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Alexander selbst wurde beim Sturm auf die Stadt verwundet. Als Alexander nach siebentägigem Wüstenmarsch bei Pelusion anlangte, übergab der Satrap Mazakes Ägypten [* 2] ohne Schwertstreich. Die Bevölkerung, [* 3] der persischen Herrschaft längst überdrüssig, leistete nirgends Widerstand, zumal da Alexander als Befreier auftrat und den heimischen Religionskultus, wie in Jerusalem, [* 4] durch Opfer und Gebete ehrte, statt ihn, wie die Perser, zu verhöhnen. In Memphis opferte Alexander dem Apis, [* 5] während in den Vorhöfen der Tempel [* 6] griechische Wettkämpfe und Musenspiele stattfanden. Von Memphis fuhr er den Nil hinab und legte in der Nähe des westlichsten Nilarms bei der Insel Pharos den Grundstein zu seinem größten und dauerndsten Monument, zu der Stadt Alexandreia. Dann unternahm er einen Zug nach dem Heiligtum des Ammon [* 7] in der Libyschen Wüste, wo ihn die Priester als den Sohn des Gottes begrüßten und ihm verkündeten, daß er die Welt beherrschen werde.
Währenddessen hatte Dareios, nachdem Alexander einen Friedensantrag desselben stolz zurückgewiesen und sich selbst als Herrn von Asien [* 8] bezeichnet hatte, die Streitkräfte seines Reichs im Frühjahr 331 in die Ebene von Babylon entboten, wo sich ein Heer von mehreren Hunderttausend Mann Fußvolk, 40,000 Reitern, 200 Sichelwagen und 15 Elefanten sammelte, mit dem Dareios den Tigris nach Arbela hinaufmarschierte. Hierhin trat im Frühjahr 331 auch von Memphis aus den Zug an, zunächst nach Tyros, dann mit 40,000 Mann und 7000 Pferden nach dem Euphrat, den er bei Thapsakos, und nach dem Tigris, den er ohne bedeutenden Widerstand bei Bedzabde überschritt.
Erst bei Gaugamela, unweit von Arbela, traf er im Herbst 331 auf den Feind. Dort kam es 1. Okt. zur Entscheidungsschlacht. Schon war Parmenions Flügel durchbrochen, die Perser standen im makedonischen Lager, [* 9] da errang Alexander, mit der Phalanx das feindliche Zentrum durchbrechend, den Sieg. In Arbela, bis wohin Alexander mit der Reiterei den Feind rastlos verfolgte, fielen den Siegern der königliche Schatz, alles Feldgerät und zum zweitenmal des Königs Waffen [* 10] in die Hände. Dareios selbst entkam mit 8000 Mann nach Ekbatana, während Ariobarzanes mit 25,000 sich nach Persis warf; die übrigen Satrapen zerstreuten sich oder gingen zu Alexander über.
Dem Perserreich war der Todesstoß gegeben. Babylon ergab sich, Susa wurde mit leichter Mühe genommen. Mitte Dezember 331 zog von Susa nach blutigen Kämpfen an dem persischen Engpaß und, da dieser uneinnehmbar war, auf mühseligen Umwegen nach Persepolis und Pasargadä, den alten Stammsitzen des persischen Königsgeschlechts. Unermeßliche Beute fiel dem siegreichen Heer zu. Um durch ein großartiges Opfer der Perser Schuld gegen Griechenland [* 11] zu sühnen, schleuderte Alexander die Brandfackel in die alte Königsburg.
Ende April 330 brach er nach Medien auf. Dort hatte Dareios die Trümmer seines Heers noch einmal gesammelt und beabsichtigte, eine Schlacht zu wagen. Aber auf die Kunde von Alexanders rascher Annäherung flüchtete er nach dem Nordosten, um durch die kaspischen Pässe das Oxusgebiet zu erreichen. Auf der Flucht wurde er von dem baktrischen Satrapen Bessos, der selbst nach der Krone strebte, gefesselt und, als in Eilmärschen die Fliehenden kurz vor den Kaspischen Thoren fast ereilt hatte, ermordet (Juli 330). Alexander ließ ihn in Persepolis feierlich bestatten.
Nach dem Tode des Dareios sahen die Völker Persiens in Alexander ihren legitimen Herrn, und die meisten persischen Großen schlossen sich ihm an. Um so mehr glaubte sich Alexander verpflichtet, des Dareios Tod an seinen Mördern zu rächen, die den Widerstand in den nordöstlichen Provinzen fortsetzten. Nachdem er Hyrkanien besetzt und bis Zadrakarta am Kaspischen Meer vorgedrungen, brach er nach Baktra auf, wo Bessos Streitkräfte zu fernerm Widerstand gesammelt und den Titel »König Artaxerxes von Asien« angenommen hatte.
Auf dem Marsch zwang ihn jedoch ein Aufstand in Areia, nach Süden abzulenken, und nachdem er diesen gedämpft und Alexandreia Areion (Herat) gegründet hatte, beschloß er, um Bessos vom Süden abzuschneiden, erst Drangiana und Arachosien zu besetzen, was ohne Schwierigkeit gelang. Indessen begann Unzufriedenheit in Alexanders Heer sich zu regen. Denn um die Verschmelzung des Orients und Occidents anzubahnen, hob Alexander jeden Vorrang der Makedonier vor den Asiaten auf.
Dies sowie der asiatische Prunk, mit dem der König sich umgab, verdroß die alten Krieger. Parmenion riet von den Neuerungen ab, sein Sohn Philotas tadelte sie offen, selbst der treue Kleitos wurde finster, und Krateros zog sich immer mehr zurück. Als der König im Herbst 330 sich zu Prophthasia in Drangiana aufhielt, ward eine Verschwörung entdeckt und Philotas als angeblicher Mitwisser hingerichtet, Parmenion aber in Ekbatana durch Meuchelmord beseitigt. In der strengsten Winterkälte trat nun den Marsch von Arachosien, wo er auch ein Alexandreia (Kandahar) gegründet, nach Baktrien an; er überschritt Anfang 329 die hohen, mit tiefem Schnee [* 12] bedeckten Gebirgspässe des Hindukusch und erreichte ungehindert Baktrien, das Bessos, durch Alexanders kühnen Marsch erschreckt, ohne Widerstand räumte. Alexander verfolgte ihn über den Oxus nach Sogdiana, wo die treulosen Genossen des Bessos ihn an Ptolemäos auslieferten. Er ward gegeißelt und in Ketten nach Baktra gebracht, um dort gerichtet zu werden. Alexander besetzte Marakanda und drang darauf bis Kyropolis am Jaxartes vor. Da erhob sich in Alexanders Rücken Sogdiana unter Spitamenes, und mehrere Provinzen folgten; Alexander geriet in die höchste Gefahr.
Doch wurde das verlorne Kyropolis wiedergenommen, die Skythen durch einen kühnen Zug in ihr Gebiet zum Frieden bewogen, am nördlichsten Punkte der Heerfahrt ein neues Alexandreia (Eschate, das »äußerste«) angelegt, Sogdiana fast ganz verwüstet und entvölkert. Den Winter 329-328 brachte in Zariaspa unweit Baktra zu, wo Bessos verurteilt und danach verstümmelt und hingerichtet wurde. Dann hielt er längere Zeit in Marakanda glänzend Hof. [* 13] Dort tötete er, vom Wein erhitzt, in einem Streit beim Gelage seinen Lebensretter Kleitos, der ihn durch Widerspruch gegen das ihm gespendete Lob und durch Vorwürfe über die den Barbaren geschenkte Gunst gereizt hatte. 327 erstürmte er die Felsenburg des Arimazes, wohin sich der Baktrier Oxyartes zurückgezogen, und eroberte Parätakene, worauf er in Baktra die Hochzeit mit Roxane, der Tochter des Oxyartes, und in ihr eigentlich die Verschmelzung Asiens und Europas aufs prächtigste feierte. Stärker als früher traten jetzt in Alexander Züge von orientalischem Despotismus hervor; auch von den Makedoniern wurde das Niederwerfen (Proskynesis) vor dem Könige gefordert. Kallisthenes, ein Neffe und Schüler des Aristoteles, der sich dem widersetzte, wurde nebst zwei Edelknaben, denen man eine Verschwörung gegen das Leben des Königs schuld gegeben, zum Tod verurteilt (327).
Der Wunsch, das mit den Neuerungen unzufriedene Heer durch neue Erfolge an sich zu fesseln, trieb ¶
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Alexander zu der Unterwerfung Indiens fort. Gegen Ende 327 brach er mit 120,000 Mann von Baktrien über Alexandreia am Paropamisos nach dem nordwestlichen Indien (Pandschab) auf. Ein Teil des Heers, unter Hephästion und Perdikkas, sollte den Übergang über den Indus vorbereiten; Alexander selbst drang nordöstlich gegen die Aspasier, Guräer und Assakener vor und erreichte nach vielen heftigen Kämpfen den Indus im Frühjahr 326. Er wollte den Strom zu Schiff [* 15] hinabfahren, um sich bei Taxila mit dem andern Teil des Heers zu vereinigen, fand aber eine Brücke [* 16] bereits fertig und empfing eine Gesandtschaft von Taxilas, dem König von Taxila, der ihm reiche Geschenke schickte und ihm seine Residenz übergab.
Poros, der Beherrscher des Gebiets vom Hydaspes bis zum Akesines, hatte sich mit einem großen Heer am jenseitigen Ufer des Hydaspes gelagert, ward aber im Mai 326 nach hartem Kampf trotz seiner Kriegselefanten besiegt und von Alexanders Reitern auf der Flucht eingeholt. Voll Bewunderung für den tapfern greisen Gegner bestätigte der Sieger ihn nicht nur in seiner Herrschaft, sondern erweiterte sogar sein Gebiet und gewann sich dadurch einen zweiten treuen Bundesgenossen.
Dreißig Tage verweilte Alexander noch am Hydaspes unter Opfern und Spielen, gründete auch zwei Städte, Bukephala am westlichen Ufer und Nikäa auf dem östlichen, und rückte dann nach Norden [* 17] in die bevölkerte Gegend der Glausen, über den Akesines nach dem Hyarotes. Der freie indische Stamm der Kathäer wurde unterworfen und sein Land unter die benachbarten Stämme verteilt. Unaufgehalten erreichte das Heer die Ufer des Hyphasis. Dort aber weigerten sich die erschöpften Truppen, Alexander nach dem Gangesgebiet zu folgen.
Alle Bemühungen Alexanders blieben erfolglos; als auch Opferzeichen ungünstig ausfielen, kehrte er nach Errichtung von zwölf hohen turmähnlichen Altären als Denkmälern und Dankzeichen und nach der Feier großer Kampfspiele im Herbst 326 um. Alexander selbst schiffte sich mit 8000 Mann Kerntruppen auf einer Flotte ein; Oberbefehlshaber derselben war Nearchos. Einen andern Teil des Heers führte Krateros am rechten, einen dritten Hephästion am linken Ufer des Hydaspes hinab.
Fast alle Völker ergaben sich freiwillig. Nur die Maller versuchten Widerstand; bei Erstürmung ihrer befestigten Hauptstadt wurde Alexander schwer verwundet. Nach mannigfachen Kämpfen und nach Unterwerfung des Fürsten von Pattala (im Indusdelta) wies der selbst bis zum Indischen Ozean hinabgesegelt war, Nearchos an, mit der Flotte längs der Küste hinzusegeln; er selbst zog mit dem Hauptheer (325) durch das Gebiet der Arbiten in das der Oreiten, befestigte Rambakia und brach gegen Gedrosien auf, dessen Hauptstadt Pura er nach einem mühseligen Marsch von 60 Tagen durch die Wüste unter furchtbaren Entbehrungen und Leiden [* 18] der Soldaten erreichte; das Heer war auf ein Viertel zusammengeschmolzen.
Nach gehaltener Rast brach er nach Karamanien auf, wo Krateros sich mit ihm vereinigte und Mitte Dezember Nearchos glücklich an der Küste landete. Dieser setzte die Fahrt längs der Küste des Persischen Meerbusens zu der Euphrat- und Tigrismündung fort, während Hephästion mit einem großen Teil des Heers die Straße nach Persis an der Küste hin einschlug, Alexander aber mit den berittenen Edelscharen und dem leichten Fußvolk durch das Gebirge über Pasargadä und Persepolis nach Susa durchdrang, wo die Ausschreitungen seiner Statthalter Abhilfe erheischten und auch ein strenges Gericht über sie erging.
Nun galt es, die Verschmelzung des Abend- und Morgenlands zu vollziehen, und um sie zu fördern, vermählte sich Alexander selbst neben Roxane noch mit des Dareios ältester Tochter, Stateira; gegen 80 seiner Großen und über 1000 andre Mazedonier vermählte er mit Perserinnen. Indem er mit 20,000 Talenten die Schulden der Soldaten bezahlte, hoffte er sie für sein Vorhaben zu gewinnen. Als aber 30,000 Barbaren auf makedonische Weise bewaffnet und eingeübt und in gleichen Rang mit den Makedoniern gestellt wurden, erregte das den bittersten Groll der Makedonier, der 324 während einer Heerschau bei der Stadt Opis am Tigris zum Ausbruch kam.
Als Alexander die Veteranen und Gebrechlichen in die Heimat zu entlassen befahl, riefen die Mazedonier ihm zu, er möge fortan mit seinen jungen Barbaren und dem Vater Ammon in den Krieg ziehen. Da trat Alexander im heftigsten Zorn in die Mitte der tobenden Aufrührer und ließ 13 ergreifen und zum Tod führen. Er selbst zog sich in die Königsburg zu Opis zurück und behandelte die barbarischen Truppen ganz so wie bisher die makedonischen. Dadurch betroffen, baten die Mazedonier bald reuig um Verzeihung und erhielten sie.
Ein großes Versöhnungsfest wurde gefeiert, der Platz zunächst dem König den Mazedoniern eingeräumt, die Opfer von griechischen und persischen Priestern gemeinsam dargebracht. Dann wurden 10,000 Veteranen ehrenvoll entlassen. Krateros führte sie zurück, um Antipatros' Stelle einzunehmen und letztern mit neuer Mannschaft nach Asien zu entbieten. Tief erschütterte der Tod Hephästions in Ekbatana, dem er 323 zu Babylon eine glänzende Leichenfeier veranstaltete.
Nachdem er das wilde Gebirgsvolk der Kossäer vernichtet hatte, kehrte er nach Babylon zurück und sorgte mit Eifer für Hebung [* 19] des Handels und Verkehrs durch Straßen, Entdeckungsreisen, Hafenbauten und Städtegründungen. Insbesondere trug er sich mit dem Plan einer großartigen Kolonisation an der Ostküste des Persischen Golfs und einer Umschiffung Arabiens, um Ägypten zur See mit dem Euphratland zu verbinden. Schon war der Tag der Abreise der Flotte unter Nearchos bestimmt, als der König nach einem dem Nearchos gegebenen Abschiedsmahl an einem Fieber erkrankte, dessen Stärke [* 20] von Tag zu Tag zunahm.
Bis zum 7. Tag konnte er baden, bis zum 10. opfern und von seinen Mazedoniern stummen Abschied nehmen. Am folgenden Tage gegen Abend ereilte ihn aber der Tod im Juni 323, im 32. Jahr seines Lebens, nachdem er 12 Jahre 8 Monate das Diadem getragen. Seine einbalsamierte Leiche wurde erst nach zwei Jahren mit unermeßlicher Pracht von Ptolemäos nach Ägypten gebracht und in Memphis bestattet, später aber nach Alexandreia geführt und in einem ihm eigens erbauten Tempel beigesetzt, von wo die Engländer den Sarkophag [* 21] 1802 nach London [* 22] schleppten, wo er sich im Britischen Museum befindet (vgl. Clarke, The tomb of Alexander, Lond. 1805). Da A. keinen regierungsfähigen Nachfolger hinterließ, so entbrannte sofort nach seinem Tod unter seinen ehrgeizigen und habgierigen Feldherren der heftigste Zwist, in welchem Alexanders Haus zu Grunde ging und sein Reich zerfiel. Gleichwohl hatten seine großartigen Eroberungen die Folge, daß Vorderasien der griechischen Kultur erschlossen wurde und sich mit der griechischen Welt verschmolz, und daß aus dieser Verschmelzung die Kulturperiode des Hellenismus hervorging.
Alexander wurde schon bei Lebzeiten durch die bildende Kunst verherrlicht wie kein Held des Altertums vor ¶