mehr
Stämme in nicht weniger als 20 Treffen und 6 geordneten Schlachten. [* 2] Nach dem Staatsstreich vom ernannte Ludwig Napoleon den General Randon zum Generalgouverneur, der diesen Posten bis Ende August 1858 innehatte und sich um Befestigung und Ausdehnung [* 3] der französischen Herrschaft sehr verdient machte. Im Dezember 1852 wurde die Oase Laghuat im Süden Algeriens in Besitz genommen, und um dieselbe Zeit stellte sich der mächtige Stamm der Beni Mzab unter französischen Schutz. 1853 und 1854 wurden wieder erfolgreiche Expeditionen gegen die Kabylen unternommen und die Oasenlandschaften von Tuggurt und Wadi Suf besetzt, in den folgenden Jahren aber auch die Uled Sidi Scheich und die Oase Wargla der französischen Herrschaft unterworfen.
Die
Feldzüge von 1856 und 1857 vollendeten die Bezwingung der
Kabylen, so daß seitdem die
Grenze des französischen Gebiets
bis an den
Rand der
Sahara vorgeschoben war. Durch die
Dekrete vom 24. Juni und wurde die
Kolonie
unter ein
Ministerium für Algerien
[* 4] und die
Kolonien gestellt, dessen
Chef der
Prinz
Napoleon, dann der
Graf von
Chasseloup-Laubat
ward, das aber schon durch
Dekret vom wieder aufgehoben und durch ein Militärgouvernement ersetzt wurde.
Dieses erhielt Marschall Pélissier, dem ein Vizegouverneur, ein Generaldirektor für Zivilgeschäfte, ein Ministerium für Justiz-, Schul- und Kirchenwesen sowie ein Konseil von 30 Mitgliedern zur Beratung des Budgets an die Seite gestellt wurde. Nach dem Tod Pélissiers (Mai 1864) trat der Marschall Mac Mahon (September) an dessen Stelle. Die Schwierigkeiten waren gerade damals wieder besonders groß; allgemeine Gärung, offene, nur zum Teil niedergeworfene Aufstände ließen eine Krisis fürchten.
Der Grund lag in der drückenden materiellen und sozialen Lage der unter französischer Herrschaft stehenden Stämme, welche die militärischen Obrigkeiten, die sogen. bureaux arabes, durchaus nicht zu behandeln verstanden. Der Mangel an Verkehrswegen, der französische Schutzzoll auf die Produkte der Kolonie, die Formalitäten und Schreibereien der Büreaukratie bewirkten, daß der Wohlstand der algerischen Bevölkerung [* 5] eher zurückging, als sich hob. Ende April 1865 entschloß sich daher der Kaiser, die dortigen Verhältnisse aus eigner Anschauung kennen zu lernen.
Durch freundlichen
Verkehr mit den Arabern und durch eine vielverheißende
Proklamation suchte er der Unzufriedenheit
zu begegnen. Seine
Gedanken über Algerien
brachte der
Kaiser durch einen
Brief an
Mac Mahon im
Oktober 1865 vor die
Öffentlichkeit.
Für
Frankreich sollten die
Lasten dieser
Kolonie verringert, der europäischen Ansiedelung dort ersprießlichere
Bahnen angewiesen,
Hemmnisse des Verkehrslebens beseitigt, minder lästige und weniger büreaukratische Verwaltungsformen
eingeführt werden. Das letztere entsprach der kaiserlichen
Proklamation, welche den Arabern in in erhöhtem
Maß
Teilnahme
an der
Verwaltung zugesichert hatte. Aber auch jetzt kam man über
Experimente und
Anläufe nicht hinaus; die
Unruhen und
Aufstände
dauerten fort, bis gegen Ende 1867 eine allgemeine
Hungersnot den aufrührerischen
Stämmen weitere kriegerische
Unternehmungen verleidete.
Trotz der seitdem eingetretenen Ruhe war die algerische Frage für Frankreich noch ungelöst, als die Ereignisse des Jahrs 1870 hereinbrachen. An die Stelle Mac Mahons trat als interimistischer Generalgouverneur der General Durieu. Die französische Regierung sah sich genötigt, einen großen Teil der afrikanischen Truppen seit Mitte Juli im Kriege gegen Deutschland [* 6] zu verwenden. Schon dies rief Bewegungen unter den Stämmen des Südens hervor. Der Sturz Napoleons und die Einsetzung einer republikanischen Regierung aber mußten auch die politischen Verhältnisse der Kolonie erschüttern.
Das Verlangen der europäischen Bewohner nach bürgerlichen Freiheiten und Abschaffung der Militärregierung fand bei dem republikanischen Regiment geneigtes Gehör. [* 7] Es erfolgte die Einsetzung eines Zivilgouverneurs mit drei Präfekten für die Provinzen und die Krëierung eines jährlich im Oktober zu berufenden Komitees zur Beratung des Budgets. Durieu wurde abberufen und ein Zivilgouverneur ernannt. Dessen ungeachtet dauerte die Gärung fort. Eine offene Empörung des Stammes der Uled Sidi Scheich im Süden der Provinz Oran wurde nicht völlig unterdrückt.
Aber erst im April 1871 nahm der
Aufstand im
Süden von Algerien
größere
Dimensionen an; die europäischen Ansiedler flohen massenweise
von dem flachen Land in die
Städte, der
Scheich El Haddad suchte ganz Mittelkabylien zum
Aufstand zu bringen, und seine
Emissäre schweiften bis an die
Grenze von
Tunis. Eine Zeitlang schien der Besitzstand der
Franzosen in Algerien
ernstlich bedroht,
bis es dem neuen
Generalgouverneur,
Admiral de Gueydon, unter schweren
Kämpfen 1872 gelang, die französische Herrschaft im
frühern
Umfang wiederherzustellen.
Wenn auch die drei algerischen
Departements
Deputierte in die französische
Volksvertretung wählten, so
ward doch auch von der republikanischen
Regierung zunächst kein
Zivilgouverneur wieder ernannt, vielmehr 1873
General
Chanzy,
einer der tüchtigsten
Generale, mit der obersten
Gewalt in Algerien
betraut. Doch wurde demselben 1875 ein
Conseil supérieur, aus
Zivilbeamten bestehend, beigegeben. 1879 schienen die Zustande hinlänglich befestigt, um den
Wünschen der
europäischen
Bevölkerung entsprechen und wiederum einen
Zivilgouverneur,
Albert
Grévy, einsetzen zu können, dessen
Gewalt
sich übrigens bloß auf den Küstenstrich, ein Neuntel des algerischen Gebiets, beschränkte; die
Stämme der Araber und
Berber blieben unter militärischer
Gewalt, die sie wenigstens im
Zaum hielt, wenn sie dieselben auch nicht mit der französischen
Herrschaft versöhnen konnte. Als daher
Frankreich 1881 den
Feldzug gegen
Tunis begann und Algerien
zeitweilig von
Truppen entblößte,
erhob sich im
Westen ein kühner Häuptling, Bu Amema, und fügte durch kühne
Streifzüge und
Überfälle (z. B. auf
Saida)
den
Franzosen und den europäischen
Kolonisten empfindliche Verluste zu. Man sah sich daher nach
Grévys
Rücktritt wieder zur Verstärkung
[* 8] der militärischen
Gewalt genötigt.
Vgl. Mac Carthy, Algeria Romana (Par. 1857);
Boissière, L'Algérie romaine (2. Aufl., das. 1883, 2 Bde.);
Fillias, Histoire de la conquête et de la colonisation de l'Algérie, 1830-60 (das. 1860);
Heim, Geschichte der Kriege in Algier (Königsb. 1861, 2 Bde.);
Ault-Dumesnil, Relation de l'expédition d'Afrique en 1830 et de la conquête d'Alger (2. Aufl., Par. 1869; enthält auch die frühere Geschichte des Landes);
Nettement, Histoire de la conquête d'Alger (2. Aufl., das. 1871);
Rousset, La conquête d'Alger (das. 1879).