im N. und Algarve im S., 24,411 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 24,294 qkm [439,4 QM.]) groß.
An den Ostgrenzen des Landes erheben sich gruppenweise die Serras de São Mamede und Portalegre, d'Ossa, d'Evora u. a. m., nach
O. meist in schroffen Felswänden abfallend, nach W. in weite Ebenen übergehend, welche vor ihrer Verflachung
zur sandigen Küste durch isolierte Felskämme unterbrochen werden. Die südliche Grenze bildet das bis 900 m ansteigende Gebirge
von Algarve (Serra de Monchique). Im O. wird die Provinz durch den Guadiana, im N. durch den Tejo und im SW. durch den Sado bewässert.
Im S. und W. ist das Klima heiß und trocken.
Hier breiten sich weite, baumlose, von Sumpfstrecken unterbrochene und spärlich angebaute Heideebenen aus, während im O.
die Thäler äußerst fruchtbar und die Berge schön bewaldet sind. Die Bevölkerung betrug 1881: 367,169 Seelen. Außer Weizen
und Gerste baut man Reis und Mais. Wein und Obst gedeihen fast überall, in den wärmern Gegenden auch Oliven
und Orangen, Feigen, Mandeln und andre Südfrüchte. Die Wälder bestehen vorzugsweise aus Kork- und andern Eichen und aus Kastanien;
die Ebenen sind mit Wacholder, Myrten und kurzem, zur Schaffütterung geeignetem Gras bewachsen.
Die Viehzucht ist ansehnlich, namentlich liefert Alemtejo die besten Schweine, nächstdem besonders Schafe und
Ziegen. Bei der geringen Bevölkerung bleibt noch Getreide zur Ausfuhr übrig. Die Industrie liegt noch danieder; auch der Bergbau
wird ungeachtet der Anzeichen eines nicht unbedeutenden Erzreichtums vernachlässigt. Von Lissabon durchschneiden zwei Eisenbahnen
das Land, eine nördliche, welche sich in drei Stränge spaltet: nach Madrid, nach Badajoz und nach Evora
zur zweiten, südlichern, die sich bei Beira gleichfalls nach O. und SW. spaltet. Die Provinz umfaßt die drei Distrikte Beja,
Evora und Portalegre. Hauptstadt ist Evora.
(spr. alangßóng), Hauptstadt des franz. Departements Orne, an der Sarthe, die unfern entspringt, und an der
Westbahn, schön gelegen und gut gebaut, ab er düstern Aussehens, hat eine schöne Kirche, Notre Dame,
ein Stadthaus mit zwei Türmen vom alten Schloß der Herzöge von (s. unten) und (1881) 15,939 Einw.
Die Fabrikation der ehemals so berühmten Spitzen von Alençon (points d'A.), welche in Stadt und Umgebung über 20,000 Hände beschäftigte,
ist jetzt sehr verringert. Im übrigen herrscht viel industrielle Thätigkeit, namentlich Baumwollspinnerei, Pikee-, Barchent-
und Leinweberei, Fabrikation von Stickereien, feinen Strohhüten, Handschuhen, Verarbeitung von Quarzkristallen (Diamanten von
Alençon) zu Schmucksachen. Auch wird in der Umgebung treffliche Pferdezucht betrieben. Alençon hat ein Lyceum, ein Museum, eine Bibliothek
von 14,000 Bänden und ist Sitz des Präfekten. - Die alten Herzöge von waren ein Zweig des königlichen
Hauses Valois und stammten von Karl II. von Valois, der 1322 von seinem Vater mit der Grafschaft Alençon belehnt wurde und 1346 in der
Schlacht bei Crécy fiel.
Das Pairieherzogtum ward jedoch erst 1414 für des Stammvaters Enkel Johann III. errichtet, welcher 1415 in der
Schlacht bei Azincourt fiel. Als mit Karl IV. 1525 das Haus Alençon erlosch, gab König Karl IX. das Herzogtum seinem jüngern Bruder,
dem Herzog Franz von Anjou, nach dessen Tod 1584 es wieder an die Krone zurückfiel. Heinrich IV. überließ
es pfandweise dem Herzog von Württemberg, der es 1608 auf seinen Sohn vererbte, von dem es Maria de' Medici 1612 für die Krone
zurückkaufte. Ludwig XIV. verlieh den Titel davon 1710 seinem Enkel, dem
Herzog von Berry, und Ludwig XVI. 1774 seinem ältesten
Bruder, dem Grafen von Provence. Gegenwärtig führt der zweite Sohn des Herzogs von Nemours, Prinz Ferdinand
Philipp (geb. 1844), den herzoglichen Titel von Alençon.
Spitzen, welche in der franz. Stadt Alençon (s. d.) angefertigt werden, wohin 1675 der Sitz der französischen,
zehn Jahre früher durch venezianische Arbeiter begründeten Spitzenindustrie verlegt worden war. Die Alençonspitze wird
wegen des Reichtums und der Schönheit ihrer Muster und der vollendeten Ausführung die »Königin der Spitzen«
genannt. Sie wird ausschließlich mit der Nadel angefertigt und zwar aus einem mit der Hand gewebten, aber außerordentlich
feinen und knotenfreien Faden. Die Arbeiterin fertigt gewöhnlich ein Stück von 25 cm Länge an. Die einzelnen Teile
werden dann durch eine feine Naht zu einem Stück von 25 m Länge zusammengesetzt.
schwarzes geköpertes Gewebe mit Kette aus weicher Seide und Einschlag aus weichem feinen Kammgarn, wird
im Stück gefärbt und besonders in Aleppo, Amiens, Paris, Gera, Rochlitz etc. fabriziert.
(Haleb), Hauptstadt des gleichnamigen asiatisch-türk. Wilajets, das den nördlichen Teil von Syrien und den nordwestlichen
Teil Mesopotamiens umfaßt, liegt 300 km nordöstlich von Damaskus, in einer fruchtbaren, vom Steppenfluß Kuweik (Kuêk) bewässerten
Thalebene (ca. 420 m), die sich gegen S. und O. in die Wüste verliert, und war vor dem Erdbeben von 1822,
das zwei Drittel der Stadt zerstörte, der Größe nach die dritte Stadt des türkischen Reichs und, wenn nicht nominell, doch
faktisch die Hauptstadt Syriens.
Sie hat einen Umfang von etwa 12 km und besteht aus der Altstadt (Medineh) und 13 Vorstädten, die einen
größern Raum einnehmen als jene. Die Straßen tragen das morgenländische Gepräge, sind jedoch gut gepflastert, und die
Häuser, aus Quadern fest erbaut, haben zum großen Teil ein sehr stattliches Aussehen. Auch von den alten Palästen steht noch
mancher, teils im venezianischen, teils im arabischen Baustil. Unter den Moscheen (vor dem Erdbeben zählte
Aleppo deren 100, wovon die meisten in Schutthaufen verwandelt wurden) zeichnet sich die Dschami ed Adlijeh durch Schönheit aus.
Ziemlich in der Mitte der Stadt erhebt sich auf einem etwa 65 m hohen Hügel, die Stadt beherrschend, eine
alte Feste mit 20 m hohem Turm; am Fuß des Hügels steht die Wohnung des Gouverneurs. Die Zahl der Bewohner, unter denen durchaus
ein weit freierer und fröhlicherer Sinn herrscht als in den meisten übrigen mohammedanischen Städten, wird von Sachau (»Reise
in Syrien«, Leipz. 1883) auf 125,000 angegeben, wovon etwa 20,000 Christen (meist unierte Griechen, die
einen Metropoliten hier haben) und 5000 Juden sind.
Die jüdische Gemeinde von Aleppo, unter der sich zahlreiche Wechsler, Bankiers und Konsuln europäischer Staaten befinden, ist nächst
der von Damaskus die bedeutendste in Syrien und bewohnt ein eignes Stadtviertel (Bahsita), wie die eingebornen Christen die
Vorstadt Dschedaide und die Europäer die Vorstadt Kitab. Im N. von der Stadt liegt eine große Kaserne für die in Aleppo stationierte
Garnison. Das Klima von Aleppo ist im allgemeinen gesund, im Winter rauh und die Stadt im ganzen Orient berühmt wegen ihrer Umgebung
von lieblichen
mehr
Gärten, Obsthainen und Spaziergängen im Thal des Kuweik, während sich jenseit des Thals zu beiden Seiten die öde Ebene ausdehnt.
Eine antike Wasserleitung führt der Stadt 11 km weit Trinkwasser zu. Seine Lage im Knotenpunkt aller Handelsstraßen, welche
vom Mittelmeer nach O. führen, machte von jeher zu einem Haupthandelsemporium des Orients; es bildete
schon vor Jahrhunderten den Stapelplatz für europäische, levantische, indische und persische Waren. Am schwunghaftesten war
der Handel Aleppos vor der Auffindung des Seewegs nach Indien, während und nach der Zeit der Kreuzzüge, wo die Genuesen und
Venezianer ihre Hauptniederlagen hier hatten. In unsrer Zeit ist er, obwohl infolge des Erdbebens und der
darauf wütenden Pest sowie durch die Unruhen im Land und Bedrückungen aller Art beträchtlich zurückgegangen, doch immer
noch lebhaft; er befindet sich jetzt fast ausschließlich in den Händen der sehr rührigen und durchweg wohlhabenden einheimischen
Christen (Griechen und Armenier), während die früher hier zahlreich vertretenen europäischen Handelshäuser
fast ganz den Platz geräumt haben.
Der Hauptverkehr besteht in der Einfuhr von britischen Zeugen und Manufakturen, Kolonialwaren und französischen leichten Tuchen.
Zur Ausfuhr kommen Galläpfel, Farbstoffe und Droguen (nach England), gelbe Baumwolle und schmutzige, aber gute Wolle (nach Frankreich
und Italien), ferner Tabak, Weizen, Pistazien, Sesam, Öl etc. Erzeugnisse des Gewerbfleißes sind besonders
Seife, kostbare Brokat- und Seidenstoffe, Gold- und Silberwaren, Silberarbeiten, Färbereiartikel etc. Etwa 34 km nordwestlich
von Aleppo sind die Ruinen des im 6. Jahrh. erbauten berühmten Klosters des heil. Simeon, des bekannten Säulenheiligen. - Aleppos
Gründung datiert aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. Der älteste Name der Stadt war Chaleb (gräzisiert Chalybon).
Aleppo war die Hauptstadt der Landschaft Chalybonitis, welche der Chalos (Kuweik) durchfloß, und erlangte nach Palmyras Sturz als
Handelsplatz große Bedeutung.
Seleukos Nikator verschönerte die Stadt und nannte sie Beröa, welcher Name bis zur Eroberung der Araber 636 blieb, dann aber
dem alten Haleb (italianisiert Aleppo) wieder weichen mußte. Während der Kreuzzüge gründeten die Seldschukken
hier ein Sultanat, das zwar schon 1117 wieder unterging, aber den Grund zu der spätern Größe der Stadt legte. Im J. 1260 wurde
sie, damals noch herrlich und groß, eine Beute der Mongolen und 1400 der Horden Timurs. In der Folge kam
sie unter die Herrschaft der mameluckischen Sultane von Ägypten und 1516 durch Sultan Selim I. in die Gewalt der Türken, von
denen sie zur Hauptstadt eines Paschaliks gemacht wurde.