Regierung den verbannten Alkibiades nicht zurückrief, vielmehr Friedensunterhandlungen mit
Sparta anknüpfte, so trat Alkibiades auf die Seite
der
Flotte in
Samos, welche der demokratischen
Partei treu blieb, und wurde auf
Rat des
Thrasybulos von dieser zurückgerufen
und mit dem Oberbefehl betraut; dies bestätigte nach
Sturz der
Oligarchie das athenischeVolk. Eine begeisternde
Rede an die
Athener erwarb ihm neues Vertrauen. Zunächst suchte er, wie er in Aussicht gestellt, das
Bündnis mit
Persien
[* 2] und
dem zögernden
Tissaphernes zu stande zu bringen.
Als dies mißlang, eilte er ohne Aufenthalt, die spartanische
Flotte aufzusuchen, schlug und vernichtete dieselbe in den
Schlachten
[* 3] beiAbydos (411) und bei
Kyzikos (410), eroberte dann die wichtigsten
Plätze am
Hellespont, Chalkedon, Selymbria
und Byzanz, sicherte die athenischen Besitzungen am
SchwarzenMeer und die daher fließenden Einkünfte, und nun erst, mit
Ruhm und unermeßlicher
Beute beladen, kehrte er in die lang entbehrte
Heimat zurück. Anfang Juni 408 lief in
den
Piräeus ein und wurde vom
Volk im
Triumph nach
Athen
[* 4] geführt.
Vor der sogleich berufenen
Volksversammlung sprach von seinen
Leiden
[* 5] und dem ihm angethanen Unrecht, begeisterte aber zugleich
das
Volk in der
Weise, daß es, unter feierlicher
Zurücknahme des früher gegen ihn ausgesprochenen
Fluchs und
Urteils, ihn
zum unbeschränkten
Feldherrn zu
Wasser und zu
Lande ernannte. Auch sein
Vermögengab es ihm zurück.
Nun führte Alkibiades eine Expedition
gegen das abtrünnige
Andros. Aber die Stadt verteidigte sich mit Erfolg, und Unterhandlungen endigten den Streit.
Dann ging er nach
Samos, um dem spartanischen Flottenführer
Lysandros, welcher dieGunst und Unterstützung
des neuen persischen
Statthalters von
Kleinasien,
Kyros, des jüngern
Sohns des
Königs, erlangt hatte, entgegenzutreten.
Lysandros
vermied jedoch jede
Schlacht; erst als Alkibiades nach
Phokäa gegangen war, um dessen Belagerung zu beginnen, und auf die Zeit seiner
Abwesenheit dem Unterfeldherrn
Antiochos den Befehl über die
Flotte mit dem ausdrücklichen Verbot, eine
Schlacht zu wagen, übergeben hatte, verlockte er die
Athener zu einer
Schlacht (bei
Notion 407), in welcher sie geschlagen wurden.
Auf die
Kunde hiervon eilte Alkibiades schleunigst herbei und führte die geschlagene
Flotte von neuem dem
Lysandros entgegen, welcher
jedoch der angebotenen
Schlacht auswich. Auf dieKunde hiervon erhoben sich in
Athen alle Feinde des Alkibiades, klagten
ihn der Sorglosigkeit, Bedrückung der
Bundesgenossen, des
Mißbrauchs derGewalt, des Einverständnisses mit den Feinden, des
Strebens nach
Alleinherrschaft an und erwirkten seine Absetzung. Tief gekränkt begab sich Alkibiades freiwillig in die
Verbannung nach
der
Thrakischen Chersonesos.
Die Bedrücker
Athens suchten ihn deshalb aus dem Weg zu räumen. Auf
Pharnabazos'
Aufforderung umstellten dessen
Bruder Magäos
und Oheim Susamithres des Alkibiades Landhaus und warfen
Feuer in dasselbe. Alkibiades raffte sich auf, drang bewaffnet
durch die weichende Mörderschar, fiel aber, aus
der
Ferne von deren
Pfeilen durchbohrt, 404, kaum 46 Jahre alt, als heimatloser
Flüchtling. Seine Geliebte Timandra nahm sich des
Toten an, hüllte ihn in ihr Gewand und bestattete ihn. Seine
Biographie
schrieben Plutarch undCornelius Nepos.
Heyse hat Alkibiades zum
Helden einer
Tragödie gemacht.
Unter seinem
Namen sind zwei
Reden:
»Odysseus« und
»De sophistis« (hrsg. in der Sammlung der Redner von
Bekker
und
Baiter-Sauppe, auch von
Blaß mit
Antiphon, Leipz., 1871), erhalten, von denen ihm höchstens die zweite gehören kann.
Kindi (Alcindus, eigentlich
AbûJussûf Jagûb
Ibn Schag al Kindî), arab.
Philosoph, geboren in
Basra zu Ende des 8. Jahrh.,
wird von den Arabern als der eigentliche Begründer ihrer
Philosophie angesehen und daher kurzweg als
»der
Philosoph« bezeichnet, mußte aber als
Freidenker von den Rechtgläubigen viele Verfolgungen erleiden. Von seinen 32 philosophischen
Schriften, die er neben zahlreichen mathematischen und medizinischen verfaßte, und in denen er die Werke des von ihm
hochverehrten
Aristoteles, besonders dessen
»Organon«, kommentierte, hat sich nichts erhalten.
Homer, der
seinen
Wohnsitz auf dem Eiland
Scheria (von den
Gelehrten auf
Kerkyra, das jetzige
Korfu,
[* 7] gedeutet) märchenhaft
ausschmückt, läßt ihn den strandenden
Odysseus höchst gastlich aufnehmen und heim geleiten;
griech.
Rhetor, im 2. Jahrh.
n. Chr., ist Verfasser einer durch reine
Sprache
[* 8] und geschmackvolle Form ausgezeichneten
Sammlung von 118 fingiertenBriefen, in welchen
Fischer, Landleute,
Parasiten und
Hetären sich unterhalten,
und die für die Kenntnis der
Denk- und Lebensweise jener Zeit höchst schätzbar sind. Besonderes
Interesse haben die Hetärenbriefe,
weil ihre
Motive der neuern attischen
Komödie, namentlich den verlornen
Stücken des Menander, entlehnt sind. Neuere
Ausgaben
von Seiler (2. Aufl., Leipz. 1856),
Meineke (das. 1853),
Hercher (in den »Epistolographi graeci«, Par.
1873). Eine Übersetzung lieferte Herel (Altenb. 1767).
griech.
Lyriker, aus
Sardes in
Lydien, kam als Sklave nach
Sparta, wo er freigelassen wurde und später das
Bürgerrecht
erhielt; er blühte um 612
v. Chr. Alkman ist Begründer der dorischen Kunstlyrik, indem er die hexametrische
Nomenpoesie verließ und in mannigfachen Rhythmen
Hymnen,
Päane,
Parthenien, Festzuggesänge etc., auch erotische
Lieder dichtete,
für deren Erfinder er galt. Den rauhen dorischen
Dialekt milderte und veredelte er durch
Aufnahme epischer und äolischer
Formen. Von den geringen Resten seiner sechs
Bücher Gedichte ist der bedeutendste ein auf einem ägyptischen
Papyrus zu
Paris
[* 9] freilich trümmerhaft erhaltenes Parthenion. Die
Fragmente sind gesammelt von
Schneidewin (»Delectus poetarum
graecorum«,
Götting. 1838) und in
Bergks »Poetae lyrici graeci«.
thebanischen Prätendenten, durch das Halsband der Harmonia (s. d.) bestochen, ihren Gatten verraten, der, um nicht an dem Feldzug
gegen Theben teilzunehmen, sich versteckt hatte, weil er vermöge seiner Divinationsgabe wußte, daß er dabei seinen Tod finden
werde. Sterbend hatte er dem Sohn aufgetragen, ihn an der Mutter zu rächen. Als darauf die Söhne der
vor Theben gefallenen Helden eine zweite Heerfahrt gegen die Stadt rüsteten, ließ sich Eriphyle durch das kostbare Gewand der
Harmonia von neuem bestechen und veranlaßte ihre beiden Söhne zur Teilnahme an dem Zug.
Alkmäon, zum Oberhaupt der Epigonen gewählt,
tötete den Laodamas im Zweikampf und eroberte und zerstörte Theben.
Nach dem Feldzug erfüllte er den Auftrag des Vaters, indem er seine Mutter ermordete, wurde aber dafür von den Erinnyen
[* 11] verfolgt,
bis er zu Psophis in Arkadien von Phegeus entsündigt wurde, der ihm seine Tochter Arsinoe zum Weib gab, welche nun die verhängnisvollen
Kleinode erhielt. Allein das Land wurde von Unfruchtbarkeit heimgesucht, und Apollon
[* 12] verkündete, Alkmäon werde
nicht eher zur Ruhe gelangen, als bis er in ein Land komme, welches bei der Ermordung seiner Mutter noch nicht von der Sonne
[* 13] beschienen worden sei; an desAcheloos Mündung werde er es finden. Alkmäon machte sich dorthin auf und fand
neuangeschwemmtes Land. Er baute sich hier an, heiratete die Tochter des Flußgottes, Kallirrhoe, und kehrte dann, um dieser
das Halsband und den Peplos zu verschaffen, nach Psophis zurück. Unter dem Vorgeben, er wolle die Kleinode, um geheilt zu werden,
dem Gott zu Delphi darbringen, erhielt er sie beide, wurde aber, als ein Diener den wahren Sachverhalt
verriet, von den Söhnen des Phegeus für seine Untreue an Arsinoe ermordet. Zu Psophis stand, im Schatten
[* 14] heiliger Cypressen,
sein Grabmal. Auch in Theben genoß er als Weissager Heroenverehrung, wie sein Vater zu Oropos. Von den Tragikern wurde Alkmäons
Geschichte vielfach benutzt.