östlich von dem genannten Hof gelegenen Räume. Ihren Mittelpunkt stellt ein zweiter offener Hof dar, etwas kleiner als der erste, 19 m
breit, 34 m lang, aber an Reichtum, Zierlichkeit und Glanz der Ausstattung jenem überlegen. Auch ihn schmücken Springbrunnen,
namentlich in der Mitte eine mächtige Schale von Alabaster, die auf zwölf Löwen von schwarzem Marmor ruht
und dem Raum den Namen des Löwenhofs gegeben hat. Rings umziehen Bogenhallen auf schlanken Säulchen den Hof und erweitern sich
in der Mitte der beiden Schmalseiten zu viereckig vortretenden Pavillons, die ebenfalls Springbrunnen enthalten.
Östlich gelangt man in einen langen, hallenartigen Raum mit fünf tiefen Nischen, den Saal des Gerichts,
während in der Mitte der Langseiten des Löwenhofs sich gegen N. der Saal der beiden Schwestern, von zwei großen Marmorplatten
des Fußbodens so benannt, gegen S. ein kleiner Saal anschließt, der seinen Namen von dem Morde der berühmten Familie der Abencerragen
(s. d. und Tafel »Baukunst VIII«,
[* ]
Fig. 6-12) erhielt. Diese Räume sind die schönsten und glänzendsten
des Schlosses, an ihren Wandflächen und stalaktierten Kuppeln mit einer unerschöpflichen Pracht buntfarbiger Ornamente überdeckt,
die Halle der Abencerragen außerdem durch eine zierliche Bogenstellung auf schlanker Mittelsäule aufs anmutigste mit zwei
anstoßenden Kabinetten verbunden.
Überall befinden sich kleinere Fontänen, die das Behaglich-Wohnliche, Träumerisch-Poetische dieser Räume
vollenden. Die Ecke zwischen der Halle der zwei Schwestern und dem Myrtenhof füllt eine Anlage von Baderäumen, die mit den
Wohngemächern in Verbindung stehen. Die künstlerische Ausbildung dieses Grundplans atmet die höchste Leichtigkeit und Anmut.
Die Marmorsäulen schießen gleich dünnen Rohrstäbchen empor, und auch die Kapitäler haben diesen graziösen
Charakter.
Über den Säulen erhebt sich ein kräftiger Mauerpfeiler, der mit horizontalem Fries abschließt, in welchen der je zwei Säulen
verbindende Bogen hineingespannt ist. Dazu gesellt sich eine in ihrer harmonischen Pracht unerreichte Ausstattung der Wandflächen,
welche durch Streifen mit goldenen Inschriften auf azurblauem Grund abgeteilt und in einzelne Felder gefaßt
sind, deren Flächen von prächtigen Arabesken in Gold, Blau und Rot strahlen. Die spanische Regierung läßt neuerdings die Alhambra stilgemäß
restaurieren.
Vgl. außer W. Irvings bekannten »Erzählungen von der Alhambra«: Gosche, Die Alhambra (Berl. 1854), und die Prachtwerke:
Murphy, The Arabian antiquities in Spain (neue Ausg., Lond.
1856);
Girault de Prangey, Monuments arabes et moresques d'Espagne ( Par. 1839);
Owen Jones, Plans, elevations, sections and
details of the Alhambra (Lond. 1848, 2 Bde.).
drei im 16. Jahrh. in einem Keller der Alhambra gefundene Vasen aus gelblich emaillierter Fayence mit goldgelben,
weißen und blauen Ornamenten in maurischem Stil, von denen nur noch eine 1,36 m hohe, aus dem 14. Jahrh.
stammende in Spanien vorhanden ist, während die beiden andern verschwunden sind.
1) Ali. Ben Abu Taleb, »erster Moslem«, vierter Kalif, der treueste und tapferste Gefährte des
Propheten, dessen Neffe und durch seine Gattin Fatime dessen Eidam, geb. 602 n. Chr. zu Mekka, ward nach Mohammeds Tod 632 auf Betrieb
Aischas, die er beleidigt, nicht
zum Kalifen gewählt und bestieg erst nach Othmans Ermordung 656 als vierter Kalif
den Thron, hatte aber verschiedene Aufstände zu bekämpfen. Aischa, die intrigante und rachsüchtige Witwe Mohammeds, erhob sich,
mit mehreren Großen im Bund, angeblich um Othmans Tod zu rächen, gegen Ali, ward aber von diesem 656 in der Kamelschlacht bei
Basra geschlagen und gefangen genommen, jedoch mit Schonung behandelt. Auch der Omejjade Muawija, von Othman
zum Statthalter von Syrien erhoben, verweigerte den Gehorsam. Es entbrannte ein erbitterter, blutiger Krieg, der das Land verwüstete.
Da verschworen sich drei Koreischiten, die Urheber dieses Kriegs aus dem Weg zu schaffen: Ali und Muawija sollten an Einem Tag
(21. Jan. 661) fallen.
Muawija wurde nur verwundet, Ali jedoch fiel, als er zum Gebet in die Moschee gehen wollte, unter dem Mordstahl
Abd ur Rahmâns in Kufa. Ali ragte durch Tapferkeit, Tugend und Frömmigkeit hervor und besaß Beredsamkeit und reiches Wissen; von
seinen Anhängern ward er schwärmerisch verehrt, als der Paraklet angesehen, der dem Islam erst die wahre
Vollendung verliehen habe, und seine Nachkommen, die Aliden, die in Medina lebten, als die einzig berechtigten Nachfolger
des Propheten betrachtet.
Unter der Herrschaft der Omejjaden wurde Alis Partei unterdrückt, sie kam aber wieder empor und erlangte namentlich im Osten,
in Iran, Macht unter den Abbassiden. Die Dynastie der Fatimiden (s. d.) leitete von ihm ihren Ursprung ab.
Noch werden Wallfahrten zu seinem Grabe bei Kufa gemacht und Tote in der Nähe desselben begraben, damit sie selig neben dem Gefeierten
ruhen. Die religiösen Anhänger Alis, die Schiiten, welche Ali selbst göttliche Verehrung zollen und unter seinen Nachkommen
besonders zwölf (die Imame, davon Ismail und Mohammed die bedeutendsten) hochstellen, haben sich namentlich
in Persien und der Tatarei ausgebreitet. Die dem Ali zugeschriebenen Sprüche sind am besten von Fleischer (Leipz. 1837) herausgegeben;
der »Divan« oder die vollständige Sammlung seiner lyrischen Gedichte, größten teils religiösen Inhalts, erschien 1840 zu
Bulak bei Kairo im Druck.
2) Pascha von Janina, geb. 1741 zu Tepeleni in Albanien aus einem alten, im 15. Jahrh. zum Schiitismus übergetretenen, zum toskischen
Stamm der Liapen gehörigen albanesischen Geschlecht, Sohn eines Paschas von zwei Roßschweifen, der zu Tepeleni eine beschränkte
Gerichtsbarkeit ausübte, schwang sich durch Talent und List bis zum Gipfel despotischer Macht empor. Nach
dem Tode des Vaters (1754) in Not und Bedrängnis geraten, gewann er in abenteuerlichen und wechselvollen Kämpfen die diesem
entrissenen Besitzungen wieder und zog, nachdem er mehrmals gefangen und bestraft worden, schließlich an der Spitze einer
geworbenen Klephthenschar in Tepeleni ein. Er ermordete seinen leiblichen Bruder, beschuldigte die Mutter,
denselben vergiftet zu haben, und sperrte sie ein.
Seit 1767 im Dienste des Paschas von Delvino, ward er wegen der im Kriege gegen Rußland und Österreich geleisteten Dienste 1787 vom
Sultan zum Pascha von Trikkala in Thessalien ernannt. Bald darauf setzte er sich durch einen kühnen Gewaltstreich
(1788) in Besitz der Stadt Janina, gewann das Paschalik daselbst und 1789 auch das von Arta. Die Pforte ließ ihn gewähren, da
sie durch auswärtige Kriege und innere Schwierigkeiten in Anspruch genommen war. Ali erweiterte nun seine Herrschaft mehr
und mehr, herrschte grausam, aber
mehr
kräftig, unterdrückte die blutigen Fehden unter den Albanesen und behandelte, selbst religiös freisinnig und tolerant, die
Christen mild. Mit unerhörten Greueln erzwang er 1803 die Unterwerfung der Sulioten und ließ sich von der Pforte zum Oberstatthalter
von Romanien erheben. Er beherrschte Albanien, Epirus, Thessalien und das südliche Makedonien. Seit 1807 war
Ali faktisch unabhängig von der Pforte, obwohl er jährlich einen bestimmten Tribut nach Konstantinopel schickte.
Der Diwan stand in seinem Sold, und in Albanien war die Laune des Tyrannen alleiniges Gesetz. England, Frankreich und Rußland hatten
ihre Generalkonsuln an seinem Hof. Sein Heer schätzte man in der Blüte seiner Macht (1815-20) auf 100,000
Mann, welche in zahlreichen Kastellen verteilt lagen. Seine Residenz war ein befestigter Palast bei Janina, dessen äußere Höfe
immer mit Soldaten angefüllt waren. Die Pforte suchte sich endlich des gefährlichen Emporkömmlings zu entledigen.
Sultan Mahmud ächtete ihn im Juli 1820 als Rebellen und schickte Ismail Pacho Bei mit 5000 Mann auserlesener
türkischer Truppen gegen ihn. Ali wurde, nachdem die albanesischen Führer zum großen Teil von ihm abgefallen waren, in Janina
eingeschlossen, verteidigte sich aber auf der Burg wie ein Löwe. Der Aufstand der Griechen, durch Alis Gold unterstützt, kam
ihm zu gute. Indes Churschid Pascha, Ismails Nachfolger, hielt Janina hartnäckig eingeschlossen, und Mangel
an Lebensmitteln nötigte Ali endlich, zu kapitulieren. Churschid verlockte ihn durch das Versprechen, für ihn
Gnade zu erwirken, sich auf ein Landhaus im See von Janina zu begeben, wo er ihn 5. Febr. ermorden ließ. Ein Tatar brachte seinen
Kopf nach Konstantinopel, wo derselbe lange auf der Zinne des Serails ausgestellt war. Man fand in Alis Palast
etwa 10 Mill. Fl. bar, eine Summe, groß genug, um damit seine Feinde zu erkaufen, hätte das Gold nicht über ihn so große
Herrschaft geübt.