Schweigen gebracht, die
Forts besetzt, zugleich aber ein Teil der Stadt zerstört und von den erbitterten
Soldaten und Einwohnern
ein furchtbares Blutbad unter den Europäern angerichtet, deren
Häuser meist in
Brand gesteckt wurden. Die englische
Regierung
sah sich daher genötigt, ein Landheer unter
Wolseley nach Ägypten
[* 2] zu schicken, das zunächst
Alexandria besetzte,
dann das ägyptische
Heer unter
Arabi, der den
Widerstand fortsetzte, vom
Suezkanal aus 13. Sept. bei
Tell el Kebir angriff und vollständig
in die
Flucht schlug.
Die Empörer wurden in die
Verbannung geschickt.
TewfikPascha wurde darauf wieder in die Herrschaft eingesetzt, doch hatte
er alles Ansehen verloren und behauptete sich nur mit
Hilfe der englischen
Truppen, welche Ägypten besetzt
hielten.
Englische
[* 3] Beamte und
Offiziere machten zwar
Versuche, dem Land eine neue, bessere
Verfassung und
Verwaltung zu geben
sowie das
Heer zu reorganisieren, doch ohne Erfolg. Die
Ausfälle in den Einkünften während der Empörung und die erheblichen
Kosten der englischen
Okkupation hatten ein solches
Defizit zur
Folge, daß weder die
Entschädigungen an
die durch die Ereignisse von
Alexandria betroffenen
Europäer noch die
Zinsen der
Staatsschuld gezahlt werden konnten.
Der
Versuch, den
England auf der
LondonerKonferenz 1884 machte, die Zustimmung der Mächte zu einer
Zinsreduktion zu erlangen,
scheiterte an seiner Weigerung, die frühere internationale Finanzkontrolle herzustellen. Dazu kam der
Aufstand des
Mahdi im
Sudân, wo die ägyptischen
Truppen mehrere
Niederlagen erlitten, die den
Abfall des ganzen
Landes von zur
Folge hatten. Auch die Besitzungen am
RotenMeer und in
Harar gingen verloren. So wurden durch die Rebellion
ArabiPaschas und die englische
Intervention die innern und äußern Erfolge früherer Jahre wieder vernichtet.
Bis 1813 suchte sie
Italien
[* 9] und seitdem die meisten europäischen
Heere heim.
Noch 1833 und 1834 wütete die
Krankheit arg
unter den belgischen
Truppen, so daß
Tausende erblindeten. Die ägyptische Augenentzündung tritt gelegentlich auch unter der Zivilbevölkerung
auf, namentlich in solchen
Fällen, wo viele
Menschen in engen
Räumen zusammenwohnen, wo nicht für die nötige Reinlichkeit
gesorgt wird und die
Luft mit schädlichen
Ausdünstungen und Miasmen geschwängert ist (z. B. in Zuchthäusern,
Schiffen,
Waisenhäusern etc.). Auch ist die ägyptische Augenentzündung nicht durch die
Franzosen nach
Europa
[* 10] importiert worden, denn die gleiche
Krankheit war schon den alten griechischen und arabischen
Ärzten bekannt,
und in verschiedenen
LändernEuropas wurden
Epidemien derselben in den letzten
Jahrhunderten mehrfach beobachtet.
Man hat angenommen, daß die
Krankheit eine rein kontagiöse sei, und daß sie nur diejenigen befalle,
welche von einem andern daran leidenden
Menschen damit angesteckt werden. Viel wahrscheinlicher aber erzeugt sich die
Krankheit
neu, wenn viele
Menschen dicht zusammengedrängt in einer mit schädlichen Bodenausdünstungen und tierischen Ausflüssen
etc. verunreinigten
Atmosphäre leben, und wenn sie gleichzeitig großen körperlichen Anstrengungen und
klimatisch Schädlichkeiten aller Art ausgesetzt sind.
Sobald aber die
Krankheit sich einmal entwickelt hat, breitet sie sich auf dem Weg der
Ansteckung weiter aus, so daß sie also
zu den miasmatisch-kontagiösen
Krankheiten zu rechnen ist. Der
Träger
[* 11] des Ansteckungsstoffs bei der ägyptischen
Augenentzündung
ist der
Eiter, welcher sich auf der
Bindehaut der entzündeten
Augen erzeugt. Wird dieser
Eiter, selbst in
minimaler
Menge, auf ein bis dahin gesundes
Auge
[* 12]
übertragen, was durch Berührung der Kranken, durch Benutzung ihres Waschgeräts
und auf ähnliche
Weise ja so leicht geschehen kann, so erkrankt dieses in der gleichen
Weise.
Dadurch erklärt sich die epidemische Verbreitung der
Krankheit auch auf solche, welche sonst unter günstigen
äußern Verhältnissen leben. Die ägyptische Augenentzündung tritt unter drei verschiedenen
Formen auf. Die mildeste ist diejenige, welche sich
als einfacher
Katarrh der
Bindehaut des
Auges darstellt; die heftigere ist die akute
Blennorrhöe, bei welcher sehr reichlicher
Eiter gebildet wird, und die dritte, aus diesen entstehende, die granulöse ägyptische Augenentzündung, das
Trachom. Der Verlauf der
Entzündung ist bei der ägyptischen
Augenentzündung kein andrer als bei jeder auf andrer
Ursache beruhender
Ophthalmie (vgl.
Augenentzündung).
Sie bringt das
Leben nur selten in unmittelbare
Gefahr und zwar nur während ihres akuten
Stadiums, wenn
sich die
Entzündung über das ganze
Auge verbreitet.
Um so häufiger führt sie zum Verlust des einen oder andern
Auges und
zur
Blindheit, indem entweder eine
Verschwärung und narbige Schrumpfung der
Hornhaut hinzutritt, so daß kein
Licht
[* 13] mehr in
das
Auge eindringen kann, oder indem die
Entzündung den ganzen Augapfel ergreift und zum
Schwunde desselben
führt, oder endlich, indem der Bindehautsack verödet und die
Hornhaut mit einer undurchsichtigen, narbenartigen Gewebsmasse
überzogen wird.
Alle diese
Formen der
Blindheit sind unheilbar. Der
Arzt hat gegenüber der ägyptischen
Augenentzündung eine
doppelte Aufgabe. Zunächst muß er die Verbreitung der
Krankheit auf bisher
¶
mehr
Gesunde durch strenge Absonderung der Kranken von den Gesunden zu verhüten suchen. Letztere müssen die größte Reinlichkeit
beobachten und jede Berührung mit den Kranken vermeiden; die Ursachen, welche die Ausbreitung der Krankheit begünstigen,
müssen entfernt werden. Dies geschieht durch fleißiges Lüften der Wohnungen, Genuß einer frischen und gesunden Luft, Vermeidung
von Staub und Rauch, von Erkältungen und übermäßigen Anstrengungen und Exzessen.
Die Behandlung der kranken Augen besteht in fleißigem Auswaschen, Auflegen kalter Umschläge und in örtlichen Blutentziehungen.
Innerlich reicht man kühlende, abführende und besänftigende Mittel. Vom größten Nutzen sind die Ätzmittel, namentlich
die Anwendung des Höllensteinstifts und des Kupfervitriols in Substanz oder in Lösung auf die kranke Bindehaut.
Die Hauptsache ist, daß alle diese Mittel so früh wie möglich angewendet werden.