mehr
ehemaligen Vorrechte, dieser dagegen die Beschränkung der herzoglichen Gewalt auf das Verhältnis des ehemaligen Hochmeisters zu seinem Orden [* 2] zu erreichen hofften. Fast das ganze Land stand dem Fürsten feindselig gegenüber, der angeklagt wurde, die Ausländer zu sehr zu begünstigen, in der That viele Jahre sich von einem Abenteurer, Skalich, hatte beherrschen lassen und überdies sehr verschuldet war. Die Stände suchten Hilfe in Polen. Dieses, der Gelegenheit zur Einmischung froh, sandte 1566 eine Kommission nach Königsberg, [* 3] die gegen den Herzog entschied.
Des Herzogs Beichtvater Funcke, der Schwiegersohn Osianders, und zwei Genossen wurden als Hochverräter zum Tod verurteilt, Mörlin zurückberufen und zum Bischof von Samland ernannt. Als solcher schrieb er zur Verdammung der Osianderschen Lehren [* 4] das symbolische Buch Preußens: [* 5] »Repetitio corporis doctrinae Prutenicae«. Neue Räte wurden dem Herzog von der polnischen Kommission und den Ständen aufgenötigt. Von ihnen abhängig, verlebte Albrecht seine letzten Tage in tiefem Kummer. Er starb zu Tapiau an der Pest, 16 Stunden nach seinem Tod auch seine zweite Gemahlin, Anna Maria aus dem Haus Braunschweig. [* 6]
Vgl. Hase, [* 7] Herzog Albrecht und sein Hofprediger (Leipz. 1879);
Rindfleisch, Herzog Albrecht und die Reformation (Danz. 1880).
20) Albrecht Friedrich, zweiter Herzog von Preußen, [* 8] Sohn des vorigen und seiner zweiten Gemahlin, Anna Maria von Braunschweig, geb. zu Königsberg, wurde vortrefflich erzogen und schon 1568 mit 15 Jahren regierender Fürst unter Vormundschaft der Oberräte aus der seit 1566 herrschenden selbstsüchtigen und fanatisch orthodoxen ständischen Partei, welche im Bund mit der Geistlichkeit, voran der samländische Bischof Heshusius, den jungen, verwaisten, jeder Stütze beraubten Fürsten so tyrannisierte, daß er bald nach seinem 1571 erfolgten Regierungsantritt in Trübsinn verfiel. Am wurde Albrecht mit Maria Eleonore von Jülich-Kleve vermählt. Im J. 1577 ward Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg [* 9] (aus der fränkischen Linie) vom König von Polen zum Administrator von Preußen ernannt; ihm folgte 1603 Kurfürst Joachim Friedrich, dann 1608 Johann Siegmund, Albrechts Schwiegersohn. Albrecht starb schließlich in völligem Blödsinn in Fischhausen.
21) Friedrich Heinrich Albrecht, Prinz von Preußen, geb. vierter Sohn des Königs Friedrich Wilhelm III., trat 1819 als Sekondeleutnant in die preußische Armee, in der er bis 1852 zum Rang eines Generals der Kavallerie aufstieg, einer Waffe, der er sich besonders widmete; 1865 wurde er zum Inspekteur der dritten Armeeabteilung ernannt. Im Krieg 1866 gegen Österreich [* 10] befehligte er das Kavalleriekorps der ersten Armee und wohnte den Schlachten [* 11] bei Münchengrätz, Gitschin und Königgrätz [* 12] bei.
Bei Beginn des Kriegs gegen Frankreich 1870 erhielt er das Kommando der der dritten Armee zugeteilten 4. Kavalleriedivision, nahm an der Spitze derselben thätigen Anteil an dem Zug der dritten Armee von Weißenburg [* 13] über Wörth [* 14] und Sedan [* 15] nach Paris [* 16] und ward dann beauftragt, zur Beobachtung der französischen Loirearmee in der Richtung auf Orléans [* 17] vorzugehen, worauf die Division sich an den Operationen des Generals von der Tann, des Großherzogs von Mecklenburg [* 18] und des Prinzen Friedrich Karl bis zur Beendigung des Loirefeldzugs rühmlichst beteiligte.
Nach Beendigung des Kriegs ward Prinz Albrecht zum Generalobersten ernannt. Er starb Seit mit der Prinzessin Marianne, Tochter des Königs Wilhelm I. der Niederlande [* 19] (gest. in Reinhardshausen bei Erbach), vermählt, ward er von derselben geschieden und ging 1853 eine morganatische Ehe ein mit Rosalie v. Rauch (geb. 1820, gest. Tochter des Generals, spätern Kriegsministers, die zur Gräfin von Hohenau erhoben wurde.
22) Friedrich Wilhelm Nikolaus Albrecht, Prinz von Preußen, geb. Sohn des vorigen, trat 1847 als Sekondeleutnant in die preußische Armee, ward 1860 Major, 1861 Oberst, machte den Feldzug in Schleswig [* 20] 1864 im Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl mit und avancierte 1865 zum Generalmajor. Im J. 1866 zum Kommandeur der 1. schweren Kavalleriebrigade im Kavalleriekorps der ersten Armee ernannt, wohnte er, zur zweiten Armee abkommandiert, den Schlachten bei Skalitz, Schweinschädel und Königgrätz bei. Im Kriege gegen Frankreich 1870 befehligte er die 2. Gardekavalleriebrigade und machte die Schlachten bei Gravelotte und Sedan mit, stieß 24. Dez. mit seiner durch 3 Bataillone und 3 Batterien verstärkten Brigade zur ersten Armee des Generals v. Manteuffel, nahm Anteil an den Operationen um Bapaume und erhielt, nachdem General v. Kummer das Kommando der 15. Division übernommen, das der von diesem bis dahin befehligten 3. Reservedivision.
Für die Operationen an der Somme im Januar 1871 mit dem Oberbefehl über ein aus 2 Infanterie- und 2 Kavallerieregimentern bestehendes Detachement betraut, nahm er Anteil an der Schlacht bei St.-Quentin (19. Jan.). Nach dem Friedensschluß ward er zum Generalleutnant und Kommandeur der 20. Division, 1873 zum General der Kavallerie und Kommandeur des 10. Armeekorps in Hannover [* 21] befördert und 1883 zum Herrenmeister des Johanniterordens erwählt. Er vermählte sich mit der Prinzessin Marie (geb. Tochter des Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg.
[Sachsen.]
23) Albrecht III., der Beherzte (Animosus), Herzog von Sachsen, Stifter der albertinischen, jetzt königlich sächsischen Linie, geb. jüngerer Sohn des Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen von Sachsen. [* 22] Zwölf Jahre alt mit seinem ältern Bruder Ernst durch Kunz von Kaufungen aus Altenburg [* 23] entführt (1455), gab er schon damals Proben jener Geistesgegenwart, die ihm später den ehrenden Beinamen des Beherzten erwarb. Einen Teil seiner Jugend verlebte am Hof [* 24] Kaiser Friedrichs III. zu Wien. [* 25] Im J. 1464 wurde er mit Zedena (Sidonie), der Tochter Georg Podiebrads von Böhmen [* 26] (gest. 1510 zu Tharandt), vermählt; doch war seine Bewerbung um die böhmische Krone nach seines Schwiegervaters Tod, 1474, ohne Erfolg.
Als sein Vater 1464 starb, traten die beiden Brüder Ernst und Albrecht gemeinschaftlich die Regierung an. Der Anfall Thüringens an Meißen [* 27] (1483) gab Anlaß zu dem Leipziger Teilungsvertrag Die beiden Hauptlose waren Meißen und Thüringen; doch sollte, wer ersteres erhielt, weil es schönere Städte und reichere Vasallen hatte, dem andern 100,000 Fl. bar bezahlen. Albrecht wählte Meißen, die 100,000 Fl. trug er zur Hälfte bar, zur Hälfte durch Abtretung des Amtes Jena [* 28] ab. Von diesem Augenblick an trat zwischen beiden Linien eine Spannung ein, die 60 Jahre später unter Albrechts Enkel Moritz zum Bruch führte. Den Habsburgern treu ergeben, ward er von Kaiser Friedrich III. zum »gewaltigen Marschall und Bannerträger« ernannt, focht 1475 gegen Karl den Kühnen von Burgund und führte 1480 und 1487 das Reichsheer gegen ¶
mehr
König Matthias von Ungarn, [* 30] vermochte aber, da der Kaiser ihn ohne die nötigste Unterstützung ließ, nichts auszurichten. Im J. 1488 zog er zur Befreiung des von den Bürgern zu Brügge gefangenen Maximilian I. gegen das rebellische Flandern; dieser übertrug ihm die Statthalterschaft der Niederlande, und zum Lohn für die Bewältigung derselben sowie als Ersatz für die aufgewandten Kosten erhielt er 1498 die Erbstatthalterschaft von Friesland, das er jedoch erst mit Waffengewalt unterwerfen mußte.
Während er eines Landtags wegen nach Leipzig [* 31] geeilt war, erhoben sich die Friesen von neuem und belagerten seinen zurückgelassenen zweiten Sohn, Heinrich, in Franeker. Albrecht eilte an der Spitze eines Heers herbei, entsetzte Heinrich, starb aber nach der Bezwingung Groningens schon zu Emden. [* 32] In Sachsen verbesserte er Justiz und Polizei. Dresden [* 33] war seit der Teilung Albrechts Residenz (vorher hielt er sich meist in Tharandt auf). Albrechts öftere Abwesenheit aber und die Aufwendung großer Summen für den Dienst des Kaisers wurden von den Ständen gemißbilligt. Sein Testament (eigentlich ein mit Zustimmung seiner Söhne Georg des Bärtigen und Heinrich des Frommen sowie mit Zuziehung eines landständischen Ausschusses zu Maastricht [* 34] gemachter und vom Kaiser bestätigter Erbvertrag vom ist der erste Versuch, die Primogeniturerbfolge in Sachsen einzuführen. Es wurde darin unter anderm bestimmt, daß Georg in den meißnisch-thüringischen Erblanden, Heinrich in Friesland des Vaters Nachfolger sein sollte. Für den Fall, daß einer sein Land verlöre, sollte der andre ihm ein Stück von dem seinigen einräumen; wenn aber die Länder des einen Bruders an den andern kämen, sollte der älteste Sohn allein succedieren und dieser seine Brüder bloß mit einem Teil der Landeseinkünfte abfinden. Seinen Namen trägt die von ihm begonnene Albrechtsburg zu Meißen.
Vgl. Langenn, Herzog der Beherzte (Leipz. 1838).
24) Albrecht Kasimir von Sachsen-Teschen, s. Albert 5).