Streitfrage zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und England, veranlaßt
durch den Schaden, welchen verschiedene Kaperschiffe der südlichen Konföderation während des Sezessionskriegs dem Handel
und der Schiffahrt der nordamerikanischen Union zugefügt hatten. Diese Kaperschiffe waren nämlich teils in englischen Häfen
gebaut worden, teils hatten sie unter englischer Flagge der amerikanischen Handelsmarine an den verschiedensten Orten
und in der verschiedensten Weise beträchtlichen Nachteil bereitet; so ganz besonders die in Liverpool ausgerüstete Alabama
unter Kapitän Semmes, welche endlich 19. Juni 1864 von dem amerikanischen Kriegsschiff Kearsarge bei Cherbourg zerstört wurde.
Nach ihr wird daher der ganze Streit Alabamafrage genannt. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika erblickte
nämlich in dem Verfahren Englands einen Neutralitätsbruch, da es nichts gethan hatte, um das Auslaufen der südlichen Piratenschiffe
aus englischen Häfen zu verhüten. Nach Beendigung des Sezessionskriegs begannen die Verhandlungen über diese Frage, die
nicht selten eine so ernste Form annahmen, daß ein Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und England auszubrechen
drohte, da die Vereinigten Staaten von England Ersatz für allen durch die Alabama und ähnliche Schiffe angerichteten direkten
und indirekten Schaden verlangten.
Beide Mächte setzten endlich eine gemeinsame Kommission im Februar 1871 nieder, um die gefährliche Streitfrage zur Erledigung
zu bringen. Das Resultat der Arbeiten dieser Kommission war der Vertrag zu Washington vom 8. Mai 1871, dem zufolge
unter anderm ein internationales Schiedsgericht die Alabamaforderungen Nordamerikas gegen England entscheiden sollte. Dies Schiedsgericht
tagte seit Januar 1872 in Genf
und bestand aus fünf Personen, ernannt von den Vereinigten Staaten (Ch. F. Adams), England (Sir Alabamafrage Cockburn),
Italien (Graf Sclopis, Präsident), der Schweiz (Stämpfli) und Brasilien (Baron Itajuba).
England erkannte den Grundsatz an, daß eine neutrale Macht für den Schaden verantwortlich sei, welchen ein in ihren Häfen
ausgerüstetes und bemanntes Schiff einer befreundeten Macht zufügt. Die Vereinigten Staaten verzichteten dagegen auf die
Entschädigung für die durch die Kaper indirekt zugefügten Verluste, worauf im September 1872 das Schiedsgericht
zu Genf
den Vereinigten Staaten seitens Englands eine Entschädigungssumme von 3,229,166 Pfd. Sterl. (15 Mill. Doll.) zusprach. Bei
dieser Entscheidung beruhigten sich die englische wie die nordamerikanische Regierung.
Vgl. »Official correspondence on the
claims in respect to the Alabama« (Lond. 1867);
»American opinions on Alabama« (New York 1870);
Bluntschli,
Opinion impartiale sur la question de la Alabama (Berl. 1870);
Geffcken, Die Alabamafrage (Stuttg. 1872).
Name zweier Mineralien (benannt nach der Stadt Alabastron in Oberägypten, in deren Nähe das eine häufig
vorkam), nämlich des stark durchscheinenden blätterigen Kalksinters und des höchst feinkörnigen, schneeweißen
dichten Gipses. Jener, der Kalkalabaster, ist ein sehr junges, noch täglich entstehendes Gebilde der Höhlen in Kalkgebirgen
und
stellt ein gelblich-milchweißes, auch wein- und honiggelbes, zuweilen durch hellere und dunklere Farbenzonen gestreiftes
oder geflecktes, stark durchscheinendes, grobkörnig-blätteriges Gestein dar, welches alle wesentlichen Eigenschaften des
Kalks besitzt und teils in Stalaktiten, teils in Stalagmiten vorkommt (z. B. in der Höhle auf Antiparos,
bei Castleton, in der Baumannshöhle). Am schönsten erzeugt er sich als Sinter in den Bädern von San Filippo in Toscana, wo man
das fast siedendheiße Quellwasser über Hohlabgüsse von Bildwerken laufen läßt, welche sich in 1-4 Monaten mit schneeweißem
Alabaster ausfüllen, der dann, abgehoben, das Bild als genaues Relief darstellt und die herrlichste Politur annimmt.
Das zweite Mineral, der Gipsalabaster, ist ein marmorähnlicher, mehr oder weniger hell durchscheinender Gips. Er ist schneeweiß,
häufig gräulich, gelblich, rötlichweiß, bläulichgrau, zuweilen gelb, oft gefleckt, geädert, gewölkt, gestreift, im
Bruch splitterig und unterscheidet sich von allen übrigen Gipsarten durch Glanz, Bruch und Schwere. Er kommt
fast stets im Gemenge mit körnigem und blätterigem Gips, in ganzen Lagere und Flözen, in beträchtlicher Verbreitung vor und
gehört teils der ältern, teils der jüngern Gipsformation an. In Deutschland findet er sich um Abtenau bei Salzburg, um
Hallein, um Bergen und Hohenschwangau in Bayern, um Königsee im Rudolstädtischen, bei Richelsdorf in Hessen u. v. alabaster O.; ferner
in den Karpathen, in Derbyshire in England, in Baden und bei Sitters in der Schweiz, von vortrefflicher Qualität in Oberitalien,
besonders in Toscana, im Ural etc. Im Altertum bezog man den Alabaster hauptsächlich aus Ägypten.
Gemeiniglich macht er die untersten Lagen der Gipsbrüche aus. Indessen ist er selten so hart und schön, daß er zu edlern
Bildhauerarbeiten benutzt werden könnte. Oft wird er fabrikmäßig verarbeitet, namentlich zu Florenz, Volterra, Livorno, Mailand,
Paris und in England. Man bevorzugt den ganz weißen, halbdurchsichtigen, welcher keine Flecke und Streifen
hat, formt ihn mit den gewöhnlichen Drechslerwerkzeugen und schleift ihn mit Schachtelhalm und Wasser, zuletzt mit Kalkwasser.
Die Politur und einen schönen atlasartigen Glanz gibt man ihm durch Seifenwasser und Kalk, zuletzt mit einem Zusatz von geschlämmtem
Talk. Gebrannt dient der den Italienern zu den feinsten Stuckaturarbeiten. Reinigen kann man Alabasterware
mit Kalk oder Terpentinöl; den vorigen Glanz aber bekommt sie nur dann wieder, wenn man sie von neuem schleift und poliert.
(Opalglas, Reis- oder Reissteinglas), ein sehr kalkarmes, kieselsäurereiches Glas, welches mikroskopisch
kleine ungeschmolzene Teilchen der Glassubstanz enthält und infolgedessen opalisierend, durchscheinend
ist. Man stellt es dar, indem man von dem geschmolzenen Glas einen Teil in Wasser abschreckt, dann wieder in den Hafen bringt
und, bevor es noch vollständig klar geschmolzen ist, mit dem übrigen Glas mischt. Wahrscheinlich beruht hier die Trübung
auf teilweiser Entglasung, Kristallbildung im Glas, welche durch die ungeschmolzenen Fragmente eingeleitet
wird. Das Alabasterglas muß bei möglichst niedriger Temperatur verarbeitet werden, um die trübenden Partikelchen nicht zum Schmelzen
zu bringen.