vulkanisches Ringgebirge von 60 km
Umfang. Der
Ring ist aber
an dreiStellen durchbrochen, im O. wie im
NW. durch die
Meteorwasser,
welche sich hier
Ausgänge schufen, im
SW. dadurch, daß sich hier zwei jüngere
Krater
[* 2] bildeten, welche jetzt mit den herrlichen
Seen von
Albano und
Nemi gefüllt sind. In der Mitte des alten
Ringes hat sich ebenfalls ein jüngerer Eruptionskegel
gebildet, der
Monte Cavo
(Mons
[* 3] albanus im
Altertum), 955 m hoch, dessen
Krater im Volksmund
HannibalsLager
[* 4] genannt wird.
Hier stand der
Tempel
[* 5] des
Jupiter latialis, das Bundesheiligtum der
Latiner. Das Albanergebirge, zum größten Teil mit herrlicher
Vegetation und schattigen Wäldern bedeckt, bildet eine beliebte
Sommerfrische der
Römer
[* 6] und der in
Rom
[* 7] weilenden
Fremden und ist wegen seiner landschaftlich reizenden
Partien das
Entzücken der
Maler. Zahlreiche kleine
Städte,
Ariccia,
Albano,
Castel Gandolfo,
Frascati u. a., sind um dasselbe gelagert. Südlich davon erhebt sich, durch eine Senke
geschieden, das Volskergebirge.
die Bewohner
Albaniens und von
Epirus, ein
Volk von isolierter
Stellung unter den Indoeuropäern, das als Nachkommen
der alten Illyrier angesehen wird. Der einheimische
Name der Albanesen ist Schkipetaren (Felsbewohner); von den
Türken, ihren Beherrschern,
werden sie
Arnauten genannt. Ihr Hauptgebiet umfaßt das heutige
Albanien (das alte Illyricum und
Epirus),
jenen Landstrich am Adriatischen
Meer, der östlich vom Pindus begrenzt wird und von
Skutari bis zum
Meerbusen von
Korinth
[* 8] reicht.
Im N. werden sie von den
Serben begrenzt, im S. von Griechen, während sie im O. sich mit
Bulgaren und
Zinzaren berühren.
Die Verwüstungen in
Epirus durch den
Römer Paullus
Ämilius, die germanischen, serbischen und bulgarischen
Einfälle in
Albanien wirkten ohne
Zweifel auf die ethnischen Verhältnisse des
Landes stark ein. Als Arbanitai treten die Albanesen zum
erstenmal im 11. Jahrh. auf; im
Peloponnes werden sie 1349 erwähnt. Im 14. Jahrh. wandern sie nachBöotien,
Attika,
Euböa, dem Archipel, und heute finden wir sie außer ihrem Stammland noch in
Makedonien im
Bezirk Kolonja, in
Attika
und
Megara auf dem Land sowie in
Böotien und
Lokris.
Auf den
Inseln kommen sie im südlichen
Euböa vor und bewohnen etwa ein Drittel von
Andros. Vorherrschend sind sie auf
Salamis,
Poros,
Hydra und
Spezzia. Im
Peloponnes bilden sie die Hauptmasse der
Bevölkerung
[* 9] von
Argolis, Corinthia und Sicyonia,
ebenso nehmen sie bedeutende Teile von
Arkadien,
Lakonien,
Messenien und
Elis ein.
Wohl ein Fünftel der Bewohner
Griechenlands
gehört den Albanesen an, und dieses
Verhältnis ist durch die neuen Erwerbungen inEpirus noch verstärkt worden.
Doch sind diese griechischen Albanesen mehr oder minder in der Hellenisierung begriffen. Durch
Kolonien, welche gegen Ende des 15. Jahrh.
nach dem
Fall des einheimischen Fürstengeschlechts auszogen, wurden die Albanesen auch nach
Italien,
[* 10] namentlich
Kalabrien und
Sizilien,
[* 11] versetzt, wo sie bis heute sich erhalten haben.
In Bezug auf die Körperbeschaffenheit lassen sich keine einheitlichen Merkmale für die Albanesen aufstellen.
Sie zerfallen in einen nördlichen
Stamm, die Gegen, und einen südlichen, die
Tosken, zwischen denen der
Fluß Schkumb die
Grenze bildet; diese beiden
Stämme stehen sich ferner, als man gewöhnlich annimmt, können sich untereinander nur schwer
verständigen und hassen einander. Es ist auffallend, daß blonde
Haare
[* 12] und graue
Augen besonders bei den
südlichen
Tosken vorkommen, im
N. aber die dunkle Gesichtsfarbe herrscht.
Nach den wenigen bekannten Schädelmessungen sind die nördlichen Albanesen brachykephal, während die südlichen
dolichokephal sein sollen. Eingehende anthropologische Untersuchungen fehlen noch. Die Zahl sämtlicher im türkischen
Reich lebender Albanesen gibt
Gopčević auf 1,400,000 an. Dazu kommen 250,000 in
Griechenland,
[* 13] von denen 38,000 bloß albanesisch
sprechen, und 100,000 in
Italien (meist in
Sizilien), so daß die Gesamtzahl des
Volks sich auf 1,750,000
Seelen beläuft. Der
Religion nach zerfallen die in Mohammedaner, Griechen und Katholiken. Die Zahl der erstern dürfte
sich auf 1 Mill. belaufen; dem griechisch-orthodoxen
Glaubensbekenntnis huldigen im osmanischen
Reich etwa 280,000, in
Griechenland
sämtliche Albanesen.
Katholisch sind in
Albanien 120,000, in
Italien sämtliche Albanesen.
Kultur. Die Albanesen wurden bisher zu den nur halb zivilisierten Völkern
Europas gerechnet. Während
Serben, Griechen,
Rumänen, Montenegriner
undBulgaren nach und nach das Türkenjoch abwarfen, waren die Albanesen wie vergessen und lieferten erst in der
letzten Zeit
Beweise, daß sie aus einem 400jährigen Schlummer zu politischem
Leben erwachen.
NochFallmerayer schreibt ihnen
das negative starre
Prinzip des Stillstands zu, der alle
Bildung abweist. Sie seien überall selbstsüchtig, meuterisch, unzuverlässig,
grausam, dabei aber rührige, unerschrockene, sparsame und hartknochige
Handarbeiter,
Schiffer,
Bauern und
Soldaten.
Wohl aber ist ein engeres Heimatsgefühl bei den Albanesen vorhanden, das sich in warmen
Zügen offenbart. Die türkische
Regierung
benutzte die wohlbekannte Kriegstüchtigkeit des
Volks als ein geeignetes
Mittel, um in allen
Provinzen des weiten
Reichs nicht
sowohl die
Ordnung als den
Despotismus zu stützen. Damit entzog sie zugleich dem
Lande die beste Widerstandskraft.
Leider waren aber die Albanesen dort, wie in der
Fremde, gesetzlose
Räuber. G. v.
Hahn
[* 14] zeichnet in kräftigen
Strichen den Zustand
des
Landes:
Faustrecht,
Fehde,
Blutrache, besonders bis zum Beginn des 19. Jahrh. Der
Adel nährte sich von
Erpressungen, das verarmte
Volk vonStraßenraub und Viehdiebstahl, während der
Ackerbauer in unaussprechlichem
Elend lebte.
Den
Despotismus der mohammedanischen Raubstände, des
Adels und der
Krieger, brach zuerst der bekannte
AliPascha von
Janina; danach
versuchten im bessern
Sinn die türkischen Reformgesetze aus dem
Chaos einen
Mechanismus herzustellen, der aber ebensowenig
zum
Organismus werden konnte wie anderwärts im türkischen
Reich.
Selbstsucht,
Not und eine Art patriotischer
Anhänglichkeit an alte
Sitten und Unsitten erzeugten fortwährende Aufregung gegen die türkische
Regierung, kehrten sich
aber auch feindlich gegen andre
Völker, wie Montenegriner und Griechen, was sich 1878 in der
Bildung der albanesischen
Liga
äußerte.
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Letztere werden bei den meisten Stämmen durch die Gjobars ersetzt, welche das Strafgeld (Gjobe, in Vieh entrichtet) bei Verurteilungen
einzuziehen haben; sie werden aus den tapfersten und kühnsten Leuten erwählt. Nach ihnen folgen die
Dovrans oder Bürgen, die dem Wali für das gute Verhalten des Stammes haften müssen. Alle diese Würdenträger gehören zu
den Plektje, Ältesten, welche den Rat (Pletschenia) bilden und über alle Dinge von nicht allgemeiner Wichtigkeit entscheiden.
Übrigens liegen die »Ältesten«, weil deren Würde erblich, oft noch in den Windeln. Barjaktars und Woiwoden
sind im allgemeinen mit der Regierung betraut, doch dürfen sie keine Neuerungen einführen und müssen sich nach dem alten
Herkommen (Adet) richten. Angelegenheiten, die das Wohl des ganzen Stammes betreffen: Entscheidung über Krieg und Frieden, Erlaß
oder Aufhebung eines Gesetzes, Änderung alter Gebräuche, können nur von der Volksversammlung (Kuvent)
entschieden werden, zu der jedes Haus einen Vertreter sendet.
Zwei solcher Versammlungen finden jährlich, im Frühling und im Herbste, statt, um über die Zeit zu entscheiden, wenn die
Herden ausgetrieben und wieder heimgeführt werden sollen. Verletzungen des Herkommens werden mit Geldstrafen
oder Viehkonfiskation gestraft. Von dem Erträgnis der Strafen werden Feste abgehalten. Privatstreitigkeiten schlichten gewählte
Schiedsrichter. Diebstahl kommt nur zur Bestrafung, wenn er im Inland verübt wird; jener im Ausland wird gebilligt, da er den
Nationalwohlstand bereichert.
Während des Blutrachekriegs haben die feindlichen Stämme jederzeit plötzliche Angriffe zu befürchten. Sieg und Ruhm hängen
von der Zahl der Erschlagenen ab. Ist genug des Bluts geflossen, und tritt Abspannung ein, so vermittelt
der türkische Gouverneur den Frieden. In Mittelalbanien kam nach Gopčević in den 50er Jahren, wo die Blutrache besonders stark
wütete, auf je zehn Häuser ein Erschlagener, und in Skutari allein lebten 500 vor derBlutrache dorthin
geflüchtete Albanesen.
In der Familie ist der Mann der Herr, dem alle Familienglieder unterthan sind. Das Weib teilt oft in verwilderter Weise die männliche
Thätigkeit, indem es mit in den Fehdekampf zieht und den Gefallenen die Köpfe abschneidet. Verlobung, Hochzeit, Ehe zeigen
noch viele Spuren altbarbarischer Gebräuche,
wie Brautkauf und Brautraub. In den religiösen Anschauungen
aller Stämme, gleichviel welchem Glauben sie huldigen, hat sich noch sehr viel Heidnisches erhalten.
Das geräumige Gehöft ist mit Schilfrohr umhegt und umfaßt Wohnhaus
[* 17] und die Gebäude für Vieh und Landwirtschaft.
Holz
[* 18] und Lehm bilden das Baumaterial; der Herd liegt auf dem Lehmboden; Kamin und beweglicher Zimmerhausrat fehlen. Decken dienen
statt der Betten. Die Dörfer sind klein und liegen zerstreut im Gebirge. Bei aller Roheit ist ein naturwüchsiger alteinheimischer
Kunstsinn den Albanesen eigen. Sie singen (besonders in Dardanien) viel und gut; es gibt unter
ihnen Erzähler, Sänger, Spieler auf der Mandoline; das Volkslied ist in der Regel elegisch.
Der Tanz ist die Albanitika, verwandt der griechischen Rhomaika.