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ihm. Er selbst soll ein Edikt erlassen haben, daß ihn kein andrer als Apelles malen, kein andrer als Pyrgoteles in Stein schneiden und kein andrer als Lysippos in Erz gießen sollte. Doch spricht die außerordentliche Verbreitung seiner Bilder in der alten Welt dafür, daß dieses Edikt keine Beachtung fand. Von diesen sind jedoch nur wenige auf uns gekommen. Als die seine Züge am treuesten wiedergebende Büste gilt diejenige im Louvre, welche durch die Inschrift gesichert ist.
Ein Kopf im kapitolinischen Museum ist ein Beispiel für die idealisierten Darstellungen seiner Persönlichkeit in Göttergestalt und mit göttlichen Attributen und vielleicht ein Bruchstück einer solchen Statue. Eine in Herculanum gefundene Bronze [* 2] stellt in voller Rüstung [* 3] zu Pferde [* 4] dar. An seinen Namen knüpfen sich eine berühmte Marmorbüste in Florenz, [* 5] der sogen. »sterbende Alexander«, und das größte uns aus dem Altertum erhaltene Mosaik (s. Alexanderschlacht).
Über die bildliche Darstellung Alexanders im Altertum vgl. Müller, Numismatique d'Alexandre-le-Grand (Kopenh. 1855); v. Lützow, Münchener Antiken (Münch. 1861); Stark, Zwei Alexanderköpfe der Sammlung Erbach und des Britischen Museums (Leipz. 1879). Auch die neuere Kunst hat sich viel mit ihm beschäftigt. Unter den ihm und seinen Thaten gewidmeten Darstellungen sind die berühmtesten ein Fresko des Soddoma in der Farnesina zu Rom: [* 6] die Hochzeit Alexanders mit Roxane (auch Gegenstand eines Reliefs von Jerichau im Schloß Christiansborg zu Kopenhagen [* 7] und bei dessen Brand 1884 zerstört), und der Alexanderzug, ein Relief Thorwaldsens (s. d.).
Alexanders Leben und Thaten sind von mehreren seiner Begleiter, wie Onesikritos, Kallisthenes, Anaximenes, Kleitarchos u. a., beschrieben worden. Aus solchen, wohl nicht immer zuverlässigen Geschichtswerken haben Diodor, Curtius und Trogus Pompejus (im Auszug bei Justinus) geschöpft. Arrian und meistens auch Plutarch dagegen folgten den von ihnen allein für glaubwürdig erklärten Erzählungen des Lagiden Ptolemäos und des Aristobulos aus Kassandreia und sind dadurch Hauptquellen für Alexanders Geschichte.
Doch läßt sich aus diesen Werken über Alexander mit einiger Sicherheit nur das Militärische feststellen, die Organisation des Heers sowohl als die Feldzüge, welche durch neuere geographische Forschungen auch in dieser Beziehung aufgeklärt sind. Dagegen fehlt es fast ganz an Material über Alexanders Ideen und Ziele, seine politischen Organisationen und Pläne; die Entwickelung seines Charakters und Geistes während seiner Heldenlaufbahn läßt sich nicht auch nur mit einiger Sicherheit erkennen. Die Fragmente seiner gleichzeitigen Biographen wurden von Geier (»Alexandri M. historiarum scriptores aetate suppares«, Leipz. 1844) und Dübner (in der Ausgabe Arrians, Par. 1846) gesammelt.
Übrigens wurde Alexander auch frühzeitig der Mittelpunkt einer reich gegliederten Sage, die bereits im spätern Altertum, namentlich aber von den mittelalterlichen Dichtern des Abend- wie des Morgenlands mit Vorliebe bearbeitet wurde (s. Alexandersage).
Vgl. Laudien, Über die Quellen zur Geschichte Alexanders d. Gr. (Königsb. 1875);
Fränkel, Die Quellen der Alexanderhistoriker (Bresl. 1883);
Droysen, Geschichte Alexanders d. Gr. (3. Aufl., Gotha [* 8] 1880, mit Karten von Kiepert);
Hertzberg, Die asiatischen Feldzüge Alexanders d. Gr. (2. Aufl., Halle [* 9] 1875);
Zolling, Alexanders Feldzug in Zentralasien [* 10] (2. Aufl., Leipz. 1876);
Lauth, in Ägypten [* 11] (Münch. 1876).
2) Alexander Sevērus (»der Strenge«),
römischer Kaiser von 222 bis 235 n. Chr., vollständig Marcus Aurelius Alexander Severus, vor seiner Thronbesteigung Alexianus, 208 zu Akka in Syrien geboren, von seiner christenfreundlichen Mutter Julia Mammäa sorgfältig erzogen, wurde von seinem Verwandten, Kaiser Heliogabalus, auf Verlangen des Volks 221 adoptiert und nach dessen Ermordung 222 zum Kaiser ausgerufen. Er war, als er die Herrschaft antrat, erst 14 Jahre alt und wurde daher anfangs ganz von seiner einsichtigen Mutter geleitet, die auch später einen bedeutenden Einfluß auf ihn behauptete; er selbst entwickelte immer mehr einen wohlwollenden und verständigen, jedoch von Schwäche nicht ganz freien Charakter, wie er es denn geschehen ließ, daß sein Ratgeber, der berühmte Jurist Ulpianus, 228 in einem Aufstand der Prätorianer ermordet wurde. Er war eifrig bemüht, sowohl der Zügellosigkeit der Soldaten als der herrschenden Unsittlichkeit der Bevölkerung [* 12] zu steuern, und setzte für letztern Zweck 14 Konsularen als Curatores urbis (Stadtaufseher) ein, welche für die Erhaltung der öffentlichen Ordnung und Anständigkeit zu sorgen hatten. In den Jahren 231-233 führte er, jedoch ohne bedeutenden Erfolg, Krieg gegen den neuen Perserkönig, Artaxerxes; 234 begab er sich nach Gallien, wo er 235 in der Nähe von Mainz [* 13] in einem Aufstand der Truppen ermordet wurde. Von den christlichen Schriftstellern wird noch besonders gerühmt, daß er sich gegen die Christen wohlwollend bewiesen habe.
3) Oströmischer Kaiser, Sohn des Basilios I., folgte seinem ältern Bruder, Leo VI., 912 als Vormund für dessen unmündigen Sohn Konstantin VII., Porphyrogennetos, starb aber schon 913.
Päpste.
4) Alexander I., röm. Bischof 109-119, starb als Märtyrer.
5) Alexander II., Papst 1061-73, vorher Anselm aus Baggio, war ein eifriger Anhänger der cluniacensischen Reform und einer der Führer der Pataria in Mailand, [* 14] wurde dann Bischof von Lucca [* 15] und als der erste allein von den Kardinälen, ohne Zuziehung der weltlichen Macht, gewählte Papst auf Hildebrands Betrieb auf den päpstlichen Thron [* 16] erhoben. Deshalb stellte die kaiserliche Partei den Bischof Cadalus von Parma [* 17] als Honorius II. zum Gegenpapst auf. Von diesem 1062 mit kaiserlicher Hilfe verjagt, wurde Alexander mit Hilfe der Normannen in seine Herrschaft in Rom wieder eingesetzt.
Alexanders Streben war, durch gänzliche Befreiung der Kirche von der weltlichen Macht die päpstliche Suprematie zu vollenden und die streng asketische Richtung in der Kirche zur Herrschaft zu bringen. Heinrichs IV. Verlangen nach Scheidung von seiner Gemahlin Bertha bot dazu Gelegenheit: der Kardinal Damiani nötigte Heinrich 1069 zur Rücknahme seines Gesuchs. Als bald darauf Sachsen [* 18] und Thüringer in Rom gegen Heinrich IV. wegen Tyrannei und Verkaufs der Ämter Klage erhoben, lud den Kaiser zur Verantwortung nach Rom, starb aber gleich danach Die Steigerung der Papstmacht unter ihm war mehr das Verdienst seines Kanzlers Hildebrand. Alexander selbst verdient den Ruhm eines gelehrten und streng sittlichen Kirchenfürsten.
6) Alexander III., Papst 1159-81, vorher als Kardinal Roland von Siena Kanzler Hadrians IV., ein eifriger Vertreter der Hierarchie, beleidigte schon 1157 auf dem Reichstag zu Besançon [* 19] den Kaiser Friedrich I. durch seine Anmaßung und wurde ¶
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daher, als er nach Hadrians Tod am von der Mehrheit der Kardinäle zum Papst gewählt ward, von Friedrich I. nicht anerkannt, der sich für den Gegenpapst Viktor IV. erklärte. in Pavia 1160 abgesetzt und mit dem Bann belegt, verband sich mit den aufrührerischen Lombarden, mußte aber nach deren Niederlage 1161 nach Frankreich flüchten. Von Frankreich, Sizilien, [* 21] England und Spanien [* 22] anerkannt, hielt er 1163 eine Synode zu Tours, [* 23] kehrte aber, da nach Aufstellung eines neuen kaiserlichen Gegenpapstes, Paschalis III., sein Anhang wuchs, 1165 nach Rom zurück.
Nach seiner Verbindung mit dem großen lombardischen Städtebund, der ihm zu Ehren die neuerbaute Festung [* 24] am Tanaro Alessandria benannte, wurde er 1167 in Rom selbst durch den Kaiser angegriffen und mußte infolge des Abfalls der Römer [* 25] fliehen. Doch stellte der Untergang des kaiserlichen Heers durch die Pest sein Ansehen wieder her. 1170 und 1175 angeknüpfte Friedensunterhandlungen hatten keinen Erfolg. Erst nach der für den Kaiser unglücklichen Schlacht bei Legnano kam, nach Vorverhandlungen zu Anagni, in Venedig [* 26] 1177 der Friede mit Alexander und ein Waffenstillstand mit den Lombarden zu stande.
Friedrich erkannte, den dritten Gegenpapst, Calixtus III., opfernd, den Papst Alexander an und wurde vom Kirchenbann befreit. Im J. 1178 nach Rom zurückgekehrt, hielt Alexander 1179 im Lateran ein Konzil zur Neuordnung der durch das Schisma zerrütteten Kirche, wo auch zuerst gegen die Waldenser Maßregeln ergriffen wurden. Er starb Alexander gehört zu den hervorragendsten Päpsten und hat die Idee der Oberherrlichkeit des Papsttums über jede weltliche Macht ihrer Verwirklichung bedeutend nähergeführt; auch König Heinrich II. von England zwang er zur Kirchenbuße für die Ermordung Thomas Beckets.
Vgl. Reuter, Geschichte Alexanders III. und der Kirche seiner Zeit (Leipz. 1860-64, 3 Bde.);
M. Meyer, Die Wahl Alexanders III. (Götting. 1872).
7) Alexander IV., Papst 1254-61, vorher Reginald, Bischof von Ostia und Velletri, ein Neffe Gregors IX., voll hierarchischer Anmaßung, aber seiner Stellung nicht gewachsen. Im Streit mit Manfred von Sizilien erfuhr er arge Demütigungen, mußte, selbst von den Bischöfen verlassen, aus Rom fliehen und starb 1261 zu Viterbo.
8) Alexander V., Papst 1409-10, vorher Kardinal Philargi, Erzbischof von Mailand, von Geburt ein Grieche aus Kreta, ward in einem Franziskanerkloster daselbst erzogen, war längere Zeit Professor in Paris, [* 27] dann Missionär in Litauen, ward nach Absetzung der Gegenpäpste Gregor XII. und Benedikt XIII. vom Konzil zu Pisa [* 28] gewählt, fand aber nur bei einem Teil der Christenheit Anerkennung. Gegen den Beschützer Gregors, den König von Neapel, [* 29] mußte Alexander sich selbst mit den Waffen [* 30] verteidigen. Von Bologna aus, wo Alexander lebte, verbot er die Lehren [* 31] Wiclefs in Böhmen [* 32] und forderte Huß vergebens vor seinen Richterstuhl. Alexander starb, 70 Jahre alt, wahrscheinlich von Cossa, seinem Kanzler, nachmaligem Papst Johann XXIII., vergiftet.
Vgl. Renieris, Der hellenische Papst Alexander V. (griech., Athen [* 33] 1881).
9) Alexander VI., Papst 1492-1503, vorher Kardinal Rodrigo Borgia, geb. 1431 zu Jativa in Valencia, [* 34] hieß eigentlich Lenzuoli, nahm aber den berühmten Familiennamen seiner Mutter Borgia an. Alexander studierte anfänglich die Rechte, wurde dann durch den Bruder seiner Mutter, Papst Calixtus III., vom Studenten zum Erzbischof von Valencia und, noch nicht 25 Jahre alt, zum Kardinal erhoben. Er führte auch als solcher ein wüstes Leben. Die schöne Rosa Vanozza de' Catanei war seine anerkannte Konkubine und gebar ihm vier Söhne und eine Tochter.
Dennoch spielte er, wo es galt, den Frommen und wußte sich durch Freigebigkeit beim Volk beliebt zu machen. Nach Innocenz' VIII. Tod erkaufte er die Tiara [* 35] und ward unter großen Festlichkeiten gekrönt; seitdem zeigte er seinen wahren Charakter ohne Scheu. Klug, umsichtig und berechnend, von heiterer Gemütsart, war er zugleich maßlos ehrgeizig und habsüchtig, treulos und schamlos, grausam und wollüstig. Sein Ziel war die Erhebung seines Hauses zu einer mächtigen Dynastie; daher war er tief verflochten in die verwickelten politischen Kämpfe, deren Schauplatz damals Italien [* 36] war.
Seinem Sohn Johann, Herzog von Gandia, verlieh er das Herzogtum Benevento, welches mit Beistimmung der erkauften Kardinäle vom Kirchenstaat getrennt wurde; seine Tochter Lucrezia wurde an den mächtigen Sforza, Herrn von Pesaro, vermählt; sein Lieblingssohn war Cäsar Borgia, der ihn vollständig beherrschte. Er ernannte denselben zum Erzbischof von Valencia und zum Kardinal, beschloß aber dann, ihm auch ein weltliches Fürstentum zu verschaffen und ihn mit der Tochter des Königs Friedrich von Neapel zu vermählen.
Als Alexander dabei auf Widerstand stieß, verband er sich 1498 mit Ludwig XII. von Frankreich zur Teilung Italiens. [* 37] Die Franzosen eroberten Mailand. Cäsar Borgia wurde zum Herzog von Valentinois, nach Eroberung Imolas und Forlis aber zum Herzog der Romagna ernannt. Mit blutiger Gewalt räumten der Papst und sein Sohn alle Gegner aus dem Weg. Alexander starb wie man sagte, durch das Gift, das sein Sohn für einen Kardinal, der bei ihm zu Gaste war, bereitet hatte. Trotz Alexanders entsetzlicher Sittenlosigkeit und Entartung (beschuldigte man ihn doch der Blutschande mit seiner Tochter Lucrezia) dauerte der politische Einfluß der Kirche unter ihm fort, wie Alexander denn den Streit zwischen Spanien und Portugal über die Teilung der Neuen Welt entschied. Unter seiner Regierung wurde die Bücherzensur eingeführt und Savonarola 1498 als Ketzer verbrannt.
10) Alexander VII., Papst 1655-67, vorher Kardinal Fabio Chigi und während der Friedensunterhandlungen zu Münster [* 38] und Osnabrück [* 39] Nunzius in Deutschland, [* 40] wurde durch Frankreichs Einfluß gewählt. Als Papst zeigte er ungezügelte Prachtliebe, Eitelkeit und Falschheit. Ein eifriger Verfechter der päpstlichen Unfehlbarkeit, bestätigte er 1661 trotz des Protestes der Jansenisten die von seinem Vorgänger Innocenz X. ausgesprochene Verdammung von fünf jansenistischen Lehrsätzen.
Ein von den Jansenisten versuchter Vergleich scheiterte. Darauf geriet Alexander auch mit Ludwig XIV. in Streit: weil Alexander sich weigerte, für eine durch seine corsische Leibwache dem französischen Gesandten in Rom, Créqui, zugefügte Beleidigung Genugthuung zu geben, besetzte Ludwig Avignon und Venaissin und drohte, in Italien selbst einzufallen. Alexander schloß hierauf den schimpflichen Vertrag zu Pisa (1664), in welchem er die Leibwache aufzulösen und eine Pyramide mit einer Inschrift über den Vorfall zu errichten versprechen mußte. Er starb Während seiner Regierung wurde Rom vielfach, so namentlich durch die Kolonnade vor der Peterskirche, verschönert; Alexander war selbst Dichter und Freund der Künste und Wissenschaften. Eine Sammlung seiner Gedichte erschien Paris 1656.
11) Alexander VIII., Papst 1689-91, vorher Pietro Ottoboni, Bischof von Torcelli und Brescia, geb. ¶