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Armee ist Aumônier der Titel der Militärgeistlichen aller Konfessionen, [* 2] welche aber durch Gesetz vom in den Friedensgarnisonen größtenteils beseitigt wurden; sie bleiben nur in Standlagern, isolierten Forts etc. und bei mobilen Truppen.
Armee ist Aumônier der Titel der Militärgeistlichen aller Konfessionen, [* 2] welche aber durch Gesetz vom in den Friedensgarnisonen größtenteils beseitigt wurden; sie bleiben nur in Standlagern, isolierten Forts etc. und bei mobilen Truppen.
Karl Jonas Ludvig, schwed. Schriftsteller, geb. zu Stockholm, [* 3] studierte Theologie zog sich aber 1823 in die Wälder Wermlands zurück, um dort nach Art der alten freien Bauern zu hausen. Dieses Lebens endlich müde, wurde er 1829 Rektor einer Schule zu Stockholm, geriet aber infolge seiner freisinnigen Ansichten mit der Schulbehörde in Konflikte, die ihn 1840 bewogen, seine Stelle niederzulegen. Er bereiste nun Frankreich und wurde nach seiner Rückkehr erst Mitarbeiter, dann Redakteur der Zeitschrift »Aftonbladet«. Im J. 1851 in den Verdacht eines Vergiftungsversuchs gegen einen Wucherer geraten, entzog er sich der Untersuchung durch die Flucht nach Nordamerika, [* 4] wo er bis Ende 1865 verweilte.
Dann nach Europa [* 5] zurückgekehrt, lebte er unter dem angenommenen Namen Professor C. Westermann zu Bremen, [* 6] wo er im November 1866 starb. Seine litterarische Thätigkeit war außerordentlich groß, seine Begabung unleugbar eine geniale. Er verfaßte mathematische und arithmetische Lehrbücher, historische und geographische Handbücher, Grammatiken und Lexika, dazu noch unzählige Abhandlungen religiösen, philosophischen, ja selbst nationalökonomischen Inhalts u. a. In Deutschland [* 7] wurde er nur durch seine belletristischen Werke bekannt, die nicht minder vielseitig sind und von einer ungemein reichen, oft überwuchernden Phantasie zeugen.
Das bedeutendste: »Dornrosensbuch« (»Törnrosens bok«),
ist eine Sammlung romantischer Dichtungen der verschiedensten Art. Von seinen Romanen und Novellen sind bemerkenswert: »Die Mühle Skällnora«, »Gabriele Mimanso«, »Die Frauen in Småland«, »Amalie Hillner«, »Kolombine«, »Araminta May«, »Die Kapelle«;
von seinen dramatischen Arbeiten: »Die Schwanengrotte auf Ipsara«, »Ramido Marinesco« und die palästinischen Dramen »Marjam« und »Isidorus von Tadmor«;
von seinen epischen Dichtungen: »Schems el Nihar«, ein nubisches Märchen von höchst pikantem Kolorit, und »Arthurs Jagd«, eine hochschottische Ballade.
Als humoristischer Schriftsteller that er sich hervor in »Ormus und Ahriman« und in seinen Betrachtungen über die Haustiere in der geistvollen Abhandlung »Die Bedeutung der Armut Schwedens« (»Svenska fattigdomens betydelse«). Eine Auswahl seiner Werke gab Lysander (»Valda skrifter«, Stockh. 1874-75, 4 Bde.) heraus. Seine Biographie schrieb Ahnfeldt (Stockh. 1876).
1) bisheriges Feldmaß in Mexiko [* 8] und Zentralamerika [* 9] (auch Estajo genannt), à 50 QVaras = 0,3502 Ar;
in Spanien [* 10] und den südamerikanischen Republiken = ½ Fanegada, also dort = 32,1978, hier = 33,027 Ar.
2) Almud Alma (Meter), türk. Flüssigkeitsmaß für Öl, = 5,205 Lit.
Getreidemaß in Mexiko (auch Almuera, Almuerza, span. Celemin), = 1/12 Fanega = 4,625 Lit.;
(Amalde), portug. und brasil. Flüssigkeitsmaß, à 2 Potes à 6 Canadas à 2 Meias (halbe) Canadas à 2 Quartilhos à 2 Meios Quartilhos, in Lissabon [* 12] für Wein und Branntwein = 16,741 Lit., für Öl à 34 Arrateïs (Pfund) = 15,606 kg;
30 Almudes = 1 lissabonischen Pipa; [* 13]
100 lissabonische Almudes = 66 Almudes von Oporto [* 14] (à 25,365 L.), deren 21 eine Öl- oder Weinpipe von Oporto ausmachen. 1 Almude auf Madeira [* 15] = 17,718 L., nach andern = 18,708 L.;
23½ Almudes = 1 Pipa;
1 in Rio de Janeiro= [* 16] 16,740 L.
^[richtig: Almukantarat] (Höhenkreis), arab. Name jedes dem Horizont [* 17] parallelen Kreises der Himmelskugel;
alle Sterne eines solchen haben gleiche Höhe. Vgl. Himmel. [* 18]
(spr. almunjēkar), Hafenstadt in der span. Provinz Granada, [* 19] mit maurischem Schloß und (1878) 8194 Einw.;
Ausfuhr von Rohrzucker und Rosinen.
(Almucium, neulat.), ein Kleidungsstück der römisch-kath. Geistlichkeit, welches zu Anfang des 14. Jahrh. in Aufnahme kam und in einem aus Pelzwerk [* 20] gefertigten Schulterkragen bestand, an dessen oberm Rand sich eine Kapuze von drei- oder viereckiger Form befand, die als Kopfbedeckung benutzt wurde. Später ward es als Kopfbedeckung durch das Barett und den Chormantel verdrängt und ist jetzt so ziemlich außer Gebrauch gekommen. Doch bedienen sich z. B. heute noch sämtliche Pfarrer in Köln [* 21] eines Almutiums von weißem Pelz, das ihnen zur Auszeichnung für ihre Standhaftigkeit in der Reformationszeit verliehen wurde.
Erle. ^[= (Eller, Else Gärtn., s. hierzu Tafel "Erle"), Gattung aus der Familie der ...]
(spr. ânnik), Stadt in der engl. Grafschaft Northumberland, am Aln, 8 km oberhalb dessen Mündung in die Nordsee, mit (1881) 6693 Einw. Dabei das altberühmte Schloß Alnwick Castle, prachtvoll restauriert als Stammsitz des Herzogs von Northumberland.
Vor diesem Schloß fiel König Malcolm II. (1093) und wurde Wilhelm II. (1174) nach verlorner Schlacht gefangen.
Tourn., Gattung aus der Familie der Liliaceen, teils kleine Kräuter mit kaum über den Boden vortretender Achse und grundständiger Blattrosette, teils strauch- oder baumartige Gewächse mit bis 20 m hohem, einfachem oder ein- oder mehrmals gabelig verzweigtem Stamme mit endständigen Blattrosetten. Die dicht gedrängt zweizeilig, meist aber spiralig stehenden Blätter sind stets dickfleischig, lineal-lanzettlich, glatt, gerunzelt, warzig oder stachlig rauh, oft an den Rändern stachlig gezahnt, bisweilen gefleckt oder gebändert.
Sie treiben einen oft meterlangen, einfachen oder verzweigten Blütenschaft, an welchem die schön gefärbten, röhrenförmigen Blüten in Ähren oder Trauben oder in aus solchen zusammengesetzten Rispen stehen. Die dreifächerige Kapsel enthält zahlreiche scharfrandige, selbst geflügelte Samen. [* 22] Das Markgewebe der Blätter ist erfüllt mit farb- und geruchlosem Schleim, die Gefäßbündel [* 23] sind aber von besondern Schläuchen begleitet, und in diesen findet sich ein gelber, bitterer Saft, welcher getrocknet die Aloe des Handels liefert. Von den 200 Arten in wärmern Klimaten der östlichen Erdhälfte finden sich 170 am Kap. Vielfach werden auch die Untergattungen Aprica, Haworthia und Gasteria als selbständige Gattungen behandelt, und dann bleiben für die Gattung Aloë nur etwa 86 Arten übrig, von denen einige, wie Aloë vulgaris Dec. und Aloë arborescens Haw., in Südeuropa verwildert sind. Man kultiviert viele Arten als Zierpflanzen.
Aloë vulgaris Lam. mit meist nur 60 cm hohem Stamm, blaßgrünen, weißlich bereiften Blättern mit weißen, braunspitzigen Randstacheln, bis 1 m hohem Schaft mit reichblütiger Traube und gelben, grünlichgelb gestreiften Blüten, ist in Nordostafrika heimisch, ward von hier nach Ost- und Westindien, Südamerika [* 24] und Südeuropa verpflanzt und ist vielfach kultiviert und verwildert. Sie ist bei uns namentlich auf dem Land beliebt, wo ihre hellgrünen Blätter bei ¶
Verwundungen und Entzündung als Umschläge benutzt werden.
Aloë socotrina Lam. (s. Tafel »Arzneipflanzen [* 26] I«), [* 27]
mit 1-1,75 m hohem, meist einmal gabelästigem Stamm, bläulich grünen, unterseits weiß gefleckten Blättern mit weißen Stachelzähnen, reichblütiger Traube und purpurroten, an der Spitze grünlichen Blüten, wächst im Küstengebiet Ostafrikas und am Kap, nicht auf der Insel Sokotora, wo vielmehr Aloë Perryi Baker vorkommt. Aloë ferox Mill. (s. Tafel »Kakteen«), [* 28]
oft 6 m hoch, mit schwarzpurpurnen Stacheln an den Blättern, verzweigtem Blütenschaft und blaßroten, grünlich gestreiften Blüten, am Kap. Aloë lingua Mill., stammlos, mit zweizeiligen, zungenförmigen, glatten Blättern und grünen, am Grund roten Blüten, am Kap. Diese und andre Arten liefern ebenfalls Aloe und werden als Zierpflanzen kultiviert. Die Aloeblätter enthalten zwar Gespinstfasern, [* 29] welche an der Westküste Afrikas zu Stricken und Netzen, auf Jamaica zu Webereien benutzt werden; der Aloehanf (s. d.) des Handels stammt aber nicht von Aloearten ab. Die sogen. 100jährige Aloë ist Agave americana; über die der Bibel [* 30] s. Aloeholz.
Vgl. Salm-Reifferscheid-Dyck, Monographia generis Aloës et Mesembryanthemi (Bonn [* 31] 1836-63).
der eingetrocknete bittere Saft, welcher sich in besondern Gefäßen der fleischigen Blätter der Aloearten (s. Aloe, Pflanzengattung) findet. Man benutzt zur Gewinnung dieses Safts mehrere Aloearten und verfährt in der einfachsten Weise, indem man die großen, fleischigen Blätter abschneidet, übereinander schichtet und den freiwillig austretenden bittern Saft eindampft, bis die Masse beim Erkalten erstarrt. Je nach der im einzelnen abweichenden Gewinnungsart und der angewandten Aloespezies zeigt die Ware verschiedene Beschaffenheit.
Schnell eingedampfter Saft gibt eine undurchsichtige, etwas kristallinische Aloe, welche seit Dioskorides als leberfarbene Aloe (Aloë hepatica) unterschieden wird. In Deutschland verwendet man hauptsächlich die Kapaloe (Aloe lucida), eine stark glasglänzende, in kleinen Splittern rötliche bis hell gelbbraune, durchsichtige, im auffallenden Licht [* 32] fast schwarze, nicht kristallinische Masse, welche, völlig ausgetrocknet, bei 100° nicht erweicht, überhaupt nicht ohne Zersetzung schmilzt.
Lufttrockne Kapaloe enthält 7-14 Proz. Wasser; bei 100° getrocknet, besitzt sie ein spezifisches Gewicht von 1,364; sie gibt ein trübhellgelbes Pulver und löst sich von allen Sorten am reichlichsten in Wasser und Alkohol. Barbadosaloe ist härter, tiefbraun, auf den Bruchflächen nicht glänzend, etwas kantendurchscheinend, kristallinisch. Sokotora-Aloe von Bombay, [* 33] Sansibar, [* 34] ostindische von den Küstenländern des Roten Meers und Aden, [* 35] ist schön braunrot oder mehr leberfarbig, sehr kristallinisch, kommt auch weich und selbst flüssig in den Handel.
Die Aloesorten verdanken ihren schwach eigentümlichen Geruch einem sehr geringen Gehalt an ätherischem Öl und schmecken widerlich bitter. 3 Teile Aloe lösen sich klar in 6 Teilen kochendem Wasser, bei 0° aber scheiden sich allmählich 2 Teile Aloeharz wieder aus, welches nicht bitter schmeckt und in Alkohol, Äther und Alkalien löslich ist. Die vom Harz befreite braune, wässerige Lösung reagiert schwach sauer und gibt beim Verdampfen das Extractum Aloës. Alkohol löst Aloe vollständig oder fast vollständig, und diese Lösung (1 Teil Aloe und 5 Teile Alkohol) ist als Tinctura Aloës offizinell.
Aus der Aloe ist ein kristallisierbarer Bitterstoff, Aloin, abgeschieden worden, welcher die physiologische Wirkung der in erhöhtem Maß besitzt. Die verschiedenen Aloesorten liefern aber voneinander abweichende Aloine, die zu einander in naher Beziehung stehen und vermutlich Derivate des Anthracens sind. Mit Salpetersäure gibt das Aloin Chrysaminsäure. Man benutzt Aloe als Abführmittel, welches die Verdauung nicht stört, im Gegenteil etwas anregt und bei längerm Gebrauch keine Steigerung der Dosis erfordert. Sie befördert aber Neigungen zu Blutungen und ist auch bei Schwangerschaft ausgeschlossen. - Die Aloe war schon den Alten bekannt, Alexander d. Gr. soll sich um die Hebung [* 36] der Aloeproduktion bemüht haben.
Als uralte Produktionsstätte gilt die Insel Sokotora. Dioskorides und Plinius kennen bereits mehrere Sorten und Verfälschungen, und auch im Mittelalter war sie geschätzt. Sie bildet einen wesentlichen Bestandteil alter Präparate, wie des Elixir ad longam vitam, Elixir proprietatis Paracelsi. Schon im 10. Jahrh. wird sie in angelsächsischen Schriften erwähnt und im 12. Jahrh. in deutschen Arzneibüchern. Spätestens im 16. Jahrh. gelangte Aloe vulgaris nach Westindien, und 1693 war Barbados-Aloe auf dem Londoner Markt. Seit 1773 wurde am Kap Aloe dargestellt.