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Erhaltung der Anstalt wurden 30,000 Rubel bewilligt, außerdem Besoldungen für alle wirklichen Mitglieder (15) ausgesetzt, zu denen unter andern Nicolle, Bernoulli, die beiden Delisle, Bulfinger und Wolf gehörten. Unter Peter II. geriet die in Verfall, hob sich unter der Kaiserin Anna, sank dann wieder, bis sie durch Elisabeth von neuem gehoben wurde. Diese Fürstin vermehrte die Dotation der Akademie auf jährliche 60,000 Rubel, änderte im einzelnen ihre Verfassung und fügte eine neue Klasse für die schönen Künste hinzu, die jedoch schon 1764 wieder abgetrennt wurde.
Erforschung der asiatischen Sprachen und gründliche Kenntnis des Ostens ist das Hauptverdienst der Petersburger Akademie. Sie besitzt eine zahlreiche Sammlung von Manuskripten, eine große Bibliothek, ein Münz- und Naturalienkabinett. Von ihren veröffentlichten Verhandlungen führten die von 1726 bis 1746 herausgegebenen den Titel: »Commentarii academiae scientiarum imperialis Petropolitanae«, 14 Bde., die von 1747 bis 1775 »Novi commentarii«, 20 Bde. Eine dritte Serie bilden die »Acta«, 1777-1782;
eine vierte die »Nova Acta«, 1783-1802;
seit 1803 erscheinen die »Mémoires«, 1836-42 erschien das »Bulletin scientifique«;
die Fortsetzung des letztern trennte die naturwissenschaftliche Klasse von der philologisch-historischen, bis sie 1860 wieder vereinigt wurden.
Seit 1841 ist die 1783 gegründete »Akademie für russische Sprache« [* 2] mit der Kaiserlichen der Wissenschaften verbunden. Auch zu Warschau [* 3] besteht eine Gesellschaft der Wissenschaften und Künste (gegründet 1824). Besondere Verdienste um Sprachwissenschaft erwirbt sich in dem finnischen Helsingfors die »Societas scientiarum Fennica«, deren »Acta« seit 1842 erscheinen. - In Serbien [* 4] besteht eine Gelehrtengesellschaft zu Belgrad. [* 5]
In Skandinavien ist zunächst die Königliche [* 6] der Wissenschaften (Svenska Akademien) in Stockholm [* 7] zu erwähnen, die, anfangs ein Privatverein von sechs Gelehrten (darunter Linné), 1741 königliche Bestätigung erhielt. Ihre jährlich erschienenen Abhandlungen bilden bis 1779 die alte, von da an die neue Folge. Außerdem gibt sie »Acta oeconomica« heraus. Sie ist seit 1799 in sieben Klassen geteilt und zählt 18 Mitglieder. Ihre Einkünfte werden aus Staatsbeiträgen, Vermächtnissen, Schenkungen und dem Kalendermonopol bezogen; sie verteilt auch jährliche Preise.
Daneben besteht die »Witterhets historie och antiquitets Akademien«, ebenfalls in Stockholm (gestiftet 1753, reformiert 1786),
welche seit 1755 ihre »Memoiren«, seit 1800 in neuer Folge liefert; ferner die »Kongliga wetenskaps Societaten« zu Upsala [* 8] (seit 1740, gibt »Acta« heraus) und ein »Kongliga wetenskaps och witterhets Samhallet« in Gotenburg (seit 1773). Norwegen [* 9] besitzt die »Videnskabs-Selskabet« zu Christiania [* 10] (1859 gegründet) und die »Kongelige Norske Videnskabers Selskab« zu Drontheim (gestiftet 1760 vom Bischof Gunnerus, seit 1767 königliches Institut); Dänemark [* 11] endlich eine der Wissenschaften (Kongelige Danske Videnskabernes Selskab) in Kopenhagen, [* 12] die, aus einem privaten Gelehrtenverein hervorgegangen, 1743 vom König Christian VI. zum königlichen Institut erhoben wurde. Ihre Arbeiten erstrecken sich vorzüglich auf Mathematik, Physik und Naturgeschichte.
Großbritannien [* 13] und Irland haben weniger akademisch konstituierte Gesellschaften für die Beförderung allgemeiner Wissenschaft, desto mehr Vereine (societies), welche besondere Zweige des menschlichen Wissens pflegen. Selbst die drei großen und berühmten Institute: die Royal Society in London [* 14] (begründet 1663), welche jährlich einen Band [* 15] »Philosophical Transactions« veröffentlicht, die Royal Society in Edinburg [* 16] (seit 1783) und die 1782 begründete Royal Academy of science zu Dublin, [* 17] die ebenfalls »Transactions« und »Proceedings« erscheinen läßt, kultivieren fast ausschließlich die mathematischen und Naturwissenschaften.
In Bukarest [* 18] besteht eine der Wissenschaften seit 1866, welche »Annalide« veröffentlicht und ein Wörterbuch der rumänischen Sprache herausgegeben hat.
Reich sind die Vereinigten Staaten [* 19] von Nordamerika [* 20] an Akademien und ähnlichen Anstalten; noch in jedem Jahr werden daselbst neue gegründet und freigebig dotiert. Die ältesten sind die »American Academy of arts and sciences« zu Boston [* 21] (gestiftet 1780), welche den Zweck verfolgt, jede Kunst und Wissenschaft zu fördern, die den Nutzen, die Ehre, Würde und Wohlfahrt eines freien, unabhängigen Volks vermehren kann, und ihre Verhandlnngen ^[richtig: Verhandlungen] regelmäßig herausgibt, und die »American philosophical Society« zu Philadelphia [* 22] (von B. Franklin gegründet, 1780 bestätigt). Ihnen zunächst stehen: das »Albany Institute« (1787);
die »Literary and philosophical Society« zu New York (seit 1791),
welche alle zwei Jahre einen Band »Transactions« herausgibt und monatliche Sitzungen hält;
die »Connecticut Academy of arts and sciences« zu Newhaven (seit 1799);
das »Columbian Institute« in Washington [* 23] (seit 1821),
unter Vorsitz des Präsidenten der Vereinigten Staaten mit monatlichen Versammlungen;
die »Smithsonian Institution« (seit 1848) und die »National Academy of sciences«, die 1863 als Nationalinstitut gegründet ward, beide in Washington;
die »Chicago Academy of sciences« (1856) u. a. Gegenwärtig haben fast alle größern Städte der Vereinigten Staaten ihre Akademien und Societäten für allgemeine oder besondere Wissenschaften. Im übrigen Amerika [* 24] ist die Kaiserliche der Wissenschaften zu Rio de Janeiro [* 25] hervorzuheben. - Auch in Asien [* 26] bestehen akademisch konstituierte Gesellschaften für allgemeine Wissenschaften, z. B. in Kalkutta [* 27] die Asiatic Society (gestiftet 1784), welche die wichtigen »Asiatic Researches« herausgibt;
in Batavia [* 28] die Gesellschaft der Wissenschaften und Künste (errichtet 1778), welche seit 1779 ihre Verhandlungen veröffentlicht;
in Smyrna die der Wissenschaften und Künste, gegründet 1826;
in Bombay [* 29] etc. Als eigentliche Akademien können im Orient jedoch nur die innerhalb des türkischen Reichs versuchten beiden Institute, die kaiserliche »Endschümeni danisch« in Konstantinopel [* 30] (seit 1851) und das »Institut Égyptien« Said Paschas in Alexandria (seit 1859),
gelten. - In Australien [* 31] haben die Royal Societies in Sydney, [* 32] Melbourne, [* 33] Hobart, das »New Zealand Institute« zu Wellington und das »South Australian Institute« zu Adelaide [* 34] bereits schätzenswerte Druckschriften herausgegeben.
Akademien für besondere Wissenschaften.
Unter den Akademien für besondere Sprachwissenschaften stehen die für Sprachforschung voran. Die älteste Akademie dieser Art, der Sprachkritik gewidmet, ist die von Aldus Pius Manutius zu Venedig [* 35] 1495 eröffnete, welche über abzudruckende Klassiker und Verbesserung des Textes ihrer Werke beratschlagte. Eine ähnliche Absicht hatten die Accademia Veneta, gestiftet 1593, und die von Geron. Albrizzi in Venedig 1696 gestiftete »Gesellschaft zur Beförderung des Drucks guter Bücher«. Die wichtigste aber für italienische Sprache und Sprachforschung ist die bereits ¶
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(S. 247) erwähnte Accademia della Crusca oder Academia furfuratorum zu Florenz [* 37] und auf französischem Boden die ebenfalls schon als Teil der Pariser Gesamtakademie besprochene. Zu Madrid [* 38] stiftete der Herzog von Escalona 1714 eine Akademie für spanische Sprache, die 1713 mit mehreren Privilegien zu einer königlichen Anstalt erhoben wurde (s. oben). Alle Arbeiten dieser Sektion der Königlichen Akademie, namentlich ihr Hauptwerk, das große spanische Wörterbuch, stehen in verdientem Ansehen.
Petersburg [* 39] erhielt 1783 ebenfalls eine Akademie für russische und asiatische Sprachen, welche jetzt mit der der Wissenschaften verbunden ist. Ähnliche Institute bestehen unter dem Namen von Akademien in Stockholm seit 1789 für die schwedische Sprache, in Pest seit 1830 für die ungarische. Für Altertumskunde sind mehrere Akademien thätig. Für die Erforschung der etrurischen Altertümer wurde zu Cortona in Italien [* 40] die Accademia etrusca 1727 und für die nordischen Antiquitäten eine andre zu Upsala in Schweden 1710 errichtet; beide haben sehr schätzbare Arbeiten geliefert.
Die Akademie, welche für die römische Sprache Paul II. in Rom [* 41] gründete, ging bald ein, und ein ähnliches Schicksal hatte nach kurzer Blüte [* 42] die von Leo X. gestiftete. Andre minder wichtige entstanden aus ihrer Asche. Alle ähnlichen Anstalten aber übertraf die bereits erwähnte Académie des inscriptions. Reichlicheres antiquarisches Material stand den italienischen gelehrten Vereinen zur Verfügung. So stiftete für die in Herculanum und Pompeji [* 43] aufgefundenen Denkmäler zu Neapel [* 44] der Minister Tanacci 1755 die herculanische Akademie. Ihre Abhandlungen, die seit 1775 erscheinen, führen den Titel: »Antichità di Ercolano«.
Die Akademie für Geschichte und Antiquitäten, welche 1807 Joseph Bonaparte in Neapel errichtete, ist später wieder eingegangen. In demselben Jahr entstand zu Florenz eine Akademie für die Erklärung toscanischer Altertümer und zwei Jahre früher (1805) in Paris [* 45] die keltische Akademie, die sich zum Hauptzweck die Aufklärung der Geschichte, Sitten, Denkmäler der Kelten, vornehmlich in Frankreich, setzte und 1814 den Namen »Société des Antiquaires de France« annahm.
Gegenwärtig besitzen die meisten bedeutendern Städte Englands und Frankreichs Vereine für Altertumskunde, von denen manche durch gehaltvolle Denkschriften allgemeine Anerkennung gefunden haben. Über die Akademien und Gesellschaften, welche ihre Thätigkeit speziell der Geschichte und der Geographie widmen, s. Historische Vereine und Geographische Gesellschaften. Auch das Gebiet der Naturwissenschaften bearbeiten mit Erfolg zahlreiche Akademien.
Die Royal Society in London, anfänglich ein Privatverein weniger Naturforscher, wurde von Karl II. 1663 als »Königliche privilegierte Gesellschaft« inkorporiert. Weltberühmtheit erlangte sie zuerst unter dem Vorsitz Newtons [* 46] (1703). Die Gesellschaft, welche alle bedeutenden Gelehrten des britischen Weltreichs in sich vereinigt, wird von einem Präsidenten geleitet, welchem ein Rat von 21 Mitgliedern beigegeben ist. Zwei ständige Sekretäre und eine Anzahl Clerks besorgen die Korrespondenzen und andern laufenden Geschäfte.
Niemand kann aufgenommen werden, der nicht wenigstens durch drei Mitglieder in Vorschlag gebracht ist, welche die wissenschaftlichen Verdienste ihres Kandidaten öffentlich zur Prüfung mitteilen müssen. Ballotage und eine Stimmenmehrheit von zwei Dritteln entscheiden die Aufnahme. Die regelmäßigen Sitzungen werden im Winterhalbjahr jeden Donnerstag im Somersetpalast zu London gehalten. Die Gesellschaft gibt die ebenso bekannten wie wichtigen »Philosophical Transactions« heraus.
Auch die schon erwähnten Royal Societies in Edinburg und Dublin widmen sich hauptsächlich der Kultur der Naturwissenschaften. Außerdem beschäftigen sich im Ausland mit den mathematischen und Naturwissenschaften folgende ältere akademisch konstituierte Gesellschaften: die »Société de physique et d'histoire naturelle« zu Genf; [* 47] die Academia operosorum zu Laibach [* 48] (gegründet 1693, restauriert 1781);
die Academia Romano-Sociaca in Triest [* 49] (gestiftet 1803);
die Accademia delle scienze in Padua [* 50] (gestiftet 1520, erneuert 1770);
die Accademia botanica in Cortona;
die »Kaiserliche Gesellschaft für Mineralogie« in Petersburg;
die »Akademische Gesellschaft naturhistorischer Freunde« in Moskau, [* 51] welche seit 1806 »Mémoires« und seit 1837 »Bulletins« herausgibt;
die Accademia dei Lincei zu Rom (um 1590 gestiftet),
deren Mitglied Galilei war;
die »Societas columbaria« zu Florenz (1737);
das »Institutum scientiarum et artium« zu Bologna (1737);
die naturforschenden Gesellschaften in Zürich [* 52] (1746), Lund (1772), Bern [* 53] (1786), Genf (1790) etc. (weiteres s. Naturwissenschaftliche Vereine). - Für Medizin endlich ward die Leopoldinische der Naturforscher 1652 von J. L. ^[Johann Laurentius] Banschius ^[richtig: Bauschius] zu Wien [* 54] unter dem Namen »Academia naturae curiosorum« gestiftet, welche später zu Ehren der Kaiser Leopold I. und Karl VII. den Namen »Academia Caesarea Leopoldino-Carolina Germanica naturae curiosorum« annahm und seit 1808 ihren Mittelpunkt in Bonn, [* 55] dann in Jena [* 56] und Dresden [* 57] hatte.
Ihre wertvollen Schriften erschienen unter mehreren Titeln im Druck: »Miscellanea curiosorum« (1705, 32 Bde.);
»Ephemerides« (1722, 10 Tle.);
»Acta« und »Nova Acta« (seit 1757);
daneben »Leopoldina« (seit 1859).
Andre medizinische Akademien befinden sich zu Palermo [* 58] (1645), Venedig (1701), Genf (1715), Madrid, Lissabon [* 59] (1780), Petersburg (1799), Paris (1820), wo schon 1731 eine Akademie für Chirurgie errichtet worden war, die 1820 mit der medizinischen vereinigt wurde; ferner in Cadiz [* 60] (1820), Brüssel [* 61] (1841) etc.
Vgl. Achmet d'Héricourt, Annuaire des sociétés savantes (Par. 1865-66, 2 Bde.);
Stöhr, Akademisches Jahrbuch (Leipz. 1876 u. 1877);
Müller, Die wissenschaftlichen Vereine und Gesellschaften Deutschlands [* 62] im 19. Jahrhundert.
Bibliographie ihrer Veröffentlichungen seit ihrer Begründung (Berl. 1884).