Seit 1213 hatte er seinen Sitz in Alcantara und nannte sich nach diesem ihm vom König
Alfons IX. von
Kastilien geschenkten
Ort.
Später
infolge innerer Zerwürfnisse in
Verfall geraten, wurde er erst durch den
GroßmeisterDon Juan von Zuniga (1479)
wieder gehoben.
Ferdinand V. vereinigte 1494 die Großmeisterwürde mit der
KroneSpaniens. Die Verschmelzung des
Ordens mit
dem von
Calatrava wurde mehrmals vergeblich versucht. Bis zur französischen
Okkupation 1808 besaß der
Orden 37 Komtureien
mit 53
Städten und Dörfern.
Nach der
Restauration erhielt er die
Güter nur zum kleinsten Teil zurück. Zuletzt war er ausschließlich
militärischer
Verdienstorden. Das Zeichen desselben ist ein goldenes, grünes Lilienkreuz, an grünem
Band
[* 3] um den
Hals, in
Seide
[* 4] gestickt auf dem
Rock und dem weißen
Mantel getragen. Die
Ritter hatten ihre adlige Abkunft durch vier
Generationen nachzuweisen,
ebenso, daß in ihrer
Familie weder
Juden noch
Mauren waren. Die
Republik hat 1872 den
Orden aufgehoben, König
Alfons. XII. denselben wieder eingeführt.
Bezirksstadt in der span.
ProvinzAlbacete, am
Fuß der
Sierra de Alcaraz, eines schroffen Kalkgebirges von 1500-1800
m
Höhe, hat ein
Kastell, eine große antike
Wasserleitung
[* 5] und (1878) 4392 Einw. In der
Nähe Zinkbergwerke, Schmelzhütten und große Messingfabrik (zu
San Juan de Alcaraz).
(Alchymie), ein aus dem arab.
Artikel al und dem
WortChemie zusammengesetztes
Wort, heißt eigentlich bloß
»die
Chemie«; man bezeichnet aber mit diesem
Wort nur die chemischen Bestrebungen der frühern Zeit und
zwar vorzugsweise die auf die
Verwandlung der
Metalle, auf das Goldmachen, gerichteten
Arbeiten. Die Geschichte der Alchimie ist mithin
ein Teil der Geschichte der
Chemie bis dahin, wo
Aberglaube und Betrügerei eine Afterwissenschaft schufen, mit welcher die
Chemie nichts mehr zu thun hatte.
Über die Entstehung und das
Alter der Alchimie existieren eine große
Menge von
Sagen, welche die ersten Anfänge
dieser
Kunst in die ältesten
Zeiten unsrer Geschichte zurückversetzen:
Moses, seine
SchwesterMirjam (genannt
Maria Prophetissa),
Hiob und aus späterer Zeit auch
Kleopatra und
Johannes der Täufer werden von den Alchimisten ihrerZunft,
den
Adepten (s. d.), zugezählt, und die Entstehung des ältesten schriftlichen
Zeugnisses der Goldmacherzunft, der
»Tabula smaragdina«, wird von den Alchimisten in das 3. Jahrtausend vor
ChristiGeburt zurückdatiert.
Dies hat nun allerdings keine
Berechtigung denn der Verfasser dieses genauen
Rezepts zum Goldmachen, welches freilich absolut
unverständlich ist,
Hermes Trismegistos
[* 12] (der Dreimalgrößte), ist höchst wahrscheinlich der
PriesterHermon, welcher 100
n. Chr. in
Ägypten
[* 13] lebte; gleichwohl ist die Entstehung der Alchimie wohl in die Zeit zurückzudatieren, als
bei den Phönikern die Metallbearbeitung in
Blüte
[* 14] stand. Die Gewinnung der
Metalle aus den
Erzen, deren
Bestandteile man nicht
zu erforschen vermochte, und die allgemeine
Ähnlichkeit
[* 15] der
Metalle untereinander führten naturgemäß
die unter dem Einfluß der
Lehren
[* 16] des
Aristoteles (s.
Chemie) stehenden
Forscher, welche die Gewinnung der
Metalle nicht als eine
Abscheidung aus den
Erzen, sondern als eine Umwandlung der letztern in
Metalle betrachteten, auf den
Gedanken, auch das edelste
und kostbarste der
Metalle, das
Gold,
[* 17] durch Umwandlung irgend eines
Körpers zu erzeugen.
Das
Streben,
Gold zu machen, hatte in jener Zeit mithin durchaus nichts Unwissenschaftliches oder gar Betrügerisches. Zufällige,
falsch gedeutete
Beobachtungen, welche bei den zahlreichen
Versuchen nicht ausbleiben konnten, ließen dann wahrscheinlich
bald die
Darstellung des
Goldes als möglich erscheinen; ja, vielleicht glaubten einige
Forscher, wenn sie
ein hellgelbes, goldähnliches
Produkt erhielten, das gesuchte
Geheimnis gefunden zu haben, und das Gerücht eines einzigen
gelungenen
Versuchs mußte dann stets die Zahl derer, welche sich mit der
Sache beschäftigten, erheblich vermehren. Diese
erste
Periode der Alchimie schließt mit der Vernichtung der alexandrinischen
Bibliothek ab, und als man 100 Jahre
nach jenem Werk des rohesten Zerstörungstriebs wieder zu den chemischen
Arbeiten zurückkehrte, waren nur noch durch mündliche
Überlieferungen Einzelheiten über die
Arbeiten der vorarabischen Zeit bekannt,
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mehr
welche, phantastisch ausgeschmückt, Wünsche als Thatsachen hinstellten und so die Versuche, dasselbe Ziel zu erreichen, gerechtfertigt
erscheinen ließen. Hierin und in der fortdauernden Herrschaft der AristotelischenLehren haben wir den einfachen Schlüssel
zu der auffallenden Thatsache, daß sich mehrere Jahrhunderte hindurch die erleuchtetsten Geister sämtlicher Nationen mit der
Aufgabe, Gold zu machen, beschäftigten.
Auch die bilderreiche Sprache,
[* 19] deren sich Geber, wie alle Alchimisten, bediente, gab Anlaß zu dem gleichen Irrtum. Er will an
einer Stelle sagen: »Gebt mir die sechs unvollkommenen Metalle (Silber, Quecksilber, Blei,
[* 20] Kupfer,
[* 21] Eisen
[* 22] und
Zinn), damit ich sie in das vollkommene Metall (Gold) verwandle«, und drückt dies aus: »Bringt mir die sechs Aussätzigen,
daß ich sie heile«. Diese Worte konnten leicht mißverstanden werden, ebenso wie die oft vorkommende Bestimmung späterer
Alchimisten, daß man ein, zwei, sechs oder mehr Vaterunser beten solle, den Wahn hervorrief, daß die
Anrufung Gottes bei diesen Arbeiten notwendig sei, während doch in Wahrheit jene Bestimmung nur die Zeitdauer der Operation
angeben sollte.
Wie der Stoff, den jene Alchimisten suchten, beschaffen sei, darüber waren die Meinungen sehr geteilt; der eine sagt, er
sei ein rotes, der andre, er sei ein safrangelbes Pulver, der dritte bezeichnet ihn als eine biegsame,
der vierte als eine spröde Substanz etc.; darin aber stimmten alle Alchimisten überein, daß diese Substanz, wenn man sie
auf schmelzendes Metall werfe, dasselbe in Gold verwandle. In der quantitativen Wirkung gehen aber wieder
die Meinungen auseinander; der eine meint, man könne das 10-100fache Gewicht der Substanz in Gold verwandeln, ein zweiter,
das 1000fache etc., ja Raimundus Lullus (gest. 1315) geht so weit, daß er sagt, wenn das Meer von Quecksilber wäre, so wolle
er es in Gold verwandeln.
Geber war der Repräsentant der Alchimie, wie sie sich unter den Arabern bis zum 19. Jahrh.
ausgebildet hatte; von jener Zeit an verbreitete sich das Studium der Alchimie über alle Länder, und die Geschichte nennt viele
Namen, welche für die Entwickelung der Chemie von Bedeutung waren, aber sämtlich unter dem Bann der alchimistischen Anschauungen
standen. Zu ihnen gehört Raimundus Lullus, welcher die wunderbarsten Resultate erhalten haben wollte,
was nicht in Erstaunen setzen kann, wenn man bedenkt, daß er ein Fanatiker im höchsten Sinn des Worts war, der nur deshalb
Gold machen wollte, um es zu einem Kreuzzug gegen die Ungläubigen zu verwenden; dann der berühmte
deutsche BischofAlbert von Bollstädt, genannt Albertus Magnus, welcher in seinem Werk über Alchimie deutlich sagt, er habe gefunden,
daß die Verwandlung in Gold und Silber möglich sei, und gleichzeitig mit ihm Arnold Bachuone, genannt Arnoldus Villanovus,
und RogerBaco.
Villanovus unterscheidet übrigens ausdrücklich das philosophische Gold von dem natürlichen, denn er
sagt: »Wenn auch die Alchimisten die Substanz und die Farbe nachmachen können, so geben sie demselben doch nicht die früher
aufgezählten guten
Eigenschaften desselben«. Aus späterer Zeit sind bemerkenswert Nikolaus Flamel, von welchem eine angeblich
genaue Beschreibung seiner Arbeiten existiert, die aber in so bilderreicher Sprache geschrieben ist, daß
auch die erfahrensten Deuter der alchimistischen Schriften niemals eine Spur zum Entziffern gefunden haben, und die beiden holländischen
ÄrzteIsaak und Johann Hollandus.
Diese beiden sind besonders bemerkenswert, weil man auf ihre Autorität dem Stein der Weisen (dies war schon damals die allgemeine
Bezeichnung für das Goldpulver) die Kraft
[* 23] zuschrieb, das ewige Leben zu geben. Sie selbst haben nicht
an solche Wirkung gedacht, im Gegenteil, die betreffende Stelle in der Schrift des Isaak Hollandus sagt ausdrücklich, man werde
gesund bleiben bis zu der Stunde, welche Gott gesetzt hat; aber man hat den Schlußsatz unbeachtet gelassen und so das Unwissenschaftliche
des alchimistischen Strebens gesteigert. An die Genannten reiht sich im 15. Jahrh. Basilius Valentinus, welcher behauptete,
der Stein der Weisen könne 10-30 Teile unedlen Metalls inGold verwandeln, und, um den ersten wissentlichen Fälscher unter
den Alchimisten nicht zu vergessen, der Franzose Le
[* 24] Cor, welcher, als Goldmacher vom König von Frankreich
zum Finanzminister und Münzmeister erwählt, ganz einfach seine Goldmacherei in der Weise betrieb, daß er mit dem Stempel
des Königs falsche Münzen
[* 25] schlug und in Umlauf setzte.
Das 15. Jahrh. bezeichnet die Grenze, wo die Betrügerei anfängt, in der Alchimie eine hervorragende Rolle zu spielen, und es folgt
jetzt eine Reihe von Alchimisten, welche man nicht mehr zu den Männern der Wissenschaft zählen kann.
Den Reigen eröffnet Le Cor;
In der neuesten Zeit tauchen nur noch sporadisch Alchimisten auf, z. B. der Franzose Javary,
dessen sogar Baudrimont in seinem »Handwörterbuch der Chemie« mit der Bemerkung erwähnt, er habe Hoffnung, derselbe werde
das große Werk vollbringen. Gegenwärtig hat die Alchimie allen Boden verloren, und solange nicht nachgewiesen
ist, daß die chemischen Elemente keine einfachen Stoffe, sondern Verbindungen uns bis jetzt noch nicht bekannter Körper sind,
kann von künstlicher Erzeugung von Gold keine Rede sein.
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