Thronansprüche der jüngern bourbonischen Linie, für welche nach dem Sturz des Königs Amadeo und während der durch die Errichtung
einer Republik und den Karlistenkrieg hervorgerufenen Wirren sich eine immer mächtigere alfonsistische Partei namentlich unter
den gemäßigt-liberalen Generalen und Politikern bildete; 1874 stellten sich der General Martinez Campos und Canovas del Castillo
an die Spitze der Partei, und ersterer rief in Katalonien zum König aus. Alfons landete in
Barcelona und hielt 14. Jan. in Madrid seinen Einzug, wo er Canovas zum Ministerpräsidenten ernannte, der durch ein gemäßigt
konservatives Regiment die Herrschaft des jungen Königs mehr und mehr befestigte. Im Februar 1876 leitete
Alfons die letzten Kriegsoperationen gegen die Karlisten. In erster Ehe war der König seit mit seiner Kousine Maria de
las Mercedes (geb. dritten Tochter des Herzogs von Montpensier, vermählt, die aber schon starb; in
zweiter Ehe heiratete der König die Erzherzogin Maria Christine von Österreich, die ihm zwei Töchter gebar.
Obwohl zwei Attentate auf Alfons von seiten Oliva y Moncasis und durch Gonzalez) unternommen wurden, die
beide ihr Ziel verfehlten, gelang es Alfons doch, seine Herrschaft immer fester zu begründen und auch
frühere Gegner seiner Dynastie zu gewinnen. Nach außen suchte er Spaniens Ansehen und Einfluß zu heben und schloß sich
zu diesem Zweck an Österreich und Deutschland an. Als er 1883 von einem Besuch bei Kaiser Wilhelm, der ihn zum Chef eines Ulanenregiments
ernannte, auf dem Rückweg nach Spanien über Paris reiste, wurde er daselbst 29. Sept. vom Pöbel gröblich beschimpft. Alfons bewies
hierbei eine solche Festigkeit und Würde, daß seine Popularität erheblich wuchs.
21) von Bourbon, Infant von Spanien, zweiter Sohn des Infanten Don Juan und jüngerer Bruder des spanischen Thronprätendenten
Don Karlos, geb. zu London, trat in die österreichische Armee, 1869 in das päpstliche Zuavenkorps, vermählte sich 1871 in
Heubach mit Maria des Neves, Tochter des berüchtigten Dom Miguel, ging 1873 nach Spanien, um die karlistischen Scharen in Katalonien
zu kommandieren, überschritt im Juni 1874 den Ebro und drang in Valencia ein, wurde aber bei Alorca geschlagen.
Im Juli machte er einen noch kühnern Einfall in Kastilien und eroberte 15. Juli Cuenca, wo die Karlisten raubten, plünderten und
mordeten. Weiter errang er aber keine Erfolge mehr und verließ im November plötzlich infolge eines Zwistes mit seinem Bruder
den Kriegsschauplatz. Er lebt in Österreich.
Dorf in der ital. Provinz Ravenna, am Senio, mit Gymnasialschule, starkem Getreide-, Hanf- und Weinbau, Branntweinbrennerei
und (1881) 3433 Einw. Alfonsine ist der Geburtsort des Dichters
Vincenzo Monti.
Tafeln (Tabulae Alphonsinae), astronom. Tafeln, welche auf Alfons' X. von Kastilien Kosten durch den
Rabbiner Isaak Aben Said und andre Astronomen bearbeitet worden sind.
Gedruckt wurden diese im Mittelalter wegen ihrer Genauigkeit
sehr hochgeschätzten Tafeln zuerst 1483 durch Radtolt in Venedig (wiederholt 1493, 1521, 1545).
(angelsächs. Älfrêd, d. h. gut und freundlich
an Rat), 1) der Große, König von England, jüngster Sohn König Ethelwulfs und Enkel Egberts, der die sieben
kleinen angelsächsischen Königreiche vereinigt hatte,
geb. 849 zu Wantage in Berkshire, ward als fünfjähriger Knabe vom Papst
Lee IV. in Rom zum König gesalbt. Zwei Jahre später besuchte er mit seinem Vater Rom zum zweitenmal. Auf der Rückreise
hielt sich Alfred an Karls des Kahlen Hof längere Zeit auf, wo er die fortgeschrittenere Kultur des westfränkischen Reichs genauer
kennen lernte.
Nach des Vaters Tod (860) zeichnete er sich unter der Herrschaft seiner Brüder in den Kämpfen gegen die mächtig andringenden
Normannen aus. Als der letzte der ältern Brüder, Ethelred, 871 starb, wurde Alfred zum König von Wessex gewählt.
Er empfing das Land im allertraurigsten Zustand: die Normannen drangen von Northumberland aus bis in das Herz von Wessex vor;
der Ackerbau lag danieder, die Hälfte der Dörfer und Städte, der Kirchen und Klöster in Asche.
Zwar schloß Alfred 872 einen
Friedensvertrag mit den Normannen, diese erneuerten aber trotzdem ihre Einfälle; Mercia und die benachbarten Reiche, zuletzt
auch Wessex (878) gingen an sie verloren, die Eingebornen flohen zu Tausenden in die Gebirge oder über das Meer. Alfred selbst verbarg
sich in Wildnissen und Sümpfen, so daß man ihn verloren glaubte, und zahlreiche Sagen und Legenden berichten
von seinen Erlebnissen auf der Flucht und während der Verbannung. Sicher ist, daß der König nicht aufhörte, die Vertreibung
der Dänen im Auge zu behalten.
In dem schwer zugänglichen Waldgebiet am Zusammenfluß des Parret und der Thone verschanzte er sich mit seinen Gefährten zu
Äthelmy, pflanzte hier sein Banner auf, sammelte die Edlen und das Volk von Somerset und rückte mit seinem Heer gegen Äthandune
(Eddingdon bei Westbury), wo er im Mai 878 dem Feind eine entscheidende Niederlage beibrachte. Nach 14 Tagen nahm er die Feste;
der Dänenfürst Guthoom, dem Alfred Ostangeln beließ, nahm das Christentum an. Nun begann für England eine
Zeit des Friedens.
Aber Alfred rüstete zugleich zur Abwehr etwaniger neuer Angriffe. So fand ihn schon die nächste große Flotte der Normannen unter
Hastings zum Empfang bereit und kehrte um. Einen neuen Einfall der Normannen schlugen Alfred und sein tapferer Sohn Eduard
bei Farnham in Surrey zurück. Seit dieser Zeit tönten der Norden und Westen Europas wider von Alfreds Ruhm. Des Königs erste
Sorge war, die Wunden zu heilen, welche die lange Kriegsnot dem Wohlstand des Volks und dessen bürgerlicher Ordnung geschlagen.
Dabei erst zeigte sich Alfreds ganze Größe. Er erneuerte die alte Einteilung des Landes und Volks in Shires
(Grafschaften) und Hundertschaften, er bereitete die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung vor und sorgte für gewissenhafte
Handhabung der erstern; er sammelte die Gesetze von Kent, Mercia und Wessex, fügte neue hinzu und schuf so ein Gesetzbuch, das
zum Teil die Grundlage des spätern common law wurde. Mit gleichem Eifer sorgte Alfred für Hebung des Nationalreichtums.
Der Ackerbau wurde begünstigt, fremde Ansiedler wurden herbeigezogen, Dörfer neu gegründet, London aus den Trümmern hergestellt
und auf jede Weise gehoben. Ebenso bemüht war der König, Handel und Schiffahrt zu pflegen, und seiner ganz besondern Fürsorge
erfreuten sich Kirchen und Klöster. Auch die vaterländische Dichtkunst und die Wissenschaften begünstigte in jeder Weise.
Noch als König übersetzte er, durch den Unterricht seines gelehrten Freundes Asser vorbereitet, Orosius' Weltchronik, Bedas Kirchengeschichte,
Boetius' Schrift vom Troste der Philosophie, Gregors Pastoralregeln u. a. Auch eine Psalmenübersetzung wurde begonnen. Daneben
war
mehr
in der Bau- und Schiffbaukunst, in Gold- und Silberarbeit wohl erfahren; er selbst erfand einen Stundenmesser. Eifrig sorgte
er für die Erziehung seiner Kinder, namentlich des Thronfolgers Eduard. Alfred starb 28. Okt. 901 an einem unheilbaren Übel, an welchem
er seit dem 20. Jahr gelitten. Was den Menschen ehrt und den Fürsten auszeichnet, vereinigte in sich; als
Dichter und Gelehrter, als Krieger, als Staatsmann, als Gesetzgeber und als Richter, als Christ und Mensch ist Alfred gleich groß.
Hauptquelle für Alfreds Geschichte ist seines Freundes Asser, Bischofs von Sherburne, »Vita Alfredi«, herausgegeben von Wise
(Oxf. 1722) und in den »Monumenta historica britannica« (Lond. 1848). Seine Werke wurden gesammelt herausgegeben
von Bosworth (Lond. 1858, 2 Bde.).
Vgl. Pauli, König Alfred und seine Stelle in der Geschichte Englands (Berl. 1851);
Weiß, Geschichte Alfreds d. Gr. (Schaffh. 1852);
Hughes, Alfred the Great (Lond. 1878).
2) Alfred Ernst Albert, Herzog von Edinburg und zu Sachsen, geb. zu Windsor, zweiter Sohn des Prinzen
Albert und der Königin Viktoria von Großbritannien und Irland, trat nach sorgfältiger Vorbereitung 1858 als Kadett in den Marinedienst,
machte auf Kriegsschiffen mehrere Seereisen, wurde 1862 zum König von Griechenland erwählt, welche Krone sein Vater aber für
ihn ablehnte, und ward 1866 zum Herzog von Edinburg und Grafen von Kent und Ulster erhoben. Er kommandierte 1867 die
Fregatte Galatea auf einer Reise nach Australien, wo von einem Iren, O'Farrell, ein Attentat gegen ihn verübt und er
leicht verwundet wurde, fuhr dann nach Japan, China und Indien und vermählte sich in Petersburg
mit der Großfürstin Maria, einziger Tochter des Kaisers Alexander II. von Rußland, welche ihm vier Kinder gebar. Er ward darauf
als Erbe und Nachfolger des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Koburg-Gotha anerkannt und vom deutschen Kaiser zum Generalmajor à la
suite des 6. thüring. Infanterieregiments Nr. 95, vom russischen
Kaiser zum Chef der zweiten Flottenequipage des Schwarzen Meers ernannt und avancierte zum Konteradmiral in der britischen Marine.