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Schott el Schergui und Schott el Gharbi. Moräste finden sich namentlich bei Bone, um Oran, in der Ebene Tlelat und im S. von La Calle.
[Klima.]
Da A. ziemlich auf der Grenzscheide zwischen den heißen und gemäßigten Breitengraden liegt, so vereinigt das dortige Klima [* 2] die Eigenschaften dieser beiden Zonen und nähert sich dem Italiens, [* 3] Spaniens und des südlichen Frankreich. Indessen unterscheidet man nur drei Jahreszeiten: [* 4] den Winter in den Monaten November bis Februar, den Frühling vom März bis Juni und den Sommer vom Juli bis Oktober. Der Winter ist durch Regen bezeichnet, welche besonders im Oktober und November in ungeheuern Wassermassen fallen.
Regelmäßige Temperaturbeobachtungen liegen nur für den Küstenstrich, namentlich die Stadt Algier, vor. Im Winter schwankt die Wärme [* 5] zwischen +8 und 21°, im Sommer zwischen +15 und 30° C., während sie weiter einwärts im Sahelplateau Schwankungen von 0-45° C. zeigt. Nach einem 23jährigen, von Marit mitgeteilten Durchschnitt ist an der Küste das Minimum der Temperatur +2° C., der Durchschnitt +19° C., das Maximum +40° C. Algier hat eine mittlere Jahrestemperatur von 20,63° C. (Nizza [* 6] 15,30° C., Madeira [* 7] 18,38° C.).
Schneefall ist selten und meist sehr unbedeutend, ebenso trifft man nur ausnahmsweise auf Eis. [* 8] Sogleich nach der Regenzeit beginnt der Frühling, während dessen die Vegetation sich in ihrer ganzen Üppigkeit entfaltet. In dieser Jahreszeit ist der Gesundheitszustand der europäischen Bevölkerung [* 9] am befriedigendsten, weshalb dieselbe dann auch dem Feldbau emsig obliegt. Im Juli beginnt die große Hitze und mit ihr eine Trockenheit, gegen welche selbst der überaus reichlich fallende Nachttau nichts vermag.
Nur an der
Küste kühlt die Meeresbrise die
Atmosphäre auf kurze
Zeiten ab. Was den
Sommer in Algerien
[* 10] aber besonders lästig macht,
ist seine lange Dauer und die
Dürre, die er mit sich führt. Während der vier Sommermonate fällt selten
Regen. Das
Arbeiten
auf freiem
Feld ist um diese Zeit für den
Europäer gefährlich.
Gallenfieber,
Diarrhöe,
Dysenterie und
Gehirnaffektionen sind herrschende
Krankheiten. Im
September und
Oktober färbt sich der
Horizont
[* 11] oft zeitweilig mit einem rötlichen
Dunste, der durch die Sandteilchen entsteht, welche durch den
Scirocco von S. herangeweht werden und sich in der
Luft ansammeln.
Der Scirocco weht am häufigsten im September, dauert in der Regel 2-3 Tage und endigt gewöhnlich mit einem Gewitterregen. Ende Oktober, bei Beginn des Winters, sind die Tage abwechselnd trocken und feucht, ohne daß die Hitze aufhört. Nach heißen Tagen folgen oft sehr kühle Nächte. Kurze Zeit nach der französischen Okkupation galt das Klima des Landes noch für ein mörderisches, da demselben eine große Zahl Soldaten und Kolonisten erlagen, die in geradezu ungesunden Gegenden stationiert waren. Die Arbeiten aber, welche seitdem zur Bewaldung, Ent- und Bewässerung des Landes in Angriff genommen wurden, haben viel zur Besserung des Klimas beigetragen. Die Stadt Algier selbst eignet sich sogar wegen ihres ausgezeichnet gesunden Klimas vortrefflich zum Kurort für Brustkranke.
[Bevölkerung.]
Die Einwohnerzahl
Algeriens betrug 1881: 3,310,412
Seelen (10 Einw. auf 1 qkm), darunter 233,937
Franzosen und
35,665 naturalisierte
Juden, 114,320
Spanier, 33,693
Italiener, 15,402 Anglo-Malteser, 4201 Deutsche,
[* 12] ferner Portugiesen,
Schweizer
etc. Im J. 1830 waren in
Algerien
nur 600, 1840 schon 27,000, 1850:
125,000, 1876: 323,000, 1881
ca. 400,000
Europäer. Auch das
Eingebornen-Element hat sich unter der französischen
Regierung
ganz bedeutend vermehrt.
Das
Verhältnis der Eingebornen zu den Europäern stellt sich auf 86:14. Was die Zahl der
Deutschen in Algerien
betrifft, so ist
dieselbe trotz der Zuwanderung der Elsaß-Lothringer in der Abnahme begriffen, da sie 1855 noch 6040 betrug, 1881 aber
auf 4201 zurückgegangen war. Sie zeigen unter allen
Kolonisten die größte
Sterblichkeit (früher 55, jetzt 39 Todesfälle
auf 1000 Einw. gegen 32
Geburten), während Südfranzosen,
Spanier,
Italiener, vor allen aber
Juden (55
Geburten gegen 24 Todesfälle)
dort gedeihen. Namentlich den Italienern und Spaniern, nicht den
Franzosen ist der Aufschwung
Algeriens
zu danken. Dem Religionsbekenntnis nach unterscheidet man etwa 200,000 Katholiken, 12,000
Protestanten und 33,120
Juden. Der
überwiegende Rest besteht aus Mohammedanern. - Zwischen den
Fremden und den Eingebornen besteht eine tiefe
Kluft:
Sitten,
Sprache,
[* 13] Religion, Geschichte,
Traditionen, alles trennt den
Muselmanen von dem verhaßten Rumih
(Christen).
»Man schütte«, so sagt ein arabischer Heiliger, »in ein und dasselbe Gefäß [* 14] das Blut eines Rumihs und eines Muselmanen, und sie werden sich nie vermischen.« Abgesehen von kleinern Stämmen und Rassen, gehören die Eingebornen zwei verschiedenen Völkern an: den Arabern und Berbern (zusammen etwa 300 Stämme). Zu den erstern rechnet man die Beduinen, die Zeltbewohner des freien Landes. Sie selbst nennen sich Araber und sind echte Nomaden, meist Nachkömmlinge der dritten arabischen Invasion im 11. Jahrh., die ihre Namen und Stammbäume unverfälscht erhalten haben.
Ein Teil von ihnen hat sich aber schon mit den autochthonen berberischen Stämmen vermischt, eine Vermischung, die auch jetzt durch Aufschlürfung kabylischer Stämme noch vor sich geht. Die Beduinen bewohnen zum großen Teil das Tell, aber auch in der Sahara sind sie zahlreich vertreten. Im Tell treiben sie Ackerbau und Viehzucht, [* 15] in der Sahara ausschließlich die letztere. Sie leben in Zelten oder Reiserhütten (Gurbis). Die seßhaften Eingebornen in den Städten sind die Mauren (ca. 2 Mill.). Ein Teil derselben ist echt arabischer Herkunft, der andre stammt von den alten Mauretaniern, ist also berberischer Rasse, aber schon längst arabisiert.
Die Mauren sind ein verarmtes, in der Abnahme begriffenes Volk, wozu die häufigen Heiraten unter Verwandten viel beitragen. Ihren Lebensunterhalt suchen sie im Kleinhandel, vorzüglich aber als Handwerker. Die Kabylen sind die echten unstreitigen Nachkommen der alten Berber, zählen etwa noch 700,000 Köpfe und bewohnen größtenteils die Provinz Konstantine, jenes alte Numidien, in welchem ihre Vorfahren so viel Zähigkeit im Kampf mit Römern und Karthagern entwickelten.
Sie haben die alte berberische oder libysche Sprache bewahrt, welche sie mit arabischen Schriftzeichen schreiben, seit sie Muselmanen geworden sind. Der Kabyle wohnt in Dörfern, er treibt Ackerbau und ein wenig Industrie, ist arbeitsam, sehr mäßig, abergläubisch, fanatisch und barbarisch, dabei schmutzig und geizig. Bei alledem ist er mehr geneigt, französische Einrichtungen anzunehmen, als der Araber; er läßt seine Kinder französische Schulen besuchen und nimmt begierig Verbesserungen im Ackerbau und Handwerk an, wird indessen mit den ¶
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Europäern ebensowenig verschmelzen wie der Araber. Kleinere Stämme in Algerien
sind: die Biskrih, Araber aus der Oase Biskra, ein
thätiges Völkchen, das die Packträger und Hausknechte des Landes liefert;
die Mzabiten, Leute vom Stamm der Beni Mzab, aus den Oasen an den Grenzen [* 17] der Sahara.
Sie sind gleich den Kabylen berberischen Ursprungs und treiben Handel mit Datteln, dem Hauptprodukt ihres Landes. Sie gehören keiner der vier sunnitischen Sekten des Islam an, sondern verwerfen gleich den Wahabiten Arabiens die Sunna (Tradition) und mißbilligen die Heiligen- (Marabut-) Verehrung; sie sind also die Protestanten des Islam. Ihre Religion nennt man Chamsiah (d. h. die fünfte). Die Türken, welche bei der Eroberung Algeriens durch Frankreich der herrschende Volksstamm waren, wurden durch die französische Regierung zur Auswanderung gezwungen.
Die wenigen Neger stammen aus dem Innern von Afrika [* 18] und leben meist als Tagelöhner und Dienstboten in den Städten. Seit 1848 hat die Sklaverei aufgehört, und alle unfreien Neger sind seitdem freie Leute. Ein Vermittelungsglied zwischen der eingebornen und europäischen Bevölkerung bilden die Juden, die aber jetzt mehr und mehr französisches Wesen annehmen, auch sich nicht mehr auf den Handel beschränken, sondern als Schreiber und Beamte sowie auch als Handwerker thätig sind. Unter den Deis lebten sie unterdrückt und mißhandelt; Frankreich brachte ihnen die Emanzipation. Seitdem sind sie reiche Leute geworden und vermehren sich stark.
[Verwaltung.]
An der Spitze der Regierung steht ein Generalgouverneur, der, zu Algier residierend, Zivil- und Militärgewalt in seiner Person vereinigt und unter dem französischen Kriegsministerium steht. Die drei Departements zerfallen jede in ein Territoire militaire und ein Territoire civil und werden, was letzteres betrifft, wieder in Arrondissements eingeteilt, während das Territoire militaire in Divisionen und Subdivisionen zerfällt. Der Umfang und die Bevölkerung des thatsächlich unter französischer Verwaltung stehenden Gebiets wurden Ende 1881 angegeben:
Bewohner 28. Dez. 1881 | ||||
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Departements | QKilom. | Territoire civil | Territoire militaire | Total |
Algier | 105167 | 1072762 | 178910 | 1251672 |
Oran | 86103 | 674830 | 92492 | 767322 |
Konstantine | 127064 | 1075355 | 216063 | 1291418 |
Zusammen: | 318334 | 2822947 | 487465 | 3310412 |
Die arabische Bevölkerung bildet noch Duars und Ferkas (Gemeinden), Uls (Stämme) und Arraliks (Kombinationen von mehreren Stämmen). Mittelglieder zwischen den Häuptlingen der Eingebornen (Scheichs) und der Oberbehörde sind die sogen. Bureaux arabes, deren Aufgabe es ist, einerseits die religiösen und bürgerlichen Interessen der Araber, anderseits die der Kolonisten in ihren Beziehungen zu den Eingebornen wahrzunehmen. Die Streitkräfte, welche die französische Regierung in der Kolonie unterhält, bestehen teils aus französischen Mannschaften, teils aus fremden Volontären, teils aus eingebornen Truppen in der Stärke [* 19] von ca. 51,000 Mann, darunter 9000 Mann Eingeborne (Turkos und Spahis).
Außerdem ist in der Kolonie eine Miliz errichtet worden, die in Friedenszeiten zur Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung in den Städten dient. Die Justizverwaltung zerfällt zuvörderst, jedoch nur für einzelne Fälle, in zwei Abteilungen, deren eine alle die Europäer betreffenden Angelegenheiten, die andre die unter den Eingebornen vorkommenden Rechtshändel entscheidet. Im allgemeinen aber sind alle Bewohner, ohne Unterschied der Nationalität und des Glaubens, den französischen Gerichten unterstellt.
Nur gewisse nach dem Koran straffällige Vergehen, welche in dem französischen Gesetzbuch nicht vorgesehen sind, kommen vor die Kadis, sowie einzelne den Zivilstand der Juden betreffende Angelegenheiten der Entscheidung der Rabbinergerichte anheimfallen. Die für die europäische Bevölkerung bestehenden Gerichte sind ganz auf ähnliche Weise wie im Mutterland zusammengesetzt. Handelsgerichte bestehen in Algier und Oran. Da der mohammedanische Kultus aufs engste mit dem bürgerlichen Leben verflochten ist, so fand sich die französische Regierung veranlaßt, die religiösen Institutionen dieses Kultus nicht nur zu respektieren, sondern auch als Regierungsmittel zu benutzen.
Eine der ersten Maßregeln der französischen Regierung war darum die, daß sie sämtliche Moscheengüter der eroberten Territorien für Staatsgut erklärte, dagegen die Verpflichtung übernahm, alle Kosten des Kultus zu bestreiten. Dieses System ist bis jetzt beibehalten worden. Die geistlichen Angelegenheiten der Moslems leiten zwei Muftis. An der Spitze der katholischen Kirche steht der Erzbischof von Algier, welchem vier Generalvikare beigegeben sind; auch besitzt sie in Algier ein großes und ein kleines Priesterseminar. Die Angelegenheiten der protestantischen Kirche leitet das Konsistorium in Algier.
Mit der Stärkung der französischen Macht durch Zunahme des europäischen Elements entwickelten sich auch Rechtspflege und Sicherheit mehr und mehr. Der französische Richter wird von den Eingebornen wegen seiner Rechtlichkeit und Intelligenz geehrt, und die französische Gerichtsbarkeit findet mehr und mehr Eingang bei den Mohammedanern. Die Friedensrichter mehren sich in dem Maß, als die Kadis abnehmen; die letztern sind 1874-76 von 204 auf 144 zusammengeschmolzen.
Für den öffentlichen Unterricht ist auf den untern Stufen gut gesorgt, dagegen läßt der Mittel- und namentlich der höhere Unterricht viel zu wünschen übrig. 1876 wurden auch die Medressen (mohammedanische Gymnasien) reorganisiert und den einheimischen Lehrern noch französische Dozenten für Geschichte, Geographie, Arithmetik und die Anfänge des Rechts beigegeben. An Hochschulen gibt es eine medizinisch-pharmazeutische Vorschule zu Algier und drei Lehranstalten für das Arabische (Algier, Oran, Konstantine). Im J. 1881 zählte man 728 Elementarschulen (24 arabisch-französische) mit 79,201 Kindern, wovon 2861 mohammedanische (nur 260 Mädchen). Die geistlichen Schulen nehmen immer mehr ab, von jenen 728 waren nur 154 geistliche mit 10,808 Schülern.
[Produkte.]
Was die Bodenkultur betrifft, so hat der Landbau nach europäischen Prinzipien in Algerien
noch mit den Hindernissen
zu kämpfen, denen er stets in Ländern begegnet, wo sich noch alles ziemlich im Naturzustand befindet
und die Bewässerung viele Schwierigkeiten verursacht. In der Sahara hat man durch die Anlage artesischer Brunnen
[* 20] vielfach günstige
Resultate erzielt und wüste Strecken in Kulturland verwandelt. Solcher Brunnen gab es 1879: arabische 434, französische 68;
die erstern gaben 64,000, die letztern 113,000 Lit. pro Minute. So wuchs die Zahl der Oasenbewohner in
neun Jahren
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