Aloe vollständig oder fast
vollständig, und diese
Lösung (1 Teil Aloe und 5 Teile
Alkohol) ist als Tinctura Aloës offizinell.
Aus der Aloe ist ein kristallisierbarer
Bitterstoff,
Aloin, abgeschieden worden, welcher die physiologische
Wirkung der in erhöhtem
Maß besitzt. Die verschiedenen Aloesorten
liefern aber voneinander abweichende Aloine, die zu einander in naher Beziehung
stehen und vermutlich
Derivate des
Anthracens sind. Mit
Salpetersäure gibt das
AloinChrysaminsäure. Man
benutzt Aloe als Abführmittel, welches die
Verdauung nicht stört, im Gegenteil etwas anregt und bei längerm
Gebrauch keine
Steigerung der
Dosis erfordert. Sie befördert aber
Neigungen zu
Blutungen und ist auch bei
Schwangerschaft ausgeschlossen. -
Die Aloe war schon den Alten bekannt,
Alexander d. Gr. soll sich um die
Hebung
[* 13] der Aloeproduktion bemüht
haben.
(Pita,
Domingo-,
Kampeschehanf), aus den Blättern mehrerer Agavearten in
Amerika,
[* 15]
Ostindien
[* 16] und
Algerien
[* 17] gewonnene
Gespinstfaser, ist gelblichweiß, glänzend, sehr fest und dauerhaft, widersteht der Nässe und erlangt
unter
Wasser sogar eine gesteigerte absolute
Festigkeit.
[* 18] Der Aloehanf dient besonders zur Herstellung von
Tauen, welche viel stärker
und elastischer als hänfene sind und nicht geteert zu werden brauchen. Sie sind in der nordamerikanischen
Marine und auch in der belgischen in Anwendung. In
Belgien
[* 19] dargestellte Breitseile haben sich in
Bergwerken gut bewährt. Man
fertigt aus Aloehanf auch Packtücher, Kaffeesäcke,
Teppiche,
Papier und benutzt ihn als
Indiafaser zu Polsterungen.
AquilariamalaccensisLam. (Aloeholz ovataCuv.) auf
Malakka liefert ebenfalls
Adlerholz (Rhodiser Dornholz,
Aspalathholz), welches zu
seinen Tischlerarbeiten benutzt wird. Seit dem 17. Jahrh. kommt ein wohlriechendes Aloeholz aus
Mexiko,
[* 22] welches von Elaphrium graveolens Knuth.
(Burseracee) abstammen dürfte. Das von
Aquilaria Agallocha enthält nur wenig
wohlriechendesHarz, und man schneidet daher die harzfreien Teile weg oder gräbt die
Stämme in
Erde, wobei
dann alles wertlose
Holz verwest und die reine
Aloe zurückbleibt. Das Aloeholz galt im
Mittelalter auch in
Europa
[* 23] als kostbare heilkräftige
Drogue, während es gegenwärtig nur noch in
Ostasien, besonders in
China,
[* 24] in derParfümerie und zu Heilzwecken
Verwendung findet.
Napoleon I. benutzte es in seinen
Palästen als Parfüm.