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daher, als er nach Hadrians Tod am von der Mehrheit der Kardinäle zum Papst gewählt ward, von Friedrich I. nicht anerkannt, der sich für den Gegenpapst Viktor IV. erklärte. in Pavia 1160 abgesetzt und mit dem Bann belegt, verband sich mit den aufrührerischen Lombarden, mußte aber nach deren Niederlage 1161 nach Frankreich flüchten. Von Frankreich, Sizilien, [* 2] England und Spanien [* 3] anerkannt, hielt er 1163 eine Synode zu Tours, [* 4] kehrte aber, da nach Aufstellung eines neuen kaiserlichen Gegenpapstes, Paschalis III., sein Anhang wuchs, 1165 nach Rom [* 5] zurück.
Nach seiner Verbindung mit dem großen lombardischen Städtebund, der ihm zu Ehren die neuerbaute Festung [* 6] am Tanaro Alessandria benannte, wurde er 1167 in Rom selbst durch den Kaiser angegriffen und mußte infolge des Abfalls der Römer [* 7] fliehen. Doch stellte der Untergang des kaiserlichen Heers durch die Pest sein Ansehen wieder her. 1170 und 1175 angeknüpfte Friedensunterhandlungen hatten keinen Erfolg. Erst nach der für den Kaiser unglücklichen Schlacht bei Legnano kam, nach Vorverhandlungen zu Anagni, in Venedig [* 8] 1177 der Friede mit Alexander und ein Waffenstillstand mit den Lombarden zu stande.
Friedrich erkannte, den dritten Gegenpapst, Calixtus III., opfernd, den Papst Alexander an und wurde vom Kirchenbann befreit. Im J. 1178 nach Rom zurückgekehrt, hielt Alexander 1179 im Lateran ein Konzil zur Neuordnung der durch das Schisma zerrütteten Kirche, wo auch zuerst gegen die Waldenser Maßregeln ergriffen wurden. Er starb Alexander gehört zu den hervorragendsten Päpsten und hat die Idee der Oberherrlichkeit des Papsttums über jede weltliche Macht ihrer Verwirklichung bedeutend nähergeführt; auch König Heinrich II. von England zwang er zur Kirchenbuße für die Ermordung Thomas Beckets.
Vgl. Reuter, Geschichte Alexanders III. und der Kirche seiner Zeit (Leipz. 1860-64, 3 Bde.);
M. Meyer, Die Wahl Alexanders III. (Götting. 1872).
7) Alexander IV., Papst 1254-61, vorher Reginald, Bischof von Ostia und Velletri, ein Neffe Gregors IX., voll hierarchischer Anmaßung, aber seiner Stellung nicht gewachsen. Im Streit mit Manfred von Sizilien erfuhr er arge Demütigungen, mußte, selbst von den Bischöfen verlassen, aus Rom fliehen und starb 1261 zu Viterbo.
8) Alexander V., Papst 1409-10, vorher Kardinal Philargi, Erzbischof von Mailand, [* 9] von Geburt ein Grieche aus Kreta, ward in einem Franziskanerkloster daselbst erzogen, war längere Zeit Professor in Paris, [* 10] dann Missionär in Litauen, ward nach Absetzung der Gegenpäpste Gregor XII. und Benedikt XIII. vom Konzil zu Pisa [* 11] gewählt, fand aber nur bei einem Teil der Christenheit Anerkennung. Gegen den Beschützer Gregors, den König von Neapel, [* 12] mußte Alexander sich selbst mit den Waffen [* 13] verteidigen. Von Bologna aus, wo Alexander lebte, verbot er die Lehren [* 14] Wiclefs in Böhmen [* 15] und forderte Huß vergebens vor seinen Richterstuhl. Alexander starb, 70 Jahre alt, wahrscheinlich von Cossa, seinem Kanzler, nachmaligem Papst Johann XXIII., vergiftet.
Vgl. Renieris, Der hellenische Papst Alexander V. (griech., Athen [* 16] 1881).
9) Alexander VI., Papst 1492-1503, vorher Kardinal Rodrigo Borgia, geb. 1431 zu Jativa in Valencia, [* 17] hieß eigentlich Lenzuoli, nahm aber den berühmten Familiennamen seiner Mutter Borgia an. Alexander studierte anfänglich die Rechte, wurde dann durch den Bruder seiner Mutter, Papst Calixtus III., vom Studenten zum Erzbischof von Valencia und, noch nicht 25 Jahre alt, zum Kardinal erhoben. Er führte auch als solcher ein wüstes Leben. Die schöne Rosa Vanozza de' Catanei war seine anerkannte Konkubine und gebar ihm vier Söhne und eine Tochter.
Dennoch spielte er, wo es galt, den Frommen und wußte sich durch Freigebigkeit beim Volk beliebt zu machen. Nach Innocenz' VIII. Tod erkaufte er die Tiara [* 18] und ward unter großen Festlichkeiten gekrönt; seitdem zeigte er seinen wahren Charakter ohne Scheu. Klug, umsichtig und berechnend, von heiterer Gemütsart, war er zugleich maßlos ehrgeizig und habsüchtig, treulos und schamlos, grausam und wollüstig. Sein Ziel war die Erhebung seines Hauses zu einer mächtigen Dynastie; daher war er tief verflochten in die verwickelten politischen Kämpfe, deren Schauplatz damals Italien [* 19] war.
Seinem Sohn Johann, Herzog von Gandia, verlieh er das Herzogtum Benevento, welches mit Beistimmung der erkauften Kardinäle vom Kirchenstaat getrennt wurde; seine Tochter Lucrezia wurde an den mächtigen Sforza, Herrn von Pesaro, vermählt; sein Lieblingssohn war Cäsar Borgia, der ihn vollständig beherrschte. Er ernannte denselben zum Erzbischof von Valencia und zum Kardinal, beschloß aber dann, ihm auch ein weltliches Fürstentum zu verschaffen und ihn mit der Tochter des Königs Friedrich von Neapel zu vermählen.
Als Alexander dabei auf Widerstand stieß, verband er sich 1498 mit Ludwig XII. von Frankreich zur Teilung Italiens. [* 20] Die Franzosen eroberten Mailand. Cäsar Borgia wurde zum Herzog von Valentinois, nach Eroberung Imolas und Forlis aber zum Herzog der Romagna ernannt. Mit blutiger Gewalt räumten der Papst und sein Sohn alle Gegner aus dem Weg. Alexander starb wie man sagte, durch das Gift, das sein Sohn für einen Kardinal, der bei ihm zu Gaste war, bereitet hatte. Trotz Alexanders entsetzlicher Sittenlosigkeit und Entartung (beschuldigte man ihn doch der Blutschande mit seiner Tochter Lucrezia) dauerte der politische Einfluß der Kirche unter ihm fort, wie Alexander denn den Streit zwischen Spanien und Portugal über die Teilung der Neuen Welt entschied. Unter seiner Regierung wurde die Bücherzensur eingeführt und Savonarola 1498 als Ketzer verbrannt.
10) Alexander VII., Papst 1655-67, vorher Kardinal Fabio Chigi und während der Friedensunterhandlungen zu Münster [* 21] und Osnabrück [* 22] Nunzius in Deutschland, [* 23] wurde durch Frankreichs Einfluß gewählt. Als Papst zeigte er ungezügelte Prachtliebe, Eitelkeit und Falschheit. Ein eifriger Verfechter der päpstlichen Unfehlbarkeit, bestätigte er 1661 trotz des Protestes der Jansenisten die von seinem Vorgänger Innocenz X. ausgesprochene Verdammung von fünf jansenistischen Lehrsätzen.
Ein von den Jansenisten versuchter Vergleich scheiterte. Darauf geriet Alexander auch mit Ludwig XIV. in Streit: weil Alexander sich weigerte, für eine durch seine corsische Leibwache dem französischen Gesandten in Rom, Créqui, zugefügte Beleidigung Genugthuung zu geben, besetzte Ludwig Avignon und Venaissin und drohte, in Italien selbst einzufallen. Alexander schloß hierauf den schimpflichen Vertrag zu Pisa (1664), in welchem er die Leibwache aufzulösen und eine Pyramide mit einer Inschrift über den Vorfall zu errichten versprechen mußte. Er starb Während seiner Regierung wurde Rom vielfach, so namentlich durch die Kolonnade vor der Peterskirche, verschönert; Alexander war selbst Dichter und Freund der Künste und Wissenschaften. Eine Sammlung seiner Gedichte erschien Paris 1656.
11) Alexander VIII., Papst 1689-91, vorher Pietro Ottoboni, Bischof von Torcelli und Brescia, geb. ¶
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1610 zu Venedig, gewählt stand völlig unter französischem Einfluß. Aus Erkenntlichkeit dafür gab Ludwig XIV. Avignon an Rom zurück. Durch Ankauf der Bibliothek der Königin Christine von Schweden [* 25] bereicherte er die Bibliothek des Vatikans mit kostbaren Handschriften. Nepotismus und Simonie erreichten unter seiner Regierung den höchsten Gipfel. Er starb
Vgl. Gérin, Le [* 26] pape Alexandre VIII et Louis XIV (Par. 1877).
Fürsten der neuern Zeit.
(Nach dem Alphabet der Länder geordnet.)
[Anhalt.]
12) Alexander Karl, letzter Herzog von Anhalt-Bernburg, Sohn des Herzogs Alexius Friedrich Christian aus dessen Ehe mit Friederike von Hessen-Kassel, geb. offenbarte frühzeitig sowohl körperliche als namentlich geistige Schwäche, welche allmählich zunahm, so daß sein Vater die künftigen Regierungshandlungen des Sohns an die Mitwirkung eines Geheimen Konferenzrats zu binden sich veranlaßt fand. Seit 1834 Nachfolger seines Vaters, vermählte sich Alexander 30. Oktober d. J. mit der Prinzessin Friederike von Holstein-Glücksburg, der er 1855 unter dem Titel einer Mitregentin die Regierung des Landes übertrug. Er starb worauf das Herzogtum an den Herzog von Anhalt-Dessau fiel.
[Bulgarien.]
13) Alexander I., Fürst von Bulgarien, geb. zweiter Sohn des Prinzen Alexander von Hessen-Darmstadt (s. Alexander 14), führte, wie seine Brüder, den Titel eines Prinzen von Battenberg, trat zuerst in das großherzoglich hessische Dragonerregiment Nr. 24 als Leutnant ein, machte 1877 im Hauptquartier des Großfürsten Nikolaus den Krieg in Bulgarien [* 27] gegen die Türkei [* 28] mit und ward darauf nach Berlin [* 29] in das Regiment Garde du Korps versetzt. Schon seine Teilnahme am Feldzug gegen die Türken, dann seine nahe Verwandtschaft mit dem Kaiser Alexander II. von Rußland, dessen Neffe er war, wiesen darauf hin, daß er zum Oberhaupt des zu schaffenden Fürstentums Bulgarien ausersehen sei.
Die Mächte gaben zu seiner Wahl ihre Zustimmung. Alexander wurde denn auch von der bulgarischen Nationalversammlung einstimmig zum Fürsten gewählt. Er hielt 8. Juli Tirnowa seinen Einzug und leistete den Eid auf die neue Verfassung des Fürstentums, schlug aber seine Residenz in Sofia auf. Da die von radikalen Agitatoren beherrschte Deputiertenkammer seinen Bestrebungen für das Volkswohl Hindernisse in den Weg legte und seine Macht zu einem Schatten [* 30] herabdrückte, erklärte er durch eine Proklamation vom die Krone niederlegen zu müssen, wenn ihm nicht außerordentliche Regierungsvollmachten zugestanden würden. Diese bewilligte ihm die außerordentliche Nationalversammlung 13. Juli mit größtem Enthusiasmus. Auch den übermächtigen russischen Einfluß wußte er geschickt zurückzudrängen.
[Hessen.]
14) Alexander Ludwig Georg Friedrich Emil, Prinz von Hessen und bei Rhein, österreich. General der Kavallerie, dritter Sohn des Großherzogs Ludwig II. von Hessen-Darmstadt, geb. zu Darmstadt, [* 31] stand 1840-51 in russischen Diensten und zeichnete sich in den kaukasischen Kämpfen aus, zuletzt als Generalmajor und Kommandeur der gesamten Artillerie. Im J. 1852 trat er als Brigadegeneral in die österreichische Armee. Im Feldzug von 1859 erwarb er sich große Anerkennung durch die Tapferkeit und Ausdauer, mit der er nach den Schlachten [* 32] bei Montebello und Solferino [* 33] den Rückzug der geschlagenen Armee deckte.
Seit 1863 lebte Prinz Alexander meist in Darmstadt oder Heiligenberg (Jugenheim), seiner Besitzung im Odenwald, wo er sich vornehmlich mit der Ordnung seines großen Münzkabinetts beschäftigte, das er selbst beschrieb (Darmst. 1856). Im J. 1866 übernahm er den Oberbefehl über das aus den württembergischen, bayrischen, hessen-darmstädtischen und nassauischen Truppen und aus 12,000 Österreichern zusammengesetzte 8. Bundesarmeekorps, welches aber die Vereinigung mit den Bayern [* 34] erst nach den unglücklichen Gefechten von Laufach und Aschaffenburg [* 35] und dem Verlust der Mainlinie bei Würzburg [* 36] bewirkte.
Hier erlitt es neue Niederlagen bei Tauberbischofsheim, Werbach und Gerchsheim (23.-25. Juli) und löste sich dann auf.
Vgl. die von ihm veröffentlichte Rechtfertigungsschrift: »Feldzugsjournal des Oberbefehlshabers des 8. deutschen Bundesarmeekorps« (2. Aufl., Darmst. 1867).
Seit ist Alexander morganatisch mit Julie, der Tochter des ehemaligen polnischen Kriegsministers Grafen Moritz von Hauke, vermählt, welche vom Großherzog zur Prinzessin von Battenberg erhoben wurde. Die Kinder aus dieser Ehe führen ebenfalls den Namen Prinzen und Prinzessinnen von Battenberg. Der älteste Sohn ist britischer Marineoffizier, der zweite als Alexander I. (s. oben, 13) Fürst von Bulgarien.
[Rumänien.]
15) Alexander Johann I., Fürst von Rumänien, geb. zu Husch aus der Bojarenfamilie Cusa (Kuza), wurde in Paris erzogen, studierte zu Pavia und Bologna und stieg im heimischen Staatsdienst zum Statthalter von Galatz u. Direktor einer Abteilung im Ministerium des Innern empor, während er sich durch die Ehe mit einer Tochter des Bojaren Rosetti mit den Stourdzas und dadurch mit dem ganzen höhern Adel des Landes verschwägerte. Im J. 1848 schloß er sich der patriotischen Partei an, ward deshalb nach dem Einmarsch der Russen verhaftet, entkam aber und rettete sich auf einem österreichischen Dampfer nach Wien. [* 37]
Nach dem Abmarsch der Russen kehrte er zurück und nahm im Heer Dienste. [* 38] Anfangs Adjutant des Fürsten Vogorides, stieg er später zum Obersten auf. Bei den Verfassungskämpfen war er Wortführer der Unionspartei. Im J. 1857 Mitglied des Diwans, wurde er im Oktober 1858 dem General Georg Ghika als zweiter Hetman beigegeben und versah nach Vogorides' Abgang die Stelle eines Kriegsministers. Am wurde er in Jassy und 5. Febr. in Bukarest [* 39] zum Hospodar gewählt und als Alexander Johann I. zum regierenden Fürsten der beiden vereinigten Fürstentümer proklamiert, aber erst Ende 1861 von der Pforte anerkannt.
Die Einheit zu begründen, berief er im Januar 1862 beide Kammern nach Bukarest und setzte ein gemeinschaftliches Ministerium ein. Vielfache Mißgriffe und Alexanders Streben nach absolutistischer Zentralisation erregten bald Unzufriedenheit, obwohl sich Alexander durch Aufhebung der Leibeigenschaft und Verteilung von Ländereien an die Bauern auch Verdienste erwarb. Dazu kam drückende finanzielle Not. Die Einziehung der Klostergüter gegen eine Entschädigung der griechischen Mönche half nur auf kurze Zeit; das Mißvergnügen im Land wuchs, und auch Kammerauflösungen wirkten nichts. Da vollzog Alexander einen Staatsstreich, welcher einen Senat und Staatsrat ins Leben rief und die Sanktionierung des Werks durch eine allgemeine Volksabstimmung suchte; der Absolutismus war vollendet, erwies sich indes trotz aller Reformpläne unfähig, die materielle Not zu lindern. Alle Parteien waren einig darin, daß nur durch den Sturz Alexanders dem Land ¶