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Machtstellung: das neue
Deutsche Reich
[* 2] und sein
Kaiser waren durch Dankbarkeit und verwandtschaftliche
Bande ihm verpflichtet,
und
Frankreich bewarb sich eifrig um seine
Freundschaft, um seine
Hilfe zu dem Revanchekrieg zu gewinnen. Doch bewahrte Alexander
seine
deutschfreundliche
Haltung und ging 1872 auf das Dreikaiserbündnis ein, welches auf einer persönlichen Zusammenkunft
mit den
Kaisern
Wilhelm und
Franz
Joseph zu
Berlin
[* 3] im
September d. J. geschlossen wurde, der langen
Spannung zwischen Rußland und
Österreich
[* 4] ein Ende machte und den
Frieden der
Welt aufrecht zu erhalten bestimmt war. Alexander
verzichtete auf die Einmischung in
einen etwanigen
Konflikt
Deutschlands
[* 5] mit
Frankreich, erlangte aber dafür
freie Hand im
Osten.
Der
Feldzug nach
Chiwa 1873 erweiterte Rußlands Macht im Innern
Asiens beträchtlich, hatte aber zunächst noch keinen
Konflikt
mit
England zur
Folge. Im Gegenteil schien sich 1874 durch die
Heirat der einzigen Tochter Alexanders
,
Maria, mit dem
Herzog von
Edinburg
[* 6] sogar eine
Annäherung zwischen Rußland und
England zu vollziehen, und im Mai machte in
England
einen Besuch. Währenddessen betrieb er mit
Eifer die Reorganisation der
Armee nach deutschem
Muster; aber noch ehe dieselbe
vollendet war, wurde er fast wider
Willen durch die hochgehende panslawistische
Agitation, welche namentlich die altrussischen
Adels- und Beamtenkreise ergriffen hatte, zur neuen Einmischung in die
orientalische Frage gedrängt. Er
duldete die Unterstützung
Serbiens und
Montenegros durch
Freiwillige und
Gelder, nahm selbst bei dem Sohn des
Fürsten
Milan Patenstelle
an und sprach sein lebhaftes
Mitgefühl für die
Christen in der Türkei
[* 7] und seinen ernstlichen
Willen aus, ihr
Los endgültig
zu bessern.
Bei der
Begrüßung seitens des
Adels in
Moskau
[* 8] ließ er sich durch die drohende
Haltung
Disraelis
in seiner
Rede vom 9. Nov. zu einer sehr kriegerischen
Rede provozieren, welche ihn
im Fall des
Scheiterns der
Konferenz in
Konstantinopel
[* 9] zum
Krieg verpflichtete. Im April 1877 begab sich Alexander
mit
Gortschakow nach
Bessarabien, folgte der vorrückenden
Donauarmee durch
Rumänien
[* 10] nach
Bulgarien und schlug sein
Hauptquartier in Gorny
Studen auf, wo er auch während der Unglücksfälle,
welche Juli bis
September die russische
Armee betrafen und in arge Bedrängnis brachten, standhaft ausharrte.
Von der unerwarteten ungünstigen Wendung des ihm aufgedrungenen
Kriegs ward er hart betroffen, und erst
als der
Fall von
Plewna
[* 11] den
Eindruck der frühern
Niederlagen verwischt hatte, kehrte er nach
Petersburg
[* 12] zurück, wo
er am 22. mit ungeheurem Jubel empfangen wurde. Auch nach dem
Krieg blieb seine
Lage inmitten der sich bekämpfenden
Richtungen
in Rußland, besonders nach den neuen
Exzessen der
Nihilisten 1879, eine schwierige. Mehrere
Attentate wurden
auf das
Leben des
Kaisers von den
Nihilisten unternommen: schoß Solowiew beim
Palais fünf Schüsse auf Alexander
ab;
1. Dez. d. J.
versuchten die
Nihilisten bei
Moskau den Eisenbahnzug, in dem Alexander
fuhr, und das Winterpalais
in die
Luft zu sprengen.
Die strengsten Gegenmaßregeln waren die Folgen davon. Am starb seine Gemahlin, die Kaiserin Maria Alexandrowna, Prinzessin von Hessen [* 13] (geb. vermählt 1841). Wenige Wochen darauf vermählte er sich mit einer Fürstin Dolgorukij, mit welcher er schon seit längerer Zeit in vertrauten Beziehungen gestanden, und von der er mehrere Kinder hatte. Noch in den letzten Monaten seines Lebens beschäftigten den Kaiser Reformentwürfe, wie er denn gerade unmittelbar vor seiner Katastrophe die Berufung von Deputierten aus denjenigen Gebieten des Reichs, in denen die Landschaftsverfassung eingeführt war, zum Zweck der Durchberatung großartiger Veränderungen im Staatsleben Rußlands beschlossen hatte. Da machte 13. (1.) März 1881 ein von der Nihilistenpartei sehr geschickt angelegtes Attentat, an welchem mehrere Personen beteiligt waren, seinem Leben ein Ende.
Auf der
Fahrt von der Michaelmanege, wo der
Kaiser militärischen Übungen beigewohnt hatte, zum Winterpalais, am Katharinenkanal,
wurde er durch Dynamitbomben tödlich verwundet, so daß er anderthalb
Stunden später im Winterpalais
starb.
Sein ältester Sohn,
Nikolaus (geb. 1843), starb 1865. Außer dem Thronfolger, jetzigen
Kaiser Alexander
III., hatte
Alexander
II. noch vier
Söhne:
1) Wladimir, geb.
2) Alexei, geb.
4) Paul, geb.
Vgl.
Golowin, Rußland unter Alexander
II. (Leipz. 1870);
Laferté, Alexandre II, études inédits sur sa vie intime et sa mort (Bas. 1882).
19) Alexander
III. Alexandrowitsch,
Kaiser von Rußland, Sohn des vorigen und der
Prinzessin
Marie von
Hessen-Darmstadt, geb. 10. März
ward durch den
Tod seines ältern
Bruders,
Nikolaus, Thronfolger und vermählte sich 9. Nov.
mit dessen
Braut
Maria Feodorowna
(Prinzessin Dagmar von
Dänemark),
[* 14] geb. Tochter König
Christians IX. Aus
dieser
Ehe stammen:
1) Nikolaus (der jetzige Thronfolger), geb.
2) Georg, geb.
3) Xenia, geb.
5)
Olga, geb. Alexander
kommandierte im Türkenkrieg 1877 den linken
Flügel der Donauarmee (11., 12. und 13.
Korps). Nach
dem Übergang der
Russen über den
Balkan verließ er die
Armee und begab sich nach
Petersburg. Alexander galt früher
wohl als Anhänger des
Panslawismus und Feind des Deutschtums und der deutschfreundlichen
Politik seines
Vaters, nahm indessen
eine vermittelnde
Stellung ein. Durch das jähe Ende seines
Vaters 13. (1.) März 1881 auf den
Thron
[* 15] berufen, zeigte er in der
allerersten Zeit eine beobachtende, zuwartende
Haltung, bis sich eine gewisse Hinneigung zu den
Tendenzen
der reaktionären
Moskauer
Partei wahrnehmen ließ. Die Erwartung, daß er gründliche
Reformen vornehmen und dem
Reich eine
neue
Verfassung geben werde, erfüllte er vorerst nicht. In der auswärtigen
Politik nahm er eine friedfertige
Haltung ein und
näherte sich
Deutschland
[* 16] und
Österreich. Seine
Krönung fand im Mai 1883 zu
Moskau statt.
[Schottland.]
20) Alexander I., Sohn Malcolms III., regierte 1107-24 über den nördlichen Teil Schottlands. Er begünstigte die Kirche und gründete ein Kloster zu Scone. - 21) Alexander II., Sohn Wilhelms des Löwen, [* 17] folgte diesem 1214, unterwarf die bis dahin von der schottischen Krone unabhängige Landschaft Argyll, starb 1249. - 22) Alexander III. Sohn des vorigen, folgte ihm 1249, kämpfte seit 1263 mit den Königen von Norwegen [* 18] um den Besitz der Hebriden und erwarb diese durch einen Vertrag von 1266. Mit ihm starb der Mannesstamm der schottischen Könige aus, und heftige Thronstreitigkeiten folgten.
[Serbien.]
23) Alexander Karageorgewitsch, Fürst von Serbien, Sohn Czerny Georgs (Karageorgs), des ¶
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Befreiers von Serbien, geb. zu Topola in Serbien, folgte seinem Vater 1813 nach Österreich, dann nach Chotim in Bessarabien und trat nach Ermordung seines Vaters (1817) in die russische Armee, wo er bis zum Stabskapitän avancierte. Michael Obrenowitsch rief ihn nach Serbien zurück und machte ihn zu seinem Adjutanten. Nach Michaels Sturz 1842, und weil Rußland gegen die Wahl protestierte, nochmals von den Serben einmütig zum Fürsten gewählt, ward er sowohl von der Pforte als von Rußland anerkannt.
Obwohl Alexander keine hervorragenden Regentengaben entwickelte, war doch seine Thätigkeit für die Hebung [* 20] der Landwirtschaft und die Gründung von Unterrichtsanstalten erfolgreich. In seiner auswärtigen Politik stützte er sich auf Österreich und blieb unter dessen Einfluß auch während des Krimkriegs neutral. Dadurch aber zog er sich den Haß der russenfreundlichen Nationalpartei zu. Eine Verschwörung 1857 wurde jedoch vereitelt. Jetzt beschloß der Nationalpartei Zugeständnisse zu machen, und beantragte im Senat die Berufung einer Nationalversammlung (Skuptschina), was einstimmig angenommen wurde.
Als die 16. Dez. eröffnete Versammlung am 22. von Alexander die Thronentsagung forderte, floh er nach Belgrad [* 21] zu den Türken, worauf man ihn 23. Dez. absetzte und den alten Milosch zum Fürsten wählte. von der Pforte und Österreich im Stiche gelassen, dankte förmlich ab und lebte seitdem abwechselnd in Pest und auf seinen Gütern in der Walachei. Der Miturheberschaft bei der Ermordung Michael Obrenowitsch' angeklagt, ward er von den serbischen Gerichten in contumaciam zu 20jähriger Gefängnisstrafe verurteilt, von den ungarischen Gerichten zwar nicht freigesprochen, aber auch nicht bestraft. Er lebt zu Temesvár in völliger Zurückgezogenheit. Seine Ansprüche auf den serbischen Thron übertrug er auf seinen Sohn Peter Karageorgewitsch.