Der letztgenannte, einer der eifrigsten Beförderer der in
Rede stehenden
Disziplin, verfaßte auch ein eignes Werk: »Arithmetica
integra« (Nürnb. 1544). Ihm reiht sich Scheybl,
Professor in
Tübingen,
[* 4] an, dessen Werk über Algebra 1552 zu
Paris
[* 5] erschien. Um diese Zeit waren
Recorde in
England und Peletarius in
Frankreich für Vervollkommnung dieser
Wissenschaft thätig.
Die namhaftesten
Verdienste aber erwarb sich in dieser Beziehung der
Franzose Vieta (gest. 1603), dessen Werke von Schooten
zu
Leiden
[* 6] 1656 herausgegeben wurden. Dieser führte die Rechnungsart mit allgemeinen Zeichen in die
Algebra ein und bediente sich zur Bezeichnung bekannter
Größen der
Konsonanten, zur Bezeichnung unbekannter der
Vokale des großen
lateinischen
Alphabets. Auf ausgezeichnete
Weise bearbeiteten auch der
Engländer Harriot in seiner »Artis analyticae praxis«
(Lond. 1631) und der nicht genug gewürdigte Niederländer
Girard (gestorben um 1633) in seiner »Invention
nouvelle en algèbre« (Amsterd. 1629) die Algebra
Descartes erwarb sich dadurch großes
Verdienst um
Förderung dieser
Wissenschaft,
daß er sie zuerst auf die
Geometrie anwendete, indem er die
Natur krummer
Linien durch
Gleichungen darstellte und dadurch den
Anstoß zur Anwendung der
Analysis auf die
Geometrie gab. AuchFermat (gest. 1663) bereicherte die Algebra durch
verdienstliche
Entdeckungen. Vor allen aber ist
Newton zu nennen, der geniale Schöpfer ganz neuer Teile der
Mathematik, der
in seiner »Arithmetica universalis« auch die Algebra durch die tiefsten
Forschungen direkt und indirekt förderte.
Stadt in der span.
ProvinzValencia,
[* 12] unfern des
Jucar gelegen, mit (1878) 7855 Einw., Hauptsitz der
Produktion
von Cacahuetes, einer zur Ölbereitung verwendeten Pistazienart, welche stark nach
Frankreich exportiert wird.
kryptogamische Pflanzenklasse aus der Abteilung der
Thallophyten, ein- oder vielzellige,
stets
Chlorophyll enthaltende, meist im
Wasser lebende
Gewächse, deren
Körper keine Unterscheidung von
Stengel,
[* 14]
Wurzeln und Blättern
erlaubt, aber in Form,
Größe und
Entwickelung die größten Verschiedenheiten
zeigt. Bei den einzelligen Algen besteht jedes
Individuum aus einer einzigen
Zelle,
[* 15] während bei den
Fadenalgen mehrere
Zellen reihenförmig zu Zellfäden
vereinigt sind.
Bei andern Algen sind zahlreiche
Zellen flächen- oder körperförmig vereinigt, und der
Thallus nimmt dann oft bei ansehnlicher
Größe eine strauch- oder blattartige Gestalt an, die
Organe der höhern
Pflanzen in der Form nachahmend. DerKörper
der Algen besteht aus lauter einander ziemlich gleichen, runden oder cylindrischen, bei den
Tangen oft parenchymatisch vereinigten
Zellen, welche stets
Chlorophyll enthalten. Dies tritt formlos, in
Körnern oder in
Bändern auf, und wo es sich allein findet,
hat die Alge die den höhern
Pflanzen eigne rein grüne Färbung.
Bei vielen sind aber dem
Chlorophyll noch andre
Farbstoffe beigemengt und zwar entweder goldgelbes Phykoxanthin,
wie bei den
Diatomeen, die daher braune oder olivengrüne Färbung haben, oder neben diesem noch ein drittes
Pigment, das Phykocyan,
bei den spangrün gefärbten Algen (Phykochromaceen). Bei den meist olivenbraunen
Ledertangen ist es intensiv braunrot und heißt
Phykophäin. Bei den lebhaft roten
Florideen ist dieses dritte
Pigment das rote
Phykoerythrin. Außer diesen
Farbstoffen, die
immer an das
Protoplasma gebunden sind, finden sich in den
Zellen der Algen häufig Stärkekörner.
Wie die übrigen
Thallophyten, zerfallen die Algen je nach der Art ihrer geschlechtlichen
Fortpflanzung, deren Erforschung man
Thuret,
Bornet,
Pringsheim,
Cohn u. a. verdankt, in vier große Hauptabteilungen:
1) Protophyta, ohne geschlechtliche
Fortpflanzung sich durch
Teilung, Schwärmzellen, unbewegliche
Brutzellen oder
Sporen vermehrend,
mit den beiden
Ordnungen Chlorophyllophyceae und Cyanophyceae.
3) Oosporeae. Der Geschlechtsakt wird von zwei verschiedenen
Zellen ausgeübt, von denen die eine, die weibliche
Zelle oder
das
Oogonium, aus seinem
Protoplasma die
Eizelle, d. h. die
Anlage einer spätern neuen
Pflanze, erzeugt,
während die männlichen
Zellen oder Antheridien ihren
Inhalt in unbeweglicher oder beweglicher Form (in letzterm
Fall als sogen.
Spermatozoiden) mit der
Eizelle vermischen. Das aus der befruchteten
Eizelle zunächst hervorgehende
Produkt ist die
Oospore.
Zu dieser Abteilung gehören die
Ordnungen der Coenobieae, Sphaeropleae, Coeloblasteae, Oedogonieae, Characeae
und Fucoideae.
4) Carposporeae. Die geschlechtliche
Fortpflanzung wird durch Antheridien und ein mehrzelliges weibliches
Organ, das
Karpogon,
vermittelt, welches ein haarförmiges Empfängnisorgan, die
Trichogyne, trägt und sich nach der
Befruchtung
[* 17] in eine mehrzellige,
die
Sporen erzeugende
Frucht, das
Cystokarp, umwandelt. Die Abteilung umfaßt die
Ordnung der Coleochaeteae
und Florideae. Die sehr verschiedenen
Formen der ungeschlechtlichen
Vermehrung sind bei der folgenden
Charakteristik der einzelnen
Ordnungen der Algen ebenfalls berücksichtigt.
1.
Ordnung: Chlorophyllophyceae (protophytische Algen mit Chlorophyllinhalt), von sehr einfachem
Bau, oft einzelne, isoliert lebende
Zellen oder zu verschieden gestalteten, gallertartigen Zellkolonien vereinigt.
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Sie vermehren sich auf ungeschlechtlichem Wege, indem sich ihre Zellen in Tochterzellen teilen, oder sie lassen durch Zweiteilung
Schwärmzellen hervorgehen, die zu neuen Pflanzen sich ausbilden. Gattungen: Palmella Lynb., Pleurococcus Menegh.,
CharaciumA. Br., Gloeocystis Näg.
u. a.
3. Ordnung: Zoosporeae (Algen mit Schwärmsporenpaarung), pflanzen sich geschlechtlich durch Verschmelzung von Schwärmsporen
fort, außerdem ungeschlechtlich durch andre, meist größere Schwärmzellen. Süßwasserbewohner, in die Familien der Pandorineen,
Hydrodiktyeen und Ulothricheen zerfallend; die erstere
[* 13]
(Fig. 2) begreift Formen, die entweder einzelne
Zellen von der Form gewimperter Schwärmsporen bilden, oder zu kugeligen, auch tafelförmigen Kolonien vereinigt sind, aus deren
Gallerthülle die Wimpern der einzelnen Zellen hervorragen.
Die durch wiederholte Zweiteilung in einer Mutterzelle erzeugten, mit zwei Wimpern, einem roten Pigmentfleck und einer farblosen
Spitze versehenen Schwärmsporen berühren sich bei der Paarung
[* 13]
(Fig. 2 bei III) und verschmelzen zu einer Kugel, die, entsprechend
der Vereinigung
von zwei Schwärmern, vier Wimpern und zwei rote Flecke zeigt
[* 13]
(Fig. 2 bei IV). Später verschwinden Wimpern und
Flecke, die zur Ruhe gekommene Kugel umhüllt sich mit einer festen Haut,
[* 21] ihr vorher grüner Inhalt wird rot,
und sie stellt nun die Zygospore dar, die auf austrocknendem Schlamm eine Ruhezeit durchmacht, dann, angefeuchtet, zunächst
einen roten Schwärmer hervorgehen läßt, der wieder zur Ruhe kommt und in 16 zu einer neuen Pandorina-Kolonie zusammentretende
Zellen zerfällt.
Gattungen: PandorinaBory
[* 13]
(Fig. 2), StephanosphaeraCohn, Chlamydomonas Ehrbg.,
HydrodictyonRoth, PediastrumRoth
[* 13]
(Fig. 3), Ulothrix Ktz.
u. a. Durch endophyte, aber nicht eigentlich parasitäre Lebensweise zeichnen sich mehrere
ebenfalls zu den Zoosporeen gehörige, bis jetzt noch unvollständig bekannte Algen aus. So lebt Chlorochytrium Lemnae in Intercellularräumen
von Lemna trisulca, Endosphaera biennis im Blattparenchym von Potamogeton lucens, Phyllobium dimorphum
im Blatt von Lysimachia
[* 22] Nummularia.
4. Ordnung: Conjugatae (kopulierende Algen). Hier kopulieren behufs der geschlechtlichen Vermehrung zwei unbewegliche, vegetative
Zellen miteinander, das Produkt der Vereinigung ist eine von den vegetativen Zellen verschiedene Zygospore. Ungeschlechtliche
Vermehrung findet durch Zellteilung, niemals durch Schwärmsporen statt. Die Ordnung umfaßt vier Familien. Die
meist frei im Wasser schwimmenden, selten auf feuchtem Boden lebenden Zygnemaceen bestehen aus cylindrischen Zellfäden, in
denen Chlorophyllkörper in Form von Bändern und Platten auftreten. Behufs der Kopulation wächst z. B. bei der Gattung Spirogyra
[* 13]
(Fig. 4) aus zwei
[* 13]
^[Abb.: Fig. 1. Eine Gloeocapsa. A einfaches Individuum; B-E wiederholte Zweiteilungen in mehrere Individuen, welche kolonienweise vereinigt
bleiben.]
II Fäden, welche in Kopulation begriffen sind; bei a schlüpft der Plasmakörper der einem Zelle in den der andern über, bei b haben sich beide Plasmakörper vereinigt.]
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