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1610 zu Venedig, [* 2] gewählt stand völlig unter französischem Einfluß. Aus Erkenntlichkeit dafür gab Ludwig XIV. Avignon an Rom [* 3] zurück. Durch Ankauf der Bibliothek der Königin Christine von Schweden [* 4] bereicherte er die Bibliothek des Vatikans mit kostbaren Handschriften. Nepotismus und Simonie erreichten unter seiner Regierung den höchsten Gipfel. Er starb
Vgl. Gérin, Le [* 5] pape Alexandre VIII et Louis XIV (Par. 1877).
Fürsten der neuern Zeit.
(Nach dem Alphabet der Länder geordnet.)
[Anhalt.]
12) Alexander Karl, letzter Herzog von Anhalt-Bernburg, Sohn des Herzogs Alexius Friedrich Christian aus dessen Ehe mit Friederike von Hessen-Kassel, geb. offenbarte frühzeitig sowohl körperliche als namentlich geistige Schwäche, welche allmählich zunahm, so daß sein Vater die künftigen Regierungshandlungen des Sohns an die Mitwirkung eines Geheimen Konferenzrats zu binden sich veranlaßt fand. Seit 1834 Nachfolger seines Vaters, vermählte sich Alexander 30. Oktober d. J. mit der Prinzessin Friederike von Holstein-Glücksburg, der er 1855 unter dem Titel einer Mitregentin die Regierung des Landes übertrug. Er starb worauf das Herzogtum an den Herzog von Anhalt-Dessau fiel.
[Bulgarien.]
13) Alexander I., Fürst von Bulgarien, geb. zweiter Sohn des Prinzen Alexander von Hessen-Darmstadt (s. Alexander 14), führte, wie seine Brüder, den Titel eines Prinzen von Battenberg, trat zuerst in das großherzoglich hessische Dragonerregiment Nr. 24 als Leutnant ein, machte 1877 im Hauptquartier des Großfürsten Nikolaus den Krieg in Bulgarien [* 6] gegen die Türkei [* 7] mit und ward darauf nach Berlin [* 8] in das Regiment Garde du Korps versetzt. Schon seine Teilnahme am Feldzug gegen die Türken, dann seine nahe Verwandtschaft mit dem Kaiser Alexander II. von Rußland, dessen Neffe er war, wiesen darauf hin, daß er zum Oberhaupt des zu schaffenden Fürstentums Bulgarien ausersehen sei.
Die Mächte gaben zu seiner Wahl ihre Zustimmung. Alexander wurde denn auch von der bulgarischen Nationalversammlung einstimmig zum Fürsten gewählt. Er hielt 8. Juli Tirnowa seinen Einzug und leistete den Eid auf die neue Verfassung des Fürstentums, schlug aber seine Residenz in Sofia auf. Da die von radikalen Agitatoren beherrschte Deputiertenkammer seinen Bestrebungen für das Volkswohl Hindernisse in den Weg legte und seine Macht zu einem Schatten [* 9] herabdrückte, erklärte er durch eine Proklamation vom die Krone niederlegen zu müssen, wenn ihm nicht außerordentliche Regierungsvollmachten zugestanden würden. Diese bewilligte ihm die außerordentliche Nationalversammlung 13. Juli mit größtem Enthusiasmus. Auch den übermächtigen russischen Einfluß wußte er geschickt zurückzudrängen.
[Hessen.]
14) Alexander Ludwig Georg Friedrich Emil, Prinz von Hessen und bei Rhein, österreich. General der Kavallerie, dritter Sohn des Großherzogs Ludwig II. von Hessen-Darmstadt, geb. zu Darmstadt, [* 10] stand 1840-51 in russischen Diensten und zeichnete sich in den kaukasischen Kämpfen aus, zuletzt als Generalmajor und Kommandeur der gesamten Artillerie. Im J. 1852 trat er als Brigadegeneral in die österreichische Armee. Im Feldzug von 1859 erwarb er sich große Anerkennung durch die Tapferkeit und Ausdauer, mit der er nach den Schlachten [* 11] bei Montebello und Solferino [* 12] den Rückzug der geschlagenen Armee deckte.
Seit 1863 lebte Prinz Alexander meist in Darmstadt oder Heiligenberg (Jugenheim), seiner Besitzung im Odenwald, wo er sich vornehmlich mit der Ordnung seines großen Münzkabinetts beschäftigte, das er selbst beschrieb (Darmst. 1856). Im J. 1866 übernahm er den Oberbefehl über das aus den württembergischen, bayrischen, hessen-darmstädtischen und nassauischen Truppen und aus 12,000 Österreichern zusammengesetzte 8. Bundesarmeekorps, welches aber die Vereinigung mit den Bayern [* 13] erst nach den unglücklichen Gefechten von Laufach und Aschaffenburg [* 14] und dem Verlust der Mainlinie bei Würzburg [* 15] bewirkte.
Hier erlitt es neue Niederlagen bei Tauberbischofsheim, Werbach und Gerchsheim (23.-25. Juli) und löste sich dann auf.
Vgl. die von ihm veröffentlichte Rechtfertigungsschrift: »Feldzugsjournal des Oberbefehlshabers des 8. deutschen Bundesarmeekorps« (2. Aufl., Darmst. 1867).
Seit ist Alexander morganatisch mit Julie, der Tochter des ehemaligen polnischen Kriegsministers Grafen Moritz von Hauke, vermählt, welche vom Großherzog zur Prinzessin von Battenberg erhoben wurde. Die Kinder aus dieser Ehe führen ebenfalls den Namen Prinzen und Prinzessinnen von Battenberg. Der älteste Sohn ist britischer Marineoffizier, der zweite als Alexander I. (s. oben, 13) Fürst von Bulgarien.
[Rumänien.]
15) Alexander Johann I., Fürst von Rumänien, geb. zu Husch aus der Bojarenfamilie Cusa (Kuza), wurde in Paris [* 16] erzogen, studierte zu Pavia und Bologna und stieg im heimischen Staatsdienst zum Statthalter von Galatz u. Direktor einer Abteilung im Ministerium des Innern empor, während er sich durch die Ehe mit einer Tochter des Bojaren Rosetti mit den Stourdzas und dadurch mit dem ganzen höhern Adel des Landes verschwägerte. Im J. 1848 schloß er sich der patriotischen Partei an, ward deshalb nach dem Einmarsch der Russen verhaftet, entkam aber und rettete sich auf einem österreichischen Dampfer nach Wien. [* 17]
Nach dem Abmarsch der Russen kehrte er zurück und nahm im Heer Dienste. [* 18] Anfangs Adjutant des Fürsten Vogorides, stieg er später zum Obersten auf. Bei den Verfassungskämpfen war er Wortführer der Unionspartei. Im J. 1857 Mitglied des Diwans, wurde er im Oktober 1858 dem General Georg Ghika als zweiter Hetman beigegeben und versah nach Vogorides' Abgang die Stelle eines Kriegsministers. Am wurde er in Jassy und 5. Febr. in Bukarest [* 19] zum Hospodar gewählt und als Alexander Johann I. zum regierenden Fürsten der beiden vereinigten Fürstentümer proklamiert, aber erst Ende 1861 von der Pforte anerkannt.
Die Einheit zu begründen, berief er im Januar 1862 beide Kammern nach Bukarest und setzte ein gemeinschaftliches Ministerium ein. Vielfache Mißgriffe und Alexanders Streben nach absolutistischer Zentralisation erregten bald Unzufriedenheit, obwohl sich Alexander durch Aufhebung der Leibeigenschaft und Verteilung von Ländereien an die Bauern auch Verdienste erwarb. Dazu kam drückende finanzielle Not. Die Einziehung der Klostergüter gegen eine Entschädigung der griechischen Mönche half nur auf kurze Zeit; das Mißvergnügen im Land wuchs, und auch Kammerauflösungen wirkten nichts. Da vollzog Alexander einen Staatsstreich, welcher einen Senat und Staatsrat ins Leben rief und die Sanktionierung des Werks durch eine allgemeine Volksabstimmung suchte; der Absolutismus war vollendet, erwies sich indes trotz aller Reformpläne unfähig, die materielle Not zu lindern. Alle Parteien waren einig darin, daß nur durch den Sturz Alexanders dem Land ¶
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zu helfen sei. Am Abend des drangen mehrere Parteihäupter in das Schlafzimmer des Fürsten und zwangen ihn zur Abdankung. Seitdem lebte Alexander meist in Wien und Wiesbaden [* 21] und starb zu Heidelberg. [* 22]
[Rußland.]
16) Alexander Jaroslawitsch Newskij, Großfürst von Rußland, ward 1218 zu Wladimir geboren. Sein Vater, Großfürst Jaroslaw II. von Nowgorod, ließ ihn sorgfältig erziehen. Nach des Vaters Tod (1247) Fürst von Nowgorod, ward er nach seines Bruders Andreas Tod (1252) Großfürst von Wladimir. Schon 1240 hatte er an der Newa (daher sein Beiname Newskij) über die Schweden gesiegt und dann glücklich gegen die Ritter des Schwertordens gekämpft, welche auf Betrieb des Papstes Gregor IX. in Rußland eingefallen waren.
Roms Plan, die Russen in den Schoß der katholischen Kirche überzuführen, mißglückte, da Alexander standhaft dagegen blieb. Es war sein Verdienst, einerseits manche Rebellion gegen die Tataren in Rußland verhindert, anderseits durch kluge Unterwürfigkeit und feinen diplomatischen Takt allzu schlimmen Übergriffen der Orientalen vorgebeugt zu haben. Im Orient genoß er ein so großes Ansehen, daß, wie erzählt wird, die tatarischen Frauen ihre Kinder mit seinem Namen zu schrecken pflegten. Alexander starb auf der Rückreise von dem Hof [* 23] des Großchans der Tataren. Sein Leichnam wurde in Wladimir beigesetzt. Man zählt Alexander unter die größten Heiligen der russischen Kirche; Peter d. Gr. erbaute ihm 1712 das Alexander Newskij-Kloster (s. d.) und stiftete 1722 den nach ihm genannten Orden [* 24] (s. Alexander Newskij-Orden).
17) Alexander I. Paulowitsch, Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen, geb. 23. (11.) Dez. 1777 zu Petersburg [* 25] als ältester Sohn des Großfürsten Paul und seiner zweiten Gemahlin, Maria Feodorowna von Württemberg, [* 26] ward unter der Leitung des freisinnigen Schweizers Laharpe nach Rousseauschen Grundsätzen erzogen. Die Einzelheiten seiner Ausbildung überwachte mit mütterlicher Sorgfalt Katharina II. Dennoch blieb dieselbe oberflächlich. Weich und sentimental, zeigte sich Alexander wohlwollend und für Ideale begeistert, aber auch schwach und unbeständig.
Schon 1793 wurde er mit der Prinzessin Elisabeth von Baden [* 27] vermählt. Zwei Töchter aus dieser Ehe starben als Kinder. Sein Vater Paul I., seit 1796 Zar, behandelte ihn mißtrauisch und willkürlich. Als er durch dessen Ermordung auf den Thron [* 28] gelangte, war er, obwohl er von dem Mord weder gewußt, noch ihn gebilligt hatte, doch anfangs von Rücksichten auf die Mörder Subow, Pahlen und Bennigsen abhängig. Später erlangte das sogen. Triumvirat, Stroganow, Nowossilzow und Adam Czartoryiski, den bedeutendsten Einfluß auf ihn.
Seiner Persönlichkeit entsprechend, war sein Bemühen vornehmlich auf die innere Entwickelung Rußlands gerichtet. In der ersten Hälfte seiner Regierung, namentlich während der ersten Jahre, war er eifrig bestrebt, das Finanzwesen seines Reichs zu ordnen, die geistige Bildung zu fördern und das harte Los der Leibeignen zu mildern. Esthland, [* 29] Livland und Kurland verdanken ihm die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Einführung einer mit dem Institut der Gemeindegerichte verbundenen Bauernordnung.
Leibeigne zum Verkauf auszustellen oder in den Zeitungen auszubieten, wurde verboten, die Freilassung derselben und ihre Ansiedelung in den Städten erleichtert. Um diesen und andern Reformen seine Sorgfalt zuwenden zu können, war Alexander anfangs bemüht, kriegerische Einmischung in die europäischen Angelegenheiten zu vermeiden. Bereits 1802 schloß er mit dem jungen König von Preußen [* 30] einen herzlichen Freundschaftsbund (Zusammenkunft in Memel, [* 31] Juni 1802), dem beide bis an ihr Lebensende treu geblieben sind.
Gleichzeitig trat Alexander mit Bonaparte, damaligem Ersten Konsul der französischen Republik, in enge politische Beziehungen, um die Angelegenheiten Europas nach gemeinsamem Einverständnis friedlich zu leiten. Alexander mußte sich aber bald überzeugen, daß diese Bundesgenossenschaft nur dazu diente, die Machtstellung Frankreichs zu erhöhen. Es kam deshalb bereits 1804 zum vollständigen Bruch. Alexander unterstützte 1805 Österreich, [* 32] trat aber nach der Schlacht bei Austerlitz [* 33] vom Bund gegen Napoleon zurück, um den Kampf 1807 zu gunsten Preußens [* 34] zu erneuern, freilich erst, als sein Verbündeter den größten Teil seiner Monarchie bereits verloren hatte.
Als die preußischen und russischen Truppen bis über die Memel zurückgedrängt waren, vermittelte den Frieden von Tilsit. [* 35] Dem Abschluß desselben ging die berühmte Zusammenkunft des russischen und des französischen Kaisers 25. Juni (in einem auf zwei Flößen in der Mitte des Niemen erbauten Pavillon) voraus, und der für Napoleons glänzende persönliche Eigenschaften die größte Bewunderung hegte, ließ sich von demselben zum zweitenmal für den Gedanken einer gemeinsamen Leitung der europäischen Angelegenheiten gewinnen.
Bei der Zusammenkunft in Erfurt [* 36] (Oktober 1808) wurde der Bund erneuert und der Besitz der Türkei versprochen, gegen die er sofort einen glücklichen Krieg begann. Bei den weit auseinander gehenden Interessen der beiden Staaten dauerte indes diese Eintracht nicht lange, und 1812 kam es von neuem zum Bruch. Anfangs schien auch Rußland dem gewaltigen Imperator unterliegen zu müssen, und nach der Einnahme von Moskau [* 37] verzweifelte Alexander fast an der Fortführung des Kriegs.
Indessen gelang es dem ungebrochenen Mute des Freiherrn vom Stein, ihn umzustimmen und seine Begeisterung anzufachen. Er erklärte, die Waffen [* 38] nicht niederlegen zu wollen, ehe Napoleon gestürzt sei. Die Friedensanerbietungen desselben wurden zurückgewiesen, der religiöse und nationale Fanatismus der Russen wachgerufen und das mehr dem Hunger und der Kälte als den Waffen weichende französische Heer auf seinem Rückzug hart bedrängt und fast vernichtet. Alexanders Entschluß für die Fortführung des Kriegs beförderte die Erhebung Deutschlands, [* 39] die ohne seine Unterstützung kaum möglich gewesen wäre.
In den Befreiungskriegen übte Alexander als der mächtigste unter den verbündeten Herrschern einen sehr großen Einfluß aus, sowohl auf die militärischen Operationen als auf die schonende Behandlung Frankreichs und auf die Rückführung der Bourbonen. Beim Wiener Kongreß war er für die Eintracht unter den Fürsten und für die Herstellung einer festen Ordnung unermüdlich thätig. Damals hatten die liberalen Ansichten Einfluß auf ihn, und im Sinn derselben suchte er persönlich und durch den Freiherrn vom Stein auf die Regelung der deutschen Verhältnisse durch die Wiener Schlußakte zu wirken. Auch setzte er durch, daß die Neutralität der Schweiz [* 40] anerkannt wurde, und verschaffte den Ionischen Inseln republikanische Selbständigkeit. In gleichem Sinn gab er Polen, das ihm durch die Entscheidung des Wiener Kongresses zugefallen war, eine freisinnige Verfassung. Unter dem Einfluß der großen Begebenheiten dieser Zeit und auf Anregung der ihn damals in ihre ¶